Multiethnische Vojvodina + Volksgruppen / Minderheiten in Serbien

 

Die multi-ethnische Vojvodina –

Volksgruppen + Minderheiten in Serbien

Die Vojvodina ist in Europa wohl die Region mit der größten Vielfalt an Ethnien auf einem Gebiet etwa der Größe des deutschen Bundeslandes Hessen. Deshalb hat auch der Gesamtstaat Serbien (nach der Russischen Föderation – aber auf viel kleinerem Territorium) die wohl größte Anzahl anerkannter autochthoner Minderheiten. Deshalb gebe ich in diesem Post zunächst einen Einblick in die Geschichte und die ethnische Vielfalt der Vojvodina. Im zweiten Teil werde ich dann über wissenswerte Einzelheiten zu den wichtigsten Minderheiten in Serbien berichten.

Übersichtstabelle Vojvodina / Volksgruppen + Minderheiten in Serbien

1.

Lage und Zahlen der Vojvodina

2.

Geschichte der Vojvodina

2.1

Von den Türkenkriegen bis zum 1. Weltkrieg

2.2

Nach dem 1. Weltkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs

2.3

Die Vojvodina im Tito-Jugoslawien bis zur Wende 1990

2.4

Die Vojvodina nach 1990 bis heute

3.

Ethnien der Vojvodina

4.

Perspektiven für die Zukunft

5.

ethnische Minderheiten in Serbien einschließlich der Vojvodina

5.1

Ungarn

5.2

Roma

5.3

Kroaten - Bunjewatzen + Schokatzen

5.3.1

Kroaten

5.3.2

Bunjewatzen + Schokatzen

5.4 

Deutsche Volksgruppe

5.5

Albaner

5.6

Bosniaken

5.7

Rumänen und Walachen (Vlachen, Aromunen, Balkan-Romanen)

5.7.1

Rumänen

5.7.2

Walachen (Vlachen, Vlasi)

5.8

Slowaken

5.9

Russinen (Rusyns, Ruthenen) und Ukrainer

5.10

Bulgaren

5.10.1

Bulgaren in den ehemals bulgarischen Westgebieten

4.10.2

Banater Bulgaren

 

1. Lage und Zahlen der Vojvodina

Die Vojvodina (deutsch: Wojwodina oder Woiwodina) ist  eine autonome Provinz im Norden Serbiens. Hauptstadt ist Novi Sad (deutsch: Neusatz), die zweitgrößte Stadt Serbiens.. Im Unterschied zu anderen multiethnischen Regionen leben die mehr als 20 Volksgruppen seit Jahrhunderten friedlich zusammen. Eine Ausnahme bildet die Zeit  des 2. Weltkriegs. Auch der Krieg zwischen Serben und Kroaten nach dem Auseinanderfallen Jugoslawiens hatte keine direkten Einwirkungen auf die Vojvodina. Allerdings haben diese beiden Kriege und der Kosovokrieg eine Veränderung in der ethnischen Vielfalt erbracht, indem der Anteil der Serben an der Bevölkerung durch Zuzug und Ansiedlung vor allem von Serben aus anderen Bereichen Ex-Jugoslawiens erheblich angestiegen ist.  Das fruchtbare Land der Vojvodina gilt als die Kornkammer Serbiens.
 
                                       Karte 01: Lage der Vojvodina
 
Die Vojvodina hat eine Fläche von 21.500 Quadratkilometern und hat knapp 2 Millionen Einwohner.  Zur Vojvodina gehören die historischen Gebiete der Batschka (serbisch/Kroatisch: Bačka), der östliche Teil Syrmiens (serbisch Srem, kroatisch Srijem) und der westliche Teil des Banats. Zwischenzeitlich gehörte auch ein Teil der historischen Region Baranja dazu.
 
 
Bild 02: Wappen der Vojvodina (https://de.wikipedia.org/wiki/Wappen_der_Vojvodina)

Das Wappen der Vojvodina zeigt die Wappen der drei historischen Regionen, die heute die Vojvodina bilden. Oben links der Apostel Paulus mit Schwert und Bibel steht für die Batschka. Der goldene Löwe rechts oben hat seinen Ursprung im Temescher Banat und der Hirsch im unteren Teil repräsentiert Syrmien und ist in ähnlicher Form im Wappen der kroatischen Gespanschaft Vukovar-Srijem enthalten.

Im Frieden von Karlowitz im Jahre 1699 mussten die Osmanen u.a. das Gebiet der heutigen Vojvodina an die Habsburg-Monarchie abtreten. Bis zum Ende des 1. Weltkriegs gehörte die Vojvodina zum Habsburger Reich und seit 1866 zur ungarischen Reichshälfte von Österreich-Ungarn. 


Karte 03:  Historische Regionen und heutige Gliederung der Vojvodina

2. Geschichte der Vojvodina

2.1 Von den Türkenkriegen bis zum 1. Weltkrieg

Nach der fast 200jährigen Türkenherrschaft (1526-1718) im ehemals ungarischen Südosten war dieses verwüstete und zum Teil versumpfte Gebiet der heutigen Vojvodina fast menschenleer. Bereits 1667  kamen slawische, katholische Flüchtlinge aus Bosnien in den Bereich der nördliche Batschka und in die Umgebung des ungarischen Szegedin. Sie waren vor den Osmanen / Türken geflohen. Ebenfalls vor der Türken geflohene Serben und Vlachen kamen 1690  zunächst nach Oberungarn und der österreichische Kaiser gewährte ihnen Asyl bis zur Rückkehr in ihre Heimat nach Ende des Krieges. Im  Frieden von Karlowitz 1699 mussten die Osmanen ganz Ungarn einschließlich der Batschka und Siebenbürgen, aber ohne das Banat von Temevar und ohne das heutige Zentralserbien an Österreich abtreten. Erst im sogenannten Krieg der Venezianer und Österreicher gegen die Türken 1716–1718 wurde auch das Banat durch Prinz Eugen von Savoyen erobert. Durch den Frieden von Passarowitz 1718 erhielt das Banat eine Sonderstellung als österreichisches Kronland und  Reichsprovinz unter eigener militärischer Verwaltung, in der alle Macht vom Kaiser und von seinen eingesetzten Behörden und Beamten ausgeübt wurde. Keine anderen geistlichen oder weltlichen Obrigkeiten wurden geduldet.

Serbien verblieb aber weiter im osmanischen Reich und die österreichische Regierung ließ nun die geflohenen Serben im Bereich der heutigen Vojvodina um Novi Sad ansiedeln. In folgenden Jahren starteten die österreichischen Herrscher – Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph II unterstützt durch Prinz Eugen von Savoyen - eine gezielte Ansiedelungspolitik im Bereich der nunmehrigen Militärgrenze zum osmanischen Reich. Zur Besiedlung des nach den Türkenkriegen fast menschenleeren fruchtbaren Landes wurden zunächst nur katholische deutsche Siedler angeworben, aber nach dem Erlass der Toleranzedikte von Joseph II zwischen 1781 und 1789  wurde es auch Bürgern anderer Glaubensgemeinschaften und anderer Muttersprache erlaubt, sich anzusiedeln. Davon machten u. a. Protestanten aus anderen Bereichen der Habsburg-Monarchie regen Gebrauch. Mit der Ansiedlung sollte zum einen die Grenze zu den Osmanen gesichert und zum anderen sollte das fruchtbare Land nutzbar gemacht werden. Neben orthodoxen Serben siedelten hier Katholische und protestantische Deutsche und Ungarn, katholische Kroaten, evangelische Slowaken, griechisch-katholische Rumänen und Ruthenen, aschkenasische Juden, Roma und Sprecher diverser anderer Sprachen. Neusiedlern wurden Privilegien gewährt,  wie die Freiheit der Religionsausübung und der Berufswahl. Die Ansiedler hatten die freie Wahl, in welcher Ortschaft sie siedeln wollten.  Alle Neusiedler erhielten eine fünfjährige Steuerfreiheit für nicht bewaldete und eine zehnjährige Steuerfreiheit für bewaldete Flächen sowie eine zehnjährige Befreiung vom Militärdienst.  Die Region der heutigen Vojvodina und angrenzender Gebiete zeichnete sich in Folge durch ihre Multiethnizität aus, ebenso wie durch ihre erfolgreiche Landwirtschaft. Kaiser Joseph II wollte zwar Deutsch als Verwaltungs- und Kommandosprache beim Militär, setzte sich in der Schulpolitik aber für muttersprachlichen Unterricht ein und förderte den Ausbau des Schulwesens nicht nur der Deutschen und Ungarn, sondern auch der Serben und Rumänen.[1]

 

Im Unterschied zu Alt-Serbien, das immer noch unter der Oberhoheit der Osmanen stand, konnten die Serben in Süd-Ungarn ihre Kultur frei entfalten. In Sremski Karlovci (Karlowitz) nahe Novi Sad wurde der Sitz eines serbisch-orthodoxen Erzbischofs eingerichtet, der anfangs für die orthodoxen Christen im gesamten Ungarn mit Siebenbürgen zuständig war. Die Erzbischöfe waren praktisch die Vertreter und Sprecher der orthodoxen Serben beim kaiserlichen Hof in Wien. Novi Sad, die heutige Provinzhauptstadt der Vojvodina, wurde als serbisches Athen eines der kulturellen Zentren der Serben.

Durch die Ansiedlung von Deutschen und Ungarn, deren Privilegien und eine bevorzugte Stellung im Habsburger Reich, entstand unter den Serben jedoch eine gewisse Unzufriedenheit und der Wunsch nach einem eigenen autonomen Territorium.  Als im Revolutionsjahr 1848 Ungarn unter Ludwig Kossuth einen Aufstand gegen die Habsburger begannen und ein unabhängiges Ungarn ausriefen, war dies auch ein Anlass für die Serben zum Aufstand. Im Mai 1848 kam in Sremski Karlovci das sogenannte Maiparlament zusammen, das  die Woiwodenschaft Serbien ausrief,  deren Austritt aus Ungarn beschloss und sich direkt dem Habsburger Kaiser Ferdinand I. unterstellte. Die spätere Bezeichnung Vojvodina entstand als Kürzel für diese Woiwodenschaft Serbien innerhalb des Habsburger Reichs. Die Vojvodina sollte neben Syrmien, dem Banat und der Batschka auch die Baranya im heutigen Kroatien und Ungarn umfassen. Trotz anfänglicher Erfolge brach der Aufstand schließlich zusammen, aber Österreich errichtete  daraufhin 1850 das eigenständige Kronland „Serbische Vojvodina und Temesvarerer Banat“ mit Sitz in Temesvar im Banat. Die serbische Nationalgarde musste sich auflösen und in die reguläre kaiserlich-österreichische Truppe eingliedern. Der Bereich des Kronlandes wurde damit der ungarischen Oberhoheit entzogen und direkt der Zentralregierung in Wien unterstellt. In Temeswar residierte ein kaiserlicher Statthalter.  Doch nach der Niederlage Österreichs im Krieg mit Sardinien wurde schon 1860 das Kronland wieder aufgelöst und als Konzession an Ungarn in das Königreich Ungarn und teilweise das ungarisch beherrschte Königreich Kroatien integriert. Im darauf folgenden österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 kam die Vojvodina zusammen mit Kroatien zur ungarischen Reichshälfte der k.u.k.-Monarchie. Syrmien kam zum Königreich Kroatien, das jedoch in Personalunion mit dem Königreich Ungarn verbunden war. In der Folge betrieb die ungarische Regierung  eine forcierte Magyarisierung der nicht-ungarischen Völker in ihrer Reichshälfte. Diese Politik gipfelte 1912 in der Aufhebung aller serbischen Privilegien und Minderheitenrechte. Bei einer 1910 (von ungarischer Seite allerdings manipulierten) Volkszählung  auf dem Gebiet der heutigen Vojvodina wurden 33,8% Serben, 28,1% Ungarn und 21,4% Deutsche gezählt. [2]

 

Hinsichtlich der historischen  Entwicklungen in Serbien und den anderen südslawischen Gebieten verweise ich auf meinen PostSerbien, serbisches Volk, Jugoslawien und hinsichtlich der Geschichte Ungarns auf den Post Ungarn, ungarisches Volk

 

2.2  Nach dem 1. Weltkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet  (auch SHS-Staat genannt).  Am 25. November 1918 beschlossen 757 Delegierte einer „Großen Volksversammlung der Serben, Bunjewatzen und der übrigen Slawen der Batschka, des Banats und der Baranya“ die Vereinigung mit dem Königreich Serbien. Allerdings war diese Volksversammlung nicht demokratisch legitimiert und wurde von den Südslawen dominiert, unter weitgehendem Ausschluss der Ungarn, Deutschen und Rumänen (unter den Abgeordneten befanden sich 6 Deutsche und 1 Ungar). Einen Tag zuvor am 24. November 1918 beschloss auch Syrmien, das bis dahin zu Kroatien-Slawonien gehörte ebenfalls die Vereinigung mit dem neuen Staat der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat, später Jugoslawien genannt).

Obwohl der serbische Prinzregent Aleksandar am 6. Jänner 1919 noch betont hatte, dass die südslawische Friedensdelegation „nur die ethnographischen Grenzen unseres Volkes“ verlangen sollte, präsentierte die Delegation der Serben, Kroaten und Slowenen bei der Pariser Friedenskonferenz viele weitergehende Forderungen, so z. B.  hinsichtlich der ethnisch völlig gemischten südöstlichen Baranya und der ethnisch ebenfalls gemischten Batschka – mit magyarischer Mehrheit im Norden und Osten, deutscher Mehrheit im Westen und lediglich südslawischer Mehrheit im Südosten. Wie unter 3. Ethnien der Vojvodina weiter ausgeführt, waren 1921 lediglich ein Drittel der Vojvodina-Bevölkerung Serben, ein Viertel (= 24,4 %) Ungarn, 22 Prozent Deutsche, acht Prozent Kroaten. Dennoch mussten diese Gebiete von Ungarn an das Königreich SHS abgetreten werden.
In den folgenden Pariser Friedensverträgen wurde dann endgültig festgelegt, dass die historischen Gebiete Batschka, südliche Baranja und  Syrmien dem neuen jugoslawischen Staat angegliedert werden. Von der Batschka verblieb ein kleiner Bereich im Norden bei Ungarn und die Baranja wurde zwischen Ungarn und Jugoslawien aufgeteilt. Außerdem wurde das historische Gebiet des Banat zwischen Rumänien und dem SHS-Staat geteilt, ein kleiner Gebietszipfel im Norden blieb bei Ungarn. Siehe folgende Karte 4.  Der westliche Teil des Banats wurde mit der übrigen Vojvodina zusammengelegt.

                                           Karte 04  Banat 2019

Der Vertrag von Trianon vom 4. Juni 1920 bedeutete für Ungarn ein nationales Trauma denn Ungarn musste drei Viertel seines ursprünglichen Staatsgebietes an angrenzende Länder abtreten -  so auch die Vojvodina. Das war in den folgenden Jahrzehnten der Anlass, dass Ungarn gemeinsam mit Deutschland eine Revision der neuen Grenzziehungen herbeiführen wollte. [3]
Im Königreich Jugoslawien gehörte der südliche (jugoslawische) Teil der Region Baranja zunächst auch zur Vojvodina, und zwar zwischen 1918 und 1922 als Teil des Landkreises Novi Sad und zwischen 1922 und 1929 als Teil des Gebietes Bačka. 1929 wurde die Vojvodina in die Banschaft Donau eingegliedert. Siehe  folgende Karte. 
 

                         Karte 05  Königreich Jugoslawien Banschaften

1941 marschierten deutsche und ungarische Truppen in die Vojvodina ein. Deutschland und Ungarn teilten sie danach auf: Die Baranja und Bačka fielen an Ungarn, Syrmien an Kroatien und der westliche Banat wurde dem serbischen Staat unter deutscher Verwaltung zugeschlagen.

2.3 Die Vojvodina im Tito-Jugoslawien bis zur Wende 1990

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde Titos Jugoslawien mit dem Versprechen gegründet,  nationale Eigenheiten bedingungslos anzuerkennen,  was sogar das Recht jedes Volkes auf Selbstbestimmung einschließlich des Rechts auf Sezession oder Vereinigung mit anderen Völkern einschließen sollte. Gleichwohl nahm die Zentralisierung nach Ende des Krieges zu. [4]

Bei der Neugestaltung Jugoslawiens durch Tito wurde die Vojvodina als Autonome Provinz innerhalb des Bundesstaates Serbien mit den heutigen Grenzen geschaffen. 1945 bestimmte eine Kommission zur Grenzbestimmung unter Leitung von Milovan Djilas den zukünftigen Grenzverlauf im historischen Syrmien zwischen den jugoslawischen Teilrepubliken Kroatien und Serbien aufgrund ethnischer Kriterien. Die jugoslawische Baranja wurde der Volksrepublik Kroatien zugeteilt. Danach hatte die Vojvodina den heutigen Gebietsstand (siehe Karte 2). Auf Veranlassung Titos erhielten der Kosovo und die Vojvodina 1974 durch eine Verfassungsänderung erweiterte Autonomierechte, die fast den Rechten der jugoslawischen Teilrepubliken gleichkamen.

2.4 Die Vojvodina nach 1990 bis heute

Diese Autonomierechte wurden 1989 auf Betreiben des serbischen Präsidenten Milosevic durch eine Verfassungsänderung faktisch aufgehoben. Nach den Kriegen in Ex-Jugoslawien und mit dem Sturz von Slobodan Milošević im Jahr 2000 veränderte sich die Lage der Vojvodina zum Besseren: Die Provinz erhielt 2002 wieder ein – wenn auch eingeschränktes Autonomierecht, das 2006 um eine finanzielle Zuständigkeit erweitert wurde. Die Rechte der Minderheiten wurden wieder stärker respektiert, als das in den 1990er Jahren der Fall war. So sind in der Provinz Vojvodina neben Serbisch auch Ungarisch, Kroatisch, Ruthenisch (Jugoslawo-Russinisch), Slowakisch und Rumänisch als Amtssprachen anerkannt.

Nach wie vor bleiben die Autonomierechte allerdings hinter dem Zustand von 1989 zurück, so dass 2008 das Regionalparlament der Vojvodina  einen Verfassungsentwurf mit einer weitergehenden Autonomie mehrheitlich verabschiedete. Es gibt in der Vojvodina weniger separatistische als eher föderalistische Bewegungen, deren Anführer vor allem alteingesessene Bürger der Vojvodina aus allen Ethnien, vor allem Serben und Ungarn sind, die damit die regionale Besonderheit der Region betonen.

Autonomiegegner sind vor allem serbische „Zugezogene“ nach dem 2. Weltkrieg, die in die verlassen Häuser der geflüchteten, vertriebenen oder umgebrachten Donauschwaben einzogen, sie betrachten  die Einheimischen als einen „anderen Menschenschlag“ und als die eigentlichen Unruhestifter in der Region. Atila Sam, Professor im Ruhestand und  ehemaliger Vizepremier der Vojvodina, zuständig für Wissenschaft und Kultur, erklärt, dass die Autonomiebestrebung in der Vojvodina – im Gegensatz zum Kosovo – nie auch nur das leiseste Anzeichen einer Sezession beinhaltete und dass sie, im Gegensatz zu anderen europäischen Regionen wie Südtirol oder Katalonien, auch nicht ethnisch motiviert sei.

Die serbischen Oppositionsparteien sahen 2008 darin allerdings  eine separatistische Politik und da die Zustimmung des Zentralparlaments in Belgrad erforderlich war, wurde das Thema Autonomie-Erweiterung zunächst zurückgestellt. 2012 erklärte das serbische Verfassungsgericht rund 20 Verordnungen, die den Provinzbehörden mehr Befugnisse gewährleisteten, für verfassungswidrig und auch die Vertretung der Vojvodina in Brüssel wurde abgeschafft. Seit im Jahre 2016 die „Progressive Partei“ von Serbiens Präsident Vučić auch im Parlament der Vojvodina die Mehrheit hat, wird über erweiterte Autonomierechte z.Zt. nicht mehr diskutiert. [5]

Die Unabhängigkeit des Kosovo ist für viele Serben ein nationaler Alptraum und eine Schmach. Die Zukunft der multiethnischen Vojvodina mit ihren Minderheiten bereitet daher vielen Serben große Sorgen. Es geht die Angst um, dass es die Vojvodina dem Kosovo gleichmachen könnte und den Weg des Separatismus einschlägt. Aber wegen der großen Überzahl der Serben war in der Vojvodina von einer Abspaltung von Serbien nie die Rede. Zwar gibt es einzelne nationalistisch-ungarische Organisationen wie die „64 Komitate“ („64 Vármegye“), die eine Sezession anstreben, doch sie sind schwach und haben nur wenige Anhänger. Dennoch ist allein die Tatsache, dass es sie überhaupt gibt, Munition für serbische Zentralisten, die nach der Loslösung des Kosovo, „dem nationalen Trauma der Serben“, in allen Autonomiebestrebungen der Vojvodina eine  Sezession wittern.[6]

3. Ethnien der Vojvodina

Nach dem Zensus von 2011 zählte  die Vojvodina 1.931.809 Einwohner. Die Serben stellen mit fast 67 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung in der ethnisch gemischten Provinz. Etwa ein Drittel der Bevölkerung gehört einer der mehr als 20 ethnischen Minderheiten an. Die letzte Volkszählung von 2011 brachte folgendes Ergebnis (soweit vorhanden mit Vergleichszahlen 2002):

Tabelle 1: Einwohner und Ethnien der Vojvodina 2011und 2002


Personen 2011

  % 2011

Personen 2002

% 2002

Vojvodina gesamt

1,931,809

100

 2.031.992                  

100

Serben

1.289.635

66.76

1,321.807

65,05

Ungarn

251.136

13.00

290.207

14,28

Slowaken

50.321

2.60

56.637

2,79

Kroaten

47.033

2.43

56.546

2,78

Roma

42.391

2.19

29.057

1,43

Rumänen

25.410

1.32

30.419

1,50

Montenegriner

22.141

1.15

 

 

Bunjewatzen

16.469

0.85

19.766

0,97

Russinen

13.928

0.72

15.626

0,77

Jugoslawen

12.176

0.63       

49.784

2.45%

Mazedonier

10.392

0.54

11.785

0,58

Ukrainer

4.202

0.22

4.635

0,23

Muslime

3.360

0.17

 

 

Deutsche

3.272

0.17

 

 

Albaner

2.251

0.12

1.695

0,08

Slowenen

1.815

0.09

 

 

Bulgaren

1.489

0.08

1.658

0,08

Goraner

1.179

0.06

 

 

Russen

1.173

0.06

 

 

Bosniaken

780

0.04

4.657

0,23

Vlachen

170

0,01

 

 

*Andere

6.710

0.35

 

 

 * Regionale Identität

28.567

1.48

 

 

*ohne Angabe

81.018

4.19

 

 

* unbekannt

14,791


0.78     

0.79     

*= 131086 = 6,8%                                                                                             Quelle: https://www.wikiwand.com/en/Vojvodina#/citenote36     + Stephan Müller:Gutachten zur Situation in Serbien und Montenegro unter besonderer Berücksichtigung der Situation ethnischer Bosniaken und ethnischer Kroaten sowie von Deserteuren der ehemaligen Jugoslawischen Volksarmee“ Budapest 2005

Nach den Serben stellen die Ungarn mit 13,00% die größte Minderheit.  Weitere größere Gruppen sind die Slowaken mit 2,60%, Kroaten = 2,43%,  Roma = 2,19% und Rumänen = 1,32%.

Bei der Analyse der obigen Zahlen fällt die große Zahl derjenigen auf, die sich zu keiner der anerkannten Volksgruppen bekannte. Zusammen mit den regionalen Identitäten sind es ungewöhnlich hohe 6,8%. Zu der Gruppe der „Unentschiedenen“ kann man auch noch die 12.176 Jugoslawen (=0,63%) hinzurechnen. Wie auch bei den Statistiken anderer Balkanländer muss man daher auch die Angaben zur Ethnie in der Vojvodina sehr kritisch betrachten. Zum Beispiel erklären sich in Mischehen die Frauen häufig zur Nationalität ihres Mannes oder sie deklarieren sich als „Andere“. In Zeiten von Diskriminierung (so nach dem 2. Weltkrieg gegenüber Ungarn und Deutschen) und in den Jahren der Balkankriege und ihrer Folgen (besonders bei Kroaten, Bosniaken und Muslimen), wurde oft eine andere Nationalität beim Zensus angegeben, zumal viele Bewohner der Vojvodina mehrsprachig aufwachsen. Bei früheren Volkszählungen haben sich diese „Unentschlossenen“ häufig als Jugoslawen registrieren lassen. Der Anteil der „Jugoslawen“ an der Bevölkerung der Vojvodina stieg  von 2,4% im Jahr 1971 auf 8,2% im Jahr 1981. Bei der letzten Volkszählung vor dem Zerfall Jugoslawiens 1991 war der Höchststand mit 8,65%. und selbst zehn Jahre nach der Auflösung Jugoslawiens lag ihr Anteil mit 2.45% vergleichsweise hoch. 2011 lag der Anteil der „Jugoslawen“ nur noch bei 0.63 %, was vermuten lässt, dass sich ein Teil als Serben, die übrigen aber als „Andere“ oder „ohne Angabe“ deklariert haben. [7]  

Besonders betroffen von Diskriminierung sind auch in der Vojvodina die auf unterste soziale Stufenleiter abgedrängten Roma, die in den Statistiken in der Regel unterbewertet auftauchen, weil Roma aus Angst vor Diskriminierung eine andere Nationalität angeben.(siehe Punkt 4.2)

Mit weiteren Einzelheiten über die Situation der verschiedenen Minderheiten gehe ich unter Punkt 4. näher ein.


 
                                     Karte 06  Ethnische Struktur der Vojvodina

Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich die ethnische und multikulturelle Struktur der Vojvodina zum Teil erheblich verändert.

Bereits nach dem 1. Weltkrieg kam es zur Abwanderung von Deutschen und Ungarn aus der Vojvodina. Davon war besonders die ungarische Volksgruppe betroffen. In den Jahren 1918 bis 1924 sind zwischen 40.000 und 55.000 Angehörige der magyarischen Mittelschicht – darunter viele Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes (einschließlich von Bahn und Post) sowie Freiberufler nach Ungarn abgewandert. Dazu gehörten auch magyarisierte Donauschwaben, Juden, Bunjewatzen und Schokatzen sowie einige Serben. Die Ausreise von Donauschwaben hielt sich in Grenzen. 1921 waren lediglich ein Drittel der Vojvodina-Bevölkerung Serben, ein Viertel (= 24,4 %) Ungarn, 22 Prozent Deutsche, acht Prozent Kroaten. Für die staatlichen Bediensteten kamen Serben ins Land, da von öffentlich Bediensteten gute Kenntnisse der serbischen Sprache verlangt wurden. Die  „Serbisierung“ der Batschka, des westlichen Banats und Syrmiens gehörte zu den wichtigsten Zielen der von Belgrad gesteuerten Nationalitäten-Politik. Deshalb wurde von den serbischen Behörden die Auswanderung von ethnischen Minderheiten nach Übersee gefördert, wovon auch Donauschwaben Gebrauch machten. Im Sinne dieser Politik wurden auch serbische und montenegrinische Soldaten und Freiwillige des 1. Weltkriegs in der heutigen Vojvodina angesiedelt und sogenannte „Freiwilligenfamilien“ erhielten nach einer Bodenreform günstiges Land. Dennoch veränderten all diese Maßnahmen der  serbischen Regierung noch nicht grundsätzlich die multikulturelle Beschaffenheit der Vojvodina, obwohl die Zahl der Serben in den größeren Städten deutlich zunahm. Insgesamt  erhöhte sich der Prozentsatz der Südslawen auf dem Gebiet der heutigen Vojvodina von 40,0 % im Jahre 1910 auf 44,2 % im Jahre 1931, während der Prozentsatz der Magyaren im selben Zeitraum von 27,7 % auf 22,3 % und jener der Deutschen von 21,6 % auf 20,9 % zurückging. Zum Vergleich: Heute sind mehr als zwei Drittel der Bewohner Serben und nur noch 13 Prozent Ungarn, 3 Prozent Kroaten und weniger als 1% Deutsche (siehe Punkt 5.1, 5.3 und 5.4) [8]  

 

Wesentlich dramatischer verliefen die ethnischen Verschiebungen nach dem 2. Weltkrieg, denn durch Flucht, Vertreibung und Zwangsarbeit der deutschen – und teilweise der ungarischen – Bevölkerung ging deren Anteil stark zurück.(siehe unter nachstehenden Punkten 5.1 und 5.4.) Serben, Montenegriner und Mazedonier zogen in die verlassenen Häuser der Deutschen ein.

Der nächste große Umbruch in der Bevölkerungsstruktur der Vojvodina erfolgte nach dem Zerfall Jugoslawiens und der damit verbundenen Kriege. Viele Kroaten und Ungarn, aber auch serbische Kriegsdienstverweigerer, verließen das Land, während geflüchtete Serben aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo durch die serbischen Behörden hier angesiedelt wurden. Die damalige jugoslawische Regierung versuchte die Flüchtlinge in Gebieten mit einem großen Anteil von Minderheitenangehörigen, z.B. in der Vojvodina oder in Grenzgebieten, z.B. an der Grenze zu Bulgarien, anzusiedeln. Diese Ansiedlungspolitik stellte einen bewussten Versuch der Regierung dar, die ethnische Zusammensetzung dieser Regionen zu ändern.  Nach Aussage des Roten Kreuzes fanden rund 250 000 serbische Kriegsflüchtlinge in der Vojvodina eine neue Heimat. Dementsprechend wuchs der Anteil der serbischen Bevölkerung auf 66,76 % (Volkszählung 2011 gegenüber 56,79 Volkszählung 1991). Demgegenüber sank der Anteil der ungarischen Bevölkerung auf 13 % (1991 = 16,86%) und der kroatischen auf 2,43 % 1991 = 3,71%), mit fortschreitender Tendenz (siehe Tabelle 1 mit den Zahlen zur Volkszählung 2011und 2002). [9]  

Mit dem Sturz von Slobodan Milošević im Jahr 2000 wurden die Rechte der Minderheiten wieder stärker respektiert, als das in den 1990er Jahren der Fall war. In der Provinz Vojvodina sind heute neben Serbisch auch Ungarisch, Kroatisch, Ruthenisch (Jugoslawo-Russinisch), Slowakisch und Rumänisch als Amtssprachen anerkannt. Allerdings ist die Entwicklung hin zu einer erweiterten Autonomie negativ. (Sie Punkt 4) Wirtschaftlich erhofft sich die Region Vorteile von ihrer geografischen Lage und ihrer multikulturellen und sprachlichen Vielfalt.

Kaum eine andere Stadt in Serbien ist so multiethnisch geprägt wie Subotica im Norden der Vojvodina. Etwa 35 Prozent Ungarn, 26 Prozent Serben und etwa 10 Prozent Bunjewatzen leben heute dort, der Rest der 100.000-Einwohner-Stadt verteilt sich auf viele weitere Volksgruppen. „Früher haben hier alle nationalen Gemeinschaften gleichermaßen Verantwortung für die Stadt übernommen“, sagt Bosko Krstic, Chefredakteur der Literaturzeitschrift Rukovet, die in Subotica erscheint. Doch weil selbst nach der demokratischen Wende im Jahr 2000 die Vojvodina ihren Autonomiestatus bis heute nicht wirklich zurückerhalten habe, hätten sich die Volksgruppen in sich selbst zurückgezogen. „Jetzt befassen sich die einzelnen Nationalitäten mit ihren eigenen existenziellen und kulturellen Problemen. Die Stadt entgleitet dabei irgendwie.“ Und das gilt für ganz Vojvodina, bekräftigt Krstic.

Im Gegensatz zu früher bewegten sich die jungen Menschen heute innerhalb der eigenen Volksgruppe: Serben gehen in serbische, Ungarn in ungarische Lokale, selbst das Abitur feiert man getrennt. Früher sprachen viele Einwohner beide oder mehrere Orts-Sprachen, heute sei das viel seltener der Fall. [10] 

Auch die Hauptstadt der Vojvodina Novi Sad (deutsch: Neusatz) war früher eine überaus lebendige multikulturelle Stadt. Vor dem 1. Weltkrieg  lebten hier 13.343 Ungarn, 11.594 Serben und 5.918 Deutsche sowie weitere kleinere Volksgruppen (laut ungarischer Volkszählung von 1910). Das besondere multikulturelle Flair der Stadt ging allerdings schon in Titos Jugoslawien nach Flucht und Vertreibung der Deutschen verloren. László Végel, ein ungarisch-stämmiger Schriftsteller erinnert an diesen Reichtum der Vielfalt. Als Beispiel nennt er das deutsche Café Dornstädter. Nach dem Krieg wurde es in „Moskau“ umbenannt, nach dem Bruch Titos mit Moskau hieß es „Zagreb“ und nach dem Zerfall Jugoslawiens und dem Krieg mit Kroatien heißt es nun „Athen“. Végel beschäftigt sich in seinen Schriften auch mit der Vertreibung der Deutschen und Ungarn, die nach dem Zweiten Weltkrieg kollektiv der Kollaboration mit Hitler bezichtigt wurden. Die Deutschen sind schon lange weg, viele Ungarn ebenso. Végel bedauert, dass die Multikulturalität der Region langsam verloren geht. Zuletzt haben die Kriege der Neunziger Novi Sad verändert. Flüchtlinge aus anderen Teilrepubliken sind in Scharen gekommen, viele verbittert, mit Kriegserfahrungen im Gepäck. Dass in Novi Sad einst ein „Café Dornstädter“ existierte, wissen sie nicht. [11] 

 

4. Perspektiven für die Zukunft 

Wie oben ausgeführt ist die Autonomie der serbischen Provinz Vojvodina nur eingeschränkt vorhanden und wird sich bei den derzeitigen Machtverhältnissen in Serbien und der ethnischen Dominanz der Serben in der Provinz wohl auf absehbare Zeit leider nicht ändern. Deshalb teilt die Vojvodina zwangläufig die politische Entwicklung Serbiens, wie ich sie in meinem Post Serbien, serbisches Volk, Ex-Jugoslawien dargestellt habe.

Möglichkeiten einer eigenständigen Entwicklung – auch im Interesse Serbiens – bestehen durchaus. Im Jahre 1997 wurde die Euroregion „Donau-Kreisch-Marosch-Theiß (DKMT)“ gebildet, der die serbische autonome Provinz Vojvodina sowie acht Verwaltungsbezirke in den serbischen Nachbarländern Rumänien und Ungarn angehört. Die Idee der europäischen Regionen wäre eine große Chance für Serbien, auf dem Weg in die EU die Bereitschaft für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu demonstrieren. Auch wäre es ein Weg, um beträchtliche finanzielle Mittel aus diversen Fonds der EU für eine eigene wirtschaftliche Entwicklung für diese zentral gelegene Region am Schnittpunkt vieler Handelswege zu bekommen. Leider wurde diese Chance bisher kaum genutzt.

Eine weitere Chance bietet sich im Jahre 2021, denn die Provinzhauptstadt Novi Sad wird in diesem Jahr europäische Kulturhauptstadt sein. 2016 wählte die Europäische Kommission mit der Hauptstadt der Vojvodina erstmals eine Stadt in einem Land außerhalb der EU, nachdem die Kommission 2014 das Programm für die Beitrittskandidatenländer des Westlichen Balkans geöffnet hatte. Novi Sad teilt den Titel 2021 mit Timişoara (Temeschwar) im rumänischen Banat und Eleusis in Griechenland. Es ist eine große Chance, die Stadt und Provinz als friedliche multikulturelle und europäische Region zu präsentieren. Aufgrund ihrer geografischen Lage erhofft sich die Region auch wirtschaftliche Vorteile und die Möglichkeit, Touristen für diese interessante geschichtsträchtige Stadt und ihr Hinterland zu begeistern. Aktuell können allerdings konkrete Projekte wegen der Corona-Epidemie nicht geplant werden. Die Hoffnung bleibt! [12]  

5. ethnische Minderheiten in Serbien einschließlich der Vojvodina

Serbien hat 7.186.862 Einwohner. Die Bevölkerungsmehrheit der Republik stellen mit 83,32 % der Bevölkerung die Serben als Titularnationalität. In Zentralserbien (ohne die Vojvodina) beträgt der Anteil der Serben sogar 89,48%. Hinzu kommen noch folgende eng mit den Serben verwandte Gruppen mit serbo-kroatischer Muttersprache:  69.049 Montenegriner(= 0.92%) und 23.303 Einwohner (0,32 %), die sich nach wie vor als Jugoslawen bezeichnen. Deshalb kann man bei Zentral-Serbien von einer weitgehend homogenen Bevölkerung sprechen, zumal auch die Bosniaken (2,48 %) als größte Minderheit sowie die Gruppe, die sich davon abweichend als Muslime bezeichnet, serbo-kroatische Muttersprachler sind. Im Süden Serbiens gibt es  einige Gemeinden, in denen Bosniaken die Bevölkerungmehrheit stellen. Weitere Minderheiten in Zentral-Serbien sind die Rumänen und Walachen im Osten und Nordosten, Bulgaren im Südosten und Nordosten. Und im Prečevo -Tal im südlichsten Zipfel von Zentralserbien leben vorwiegend Albaner.  Über ganz Zentral-Serbien verteilt leben Roma.

Ganz anders ist die Bevölkerungsstruktur in der teilautonomen Provinz Vojvodina im Norden des serbischen Staates. Aufgrund des 2002 beschlossenen Bundesgesetzes zum Schutz der Rechte und Freiheiten nationaler Minderheiten und des Gesetzes über die Festlegung bestimmter Zuständigkeiten der Autonomen Provinz Vojvodina, können Minderheiten einen Nationalrat zur nationalen Selbstverwaltung gründen, der für Sprache, Bildung, Information und Kultur zuständig ist. Weitere Rechte sind im Schulgesetz (Recht auf Bildung in der Muttersprache) und Amtssprachengesetz festgelegt, wobei eine Minderheitensprache als Amtssprache in lokalen Selbstverwaltungen obligatorisch bei einem Minderheiten-Bevölkerungsanteil von 15 Prozent eingeführt werden kann. Ende 2009 wurde dann das Statut der autonomen Provinz Vojvodina verabschiedet, das Bestimmungen über die Gleichberechtigung der Minderheiten, die Wahrung der vielfältigen Kulturen, die Verwendung der Minderheitensprachen und Alphabete, politische Partizipation und kulturelle Autonomie beinhaltet.

Auf internationaler Ebene hat Serbien die Rassen-Diskriminierungskonvention unterzeichnet, ist 2003 dem Europarat beigetreten und hat die Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten und die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen unterzeichnet und in Kraft gesetzt. [13] 

Auf die multiethnische Situation in der  Vojvodina bin ich bereits unter Punkt 3  näher eingegangen.  Nachstehend gebe ich nun einen kurzen Überblick über die Lage der wichtigsten Minderheiten in Serbien einschließlich der Vojvodina. Dabei verzichte ich auf weitergehende Angaben zu folgenden Minderheiten:

- Montenegriner (38.527 im serbischen Staat) siehe dazu meinen Post Serbien, serbisches Volk, Jugoslawien und dort Punkt 4.

- Mazedonier (22.755 im serbischen Staat) siehe dazu meinen Post Mazedonien, geschichtliche Region

- Goraner (7.767 im serbischen Staat), dabei handelt es sich zum Teil um Flüchtlinge dieser kleinen Volksgruppe aus dem Kosovo, siehe dazu meinen Post Kosovo, albanisches Volk und dort Punkt 5.5 Gorani

- Slowenen (4.033 im serbischen Staat) – ein besonderer Post über das slowenische Volk ist in Vorbereitung.

5.1 Ungarn

1944 war es bereits zu schweren Übergriffen auf die ungarische Minderheit gekommen, so dass auch viele Ungarn die Vojvodina verließen. Dennoch verblieb in der Vojvodina eine große ungarische Volksgruppe, die 1953 noch über 25% der Bevölkerung ausmachte. Hinweise über Ungarn und seine Geschichte finden Sie in meinem Post Ungarn, ungarisches Volk

Als Tito den neuen Bundesstaat Jugoslawien schuf, wurde den Ungarn in der  autonomen Provinz Vojvodina eine Vielzahl an Rechten eingeräumt und muttersprachliche Schulbildung ermöglicht, um eine nationale Beeinflussung durch Ungarn zu verhindern.

Von den 251.136 Ungarn (laut Volkszählung 2011) lebt der Großteil  vor allem im Norden der Vojvodina, das heißt in der nördlichen Batschka (Bácska) und im nördlichen Banat. Im Süden der Vojvodina sind sie sporadisch auf mehrere kleine ungarische Dörfer bzw. Dorfgemeinschaften verteilt, umgeben von vielen anderen Nationalitäten, die in der Vojvodina beheimatet sind. 

                                           Karte 07 Ungarn in der Vojvodina 2011

Wie schon geschildert, ist der ungarische Anteil an der Bevölkerung der Vojvodina allerdings rückläufig, in den letzten Jahren vor allem wegen der Abwanderung nach Ungarn und nach Westeuropa. Nachstehende Tabelle zeigt die rückläufige Entwicklung des ungarischen Bevölkerungsanteils in der Vojvodina:

Volkszählung

Magyaren

Prozent

1910

424.555

28,1 %

1921

370.040

24,4 %

1953

435.179

25,6 %

1971

423.866

21,7 %

1991

340.946

16,9 %

2002

290.207

14,3 %

2011

251.136

13,0 %




Aufgrund des rückläufigen Anteils der ungarischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung sind viele Ungarn heute bilingual, das heißt Muttersprache Ungarisch und Zweitsprache Serbisch. Dennoch ist das Ungarische in der Vojvodina im Unterschied zu kleineren Minderheiten  z. Zt. als sehr stabil anzusehen.

Im Jahre 2010 war es eine der ersten Amtshandlungen der Regierung Orban, den Ungarn in den Nachbarstaaten einen ungarischen Pass anzubieten, so dass z. B. Ungarn in der Vojvodina dadurch eine doppelte Staatsbürgerschaft  hatten und leichter in die EU oder die USA einreisen konnten. Die serbische Regierung reagierte auf diese ungarische Maßnahme durchaus gelassen, denn im früheren Jugoslawien sind doppelte Staatsbürgerschaften keine Seltenheit. Serbien bietet sie u. a. auch Serben in Bosnien und Kroatien an. Von einer Umsiedlung nach Ungarn haben auch nur wenige Ungarn der Vojvodina Gebrauch gemacht.

Zehn Jahre nach diesem Angebot an ungarische Minderheiten verhält sich die ungarische Regierung in Budapest allerdings inzwischen zurückhaltender bei der Ausstellung von Pässen für ihre Minderheiten in Nachbarstaaten. Stattdessen unterstützt Budapest jedoch vermehrt  die von Ungarn bewohnten Gebiete in Serbien durch große finanzielle Zuwendungen, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. So z. B. das ungarische Schauspielhaus In Novi Sad. Das 20-köpfige Ensemble spielt auf Ungarisch, hat aber für fast jedes Stück einen Dolmetscher dabei, den die Zuschauer über Kopfhörer hören. Das Ensemble spielt auch  in Dörfern, in denen Ungarisch gesprochen wird.

Aufgrund der oben erwähnten Gesetze von 2002 zum Schutz nationaler Minderheiten und erweiterter Befugnisse der Provinz Vojvodina hat sich bereits Ende 2002 der Ungarische Nationalrat der Vojvodina (Magyar Nemzeti Tanács, Vajdaság, MNT) konstituiert, welcher für die nationale Selbstverwaltung der ungarischen Minderheit zuständig ist. (u.a. die Belange  der ungarischen Sprache, Bildung und Kultur). Außerdem nimmt er an allen die ungarische Minderheit betreffenden politischen Entscheidungen teil, hat bei einzelnen Fragen eine Entscheidungsbefugnis, wie bei topographischen Bezeichnungen, und das Recht ungarische Institutionen zu gründen.

Bereits 1990 hat sich als politischer Arm der ungarischen Minderheiten der „Demokratische Verband der Ungarn in der Vojvodina“ (Vajdasági Magyarok Demokratikus Közössége), kurz VMDK gegründet. Er konnte bei den ersten freien Wahlen zwischen 1990 und 1993 fünf bis acht Sitze (von 36) im Provinzparlament der Vojvodina erringen. Danach zersplitterte diese Sammelpartei in 6 Nachfolgeorganisationen. Erst nach Abschaffung der 5%-Hürde für Parteien nationaler Minderheiten konnte 2007  der Bund der Ungarn in der Vojvodina (VMSZ) wieder mit 3 Mandaten ins Parlament einziehen. Bei folgenden Wahlen kam es dann häufig zu Wahlbündnissen der verschiedenen ungarischen Parteien. Bei den Parlamentswahlen für ganz Serbien im Jahre 2020 errang die Allianz der Vojvodina-Ungarn   (VMSZ), 2,3% aller Stimmen und 7 Mandate (von 250). Im Provinzparlament der Vojvodina werden in den nächsten vier Jahren 15 Politiker (bisher 6) im Repräsentantenhaus von Novi Sad vertreten sein. Victor Orban, der autoritäre Ministerpräsident Ungarns suchte daraufhin den Schulterschluss mit dem ebenso autoritär regierenden serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic. Er gratulierte in Botschaften sowohl dem Präsidenten der ungarischen Partei der Vojvodina, István Pásztor, zum Wahlerfolg, als auch Vucic zum Erfolg seiner SNS-Partei und fügte hinzu, er sei überzeugt, dass Serbien bis zum Ende des nächsten vierjährigen Parlamentszyklus Mitglied der Europäischen Union werden könne. Ungarn werde sich dafür einsetzen und seine strategischen Partnerschaft mit Serbien fortsetzen. [14] 

5.2 Roma

Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich 147.604 Einwohner Serbiens als Roma (2,05 %)), davon 42.391 in der Vojvodina, außerdem wurden noch 997 Ashkali und 1.834 Balkan-Ägypter gezählt. Der Anteil der Roma wird jedoch von Fachleuten weit höher eingeschätzt.* Danach muss von ca. 400.000 bis 500.000 Roma in Serbien einschließlich der Vojvodina ausgegangen werden, die sich überwiegend bei Volkszählungen wegen befürchteter Diskriminierungen als Serben deklariert haben. [15]   

Wie in vielen Balkanstaaten ist die Situation der Roma in Serbien besorgniserregend bis unzumutbar. Sie leben oft unter unerträglichen Bedingungen und sind täglich der Gefahr von Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt.  Roma sind die Verlierer eines gescheiterten Übergangsprozesses. Im Zuge der Privatisierungen der Staatsbetriebe verloren sie ihren Arbeitsplatz und neue Beschäftigung gibt es für sie weder beim Staat, noch in der Privatwirtschaft. Roma leben häufig in Ghettos an den Stadtgrenzen. Besonders schwierig ist die Situation der aus dem Kosovo geflüchteten Roma mit serbischer Muttersprache. Sie haben sich oft notdürftige Behausungen ohne behördliche Genehmigung gebaut, die weder über Strom, noch über fließendes Wasser verfügen. In Novi Sad wurde eine Roma Siedlung auf freiem Feld am Rande der Stadt errichtet, die dort allgemein als „Bangladesh-Siedlung“ bezeichnet wird.  Häufig werden solche „Siedlungen“ zwangsgeräumt und die Roma wissen nicht wohin. Zunehmender serbischer Nationalismus  führte in der Vergangenheit zu vielen gewaltsamen Übergriffen auf Roma. Die serbischen Polizeikräfte unternehmen nur unzureichende Maßnahmen, um die Roma vor Gewalt zu schützen, im Gegenteil gibt es Meldungen über Misshandlungen von Roma in Polizeigewahrsam. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle, in denen es zu rassistischen Angriffen auf Roma kam, haben die zuständigen Behörden keine adäquaten Untersuchungen gegen die Täter eingeleitet.

Besonders bedauernswert sind die zahlreichen Kinder der Roma-Familien. Trotz einer Vielzahl von Projekten, die sich der Bildungssituation der Roma  widmen, schließen nur etwa ein Viertel aller Romakinder die Grundschule ab und weniger als 10% machen einen Sekundar-Schulabschluss (Stand Dezember 2012). In einigen Fällen haben es Schulen abgelehnt, Romakinder aufzunehmen mit der Begründung, dass sie über keine adäquaten Serbisch-Kenntnisse verfügten. Romakinder werden stattdessen häufig in separaten Klassen untergebracht oder in Sonderschulen für geistig behinderte Kinder eingewiesen. Eine größere Anzahl von Romakindern, vor allem von Familien aus dem Kosovo, besuchen überhaupt keine Schule – weil die Aufnahme in die Schule meist an fehlenden Personaldokumenten scheitert.

Zahlreiche Hilfsorganisationen wie die Caritas verteilen Hilfsgüter, um das Überleben vieler Roma zu sichern. Beispielhaft verweise ich auch auf die Organisation „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“, (https://www.help-ev.de/laender/montenegro#c882 ) die Roma-Familien und sozial schwache Gruppen mit Wohnungsbauprojekten vor allem in Montenegro unterstützt. Durch diese Projekte wurden Wohnungen mit Wasser- und Stromanschlüssen gebaut, um ein Leben in Würde zu ermöglichen und die gesellschaftliche Integration zu fördern. Auch beim Zugang zu Gesundheitsleistungen, Bildung und Arbeit leistet die Organisation Hilfestellung.

Zahlreiche Roma flüchten in die EU und stellen dort einen Asylantrag, der in aller Regel abgelehnt wird. Sie erhalten dann auch keine Aufenthaltsgenehmigung und werden abgeschoben.

Seit 2002 bemüht sich eine Sonderkommission des serbischen Bundesministeriums für Nationale und Ethnische Minderheiten um eine Verbesserung der Lage der Roma. Auch gibt es Druck aus der EU auf die EU-Beitrittskandidaten auf dem Balkan, die Lage der Roma zu verbessern und Diskriminierungen zu unterbinden. In der Europäischen Kommission gibt es eine Dienststellen übergreifende Fachgruppe für Roma-Fragen, die auch die Beitrittskandidaten in allen Fragen der Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung unterstützt und die Bereitstellung von Geldern über eine Reihe von europäischen Finanzierungs-Instrumenten koordiniert. Oft werden solche Hilfsgelder aber gar nicht abgerufen, weil ein staatlicher Eigenanteil Vorausbedingung ist. Es bleibt abzuwarten, wann die Maßnahmen greifen. Die Romani-Sprache gilt in der Vojvodina nicht als offiziell anerkannte Minderheitensprache , aber es gibt Fernsehprogramme und andere Veröffentlichungen in der Roma-Sprache. [16] 

5.3 Kroaten - Bunjewatzen + Schokatzen

5.3.1 Kroaten

Der Anteil der Kroaten an der Bevölkerung Serbiens und insbesondere der Vojvodina ist stark zurückgegangen. Während er in der jugoslawischen Teilrepublik Serbien im Jahre 1971 noch bei 184.913  lag, betrug er 2002 noch 70.602 und ging bei der Volkszählung 2011 auf 57.900 (0,81 %) zurück. Davon leben 47.033 in der Vojvodina, wo sie die viertgrößte ethnische Gruppe bilden, die 2,8% der Bevölkerung ausmacht.

Der Rückgang ist eine Folge des Krieges von 1991 bis 1995 und der daraus folgenden nationalistischen Ausschreitungen und Übergriffe. Auch die gezielte Ansiedlung geflüchteter Serben in den Minderheitsgebieten der Kroaten sorgte für offenen Streit zwischen den Volksgruppen. Nach dem Erfolg nationalistischer serbischer Parteien bei den Kommunalwahlen bzw. den Provinzparlamentswahlen in der Vojvodina im September/Oktober 2004 kam es zu weiteren Spannungen in der Vojvodina, die durch Zerstörungen kroatischer Einrichtungen wie katholische Friedhöfe öffentlich wurden. Dies führte zu einer weiteren Abwanderung zehntausender Kroaten. Erst danach beruhigte sich die Lage.

Die Kroatische Minderheit in Serbien ist seit 2002 offiziell anerkannt. In der Stadt Subotica, der zweitgrößten Stadt der Vojvodina, befindet sich das regionale Zentrum der Kroatischen Minderheit. Politisch vertreten werden die Kroaten in der Vojvodina durch die Demokratische Allianz der Kroaten in der Vojvodina (kroatisch: Demokratski savez Hrvata u Vojvodini DSHV), die bereits 1990 gegründet wurde. [17] 

5.3.2 Bunjewatzen + Schokatzen

In ganz Serbien haben sich bei der Volkszählung 2011 16.706 Personen als Bunjevci bekannt, davon der weitaus überwiegende Teil, nämlich 16.469 in der Vojvodina.

Die Ethnien der Bunjewatzen (kroatisch: Bunjevci) und Schokatzen (deutsch auch Schoktzen, serbisch: Šokci)  nehmen in Serbien eine Sonderstellung ein. Die meisten Ethnologen gehen davon aus, dass die Bunjewatzen ursprünglich aus Dalmatien und der Herzegowina stammen und im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Osmanischen Reich auswanderten und im damaligen Süd-Ungarn ansiedelten. Dort sollten sie gemäß der Politik des Wiener Hofes die südlichen Grenzen des Habsburger Reiches gegen sie Osmanen sichern. Bunjewatzen sind wie die Kroaten römisch-katholischen Glaubens. Außerhalb der  Vojvodina leben kleiner Gruppen in Südungarn. In den zurückliegenden Jahrhunderten wurden die Bunjewatzen  in deutschen und ungarischen Quellen mit verschiedenen Volksbezeichnungen – zumeist slawischen – erwähnt, z. B. als Katholische Ratzen, Katholische Serben, Illyren, Dalmaten, Katholische Walachen, Bunyevaczen, Bunyewatzen.

Auch die Schokatzen sind Nachkommen von Kroaten, die Ende des 17. Jahrhunderts vor den Osmanen aus dem Süden Serbiens und der Herzegowina in das damalige südliche Ungarn flüchteten und vom österreichischen Kaiser in der heutigen Vojvodina und im Norden Serbiens angesiedelt wurden. Sowohl Bunjewatzen als auch Schokatzen sind römisch-katholischer Konfession und sprechen einen serbo-kroatischen neuštokavischen Dialekt, der auch im dalmatinischen Hinterland, auf einigen dalmatinischen Inseln und  in der westlichen Herzegowina gesprochen wird.

Als kleine ethnische Gemeinschaft mit unklarer nationaler Zugehörigkeit standen die Bunjewatzen im ungarischen Teil  der Habsburgermonarchie  unter Druck, sich als Ungarn zu erklären, was zur Assimilation vieler von ihnen führte.

Nach dem ersten Weltkrieg begrüßten die  meisten Bunjewatzen die Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen - dem späteren Jugoslawien. Sie erlebten in den Jahren darnach eine kulturelle Blütezeit. wobei zahlreiche Zeitschriften und Bücher in der bunjewatzischen Sprache veröffentlicht wurden. In den Grundschulen und Gymnasien, vor allem in der Stadt Subotica und ihrer  Umgebung, wurde das Schulfach „Bunjewatzische Sprache“ als Muttersprache unterrichtet.[18a]

Bereits 1945 setzte sich der spätere Staatspräsident  Josip Broz Tito   persönlich für die Kroatisierung der Bunjewatzen ein, indem er dem serbischen Chauvinismus in der Vojvodina die Schuld gab, bewusst eine Spaltung des kroatischen Volkes zu betreiben. Daran ist sicherlich auch heute noch – nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kroaten in den 1990er Jahren - ein wahrer Kern. Bei den Volkszählungen der Volksrepublik Jugoslawien ab 1945 wurden auf Titos Weisung die Bunjewatzen ebenso wie die Schokatzen den Kroaten zugerechnet. Auch heute werden nur in Serbien die Bunjewatzen als eigenständige Volksgruppe anerkannt, während sie in Kroatien und Ungarn – ihren weiteren an die Vojvodina angrenzenden Siedlungsgebieten - als Kroaten betrachtet werden.

Aber auch in den eigenen Reihen in der Vojvodina  ist man sich nicht einig über das ethnische Bekenntnis. Ein  großer Teil der Bunjewatzen betrachtet sich hier als den Kroaten zugehörig, gleichzeitig lehnt ein anderer Personenkreis diese Option strikt ab, verlangt die Anerkennung als Volksgruppe und betreibt eine eigenständige Politik. Selbst im bunjewatzischen Kulturzentrum in Subotica hört man, dass die Bunjewatzen eigentlich Kroaten sind. Und der Riss geht oft sogar durch manche Familie. Es soll keine Seltenheit sein, dass sich in einer Familie je ein Mitglied als Bunjewatze, Kroate und/oder Jugoslawe/Serbe bekennt. Aktivisten unter den Bunjewatzen fordern die Anerkennung des Bunjewatzischen als eigenständige Sprache eines anderen štokavischen Nationalstandards - als Folge des Zerfalls des Serbokroatischen in die 4 Nationalsprachen Serbisch, Kroatisch, Bosnisch und Montenegrinisch. Sie verweisen auf die lange Tradition ihrer Schriftkultur und den Schulunterrichts in ihrer eigenen Varietät hin, die vermutlich mit der Umsiedlung in die Habsburgermonarchie begann.[18a]

Schokatzen (Šokci) leben vorwiegend in verschiedenen Siedlungen entlang der unteren Save und der mittleren Donau. Bei einer Volkszählung 1840 im damaligen Kroatien sollen sich noch 297.747 Einwohner (=19%) als Šokci bekannt haben. Danach wurden sie jedoch aufgefordert, sich als Kroaten zu bekennen und in der Folge ging ihr Anteil ständig zurück. Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich nur noch wenige hundert Personen in der Vojvodina als Šokci, die in der Aufstellung unter „Andere“ eingerechnet sind. Manche Šokci bezeichnen sich auch als Bunjewatzen.

Dennoch ist nicht zu verkennen, dass sowohl Bunjewatzen wie auch Schokatzen über ein reiches kulturelles Erbe verfügen, dass sich in besonderen Trachten, Bräuchen und Festen ausdrückt. Bekannt ist das Fest der Schokatzenblüte, das in Županja bereits seit mindestens einem halben Jahrhundert abgehalten wird. Noch bekannter ist die sogenannte Strohkunst, die von  Frauen in den Dörfern der Bunjewatzen  gepflegt wird. Die Strohkunst dieser kleinen Volksgruppe ist wohl einzigartig auf der Welt. Das Stroh wird mal geflochten, mal glatt gestrichen, über einander gelegt und mit Klebstoff auf einem Untergrund aufgetragen. Es entstehen filigrane Alltagsbilder von dreidimensionaler Wirkung. [18]   Hier Beispiele:

 



Bilder 08a und 08b:   Strohkunst  der Bunjewatzen  -  Entnommen der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 12.12.2018

5.4  Deutsche Volksgruppe

Den zahlreichen Aufrufen der Habsburger Herrscher im 17. Und 18. Jahrhundert folgten viele deutschsprachige Siedler, denen niedrige Grundstückspreise, erblicher Haus- und Grundbesitz sowie Steuerfreiheit für fünf Jahre zugesichert wurden.  Bereits seit dem Mittelalter wurden deutschsprachige Siedler in Ungarn "Schwaben" genannt. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zogen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts rund 400.000 „Schwaben“ ins "Ungarland". Eine Mehrheit dieser Migranten erreichte ihre neue Heimat in Südosteuropa nach mehrwöchiger Reise – sozusagen in umgekehrter Richtung der heute geschlossenen Balkanroute. Die Kolonisten kamen allerdings aus ganz unterschiedlichen Regionen des Habsburger Reiches und aus dem übrigen Deutschland. Sie waren weder sprachlich noch konfessionell oder sozial einheitlich und besaßen bis Anfang des 20. Jahrhunderts kaum ein "ethnisches" (oder nationales) Gemeinschaftsbewusstsein.  Sinn- und identitätsstiftend waren vielmehr die dörfliche Gemeinschaften, die angestammte Herkunft beziehungsweise der Dialekt, die Konfession und der soziale Status. Zu den anderssprachigen Nachbarn gab es durchaus wirtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen, Ehen wurden aber fast ausschließlich mit Partnern der gleichen Sprache und Religion geschlossen.

Erst im 20. Jahrhundert entstand ein ethnisches (nationales) Bewusstsein und 1923 wurde der Begriff „Donauschwaben“ für die Gruppe der deutschsprachigen Bewohner Südungarns, des Banats und der späteren Vojvodina geprägt.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs hatten sich viele deutschen Bürger der Vojvodina für den Anschluss an den neuen SHS-Staat ausgesprochen. Sie erhielten nach 1920  die jugoslawische Staatsangehörigkeit. Zunächst wurden auch Schulen mit deutscher Unterrichtssprache gegründet, in der Folge wurden die Rechte der deutschen Bevölkerung Serbiens zunehmend eingeschränkt. So hatten die Deutschen in der Regel nur die Wahl, ihre Kinder in Schulen mit serbischer oder ungarischer Unterrichtssprache zu schicken. Die meisten Deutschen entschieden sich für das Ungarische. Dem folgte oft auch der ungarische Sprachgebrauch im Alltag, so dass teilweise eine Assimilierung mit dem Verlust der deutschen Identität stattfand. Nur ihre deutschen Namen erinnern heute noch an ihre ursprüngliche Nationalität. Dennoch waren die Deutschen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen die größte nationale Minderheit auf dem Gebiet des heutigen Serbiens, gefolgt von den Ungarn.

Bei der Volkszählung 1931 bekannten sich 342.853 Einwohner der Vojvodina als „Deutsche“ (d. h. als deutschstämmig und deutschsprachig), das waren über 20% der Bevölkerung. Weitere 10.751 Donauschwaben hatten ihren Wohnsitz in Belgrad.   

 

Von der deutschen Volksgruppe wurden verschiedene Organisationen der Selbsthilfe gegründet so z. B. landwirtschaftliche Genossenschaften, Wohlfahrtsgenossenschaften und private Schulträger. In der Vojvodina gab es ein umfangreiches deutsches Pressewesen mit den Tageszeitungen „Deutsches Volksblatt“ und „Deutsche Zeitung“. Die größte und wichtigste Vereinigung der Donauschwaben war der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund. Er wurde 1920 gegründet und setzte sich für den Erhalt deutscher Sprache, Kultur und Identität ein. Er war durchaus staatstreu, wurde aber dennoch häufig in seiner Tätigkeit eingeschränkt, weil ihm (nicht gestattete) politische Tätigkeit vorgeworfen wurde. Nach der Machtübernahme Hitlers im Deutschen Reich kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten katholischer Prägung und nationalsozialistisch orientierten sogenannten „Erneuerern“. 1939 setzten sich die „Erneuerer“ unter Sepp Janko im Kulturbund endgültig durch. Der Bund wurde zur nationalsozialistischen Massenorganisation ausgebaut. In der deutschen bzw. ungarischen Besatzungszeit erhielten viele Donauschwaben führende Positionen in den besetzten Gebieten, viele Männer leisteten Dienst in der SS-Freiwilligen-Division „Prinz Eugen“.

Im April 1945 wurde die Vojvodina zunächst  von der Roten Armee  und unmittelbar danach von den jugoslawischen Partisanen eingenommen. Ein großer Teil der Donauschwaben war bereits vorher vor der anrückenden Sowjetarmee geflüchtet. Fast alle der dort ansässigen Deutschen wurden mit dem Hinweis auf „Kollaboration mit den Nazis“ enteignet und vertrieben. Eine große Zahl arbeitskräftiger Männer wurden zur Zwangsarbeit in die Sowjet-Union deportiert. Tausende Donauschwaben wurden in Lagern interniert und kamen dort ums Leben. Die meisten Überlebenden verließen das Land. Mit dem Exodus der deutschen Bevölkerung aus der Vojvodina änderte sich die ethnische Struktur der Provinz Vojvodina erheblich. Bei der Volkszählung 1948 bekannten sich noch 1,8% der Bevölkerung als Deutsche. Als Tito 1968 ein Abkommen mit der Bundesrepublik Deutschland über die Anwerbung von jugoslawischen Arbeitskräften abgeschlossen hatte, nutzten viele deutschstämmige aus der Vojvodina diese Chance und manche von ihnen kehrten nicht zurück. Familien in denen mindestens ein Elternteil eine Deutsche Abstammung nachweisen konnte, wurden als „Spätaussiedler” anerkannt und erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft. So ging die Zahl der deutschen Minderheit in der Vojvodina weiter zurück.

Erst in den letzten Jahrzehnten ist wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Heute leben (laut Volkszählung von 2011) noch 4.064 Staatsbürger deutscher Nationalität in Serbien, davon 3.272 in der Vojvodina. Das Minderheitengesetz der Republik Serbien hat die Deutschen im Jahr 2002 als nationale Minderheit anerkannt.  Im Jahr 2007 bildete die Minderheit auf Grundlage der serbischen Minderheitengesetzgebung einen Nationalrat der deutschen nationalen Minderheit (Nacionalni savet nemačke nacionalne manjine), dessen Abgeordnete von den in Wählerlisten eingetragenen Deutschen Serbiens gewählt werden. Die Amtszeit des Nationalrates beträgt vier Jahre. Der Sitz des Rates war zuerst Novi Sad, nach der Neuwahl des Rates 2010 wurde der Sitz nach Subotica verlegt. Um die Rechte und den Erhalt deutscher Sprache und Kultur bemüht sich auch der Deutsche Volksverband in der Vojvodina. Hier bleibt noch viel Arbeit, denn die Jugend deutscher Familien spricht im Alltag bevorzugt serbisch, im Norden auch ungarisch. Besonders aktiv zeigt sich auch der Deutsche Humanitäre Verein „St. Gerhard" in der Stadt Sombor. Er zählt mit ca. 700 Mitgliedern zu einem der aktivsten deutschen Vereine in der Vojvodina und hat 2018 bereits zum dritten Mal ein großes Kulturfest der deutschen Minderheit in der Vojvodina durchgeführt. [19] 

5.5 Albaner

An der Grenze zum Kosovo, im sogenannten Preševo-Tal lebt die albanische Minderheit. Laut Volkszählung von 2002 zählt die albanische Minderheit  61.647 Personen. Neuere Zahlen liegen nicht vor, da die Albaner die Volkszählung 2011 boykottierten. Sie bilden im Preševo-Tal in 2 Gemeinden die Bevölkerungsmehrheit. In der Vojvodina lebten (2011)  2.251 Albaner oder 0,12% der Bevölkerung. Außerdem leben noch viele Albaner in der Hauptstadt Belgrad.

 

Während der 90er Jahre waren Albaner weitgehend vom politischen Leben ausgeschlossen. Völlig diskriminiert wurden sie in der Zeit des Miloṧević-Regimes. Sie besaßen keine Medien in ihrer Muttersprache, hatten keine Arbeitsplätze in Staatsbetrieben und  in der Polizei waren sie überhaupt nicht vertreten. Ein bewaffneter Aufstand in den Jahren 2000 und 2001 wurde mit einer Vereinbarung zwischen der damaligen

Regierung und den Albanern beendet, die unter anderem deren stärkere Einbindung in staatliche Institutionen vorsah. So wurden seitdem z. B. bei der multiethnische Polizei in der Region mehr Albaner berücksichtigt. Seitdem ist die Situation zwar stabil, aber dennoch angespannt. Einige politischen Repräsentanten der albanischen Minderheit  bekräftigten im September 2007 in einer Erklärung ihre Forderung nach einer umfassenden politischen und territorialen Autonomie, sowie nach institutionellen Verbindungen mit dem Kosovo. Auch 2012 kam es zu Unruhen, bei denen es vordergründig um ein Denkmal ging, mit dem an getötete Mitglieder der Befreiungsbewegung des Preševo-Tals erinnert werden sollte. Im Hintergrund stehen aber immer auch soziale und ökonomische Fragen.  Immer wieder gibt es Meldungen über einen Gebietstausch (Nord-Kosovo gegen Preševo), aber bisher kam es – auch wegen Widerstands aus Europa nicht zu diesem m. E. sinnvollen Kompromiss. [20]  (siehe meinen PostSerbien, serbisches Volk, Jugoslawien)                                             

5.6 Bosniaken

Im Süden Serbiens liegt das Grenzgebiet  Sandschak (Sandžak). Nach 1912 wurde es administrativ zwischen Serbien und Montenegro aufgeteilt. Im Süden Serbiens, im serbischen Sandžak stellen Bosniaken/Muslime in einigen Gemeinden die Bevölkerungmehrheit. Wie die Muslime in Bosnien fühlen sie sich als eigenständige Volksgruppe slawischer Sprache, wobei sie Wert darauf legen, dass die Bezeichnung Bosniake mehr ethno-kulturelle Charakteristika beinhaltet als nur die bloße Religionszugehörigkeit. [21] 

Laut Volkszählung von 2011 leben in Serbien 145.278 Bosniaken (=2,02% der Bevölkerung), davon der größte Teil im Sandžak. Mehr über muslimische Bosniaken siehe in meinem Post Bosnien-Herzegowina, Bosniaken

5.7 Rumänen und Walachen (Vlachen, Aromunen, Balkan-Romanen)

Über das rumänische Volk und die übrigen auf dem Balkan lebenden  romanisch-sprachigen Volksgruppen habe ich mit meinem Post Rumänen und romanische Volksgruppen auf dem Balkan ausführlich berichtet.(Siehe dort u. a. die Punkte 3.3 und 3.323)

5.7.1 Rumänen

Laut Volkszählung von 2011 lebten in der Republik Serbien 29.332 Rumänen (=0,41%), davon der überwiegende Teil = 25.410 in der Vojvodina. Die rumänische Volksgruppe lebt vor allem in dem westlichen Teil des Banats, der 1920 an Jugoslawien fiel. (siehe Karten 3 und 4). Die rumänische Minderheit in der Vojvodina genießt die dort verbrieften Minderheitenrechte. Rumänisch ist eine von sechs Amtssprachen der Vojvodina und wird in 8 Gemeinden als offizielle Sprache respektiert, die wichtigsten sind die Gemeinden Alibunar (rumänischer Anteil: 24,1%) und Vršac (10,4%).

In Vršac gibt es eine rumänisch orthodoxe Kirche, deren markanter flacher Kuppelbau im Zentrum von Vrsac hrausragt. In der Vojvodina gibt es 40 rumänische historische Pfarreien mit 42 Priestern, die der Gerichtsbarkeit der rumänisch-orthodoxen KIrche und dem Vikarbischof der Erzdiözese Temeschwar unterstehen.

Vršac ist auch der Sitz des Nationalrat der rumänischen nationalen Minderheit, der sich vor allem um den Erhalt der rumänischen Sprache bemüht. Daneben wird in 25 Kulturorganisationen die rumänische Überlieferung gepflegt.  In der Vojvodina gibt es 37 Bildungseinrichtungen, die Rumänisch als Unterrichtssprache verwenden, darunter zwei Gymnasien und vier Schulen, die ausschließlich in rumänischer Sprache unterrichten.

Radio und TV Novi Sad haben rumänische Sprachabteilungen, die 6 Stunden am Tag im Radio und täglich eine bis eineinhalb Stunden im Fernsehen auf Rumänisch senden. Dazu kann die rumänischsprachige Bevölkerung Sendungen aus Rumänien empfangen. [22] 

5.7.2 Walachen (Vlachen, Vlasi)

Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich 35.330 Personen (= 0,49% der Gesamtbevölkerung)  als Walachen. Ihr Siedlungsgebiet, die ostserbische Bergregion zwischen den Flüssen Donau, Morava und Timok.

Walachen sind eine romanischsprachige Volksgruppe in Serbien, die sich trotz ihres rumänischen Dialekts in vielen Punkten von den Rumänen in der Vojvodina unterscheidet. Das hat vor allem historische Gründe. Mehr über Walachen (Aromunen) in meinem Post Rumänen, romanischsprachige Volksgruppen auf dem Balkan.

Die Herkunft der Walachen in Ostserbien ist umstritten. Mal werden sie als Einwanderer aus der benachbarten Walachei bezeichnet, andere halten sie für die romanische Restbevölkerung aus der Römerzeit. Das heutige Siedlungsgebiet der Walachen gehörte allerdings nie zur Walachei bzw. einem rumänischen Staat. Nach dem Frieden von Adrianopel von 1829 und dem darauffolgenden Abkommen vom 10. Juni 1833 über den Status Serbiens gegenüber der Pforte wurde die östliche Grenze Serbiens am Fluss Timok festgelegt. Seither sind die Walachen Bürger Serbiens bzw. Jugoslawiens. Durch den Vertrag von Neuilly 1919 kam noch ein Landstrich  zwischen dem Fluss Timok und dem Balkangebirge mit  in rumänisch-sprachiger Bevölkerung ebenfalls zu Serbien (Jugoslawien).

Bei einer Volkszählung 1895  wurden in  Ostserbien noch 159.510 „Rumänen“ gezählt, 1921 142.773. Nach dem 2. Weltkrieg hatte sich das ethnische Bewusstsein der Walachen offenbar total geändert.  Bei der Volkszählung 1953 bezeichneten sich nur noch 36.728 Personen als Walachen (Vlasi), jedoch 198.728 als Serben mit walachischer Muttersprache. Bei der Volkszählung von 1991 waren es nur noch 17.807 Personen, die sich als Walachen deklarierten. Die serbische Nationalisierungspolitik seit dem 19. Jahrhundert hatte hier offensichtlich Erfolg. Es gab und gibt bis heute in Ostserbien keinen Schulunterricht in rumänischer Sprache, Familiennamen wurden „serbisiert“ und Gottesdienste durften nur in serbischer Sprache gehalten werden.

In den letzten Jahren gibt es aus den Reihen der Walachen aber Forderungen nach ähnlichen Rechten wie die der Rumänen aus der Vojvodina (muttersprachlicher Schulunterricht und Gottesdienste in rumänischer Sprache). Nicht zuletzt deshalb hat Rumänien 2012 sogar zunächst die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der EU mit Serbien boykottiert,  bis Serbien die Minderheitenrechte der Walachen ausdrücklich bestätigte. In den letzten Jahren lässt sich auch ein wachsendes rumänisches Nationalbewusstsein unter den Walachen feststellen, was die wachsenden Zahlen bei Volkszählungen unterstreichen. So hat sich eine Vlachisch-demokratische Partei gebildet, die sich für den Erhalt der vlachischen Kultur und Sprache einsetzt. Aber auch ihre Vertreter wie die meisten Walachen haben ein serbisches Nationalbewusstsein und viele deklarieren sich bei den Volkszählungen immer noch als „Serben“. So lehnen auch die Vertreter der Vlachisch-demokratischen Partei muttersprachlichen Unterricht ab, weil es keine eigene walachische Schriftsprache gibt, das walachische viele „Serbizismen“ aufweist und alle walachischen Überlieferungen und Veröffentlichungen nur in serbischer Sprache und mit kyrillischer Schrift vorliegen. Trotz der nahen Verwandschaft zur rumänischen Sprache (und auch folkloristischen Tradition) lehnt man Rumänisch als Schriftsprache ab. Seit mehr als zehn Jahren liegen die beiden orthodoxen Kirchen in Serbien und Rumänien wegen der Vlasi im Streit. Die rumänisch-orthodoxe Kirche versucht, den Vlasi in Serbien Gottesdienste in rumänischer Sprache zu ermöglichen.

Vielleicht gibt es in den kommenden Jahren aber eine neue Entwicklung, denn geschätzt bis zu 3000 junge Vlasi aus Serbien gehen in Rumänien zur Schule, einige Walachen besuchen Bildungsanstalten in der Vojvodina und viele serbische Vlasi haben rumänische Pässe, die ihnen größere Reisefreiheit als die serbischen Ausweise bringen. [23] 

5.8 Slowaken

 

Laut Volkszählung von 2011 lebten in der Republik Serbien 52.750 (=0,73%) Slowaken, davon 50.321 in der Vojvodina (=2,6% s.o. und Karte 6). Slowakisch ist eine von sechs Amtssprachen der Vojvodina,

 

Slowaken evangelisch-lutherischer Konfession wurden  Anfang des 19. Jahrhunderts in der Batschka ansässig, weil sie hier ihre Religion frei ausüben konnten und zudem hohe Abgaben und Frondienste an Gutsherren im damaligen Oberungarn wegfielen.

 

Heute sind die Slowaken drittgrößte ethnische Gruppe in der Vojvodina. In der Gemeinde Bački Petrovac in der südlichen Batschka (slowakisch: Báčsky Petrovec) stellen sie mit 66,42 % die Bevölkerungsmehrheit und in der Stadt Bački Petrovac sind es sogar 88 %. Ebenfalls die absolute Mehrheit stellen Slowaken Im Ort Gložan (slowak.: Hložany) mit 86,9 %. In der Gemeinde Kovačica sind sie mit 41,07% die größte ethnische Gruppe. Das Dorf Kovačica in der Vojvodina ist schon seit Jahrzehnten berühmt für seine autodidaktischen Künstler der naiven Malerei. Nach Feierabend greifen sie zum Pinsel, um ihr eigenes Leben zu beschreiben. Ihre „Naive Kunst“ wurde schon überall in der Welt, z. B. in New York und Brüssel  ausgestellt. Leider ziehen auch viele Slowaken und Künstler(innen) aus wirtschaftlichen Gründen zurück in das Land ihrer Vorfahren oder in andere EU-Staaten, so dass auch der slowakische Bevölkerungsanteil rückläufig ist. [24] 

 

5.9 Russinen (Rusyns, Ruthenen) und Ukrainer

 

Laut Zensus von 2011 gibt es In der Vojvodina 13.928 Russinen (Rusyns), die 0,72% der Bevölkerung ausmachen. Ihre Anzahl ist allerdings rückläufig, denn 2002 waren es noch 15.626 (=0,77%), die sich als Russinen bekannten.

Der größte Anteil an Russinen lebt in den Gemeinden Kula (11,16%), Vrbas (8,21%), Žabalj (5,11%) und Šid (3,38%). - siehe Karte 9 . Die Sprache der Russinen ist eine von sechs Amtssprachen der Vojvodina. Im angrenzenden Kroatien (Slawonien und Syrmien) lebt noch eine kleinere Gruppe von ca. 5.000 Russinen, die früher eng mit den Russinen der Vojvodina zusammenarbeiteten. Jetzt sind sie durch eine Staatsgrenze getrennt.


 

Karte 9  Gemeinden in der Vojvodina mit einem größeren Anteil an Russinen und Russinisch als offizieller Amtssprache

 

Ruthenen war im Habsburgerreich die Bezeichnung für alle Ostslawen außer den Russen. Ab dem 19. Jahrhundert wird der Begriff „Russinen“ als Synonym für Ruthenen verwendet. Ob die Russinen eine eigenständige slawische Ethnie sind oder Teil des ukrainischen Volkes wird nach wie vor heftig diskutiert. Bei manchen Sprachforschern gilt das Russinische als Dialekt des Ukrainischen, andere sehen es als eigenständige Sprache, wieder andere als einen ostslowakisch-westukrainischen Übergangsdialekt  Als Folge der Geschichte werden die Russinen in der Ukraine, wo die meisten Russinen leben, nicht als Minderheit anerkannt, sondern als Ukrainer mit einem ukrainischen Dialekt bezeichnet. (Siehe meinen Post Ukraine…) Abgesehen von der Ukraine / den Ukrainern nennen sich heute alle ostslawischen Minderheiten Russinen. In Polen, der Slowakei, Tschechien, Rumänien, Serbien und Kroatien werden Russinen als ethnische Minderheit neben den Ukrainern anerkannt. Es gibt keine einheitliche Schriftsprache des Russinischen, sondern 4 Dialektgruppen. Lediglich in der Vojvodina (und angrenzendem Kroatien) gibt es eine festgelegte Norm des (Jugoslawo-) Russinischen.

 

In den Jahren 1745 bis 1763 siedelten erste Russinen aus der Karpatenregion in der Bačka, wohin sie in der Ära der österreichischen Kaiserin Maria Theresia als Siedler in die von den Türken befreiten Gebiete geholt wurden. Hauptstandorte waren die Dörfer Kerestur (heute Ruski Kerestur) und Kocur. Von dort aus ließen sich Russinen  zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch in angrenzenden Gebieten nieder, so in der Bačka (u.a. Durdcvo, Novi Sad. Kula, Stari Vrbas), in Syrmien (Šid, Bcrkasovo, Bacincy, Bikič Dol) und Slawonien (Petrovci, Vukovar u.a.)  Nach der Volkszählung von 1921 lebten 24.580 Russinen in der Vojvodina und ca. 5.000 in Kroatien.

Die meisten Russinen gehören der unierten oder auch griechisch-katholischen Kirche an, die zwar die Autorität des Papstes anerkennt, jedoch an der orthodoxen Liturgie festhält. Die Zugehörigkeit zu einer besonderen christlichen Konfession hat wesentlich zur Bildung einer eigenständigen Ethnie beigetragen. Auch die Sprache der Vojvodina-Russinen hat inzwischen einen großen Abstand zu den übrigen russinischen Sprachen in der Ukraine, Polen und der Slowakei. Seit 1923 gibt es eine eigene Grammatik der Bačka-russinischen Sprache. [25] 

Bereits in den 1760er-Jahren wurden die ersten Schulen in Kerestur und Kocur gebaut. Zunächst kamen die Lehrer aus der Karpaten-Region, nach dem 1. Weltkrieg und besonders dem 2. Weltkrieg aber zunehmend aus der Vojvodina. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im neuen Tito-Jugoslawien zu einem Aufschwung der russinischen Kultur und des Bildungswesens. In Ruski Kerestur eröffnete das erste russinisch-sprachige Gymnasium in Jugoslawien. An der Universität in Novi Sad wurde 1973 ein Lektorat und 1981 sogar ein Lehrstuhl für russinische Philologie eröffnet. Novi Sad war auch für die Veröffentlichung von Schulbüchern wichtig. Es wurden mehr als 250 Bücher für alle Fächer publiziert. So hat das Russinische seitdem einen festen Platz in Gemeinde-Ämtern sowie im schulischen Bereich und schon in den Kindergärten der Vojvodina. [26] 

Der Krieg zwischen Serben und Kroaten in den Jahren 1991 bis 1995 brachte einen erheblichen Rückschlag für die Russinen in der Vojvodina und in Kroatien. Die Russinen gerieten zwischen die Fronten. Einige  kämpften auf Seiten der kroatischen Truppen,  andere in  serbischen Einheiten. Nach dem durch das Abkommen von Erdut 1998 die alte Grenze zwischen Kroatien und der Vojvodina - nun aber als  Staatsgrenze – wieder festgelegt wurde, gingen viele kroatische Russinen, die sich zu sehr mit den serbischen Machthabern eingelassen hatten, ins Exil, die meisten in die serbische Vojvodina. Aber auch dort hatte sich das Klima durch den serbischen Nationalismus geändert. Durch den Zuzug von Serben aus anderen nunmehr unabhängigen ehemaligen jugoslawischen Teilstaaten veränderte sich die ehtnische Balance, zumal die Zugezogenen keinen Bezug zur ethnischen Vielfalt der Vojvodina hatten. [27] 

Ruski Krstur (auch Ruski Kerestur), Teil der Gemeinde Kula, ist nach wie vor das russinische Zentrum der Vojvodina. Hier befindet sich die griechisch-katholische St.-Nicholas-Kathedrale, die Redaktion der Wochenzeitung Ruske slovo – Russinisches Wort – und das weltweit einzige Gymnasium, in dem auf Russinisch unterrichtet wird. Hier hat auch der Nationalrat der Russinen seinen Sitz.

 

Seit 2003 war die St.-Nicholas-Kathedrale Sitz des Apostolischen Exarchats Serbien und Montenegro. Als 2013 alle griechisch-orthodoxen Katholiken in Montenegro in die Römisch-katholische Kirche in Montenegro integriert wurden, verblieb die Zuständigkeit auf Serbien beschränkt. Am 6. Dezember 2018 erhob Papst Franziskus das Exarchat in den Rang einer Eparchie und ernannte den bisherigen Exarchen Djura Džudžar zum ersten Diözesanbischof.

 

Der Präsident des Nationalrats der Russinen, Željko Kovač, zeigt sich dennoch besorgt im Blick auf die Zukunft seiner kleinen Volksgruppe, denn auch hier ziehen viele junge Russinen aus wirtschaftlichen Gründen fort, u. a. nach Deutschland. Er hofft auf eine Zukunft trotz rückläufiger Zahlen, denn zuletzt  gab es nur noch zehn statt früher dreißig Neuanmeldungen für das russinische Gymnasium. [28]        

 

Neben den Russinen deklarierten sich bei der letzten Volkszählung 2011in Gesamt-Serbien 4.903 Personen als Ukrainer, davon in der Vojvodina 4.202 Personen (=0,22%), ebenso mit rückläufiger Tendenz, denn 2002 waren es noch 6.635. Ukrainer sind im Unterschied zu den Russinen orthodoxe Christen, die sich an der offiziellen Sprache der Ukraine orientieren. Seit 2008 haben die russinische und ukrainische Gemeinschaft der Vojvodina eine gemeinsame Union der Russinen und Ukrainer in Serbien und die Gesellschaft für ukrainische Sprache, Literatur und Kultur gebildet. Sie organisiert Sommer-Schulen für Jugendliche, Ausstellungen und Vorträge über die Geschichte und Kultur der Russinen und Ukrainer in Serbien. [29] 

 

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich bei der Volkszählung 2011 in Serbien 3.247 Personen als Russen deklariert haben.

 

5.10 Bulgaren

 

Nach der Volkszählung von 2011 leben 18.543 Bulgaren in Serbien, davon 1489 in der Vojvodina. [30]   

 

Es handelt sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Gruppen mit eigener Geschichte und z. T. eigener Kultur.

 

5.10.1 Bulgaren in den ehemals bulgarischen Westgebieten

Die sogenannten bulgarischen Westgebiete mussten im Friedensvertrag von Neuilly-sur-Seine 1919 von Bulgarien an Serbien bzw. das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen abgetreten werden. (siehe Karte 10) Hinsichtlich der dort lebenden Bevölkerung gehen beide Seiten bis heute von einer Bevölkerungsmehrheit ihrer Ethnie aus. Tatsächlich konnten dies beide Seiten behaupten, denn die dortigen Bewohner sprachen einen Übergangsdialekt Serbo-bulgarisch oder Bulgaro-serbisch. Aber Serbien war im Lager der Siegermächte und eine Kommission aus französischen, britischen, japanischen, serbischen und bulgarischen Vertretern sollte laut Friedensvertrag bestimmen, wo die neue Grenze in einem unwegsamen, gebirgigen Gelände verläuft. Zum Teil wurde die alteingesessene Bevölkerung von leicht erreichbaren bulgarischen Nachbarn abgesperrt  und nach Westen waren sie nur durch unwegsames Gebirge mit Serbien verbunden. Eine gemäß Friedensvertrag vorgesehene Minderheitenregelung wurde vom Jugoslawien der Zwischenkriegszeit nie angewandt, eine bulgarische Minderheit wurde verneint und es gab daher keinerlei bulgarische Schulen oder muttersprachliche Institutionen. Bulgarische Namen mit der Endung ..ov wurden in serbische mit der Endung ..ic zwangsweise geändert. Aufgrund dieses Assimilationsdrucks flüchteten ca. 30.000 Einwohner der Westgebiete nach Bulgarien, so dass sich danach eine serbische Bevölkerungsmehrheit ergab. Während eines kurzen Intermezzos bulgarischer Besetzung im 2. Weltkrieg(1941-1945) wurde alles Serbische verboten und versucht zu beseitigen. Aber nach 1945 wurden die bulgarischen Westgebiete wieder an Jugoslawien angegliedert, was im Friedensvertrag von Paris 1947 bestätigt wurde. Der südliche Bereich um Strumica gehörte von nun an jedoch zu der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien (heute zum unabhängigen Staat  Nord-Mazedonien).

 

                        Karte 10: Bulgarische Westgebiete in Serbien nach 1919

Im Nachkriegs-Jugoslawien unter Tito wurden den Bulgaren Minderheitenrechte zugestanden und Schulen mit bulgarischen Lehrern zugelassen. Nach dem Bruch Titos mit der Sowjet-Union 1948 wurden jedoch  keine bulgarischen Lehrer mehr ins Land gelassen und die Minderheitenrechte wieder eingeschränkt. Es gab aber weiterhin ca. 100 Schulen und 2 Gymnasien mit der Unterrichtssprache Bulgarisch. Nach 1980 verschärfte sich allerdings wieder der serbische Druck auf die bulgarische Minderheit und viele bulgarische Institutionen wurden verboten oder aufgelöst. Die Zahl bekennender Bulgaren in Serbien ging daher von 33.455 in 1981 auf 20.497 im Jahre 2002 zurück. Obwohl danach mit dem Ende der Milosevic-Herrschaft wieder demokratischere Verhältnisse eintraten, geht die Zahl der bulgarischen Minderheit weiter zurück, nun aus wirtschaftlichen Gründen. Denn die Region im Osten Serbiens gilt als eines der am wenigsten entwickelten Gebiete Serbiens.

Ein fast hundertjähriger Assimilationsdruck auf die Bulgaren in den „Westgebieten“ hinterlässt heute Spuren. Schon bei Volkszählungen in den Jahren vor 1990 gab es hier die meisten Erklärungen als „Jugoslawen“, um einem direkten Bekenntnis auszuweichen. Vertreter der bulgarischen Minderheit bemängeln die Uneinigkeit im eigenen Lager und dass sich viele Bulgaren heute als Serben deklarieren. In der Gemeinde Bosilegrad stellen Bulgaren noch eine Dreiviertel-Mehrheit, während sie in Dimitrovgrad (früher Zaribrod) etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Die alle 14 Tage erscheinende Zeitung „Novo Bratstvo“ (deutsch: Neue Bruderschaft) versucht der Minderheit einen Rückhalt zu geben und die unterschiedliche Interessen auszugleichen. Eine Agentur der Bulgaren im Ausland unterstützte 1997 die Eröffnung und Ausstattung von zwei Kultur- und Informationszentren in Dimitrovgrad und Bosilegrad. [31]  

4.10.2 Banater Bulgaren

Die Banater Bulgaren sind nach einem durch die Osmanen niedergeschlagenen Aufstand 1688 nach Norden geflohen und konnten sich im damals von Österreich eroberten Banat niederlassen. Es handelte sich wahrscheinlich um Nachkommen der Paulikaner, einer häretischen christlichen Gruppe, die sich später als römisch-katholische Christen dem Papst unterstellte. Dadurch unterscheiden sich die Banater Bulgaren bis heute von der bulgarischen Minderheit in den Bulgarischen Westgebieten / serbischen Ostgebieten. Auch sprechen sie einen anderen Dialekt und benutzen die lateinische Schrift.

Laut einer Volkszählung im Jahre 1770 lebten im damals ungeteilten Banat 8.683 Bulgaren. Nach der Teilung des Banats wurde auch die Volksgruppe der Banater Bulgaren auf die Staaten Serbien (Vojvodina) und Rumänien aufgeteilt. Im Jahre 2002 lebten im rumänischen Banat 6.486 Bulgaren und in der Vojvodina 1.658 (2011 = 1489  s.o.). [32]

 

 

Anmerkungen und Quellen

 

[1]Handbuch der europäischen Volksgruppen (Ethnos 8), Verlag Braumüller Wien – Stuttgart 1970, darin Johann Wüscht: „Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien“. - https://de.wikipedia.org/wiki/Temescher_Banat

[2]http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Geschichte_der_Serben_der_Vojvodina.html + https://de.wikipedia.org/wiki/Woiwodschaft_Serbien_und_Temeser_Banat + + https://de.qaz.wiki/wiki/Magyarization

[3]https://hrastovac.net/historical-information-2/die-deutschen-in-der-vojvodina-in-augen-der-jugoslawischen-behorden-vor-und-nach-dem-zweiten-weltkrieg-zoran-janjetovic-phd/   https://www.srf.ch/news/international/100-jahre-vertrag von trianon-ungarn-war-der-groesste-verlierer-des-1-weltkriegs -

[4]Zit. nach Jović, Dejan (2003): Jugoslawien – der abgestorbene Cvetković-Sander  Staat.  Aufstieg, Krise und Fall von Kardeljs Jugoslawien (1974-1990). Zagreb: Prometej, S. 150.

[5]  http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Geschichte/geschichte-suedost-osteuropa/studium/exkursionen/vojvodina/projekt.html  +   https://www.deutschlandfunk.de/vojvodina-in-serbien-3-5-belgrads-langer-arm-reicht-bis.795.de.html?dram:article_id=435937 + http://www.taz.de/!111736/ https://de.wikipedia.org/wiki/Syrmien#Serbien_und_Kroatien

[6] http://www.taz.de/!111736/  www.shz.de/10711496 ©2020

[7] Đorđe Tomić:  „Phantomgrenzen“ in Zeiten des Umbruchs -Die Autonomieidee in der Vojvodina der 1990er Jahre“, Berlin 2014

[8] Arnold Suppan: „Hitler – Beneš – Tito - Konflikt, Krieg und Völkermord in Ostmittel- und Südosteuropa Online Edition 2017, 3. Auflage – darin 5.  Teil  „Jugoslawisch-Deutsch-Österreichische Konflikt-Geschichte 1918 - 1941

[9]  https://internationalepolitik.de/de/ethnische-minderheiten-serbien-und-montenegro + https://de.wikipedia.org/wiki/Vojvodina    Stephan Müller:“Gutachten zur Situation in Serbien und Montenegro unter besonderer Berücksichtigung der Situation ethnischer Bosniaken und ethnischer Kroaten sowie von Deserteuren der ehemaligen Jugoslawischen Volksarmee“  Budapest 2005

[10]  http://www.taz.de/!111736/ vom 28. 2. 2013 + https://www.dw.com/de/vojvodina-will-autonomie-zurückgewinnen/a-3718404  https://de.wikipedia.org/wiki/Vojvodina  +  http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Geschichte/geschichte-suedost-osteuropa/studium/exkursionen/vojvodina/projekt.html

[11]  Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2013 + https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/orte/neusatz-novisad

[12]  https://www.dw.com/de/vojvodina-will-autonomie-zurückgewinnen/a-3718404           [13]  Ines Bianca Gruber:„Die Minderheitenpolitik der Republik Ungarn gegenüber den ungarischen Minderheiten im angrenzenden  Ausland nach der Wende 1989“ -  ANDRÁSSY GYULA deutschsprachige Universität  Budapest, Juni 2015

[14]  http://de.wikipedia.org/wiki/Magyaren . https://www.dw.com/de/ungarns-minderheit-in-der-vojvodina-blickt-nach-europa/a-4233878 .- Philipp Wasserscheidt: „ Mehrsprachigkeit und Sprachwandel bei Ungarischsprechern im serbischen Banat“, Berlin 2007 - Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2011 - Ines Bianca Gruber: „Die Minderheitenpolitik der Republik Ungarn gegenüber den ungarischen Minderheiten im angrenzenden  Ausland nach der Wende 1989“ -  ANDRÁSSY GYULA deutschsprachige Universität  Budapest, Juni 2015 - https://ungarnheute.hu/news/orban-der-wahlerfolg-der-ungarn-in-der-vojvodina-ist-eine-botschaft-fuer-die-ganze-nation-91969/

[15]  https://www.kas.de/de/web/serbien/laenderberichte/detail/-/content/die-lage-der-roma-in-serbien + Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: Roma in den Ländern des westlichen Balkan, Briefing Papier von Juni 2017

[16]  Zentralrat Deutscher Sinti & Roma: „Roma in den Ländern des westlichen Balkan – Briefing-Papier von Juni 2017 - http://www.burgenland-roma.at/index.php/roma-in-europa/ehemaliges-jugoslawien/serbien - pogrom Nr. 199 .März/April 1998 – Publik-Forum Nr. 1/2001 S. 46: „Von Mülltonne zu Mülltonne – Für die Roma-Familien in Novi Sad ist der Abfall der Stadt die einzige Lebensgrundlage. – Freie Universität Berlin, Osteuropa-Institut: „Roma in Osteuropa – Transformation des Romabildes im wissenschaftlichen Diskurs“ – Berlin 2007 - https://www.shz.de/10711496 ©2020 – „Die Lage der Roma in Serbien“ Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung v. 2. 11. 2015, + https://de.qaz.wiki/wiki/Ethnic_groups_in_Vojvodina

[17]  https://www.fuen.org/de/members/Demokratski-Savez-Hrvata-u-Vojvodini https://www.wikiwand.com/de/Sozialistische_Republik_Serbien  Stephan Müller:“Gutachten…“ siehe oben

[18a] Albanische Forschungen - Band 41 -2018 Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden, darin: Marija Mandić (Belgrad)/Bojan Belić (Seattle) "Die nationalen Standardisierungsregime in Europa Eine Fallstudie zur bunjewatzischen Sprache"

[18]  https://www.noz.de/deutschland-welt/gut-zu-wissen/artikel/1608250/wie-frauen-in-serbien-filigrane-kunst-aus-stroh-machen + https://de.wikipedia.org/wiki/Bunjewatzen + https://www.dw.com/de/eigenständiges-volk-oder-doch-kroaten/a-680646 + https://de.wikipedia.org/wiki/Šokci

[19]  Michael Portmann: „Flucht, Internierung, „Abschub“ und Wiederbesiedlung – Zwangsmigrationen und Bevölkerungsaustausch in der Vojvodina 1944-1948“ und ders.“ Politik der Vernichtung? - Die deutschsprachige Bevölkerung in der Vojvodina 1944-1952 . Ein Forschungsbericht auf Grundlage jugoslawischer Archivdokumente + Handbuch der europäischen Volksgruppen (Ethnos 8), Verlag Braumüller Wien – Stuttgart 1970, darin Johann Wüscht: „Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien“.  + https://de.wikipedia.org/wiki/Serbiendeutsche  + https://www.derstandard.de/story/2000097138455/die-umgekehrte-balkanroute-donauschwaben-zwischen-ansiedlung-und-vertreibung                                                                                            [20]  Konrad Adenauer Stiftung: Caroline Hornstein Tomić „Innerethnische Beziehungen in Südosteuropa – ein Bericht zur Lage in Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro und Serbien“ März 2008 + SWP-Sudie Wolf Pscjöoes: „Süd-Serbiens Preševo-Tal“ Berlin September 2001 + Friedrich Ebert Stiftung  Michael Ehrke: „Unruhe im Preševo-Tal“, Februar 2013

[21]  https://internationalepolitik.de/de/ethnische-minderheiten-serbien-und-montenegro

[22]   https://de.qaz.wiki/wiki/Ethnic_groups_in_Vojvodina + https://de.qaz.wiki/wiki/Official_status_of_Romanian_language_in_Vojvodina + https://reise-stories.de/europaeischer-pulsschlag-in-der-vojvodina-das-andere-serbien/ +

[23]  https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/laender/serbien + https://de.wikipedia.org/wiki/Walachen_(Serbien) + https://www.dasbiber.at/content/wir-sind-keine-rumänen + http://www.eu-info.de/dpa-europaticker/206618.html

[24]  https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/laender/serbien +
https://de.qaz.wiki/wiki/Ethnic_groups_in_Vojvodina + https://reise-stories.de/europaeischer-pulsschlag-in-der-vojvodina-das-andere-serbien/ + https://www.deutschlandfunk.de/vojvodina-in-serbien-5-5-junge-slowaken-verlassen.795.de.html?dram:article_id=435940

[25]  https://de.qaz.wiki/wiki/Ethnic_groups_in_Vojvodina + Marc Stegherr: „Das Russinische Kulturhistorische und soziolinguistische Aspekte“ - Slavistische Beiträge ∙ Band 417 Verlag Otto Sagner München ∙ 2003

[26]   Barbara Senk:  Diplomarbeit „Die Entstehung des Russinischen in der Ukraine“  Wien, 2012

[27]  Le Monde diplomatique vom 11.07.2003, von JEAN-ARNAULT DÉRENS

[28]  https://taz.de/Serbiens-autonome-Provinz-Vojvodina/!5568878/

[29]  https://serbia.mfa.gov.ua/en/partnership/540-ukrajinci-v-serbiji

[30] http://popis2011.stat.rs/?lang=en  2011 Census of Population und siehe Tabelle oben

[31] https://de.wikipedia.org/wiki/Bulgaren#Bulgaren_in_der_Region_des_Banats_und_Ungarn + https://de.wikipedia.org/wiki/Ehemalige_Bulgarische_Westgebiete + https://bnr.bg/de/post/101224832/uber-die-bulgaren-in-serbien-und-die-mission-der-bulgarischen-zeitung-novo-bratstvo

[32] https://de.wikipedia.org/wiki/Bulgaren#Bulgaren_in_der_Region_des_Banats_und_Ungarn  + https://www.wikiwand.com/de/Banater_Bulgaren

 

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