1. Einleitung
Wer sich mit der(den) Volksgruppe(n) der Rätoromanen beschäftigt, hat zunächst Schwierigkeiten,
die richtige Bezeichung zu wählen. Wie im folgenden Kapitel unter Geschichte
und Sprache beschrieben, haben von den ursprünglich im gesamten Alpen-Südraum
siedelnden Rätoromanen heute nur noch drei nicht miteinander verbundene
Volksgruppen überlebt, die zudem in mehrere Dialektgruppen zerfallen. Daraus
resultieren auch Probleme mit der Benennung und der Gliederung
Diese Rätoromanische Volksgruppen gibt es heute
2. Begriffsbestimmung und Gliederung
Unklar ist vor allem die überdachende Benennung aller rätoromanischen Volksgruppen, weil die Bezeichnung "Rätoromanen" auch für die in den Schweizer Kantonen Graubünden und Tessin siedelnden rätoromanischen Dialektsprecher benutzt wird. Zur Unterscheidung werden diese deshalb in neuerer Zeit als Bündnerromanen bezeichnet. Die in den verschiedenen Tälern rund um das Sellajoch wohnenden Rätoromanen werden in der Regel als Ladiner bezeichnet, ihre Sprachen / Dialekte aber von Fall zu Fall als Dolomiten-Ladinisch, Sellaladinisch, Zentralladinisch und Zentral-Rätoromanisch. Auch für die zahlenmäßig größte Gruppe in der autonomen italienischen Region Friaul-Julisch Venetien und deren Sprache gibt es unterschiedliche Bezeichnungen: im Deutschen: Friaulisch, Furlanisch oder Friulanisch, italienisch: Friulano, furlanisch: Furlan. Seit dem 19. Jahrhundert streiten Forscher über die sogenannte "Questione Ladina", d. h. über die Gliederung, Verwandschaft und Klassifikation der verschiedenen rätoromanischen Volksgruppen und deren Sprachen bzw. Dialekte.In Übereinstimmung mit der heute überwiegend gebräuchlichen Anwendung (1) benutze ich im folgenden diese Gliederung:
In der Regel werden die ladinischen Dialekte des Gadertals und Ennebergs zusammengefaßt. Kattenbusch (siehe Anmerkung 1) sieht Comelianisch als zusätzlichen eigenständigen Zweig des Dolomitenladinischen.
3. Geschichte und Sprache
Der Akkulturationsprozess der rätischen Bewohner dauerte jedoch Jahrhunderte lang. Inschriften auf gefundenen Steindenkmälern spiegeln den Romanisierungsprozess recht gut wieder. So wurde in San Martino bei Arco ein Text gefunden, der im einheimischen Dialekt aber mit lateinischer Schrift verfasst worden war.
4. Die drei rätoromanischen Volksgruppen
4.1 Bündnerromanen in der Schweiz
In meiner Übersicht rangieren die Rätoromanen unter "europäische Völker ohne Staat". Dies gilt uneingeschränkt für die Dolomiten-Ladiner und die Friauler. Die Bündnerromanen der Schweiz sind jedoch laut Schweizer Verfassung eines der vier Staatsvölker. Daher liegt hier bei der Zuordnung ein Grenzfall vor. Aus Gründen der Systematik habe ich die Rätoromanen / Bündner-Romanen der Schweiz als Untergruppe aller Rätoromanen behandelt, obwohl sie neben Deutsch-Schweizern, französisch- und italienisch-sprachigen Schweizern Mitträger der Schweizerischen Eidgenossenschaft sind. Als sehr kleines Volk haben sie jedoch viele gleiche oder ähnliche Probleme wie andere Minderheiten-Völker.
Das Problem der Rätoromanen / Bündner-Romanen ist vor allem, dass dieses kleine Volk noch in verschiedene Sprachvarianten mit eigener Schriftsprachen-Tradition aufgesplittert ist. Daher wurde in der Schweiz inzwischen eine gemeinsame Schriftsprache für alle Rätoromanen geschaffen, die sich auch weitgehend durchgesetzt hat. Ausführlich berichte ich in meinem Post 3.091 Rätoromanen/Bündnerromanen über deren Situation in der Schweiz.Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auch im oberen Vinschgau wie im benachbarten Graubünden noch rätoromanisch gesprochen.
Die Richter des Gerichtes Naudersberg mussten noch bis ins 18. Jahrhundert die rätoromanische Sprache beherrschen. Durch den Einfluss der Mönche des Klosters Marienberg – die aus Ottobeuren in Schwaben stammten – wurden viele deutschsprachige Siedler im oberen Vinschgau angesiedelt. Die Mönche betrieben mit Nachdruck die Eindeutschung des oberen Vinschgaus, vor allem auch in der Zeit der Gegenreformation zur Abgrenzung gegen die in Graubünden eingeführte Reformation. Dadurch entstand zusätzlich eine Konfessionsgrenze, was zum Absterben des Rätoromanischen im Obervinschgau beitrug.
Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich im Münstertal die heutige Grenze zwischen der schweizerischen Eidgenossenschaft und dem habsburgischen Tirol am Valgarolagraben gebildet, (und ist bis heute mit geringen Korrekturen die Grenze zwischen dem Kanton Graubünden und dem Land Südtirol). Das Münstertal ist somit sprchlich geteilt. Während in Müstair 73 % romanisch sprechen, sind es in Taufers 75% deutschsprachige und 25% italienischsprachige Einwohner. Die rätoromanische Sprache ist seit dem 19. Jahrhundert im Obervinschgau völlig ausgestorben. (1a)
4.2 Dolomiten-Ladiner
Bis zum Ende des 1. Weltkriegs gehörten alle Dolomiten-Ladiner zur Grafschaft Tirol. Nach der erzwungenen Abtrennung aller Tiroler Gebiete südlich des Brenner, hat der italienische Staat die ladinisch-sprachige Bevölkerung auf drei neu geschaffene Provinzen (Südtirol/Alto Adige, Trentino und Belluno) aufgeteilt. Nach dem 2. Weltkrieg konnte Südtirol für seine deutschsprachigen Bewohner eine gut ausgestaltete Autonomie erreichen, die in der Folge auch den Ladinern Südtirols zum Vorteil wurde. Die benachbarte Provinz Trentino, die gemeinsam mit Südtirol eine Region bildet hat in der Folge für die Ladiner ebenfalls eine positive Regelung geschaffen. Hingegen ist der Minderheitenschutz in der Provinz Belluno mit den ladinischen Gemeinden Anpezzo, Fodom und Col mangelhaft. Verschiedene Versuche einer Angliederung dieser Gemeinden an die Region Südtirol-Trentino sind bisher gescheitert. Auch wurde der Versuch unternommen, eine gemeinsame Schriftsprache für alle Dolomiten-Ladiner zu schaffen. Bisher fehlt es jedoch noch an einer umfassenden Anerkennung durch alle ladinischen Dialekt-Gruppen. (3)Ausführlich berichte ich in meinem Post 3.092 Dolomitenladiner über deren Situation.
4.3 Friauler / Furlaner - autonome Provinz Friaul - Julisch Venetien (4)
4.31 Geschichte
/ Rückblick <5>5>
4.32 Die heutige Situation <5>5>
(2) Handbuch der europäischen Volksgruppen, S. 180f, Klemens Ludwig: „Ethnische Minderheiten in Europa“, S. 75ff, Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten, darin: Dieter Kattenbusch: „Ladinien“, S. 314f - Maximilian Ciresa: "Die Romanisierung der rätischen Bevölkerung im ersten Jahrtausend nach Christus" in Südtirol in Wort und Bild 1/2013
Maximilian Ciresa: "Rätoromanischer Obervinschgau" in Südtirol in Wort und Bild 4/2017 und "Die Romanisierung der rätischen Bevölkerung" in Südtirol in Wort und Bild 1/2013
(3 ) Rut Bernardi „Vereinheitlichung einer Sprache: Das Ladin Dolomitan als Beispiel“ in Die deutsche Sprache in Südtirol – Einheitssprache und regionale Vielfalt. (Kurt Egger / Franz Lanthaler (Hrsg.)
(4)Christoph Perathoner: "Ausgesprochen unterschiedliche Sprachgebiete" in pogrom Nr. 304/2018<5>5>
http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/482205 https://www.kirche-in-not.de/kirchengeschichte/2013/06-20-friaul-neuaufbruc-der-furlanischen-kultur-und-kirche https://de.wikipedia.org/wiki/Friaul https://de.wikipedia.org/wiki/Friaul-Julisch_Venetien https://de.wikipedia.org/wiki/Furlanische_Sprache https://www.kirche-in-not.de/kirchengeschichte/2013/06-20-friaul-neuaufbruc-der-furlanischen-kultur-und-kirche
(5)https://www.deutschlandfunk.de/nicht-ciao-sondern-mandi.795.de.html?dram:article_id=118513
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