a)
Einleitung
Die
Situation der dänischen Minderheit in Deutschland (Süd-Schleswig)
und der deutschen Minderheit in Dänemark (Nord-Schleswig)
unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Lage anderer
Minderheiten in Europa. Dies liegt sicherlich zu einem großen Teil
daran, dass seit Jahrhunderten eine enge Beziehung zwischen den
Volksgruppen besteht und die Verwandtschaft der Sprachen und Dialekte
ein relativ leichtes Erlernen der zweiten oder dritten Sprache
ermöglichen. So sind die Schleswiger beiderseits der heutigen Grenze
in der Regel zweisprachig, meist sogar dreisprachig. Hinzu kommt,
dass inzwischen beiderseits der Grenze das Bekenntnisprinzip als
alleinige Basis anerkannt ist (Däne / Deutscher ist, wer sich als
Däne / Deutscher bekennt)
b) Lage und Zahlen
Die
dänische Volksgruppe in Südschleswig lebt verstreut in den
Landkreisen Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, im nördlichen Teil
des Kreises Rendsburg-Eckernförde und in Kiel.Der Schwerpunkt liegt
in der Stadt Flensburg (ca. 20% der Bevölkerung). Da das
Bekenntnis-Prinzip gilt (siehe 2.01.10) gibt es keine exakten
Statistik-Zahlen. Aufgrund von Angaben der dänischen Organisationen
umfasst die Volksgruppe ca. 50000 Personen, das sind etwa 12 % der
Bevölkerung innerhalb dieses Gebiets (ohne Kiel)1
Nach
Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker und des dänischen
Instituts für Grenzregionsforschung kann man von ca 20.000 dänischen Muttersprachlern ausgehen und von 8.000 bis 10.000 Personen , die Dänisch im Alltag nutzen.
Eine anschauliche Einführung in das Thema bietet ein Kurzbeitrag des Südtiroler Fernsehens minet tv unter:
Eine anschauliche Einführung in das Thema bietet ein Kurzbeitrag des Südtiroler Fernsehens minet tv unter:
http://www.minet-tv.com/videos/die-daenen-in-deutschland-m19-70-1.html
c) Sprache
Die
dänische Sprache in Südschleswig ist vom Wortschatz her stark vom
Niederdeutschen
beeinflusst. Dennoch ist die Sprachgrenze
zu den deutschen Dialekten in linguistischer Hinsicht keine
fließende, sondern eine harte. Sie verlief historisch auf einer
Linie Eider
– Treene
– Eckernförde.
Seit dem hohen Mittelalter setzte sich jedoch auch nördlich der
Eider die deutsche Sprache immer stärker durch. Heute ist die
deutsch-dänische Grenze zugleich Sprachgrenze, mit Minderheiten
nördlich und südlich der Staatsgrenze. Standardsprache
ist das so genannte Reichsdänisch
(rigsdansk),
auch rigsmål
(„Reichssprache“) genannt, das auf der gehobenen Sprache in
Kopenhagen (radiokøbenhavnsk)
basiert2
Es wird als Hochsprache an den Schulen unterrichtet.
Im
Gegensatz zu anderen ethnischen Minderheiten ist die Sprache in Nord-
und Süd-Schleswig nicht das entscheidende Kriterium für die
Zugehörigkeit zur Volksgruppe. Basis ist vielmehr die ganz
persönliche Einstellung zur deutschen oder dänischen Kultur und
Lebensart (Bekenntnisprinzip). Die Erst- oder Haussprache kann
hiervon durchaus abweichend sein. Wichtiger ist oft die
Mitgliedschaft in Vereinen und Organisationen der Minderheit, die Art
wie man mit seinen Freunden Feste feiert oder welchen Sozialdienst
man in Anspruch nimmt. Auch die Wahl der Schule, die Zugehörigkeit
zur Kirchengemeinde und die Auswahl der Medien (Zeitungen,
Zeitschriften, Radio, Fernsehen) stellen wichtige Kriterien
hinsichtlich der Zugehörigkeit zur einen oder anderen Volksgruppe
dar.
In
der Bonn-Kopenhagener Erklärung ist in Abt. II, Art. 2 festgelegt,
dass Angehörige der Minderheit am Gebrauch der gewünschten Sprache
in Wort und Schrift nicht behindert werden dürfen. Da in allen
öffentlichen Einrichtungen Südschleswigs deutsch die Amtssprache
ist, steht z.
B. vor Gericht den Angehörigen der dänischen Minderheit ein
Dolmetscher zu. Da die allermeisten Angehörigen der Minderheit
jedoch zweisprachig sind oder teilweise – entsprechen dem
Bekenntnisprinzip – sogar Deutsch die Muttersprache ist, wird von
diesem Recht praktisch kein Gebrauch gemacht. Auch in anderen
öffentlichen Bereichen wird die Minderheitssprache nicht benutzt, so
waren z. B. bis zum Jahre 2007 alle Straßen- und Hinweisschilder
einsprachig deutsch.3
d) Geschichte
Die
geschilderte Situation Schleswigs ist das Ergebnis der Geschichte,
insbesondere des 19. und 20. Jahrhunderts. Da diese Geschichte
Schleswigs bei Dänen, Deutschen und Nordfriesen eng ineinander
verwoben ist, wird sie zur Vermeidung von Doppelungen in einer
Übersichtstabelle unter 2,0110 Deutsche Volksgruppe in Nordschleswig
ausführlich dargestellt.
e) Kultur
Kulturträger
der dänischen Minderheit ist der Südschleswigsche Verein
(Sydslesvigsk Forening – SSF). Nach der Teilung Schleswigs 1920
wurde er als „Den slesvigske Forening“ gegründet und war auch
gleichzeitig als politische Partei der dänischen Minderheit tätig.
Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte unter dem Druck der britischen
Besatzungsmacht eine Aufteilung der politischen und kulturellen
Aktivitäten (siehe weiter unten: Politische Situation).
Der
SSF ist die kulturelle Hauptorganisation der dänischen Minderheit
mit gegenwärtig rund 16.000 Mitgliedern. Er ist Träger und
verantwortlich für vielfältige und sehr unterschiedliche Aufgaben.
Ziel der Arbeit des SSF ist es, die dänische Sprache
zu verbreiten und zu pflegen, die dänische Kultur sowie das dänische
Wirken in Südschleswig zu schützen und zu fördern, Dem SSF sind 24
Vereine (u.a. Landwirtschafts- und Wirtschaftsverbände,
Volkstanzgruppen Hausfrauenverbände, Arbeitervereine, 2
Kunstvereine, eine Journalistenvereinigung). mit rund 13.000
Mitgliedern und das Danevirke Museum in der Gemeinde Dannewerk (Kreis
Schleswig-Flensburg) sowie ca. 40 Versammlungshäuser im Landesteil
Schleswig. Er führt dort oder in kommunalen Einrichtungen
Sprachkurse durch, betreibt Altenclubs und Vorlesungen in
Volkshochschulen und organisiert Ferien für Schüler bei dänischen
Familien.
In
der Saison 2001/02 wurden über 20 Theatervorstellungen mit etwa 3500
Besuchern durchgeführt. Außerdem unterhält er Rentnerwohnungen in
Flensburg, Schleswig, Eckernförde und Rendsburg. Jährlich findet
das dänische Jahrestreffen (Årsmøde)
statt.
Es hat eine lange Tradition ist die Hauptattraktion im kulturellen
Jahreskalender der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein.4
Koordiniert
wird die Arbeit im Dänischen Generalsekretariat (Dansk
Generalsekretariat) in Flensburg. Der SSF unterhält ein
Informationsbüro auf Christiansborg, dem Sitz des dänischen
Parlaments, in Kopenhagen.
Der
dänische Jugendverband (Sydslesvigs danske Ungdomsforeninger,
SdU)
ist die Dachorganisation von 65 Einzelvereinen mit über 12000
Mitgliedern. Er unterhält 12 Jugend und Freizeitheime (davon 6 in
Flensburg) und organisiert 28 Jugendtreffs.
Der
dänische Gesundheitsdienst betreibt Sozialstationen in Flensburg,
Schleswig; Husum und Leck, 21 Schwesternstationen im Landesteil
Schleswig und führt regelmäßig Untersuchungen durch praktische
Ärzte und Zahnärzte an dänischen Schulen und Kindergärten durch.5
f) Politische Situation
Die
parteipolitische Vertretung der dänischen Minderheit ist der
Südschleswigsche Wählerverband (SSW). Er wurde 1948 als neue
politische Organisation der dänischen Minderheit und der nationalen
Friesen (siehe 3.053) gebildet und von der damaligen britischen
Besatzungsmacht als Partei zugelassen. Die Briten machten jedoch die
Auflage, dass keine aktive Politik hinsichtlich einer Grenzkorrektur
betrieben werden darf. „Den slesvigske Forening“ (Schleswigscher
Verein – siehe oben unter Kultur) hatte zuvor keine Zulassung als
politische Partei erhalten, seine Mitglieder kandidierten als
Unabhängige zu den Kommunalwahlen 1946 und für den Landtag 1947.
Der Erfolg war – aufgrund der katastrophalen Lage im geschlagenen
Deutschland (Speckdänen) – zunächst außerordentlich groß (33 %
für dänische Kandidaten bei den Landtagswahlen im Landesteil
Schleswig). Der SSW verfolgte ab 1948 eine heimatorientierte Politik
für den Landesteil Schleswig – insbesondere auch mit einer
Stoßrichtung gegen die dauerhafte Ansiedlung von deutschen
Flüchtlingen aus dem Osten. Die anfänglichen Erfolge gingen mit der
zunehmenden wirtschaftlichen Konsolidierung in der Bundesrepublik ab
1948 jedoch kontinuierlich zurück.6
Im
1. deutschen Bundestag stellte der SSW einen Abgeordneten (Hermann
Clausen aus Schleswig), da bei der 1. Bundestagswahl die 5 %
Sperrklausel nur auf Länderebene galt. Ab 1953 konnte kein
Abgeordneter des SSW mehr in den Bundestag gelangen. Seit 1965 nimmt
der SSW nicht mehr an der Bundestagswahl teil. Aufgrund der
Bonn-Kopenhagener Erklärung wurde ein Kontaktausschuss beim
Bundesinnenministerium gebildet.
Auch
bei den Landtagswahlen 1950 konnte der SSW die geltende 5% Hürde
überspringen und damit Abgeordnete im Kieler Landtag stellen. 1954
scheiterte er an der 5 % Klausel. Mit der Bonn-Kopenhagener Erklärung
wurde dem SSW bei Bundestags- und Landtagswahlen eine Befreiung von
der 5 % Klausel zugesichert. Hierdurch war es dem SSW möglich, ab
1958 jeweils mit mindestens 1 oder 2 Abgeordneten in den Landtag von
Schleswig-Holstein einzuziehen. Seit der zur Landtagswahl am 27.
Februar 2000 erfolgten Einführung des Zweistimmenwahlrechts ist der
SSW wie jede andere Partei in der Lage, mit einer Landesliste im
gesamten Land Zweitstimmen zu erringen, die dann als
Berechnungsgrundlage für den Verhältnisausgleich
dienen.
Seitdem ist der SSW mit mindestens drei Abgeordneten im
Landtag vertreten, so auch bei der jüngsten Landtagswahl 2017.
Erstmals nach der Landtagswahl 2012 hat sich der SSW an einer Landesregierung Schleswig-Holsteins (gemeinsam mit der SPD und den Grünen) beteiligt. Als Grund für diesen Paradigmenwechsel nannte man
insbesondere Kürzungen der Landesregierung bei den dänischen
Schulen (s. u.) Die Problematik dieses Paradigmenwechsels und die Aufgabe der bis dahin geübten Neutralität wurde
beiderseits der Grenze Schleswigs heftig und kontrovers diskutiert. Der Chefredakteur des
"Nordschleswiger", Siegfried Matlok, hat in einem Leitartikel vom 8.
5. 2012 m. E. treffend darauf hingewiesen, dass sich der SSW mit diesem Politikwechsel auf Dauer wohl keine Freunde bei den Wählern macht..7
Tatsächlich bekam der SSW bei der Landtagswahl 2017 auch die Quittung für diesen "Sündenfall" und sank auf 3,3% der Zweitstimmen im Lande ab, dem schlechtesten Ergebnis seit der Wahlrechtsreform des Jahres 2000. Nur Dank Ausgleichsmandaten ist der SSW seitdem wieder mit 3 Abgeordneten im Landtag vertreten. Die bisherige Ministerin und langjährige Sprecherin des SSW, Anke Spoorendonk, ging daraufhin in den politischen Ruhestand. Vorsitzender der Landtagsfraktion ist Lars Harms, ein Vertreter der friesischen Volksgruppe.
Tatsächlich bekam der SSW bei der Landtagswahl 2017 auch die Quittung für diesen "Sündenfall" und sank auf 3,3% der Zweitstimmen im Lande ab, dem schlechtesten Ergebnis seit der Wahlrechtsreform des Jahres 2000. Nur Dank Ausgleichsmandaten ist der SSW seitdem wieder mit 3 Abgeordneten im Landtag vertreten. Die bisherige Ministerin und langjährige Sprecherin des SSW, Anke Spoorendonk, ging daraufhin in den politischen Ruhestand. Vorsitzender der Landtagsfraktion ist Lars Harms, ein Vertreter der friesischen Volksgruppe.
Auch bei der Kommunalwahl 2018 musste der SSW Stimmverluste verbuchen.Bei
Kommunalwahlen gilt seit 2008 eine Befreiung von der 5%-Sperrklausel. Seit dieser letzten Kommunalwahl ist der SSW in 3 Kreistagen (Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und
Rendsburg-Eckernförde), 2 kreisfreien Städten und in 63 Gemeinden im Rat vertreten. Die kreisfreie Stadt Flensburg ist nach wie vor eine
Hochburg der dänischen Minderheit, wo man 2018 trotz Stimmenverlusten 17,6% und 8 Sitze errang. Das beste Einzelergebnis erzielte der SSW in der Stadt Arnis an der Schlei mit 45,8%..8
1988
wurde bei der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung als direkter
Ansprechpartner der Minderheiten das Amt des Grenzlandbeauftragten
der Ministerpräsidentin geschaffen. Dieser berät die
Ministerpräsidentin in allen Minderheitsfragen, beobachtet die
Situation der Minderheiten und verfolgt Entwicklungen und Umsetzungen
von Minderheiten- und Volksgruppenrechten auf internationaler Ebene.9
g) Schulen und Kindergärten
Das
dänische Schulwesen einschließlich der Kindergärten wird durch den
Dänischen Schulverein (Dansk Skoleforening for Sydslesvig) mit Sitz
in Flensburg betreut. Als seine Aufgabe sieht er: ....den
Schüler/innen die Kenntnis der dänischen Sprache zu vermitteln, sie
in die dänische Kultur einzuführen und die dänische Gemeinschaft
zu festigen. Weiterhin sollen sie auf ein Leben als Mitbürger in der
Bundesrepublik Deutschland vorbereitet werden.10
Der
dänische Schulverein betreibt (2010-11) 46 Schulen in Südschleswig
mit etwa 5700 Schülern und etwa 600 Lehrern. Vom Schuljahr 2011/12
an gibt es neben den 37 Grundschulen insgesamt neun
Gemeinschaftsschulen. Sieben dieser Gemeinschaftsschulen sind jeweils
mit einer Grundschule verbunden. Die Gemeinschaftsschulen
Duborg-Skolen in
Flensburg
und A. P. Møller Skolen in Schleswig, haben jeweils eine gymnasiale
Oberstufe,
die
zum Abitur führt. An insgesamt sieben Schulen ist ein
Förderzentrumsteil eingerichtet. Die Examen werden in Deutschland
und Dänemark anerkannt. Weiterhin unterhält der dänische
Schulverein eine Heimvolkshochschule in Jarplund und eine
Jugendinternatschule in Ladelund.11
Die Schulen sind staatlich anerkannt und werden in freier
Trägerschaft geführt (Art. 5 und 6 der Verfassung für
Schleswig-Holstein in der Neufassung von 1990). Sie unterstehen der
Aufsicht des Kultusministeriums in Kiel. Bekannteste und
traditionsreichste dänische Schule in Deutschland ist die
Duborg-Skolen
in Flensburg,
die bis 2008
das einzige dänische Gymnasium
in Deutschland
war. Mit der A.
P. Møller-Skolen
wurde am 1. September 2008 in Schleswig
ein weiteres dänisches Gymnasium eröffnet; es ist ein Geschenk im
Wert von 40 Mio. € des Kopenhagener Schiffsreeders Mærsk
McKinney Møller
an die dänische Minderheit in Deutschland. In Schleswig-Holstein
gibt es darüber hinaus eine Reihe öffentlicher deutscher Schulen,
an denen Dänisch-Unterricht
als Fremdsprache angeboten wird12
Der
dänische Schulverein (Dansk Skoleforening for Sydslesvig
e.V.)
unterhält in Südschleswig 55 Kindergärten (davon 15 in Flensburg)
mit ca. 2000 Kindern.
13
Aufgrund
der angespannten Finanzlage des Landes Schleswig-Holstein hatte 2910
die Landesreierung aus CDU und FDP beschlossen, ab dem Jahr 2011 den
Kostenersatz für die (Privat-)Schulen der dänischen Minderheit von
bisher 100 Prozent auf 85 Prozent
des aktuellen öffentlichen Schülerkostensatzes
abzusenken. Dies führte zu erheblichen Protesten bei der dänischen
Minderheit. Der damalige dänische Regierungschef Løkke Rasmussen
erachtete die Frage als so gravierend, dass er sich mehrmals direkt
mit Bundeskanzlerin Angela Merkel darüber unterhielt. Wegen des
massiven außenpolitischen Drucks entschied sich die Bundesregierung
in Berlin einzuspringen und überwies 2010 und 2011 3,5 Millionen
Euro an den dänischen Schulverein, um den entstandenen finanziellen
Schaden teilweise (Kürzungen ca. 4.7 Millionen Euro) zu
kompensieren. Die dänische Minderheit freute sich über die
finanzielle Unterstützung aus Berlin – doch an ihrer Forderung
nach 100%-Gleichstellung der dänischen Minderheitenschulen hielt sie
fest. Die Regierung in Kiel
argumentiert: den dänischen Schulen geht es viel besser als den
deutschen Vergleichsschulen. Sie bekommen nämlich auch Geld aus
Dänemark und es seien auch nicht alle Schüler in den Einrichtungen
„wirklich dänisch“.
Die Kürzung wurde vom SSW, der Partei der dänischen
Minderheit zum Wahlkampfthema bei der Landtagswahl am 6. 5. 2012
gemacht und führt möglicherweise zum Regierungswechsel in
Schleswig-Holstein. Zum ersten Mal würde sich dann der SSW an einer
Regierung beteiligen und damit der SPD und den Grünen zur Mehrheit
verhelfen.14
h) Kirche
Die
dänische Kirche in Südschleswig (DKS) ist Teil der Dänischen
Kirche im Ausland (Dansk Kirke i Udlandet). Die dänische Kirche im
Ausland ist wiederum Teil der dänischen Volkskirche (Dansk
Folkekirke) und wird von dieser unterstützt. Als Freikirche hat die
Kirche in Südschleswig die Rechtsform eines eingetragenen Vereins.
Insgesamt gibt es 35 dänische Kirchengemeinden verteilt über ganz
Südschleswig, wovon 15 Kirchen nach 1948 neu erbaut wurden. Diese
Gemeinden werden von 24 dänischen Pastoren betreut, die zwar von den
örtlichen Kirchenvorständen gewählt, aber von der Dänischen
Kirche im Ausland angestellt werden. Die Zahl der Mitglieder der DKS
wird mit 6600 angegeben, wobei ein einzelnes Mitglied oft aber eine
ganze Familie repräsentiert. Hauptkirche ist die Heiliggeistkirche
(Helligåndskirke)
in Flensburg.
Hier finden bereits seit 1588 Gottesdienste in dänischer Sprache
statt.15
i) Medien
Seit
1869 wird die Tageszeitung „Flensborg Avis“ in dänischer Sprache
herausgegeben (seit 1974 mit einer deutschsprachigen Beilage). Die
Auflage liegt heute bei ca. 7000 Exemplaren. Jeweils am Donnertag
erscheint eine fünf- bis siebenseitige Beilage „Kontakt“ in der
Verantwortung von Sydslesvigsk Forening. Diese Donnerstagsausgabe
erscheint daher in einer Auflage von 20000 (weil alle Mitglieder des
Südschleswigschen Vereins ein Exemplar zugestellt erhalten).
Finanziert wird die Zeitung von den verschiedenen dänisch-gesinnten
Organisationen Schleswigs und vom dänischen Staat. Flensborg Avis
ist die wichtigste Informationsquelle der dänischen Minderheit. Die
Zeitung ist Anteilseigner von Radio Schleswig-Holstein (RSH), das
täglich Nachrichten auf dänisch in Kooperation produziert und
mehrfach täglich ausgestrahlt.16
Das
dänische Büchereiwesen umfasst eine Zentralbibliothek in Flensburg
mit 2 Filial-Büchereien in Schleswig und Husum sowie 2 Bücherbussen.
Im Jahre 2011 wurden ca. 586000 Bücher und andere Medien an Benutzer
aus der Minderheit ausgeliehen.17
Rundfunk-
und Fernsehprogramme aus Dänemark können in Schleswig ohne Probleme
empfangen werden. Darüber hinaus senden der NDR und Radio
Schleswig-Holstein einige Sendungen in dänischer Sprache. Jeden
ersten Mittwoch im Monat wird eine Modellsendung von NDR 3 und TV Syd
(Dänemark) grenzüberschreitend ausgestrahlt.18
k) Zukunft der dänischen Minderheit
Auf
den ersten Blick betrachtet erscheint die Situation der dänischen
Minderheit in Südschleswig als Idealfall und Vorbild für andere
Minderheiten. Dennoch sind gewisse Probleme nicht zu übersehen. In
den Grundschulen der Minderheit werden (aufgrund des
Bekenntnisprinzips und der guten Ausstattung der Schulen) häufig
Kinder angemeldet, deren Mutter- und Familiensprache Deutsch ist.
Daher müssen die Lehrer zunächst Deutsch als
Unterrichts-Hilfssprache verwenden und zusätzlich gibt es eine
wöchentliche „Spielstunde“ auf Dänisch, um die Kinder an „ihre“
Minderheitensprache heranzuführen. Manche Kinder und Jugendliche
empfinden dies als ein „überstülpen“ der dänischen Sprache und
Kultur. Sie erfahren Dänisch in der Schule als „Machtsprache“.
Dies führt dann häufig dazu, einen bewussten oder unbewussten
Wiederstand gegen das Dänische zu entwickeln und es außerhalb der
Schule nicht zu verwenden.19
Povl Skadegard, der langjährige Generalsekretär der
Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen, kommt daher zu
der bangen Frage, ob die „Diskriminierung mit umgekehrten
Vorzeichen“ für eine Minderheit nicht auch eine große Gefahr
bedeutet. Der größte (hinterhältige) Feind der dänischen
Minderheit in Südschleswig (wie auch der deutschen Minderheit in
Nordschleswig) sei die Gleichgültigkeit gegenüber den nationalen
Problemen. Er lehne zwar die freundschaftlichen Hilfeleistungen durch
den Mutterstaat nicht ab, aber eine nationale Minderheit, der nahezu
alles bezahlt wird, die ihre Rechte nicht mehr erkämpfen muss, gerät
in die Gefahr passiv und eben gleichgültig zu werden.20
1
Handbuch der mitteleuropäischen Minderheiten, S. 34 und
Minderheiten-Bericht 2011 der Schleswig-Holsteinischen
Landesregierung
2
http://de.wikipedia.org/wiki/Diedaenische_Sprache
3
wie vor, S. 41 – 43 In jüngster Zeit gibt es allerdings
Bestrebungen und die Möglichkeit, zweisprachige Ortstafeln
(deutsch/dänisch) und Straßenschilder aufzustellen, nachdem es
diese Möglichkeit für friesische Gemeinden bereits seit einiger
Zeit gibt. ( Minderheitenbericht der Schleswig-Holsteinischen
Landesregierung für 2009-2012)
4
www.sydslesvigsk-forening.de
und Minderheiten-Bericht 2011 der Schleswig-Holsteinischen
Landesregierung
5
www.sydslesvigsk-forening.de
6
Die Jahrhundertstory des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags,
Folge 32 Uwe Danker:“Südschleswig 1945-1955 - siehe auch die
Tabelle unter 2.1.10 und zu den nationalen Friesen unter 3.053
7
www.nordschleswiger.dk
8 https://de.wikipedia.org/wiki/Südschleswigscher_Wählerverband
9
1. Bericht der BRD zum Schutz nationaler Minderheiten, S. 32
10
Handbuch der mitteleuropäischen Volksgruppen, S. 44
11
www.sydslesvigsk-forening.de
und Minderheitenbericht der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung
für 2009-2012
12
http://de.wikipedia.org/wiki/Diedaenische_Sprache
13
Minderheitenbericht der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung für
2009-2012
14
z. B.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wahl-in-schleswig-holstein-2012/landtagswahl-in-schleswig-holstein-spd-spitzenkandidat-albig-die-schleswig-holstein-ampel-steht-11741742.html?selectedTab=comments
15
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_daenische_Kirche_in_Suedschleswig
16
Minderheitenbericht der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung für
2009-2012 und Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten,
S. 38
17
www.sydslesvigsk-forening.de
18
1. Bericht BRD Regional- u. Minderheitensprachen, S. 78ff
19
Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten, S. 55
20
Povl Skadegard: „Politisch-philosophische Betrachtungen über die
Förderung der Existenz der Volksgruppen“ in: Volkstum zwischen
Moldau, Etsch und Donau, S. 328.
Der SSW
Flensburg meint allerdings, dass der deutsche Staat für seine
Minderheit nur einen Bruchteil dessen bezahlt, was vergleichbare
deutsche Einrichtungen (z. B. Schulen) kosten.
"So sind die Schleswiger beiderseits der heutigen Grenze in der Regel zweisprachig, meist sogar dreisprachig." - Lieber Herr Heckerott, wo haben sie diese absurde Behauprung her? Das hat - in Maßen - für das frühe 19. Jahrhundert vielleicht noch gestimmt...Bitte Beleg!
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Löschen1/ Die Aussage, dass die Bevölkerung beiderseits der Grenze zweisprachig sei, beschreibt die Lage bis vor 50 Jahren, und besonders in den landwirtschaftlichen Gebieten innerhalb 10 km der Grenze.
LöschenDas lag daran, dass die einheimische Bevölkerung südlich der Grenze (jedenfalls westlich von Flensburg) immer noch dänischen Dialekt sprach. Die älteste Generation tut es wohl teilweise immer noch.
Die Sprachgrenze lag also etwas südlicher der Staatsgrenze.
Da die Muttersprache im Grenzland eigentlich keine Beziehung zur nationalen Gesinnung hatte, war also die einheimische Bevölkerung in diesem Gebiet (von Süderlügum/Ladelund bis Handewitt) meistens deutschgesinnt und dänischsprechend (südjütisch).
Nördlich der Grenze gab es ebenso sehr viele deutschgesinnte und dänisch-(südjütisch)sprechende Einwohner. Nur waren die dänischgesinnten hier meistens in einer vorerst knappen Mehrheit, die sich nach 1945 verstärkte.
Natürlich kennen die Einwohner südlich der Grenze auch Hochdeutsch, und gewissermaßen Plattdeutsch, das hier aber nicht sehr verwurzelt ist.
Diese Lage veränderte sich in den 1950er Jahren, als die Landesregierung Neusiedler in den grenznahen Dörfern forderte. Dies war eine Förderung des strukturschwachen Gebietes, hatte aber auch als Ziel, das grenznahe Gebiet stärker deutsch zu machen. Infolge des Zuzuges von Leuten, die den örtlichen südjütischen Dialekt nicht kannten, wechselten viele nach Hochdeutsch.
In ganz Nordschleswig hat man traditionell auch gute Deutschkenntnisse, obwohl fast keine deutsche Muttersprache haben (im Sinne von der Erstsprache, die man von den Eltern lernt). Die Generation, die um 1910 geboren war, hatte noch deutsche Schulen besucht. Die bis 1945 geborene Generation wuchsen im dänischen Nordschleswig auf, aber die deutsche Präsenz war sehr stark. Heute aber sind die deutschkenntnisse des durchschnittlichen jungen Nordschleswigers fast bis auf die Ebene anderer Dänen gesunken. (Man lernt fast immer Deutsch in der Schule). Aber das ist immerhin besser als die Dänischkenntnisse der Deutschen.
2/
LöschenDie deutsche Minderheit in Nordschleswig haben meistens den dänischen Dialekt Südjütisch als Muttersprache, besonders die auf dem Lande aufgewachsenen. (Die deutsche Tradition ist recht stark unter (Groß-)Bauern). Die Angehörigen der deutschen Minderheit in den Städten haben entweder südjütisch, hochdänisch oder hochdeutsch als Muttersprache. Die Identität der jugendlichen “deutschen“ Nordschleswiger hat sich so geändert, dass ich “deutsch“ in Anführungszeichen zu schreiben wage. Sie nennen sich eher zweiströmig oder Schleswiger (das behaupten die Minderheitenorganisationen jedenfalls), aber in vielen Fällen sehen sie sich einfach als Dänen die eine starke regionale Zugehörigkeit haben und eine deutsche Schule besuchen. Ebenfalls wie südlich der Grenze werden die Minderheitenschulen auch von Kindern mit Problemen oder den Wunsch einer anderen Lernkultur gesucht.
In Flensburg ist die Bevölkerung gar nicht so zweisprachig. Man merkt als Besucher wenig, das bis zu 25 % eine dänische Schule besuchte. Die Minderheit spricht dänisch unter sich, aber auf der Straße ist deutsch die Lingua Franca.
3/
LöschenAuf dem Lande südlich von Flensburg und in Angeln war die Sprachwechsel recht abrupt. Im Laufe des 19. Jh. wählte man meistens die Plattdeutsche Sprache (die man sich vorher kannte, aber als Fremdsprache, für die Kommunikation mit Deutschsprachigen). Die meisten wählten auch die deutsche Gesinnung und waren besonders antidänisch. Die dänischen Sympathien sowie die dänische (südjütische) Sprache hielten sich am besten bei “kleinen Leuten“, vor allem auf dem armen Geest (d.h. süd-südwestlich von Flensburg).
In Flensburg selbst sprach die Bürgerschaft seit den 15. oder 16. Jahrhundert deutsch, der Übergang bedeutete wohl aber sehr lange, dass man zweisprachig war. Die ganze Umgebung der Stadt sprach ja dänisch bis 1850, und im Norden/Westen bis heute. Die Unterschicht und Dienstleute der Stadt sprachen auch oft dänisch.
Summa summarum, es ist nicht korrekt das die Bevölkerung in Flensburg und südlich Flensburgs meistens durchgehend zweisprachig ist. Aber weiter westlich war man es bis vor kurzem, und nördlich der Grenze immer noch, wenn man die Schuldeutschkenntnisse der Dänen mit hineinzieht.
P.S. Ich bin kein Grenzlandbewohner, aber habe die Geschichte und Sprachlage sehr eingehend studiert. Bitte berichtigen, wenn ich die heutige Lage nicht richtig beschreiben sollte.
Lieber (leider anonymer) Kommentar-Schreiber,
AntwortenLöschendanke für den Hinweis, der mir Gelegenheit gibt meine vielleicht zu allgemein gehaltene Aussage über die Dreisprachigkeit vieler Schleswiger zu präzisieren:
In Schleswig finden wir auf kleinem Gebiet je nach Klassifizierung fünf bis sechs traditionelle Sprachen/Dialekte: Hochdeutsch, Niederdeutsch, Nordfriesisch, Dänisch, (Reichsdänisch, rigsdansk), Sydslesvigdansk und Südjütisch/plattdänisch
(Sønderjysk). Sydslesvigdansk (auch: Südschleswigdänisch, Sydslesvigsk, Südschleswigsch) wird in Schleswig-Holstein von der Mehrheit der Dänischen Minderheit gesprochen. Überwiegend wird es als Varietät des Standarddänischen (Reichsdänischen) betrachtet. Es trägt Züge einer Kontaktsprache zwischen Dänisch, Hochdeutsch und Niederdeutsch.
Südjütisch (Synnejysk, Südjütländisch, Plattdänisch, Sønderjysk) wird noch in grenznahen Gemeinden zwischen Flensburg und Niebüll gesprochen. Üblicherweise wird das Südjütische heute als Dialekt des Dänischen eingestuft; nach anderen Ansichten handelt es sich dabei um eine eigene skandinavische Sprache, um einen Dialekt der eigenen Sprache Jütisch oder um eine dänisch-niederdeutsche Mischsprache.
Von den ca. 50.000 Angehörigen der dänischen Minderheit in Südschleswig sprechen ca. 8.000–10.000 deutsche Staatsbürger dänisch im Alltag bzw. 20.000 Dänisch als Muttersprache jedoch in unterschiedlichen Varianten: "reines" Standarddänisch, Sydslesvigdansk, Sønderjysk. Vom einem großen Teil der dänischen Minderheit in Südschleswig wird neben der dänische Hochsprache innerhalb der Familie und im Alltag jedoch meistens Hochdeutsch oder Niederdeutsch gesprochen.
(siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Däninische_Sprache#In_S.C3.BCdschleswig und http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachen_und_Dialekte_in_Schleswig-Holstein sowie http://de.wikipedia.org/wiki/Sydslesvigdansk)
So finden wir also in Südschleswig folgende Zwei- oder Dreisprachigkeits-Varianten:
a) Hochdeutsch – Niederdeutsch – dänisch und/oder Südschleswigdansk
b) Sønderjysk und/oder Reichsdänisch – Hochdeutsch – Niederdeutsch
c) Im Bereich der friesischen Sprachen finden wir zusätzlich die Varianten: Hochdeutsch – niederdeutsch – friesisch und seltener Hochdeutsch – niederdeutsch – friesisch - dänisch in den verschiedenen Varianten
d) Bei der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig haben wir die Varianten: Südjütisch (Südjütländisch, Sønderjysk) - Dänisch(Reichsdänisch, rigsdansk) - Hochdeutsch
Lieber Herr Heckerott,
LöschenSie antworten nicht auf meine Frage. Ihre Herleitung der Schleswiger Sprachen und Sprachvarietäten ist ja korrekt - wenn man von Ihrem etwas unbedarften Kenntnissen über die sehr junge Geschichte des sogenannten "Sydslesvigdansk" einmal absieht. Zu meiner Anmerkung: Sie sprachen von "die Schleswiger" - ich bin übrigens auch einer, also ein "Schleswig-Holsteiner" aus Flensburg, was durchaus etwas anderes ist. Nach ihrer Rechnung käme man auf ca. 40.000 - nehmen wir die Friesen mal dazu -, also sehr sehr[!] hoch geschätzte 80.000 Sprecher des Friesischen und Dänischen (Sönderjysk ist seit den 80er Jahren südlich der Grenze nicht mehr fassbar), die alle auch Hochdeutsch sprechen; dazu noch ca. 25.000 Angehörige der deutschen Minderheit (Sönderjysk bzw. Hochdeutsch), macht etwa 100.000 per defintionem 'zweisprachige" Schleswiger. Soviele Menschen leben aber gerade einmal in Flensburg und Umgebung, im ganzen ehemaligen Herzogtum Schleswig aber leben rund 800.000 Menschen. Davon sprechen sicher mehr auf der dänischen Seite auch etwas hochdeutsch (es werden aber immer weniger), auf deutscher Seite aber kaum einer dänisch (wenn wir vom Verkäuferdänisch mal absehen). Ihre Behauptung ist also absurd - die wenigsten "Schleswiger" (zählen Zugereiste auch? Die Minderheitenfanatiker leben ja oft in einer seltsam anachronistisch-regional-unmobilen Vorstellungswelt...) sind zweisprachig, geschweige den dreisprachig. Sie gehen den Harmonie-Phantasien der offiziellen Sonntagsrede-Politik auf den Leim, die meint, es müsste so sein, wie man es sich in seinen Modellen schönredet. Ich selbst habe reichlich Verwnadtschaft in der dänischen Minderheit, die wären froh, wenn sie auch nur annähernd so gut dänisch könnten wie ich, der ich mich als deutscher Schleswig-Holsteiner verstehe...
Lieber Herr Heckererott,
Löschennur als Nachtrag, damit deutlich wird, was ich an Ihren Ausführungen kritisiere. Sie nennen qualitative Sprachkombinationen, die im deutsch-dänischen Grenzland möglich sind - oder denkbar, verknüpfen dies aber mit einer quantitativen Aussage, die suggeriert, eine Mehrheit beiderseits der Grenze sei folgerichtig zwei- bzw. dreisprachig. Das ist - und ich vermute Sie sind noch nicht einmal Flensburger, so wie ich - noch nicht einmal im unbestrittenen Zentrum der dänischen Minderheit, nämlich in der Fördestadt der Fall. Noch einmal: Sie lassen sich von der bloßen Existenz der Sprachen verleiten, davon auszugehen, diese würden auch extensiv von "den Schleswigern" gesprochen, was keiner Überprüfung der Realität standhält.
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LöschenLieber anonymer Kritiker,
AntwortenLöschenzunächst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Beitrag. Sie haben recht, ich bin kein Schleswig-Holsteiner, aber habe dort oft geschäftliche Besuche durchgeführt und meinen Urlaub verbracht. Dabei habe ich sehr oft mehrsprachige Schleswiger und Holsteiner kennengelernt, denn ich zähle Niederdeutsch bei meiner Betrachtung auch zu den Sprachen. Im übrigen bin ich mit meiner Meinung nicht allein. Lesen Sie den Bericht des Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein – Staatskanzlei – für 2009-2012 - wo es u. a. heisst:
104. Die Angehörigen der dänischen Minderheit
verstehen und sprechen die dänische Sprache zum ganz überwiegenden Teil. Die ständige Nutzung und Förderung der dänischen Sprache ist die Grundlage der gesamten Minderheitenarbeit. Die dänischen Schulen
und Kindergärten (g3.1.3) sind dabei von besonderer Bedeutung.
213. Nordfriesisch gehört zu den nach der Sprachencharta geschützten Minderheitensprachen. Etwa 10.000 Menschen beherrschen nach Angaben der Volksgruppe die friesische Sprache. Passive Sprachkenntnisse haben
ungefähr doppelt so viele. Die friesische Sprache ist für die friesische Volksgruppe das wichtigste,aber nicht allein bestimmendes Identifikationsmerkmal. Nordfriesisch als Familienund Alltagssprache hat sich insbesondere auf den Inseln und im Raum Risum-Lindholm erhalten.
Und auf der aktuellen Internetseite Ihres Landes ist zu lesen:
Die Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark ist kaum spürbar: Viele Menschen sprechen deutsch und dänisch. Und etwa 50.000 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit bekennen sich zur dänischen Minderheit. (http://www.schleswig-holstein.de/Portal/DE/LandLeute/Minderheiten/Daenisch/daenisch_node.html
Die Beispiele lassen sich fortführen, z. B. der Sprachforscher Nils Arhammar schreibt :"Die Nordfriesen sind im allgemeinen dreisprachig...", was ich selbst auf Föhr und Amrum erfahren habe.
Ich gebe Ihnen recht, es kommt immer auf die Betrachtungsweise an. So habe ich keine quantitativen Behauptungen aufgestellt, die nicht auch an anderer Stelle zu finden sind. Auch habe ich in meinem Blog durchaus kritisch angemerkt, dass viele Jugendliche eine ablehnende Haltung zum Dänisch-Unterricht haben. Letztlich kommt es mir darauf an: Halte ich Sprachenvielfalt für wünschens- und schützenswert oder nicht.Deshalb möchte ich mit einem plattdeutschen Zitat meine Antwort schließen: “Vel Lüüd - meent, dat weer doch so schöön, wenn de Düütschen all een Spraak harrn, alltosamen hoochdüütsch spreken den. - Düsse Lüüd müch ik blot fragen: schüllt wi ni dat ganze düütsche Land mit Lupinen, Rappsaat oder Semp opsai’n? Dat geev in de Blööt all een Klöör, all gel, æverall gel as Maibodder! Allerdings, uns Herrgott sai’t anners un dorüm is de Welt so schöön, wenn allens in Blööt steit. (so der große plattdeutsche Dichter Johann Hinrich Fehrs)
Lieber Herr Heckerott,
AntwortenLöschendann liegen ja wir ja doch nicht so weit auseinander; dass die Angehörigen der nationalen Minderheiten und der friesischen Volksgruppen die genannten Sprachen sprechen oder zumindest zum großen Teil verstehen ist klar. bei 2,8 Millionen Schleswig-Holsteinern fällt das aber wenig ins Gewicht, so dass ich noch mal betone, dass die "Mehrsprachigkeit" selbst im Grenzland wenig auffällt, weil sie eben weit weniger verbreitet ist, als gemeinhin angenommen wird Ich begrüße übrigens die Schreibweise "Schleswig-Holsteiner", was im übrigen auch unserer polititischen Gliederung entspricht. Die Minderheitenberichte der Staatskanzlei kenne ich gut und weiß auch, wie sie zustande kommen...
Bester Gruß und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit,