Bosnien-Herzegowina, Bosniaken

 

Bosnien-Herzegowina, Bosniaken

Einleitung

Der heutige Staat Bosnien-Herzegowina ist das Ergebnis der Geschichte und insbesondere des Friedensabkommens von Dayton 1995, das einen verheerenden Bruderkrieg beendete. Auf dem Territorium von Bosnien-Herzegowina leben muslimische Bosniaken,  orthodoxen Serben und römisch-katholische Kroaten. Alle drei Volksgruppen sind slawischer Abstammung und sprechen im Prinzip die gleiche südslawische Sprache, die im vormaligen Jugoslawien als „serbokroatisch“ bezeichnet wurde. Alle Bewohner des bosnischen Gesamtstaates bezeichnet man als Bosnier, während die muslimischen Bosnier sich als Bosniaken verstehen (siehe 4.Volksgruppen und Identitäten“). 

 

Übersicht

1.

Einleitung

2.

Lage und Zahlen

3.

Geschichte

3.1

Spätantike, Mittelalter und osmanische Herrschaft

3.2

Bosnien-Herzegowina bei Österreich-Ungarn

3.3

Erster Weltkrieg und Königreich der Südslawen

3.4

Bosnien-Herzegowina im sozialistischen Staat Jugoslawien 1945 – 1992

3.5

Von der Unabhängigkeitserklärung bis zum Vertrag von Dayton 1992-1995 -  der Krieg in Bosnien-Herzegowina

3.6

Bilanz eines grausamen Bruderkriegs

3.7

Bosnien-Herzegowina heute

4.

Volksgruppen und Identitäten in Bosnien-Herzegowina

4.1

Bosnische Muslime - Bosniaken

4.2

Serben und Kroaten

4.3

Minderheiten in Bosnien-Herzegowina

4.31

Juden

4.32

Roma

4.33

Deutsche, Polen, Ukrainer u. a. Minderheiten

5.

Sprachpolitik in Bosnien-Herzegowina

6.

Heutige Lage und Perspektiven für die Zukunft

 

Das Land ist geprägt von seiner geographischen Lage als Schnittpunkt dreier religiöser Bekenntnisse und Kulturen. Im Mittelalter verlief hier die Grenze zwischen der westeuropäischen / römischen  Form des Christentums und der byzantinisch / orthodoxen Glaubensrichtung und Kultur. 1363 drangen die ersten osmanischen Heere in das Gebiet des heutigen Staates Bosnien-Herzegowina ein und gegen Ende des 15. Jahrhundert fielen Bosnien und die Herzegowina endgültig an das

Osmanische Reich. Die  türkisch-osmanische Besatzungszeit dauerte über 400 Jahre. In dieser Zeit ist hier durch Mission und Druck der Obrigkeit ein europäischer Islam entstanden, und damit eine Schnittstelle zwischen Christentum und Islam in Europa. In Bosnien-Herzegowina sind die religiösen Bekenntnisse weitgehend identisch mit der Volkszugehörigkeit bzw. der nationalen Identität (Muslime = Bosniaken, orthodoxe Christen = Serben, römisch-katholische Christen = Kroaten).  Hinzu kommen noch 17 anerkannte Minderheiten. Nach Zahlen größte davon sind Roma und Juden. Dieser jüdische Bevölkerungsanteil hat seine Wurzeln in der Vertreibung seiner Vorfahren aus Spanien und Portugal gegen Ende des 15. Jahrhunderts,  die hier im Osmanischen Reich aufgenommen und toleriert wurden. (siehe Punkt 4 Volksgruppen und Identitäten in Bosnien-Herzegowina)

2. Lage und Zahlen

Bosnien-Herzegowina ist ein Binnenstaat auf dem Balkan mit einem schmalen ca. 20 km breiten Zugang zur Adria bei der Stadt Neum. Er grenzt im Norden und Westen an Kroatien, im Osten an Serbien und im Süden/Südosten an Montenegro. Siehe die folgende Karte

 


Karte 1 Die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien

 

Bei der Volkszählung 1991, also vor dem Bosnien-Krieg, hatte das Land 4,4 Millionen Einwohner, davon bekannten sich 43,7% als slawische Muslime, 31,2% als Serben und 17,4% als Kroaten.

Nach den Wirren des Krieges mit  Kriegstoten und Vertriebenen sowie einer innerethnischen Verschiebung fand im Jahre 2013 die erste Volkszählung der Nachkriegszeit statt, deren Resultate nach innerbosnischen Auseinandersetzungen und einem internationalen Monitoring erst 2016 veröffentlicht wurden. Vorangegangen war ein Streit unter den Vertretern  des bosnischen Zentralstaates und eine Blockade der serbischen Teilrepublik. Befürchtet wurde ein Rückgang des Einflusses der Serben im Gesamtstaat und eine Minderung der EU-Fördermittel, die nach dem Bevölkerungsanteil bestimmt werden. Konkret drehte sich der Streit um die Frage, ob Bosnier, die im Ausland leben, mitgezählt werden oder nicht. Tatsächlich hatte die nationale Behörde knapp 200 000 Menschen im Ausland mitgezählt, die in Bosnien-Herzegowina weiterhin über Besitztümer verfügen.

 Das Ergebnis zeigt, dass die Bevölkerung seit 1991 erheblich zurückging und zwar auf 3.431.159 Einwohner und dass sich die Anteile der Bevölkerungsgruppen verschoben hatten.  Eine Aufteilung auf die verschiedenen Entitäten und Volksgruppen zeigen folgende Tabellen:

Tabelle 1: Volkszählung 2013 - Entitäten

Gliederung

Einwohner

%

Föderation  (Bosniaken/Kroaten)                                     


 

2.219.220

 

62,75

Republika Srpska

1.228.423

34,79

Distrikt Brčko

     83.516

  2,37

Bosnien-Herzegowina gesamt

Vergleich 1990

3.531.159

4.463.000


 

100,0





 

Tabelle 2: Volkszählung 2013 – Volksgruppen

Ethnien/Volksgruppen

       %

Bosniaken

(vorwiegend Muslime)

Vergleich 1991

 

    50,11

    43,7

Serben

(vorwiegend Orthodoxe)

Vergleich 1991

 

     30,78

     31,2

Kroaten

(vorwiegend Katholiken)

Vergleich 1991

 

     14,60

     17,4

 

Andere + ohne Angabe

Vergleich 1991

 

       3,50

       7,7


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Volkszählung_in_Bosnien_und_Herzegowina_2013  und http://www.statistika.ba/

Somit leben laut dieser Volkszählung nur noch gut 3,5 Millionen Einwohner im Bundesstaat Bosnien-Herzegowina – fast zwanzig Prozent weniger als vor einem Vierteljahrhundert. Fast 850 000 Menschen wurden im Bosnien-Krieg vertrieben, getötet  oder haben das Land verlassen. Auch innerhalb des Territoriums kam es zu erheblichen Verschiebungen. Durch die serbische Kampagne der „ethnischen Säuberung“ während des Kriegs von 1992-1995 wurden Kroaten und Bosniaken aus Gebieten vertrieben, die heute in der Republika Srpska liegen. Auf der anderen Seite wurden ethnischen Serben aus der bosnischen Krajina  durch die kroatische Operation „Sturm“ vertrieben.  Die muslimischen Bosniaken haben laut dieser Volkszählung mit 50,1%  Prozent der Einwohner prozentual eindeutig zugelegt. Wie zu erwarten war, reagierten die serbischen Politiker heftig auf das Ergebnis und kündigten an, die Resultate der Volkszählung für die Republika Srpska nicht anzuerkennen. [1]

3. Geschichte

Ohne Kenntnis seiner Geschichte kann man die Auseinandersetzungen in den heutigen Nachfolge-Staaten des ehemaligen Jugoslawien, und insbesondere in Bosnien-Herzegowina, nicht verstehen und nachvollziehen. Einen Überblick über den Ablauf der Geschichte des ehemaligen Jugoslawien habe ich bereits mit der Tabelle https://euro-ethnien.blogspot.com/2012/12/balkan-geschichte-des-albanischen-und.html

gegeben. Bei Überschneidungen der Geschichte Bosnien-Herzegowinas mit seinen Nachbarn gebe ich jeweils Hinweise mit entsprechenden Links.

3.1 Spätantike, Mittelalter und osmanische Herrschaft

Etwa seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. eroberten die Römer die Balkanhalbinsel und somit auch den Bereich des heutigen Bosnien-Herzegowina. Der größte Teil gehörte zur Provinz Dalmatien/Illyricum, die im sechsten Jahrhundert  größtenteils an Byzanz fiel.

Erst Anfang des siebenten Jahrhunderts wanderten südslawische Stämme ein und verdrängten die ansässige illyrische Bevölkerung oder vermischten sich mit ihr. Zwei dieser Stämme waren die Serben und Kroaten. Serben siedelten sich zunächst im heutigen Süd-West-Serbien an und weiteten das Siedlungsgebiet  bis in das heutige Montenegro und in die Herzegowina aus. Kroaten siedelten im Bereich des heutigen Kroatien und einem Großteil des heutigen Bosnien.  Erst bis zum 9. Jahrhundert gelang es, alle slawischen Stämme zu christianisieren. Bis ins 11. Jahrhundert waren die weltlichen wie kirchlichen Machtverhältnisse verworren. Die Zuständigkeiten von Rom und Byzanz umstritten.  Das Bistum Bosnien gehörte nach dem Schisma von1054 aber wohl als römisch-katholisches Bistum zur Westkirche und unterstand dem Erzbischof von Split.

In der “Bosnischen Kirche“ bildeten ab dem 10. Jahrhundert die sogenannten Bogomilen eine häretische, vom Glaubensdogma Roms wie auch der byzantinischen Ostkirche abweichende religiöse Sonderform aus.

Seit dem zehnten Jahrhundert ist der Name 'Bosnien' urkundlich belegt und seit dem 11. Jahrhundert unterstand Bosnien einem Gaufürsten, dem Ban, und trug den Namen Banat Bosnien. Die bosnischen Ban-Herrscher mussten lange Zeit ihre Unabhängigkeit gegen die ungarische Oberherrschaft erkämpfen und konnten erst unter Stefan Tvrtko I (1353-1391) im Jahre 1377 ein Königreich gründen und ihre Herrschaft festigen. Danach folgte für Bosnien eine kurze Periode als unabhängiger Staat, der auch das Gebiet Hum umfasste, das ab Ende des 15. Jahrhundert Herzegowina heißt.  

Im 14.Jahrhundert drängte eine neue Macht auf dem Balkan vor, die osmanischen Türken. Sie besiegten in der  legendäre Schlacht 1389 auf dem Amselfeld die Serben vernichtend. Gleichzeitig setzt nach dem Tod von Stefan Tvrtko I. ein rascher Verfall des Königreichs Bosnien ein und Ungarn versuchte erneut, die Herrschaft zu gewinnen. Deshalb ersuchten bosnische Adelssippen den osmanischen Sultan Mehmed I. um Hilfe der diese gerne gewährte. Seit 1415 standen osmanische Truppen auf bosnischem Gebiet,  ab 1428 war Bosnien dem Sultan tributpflichtig und ab  1463 wurde es endgültig in das  osmanische Reich eingegliedert. Die Herzegowina konnte noch längeren Widerstand leisten ehe sie 1482 unterworfen wurde.

Aus dem Königreich Bosnien wurde eine osmanische Provinz, die bis 1878 unter der Oberhoheit des Sultans stand. Der Feudaladel Bosniens, der der häretischen Kirche der Bogomilen angehörte,  trat zum Islam über und rettete dadurch seine Privilegien und seinen Grundbesitz, denn nach islamischem Recht konnte nur ein Moslem Eigentümer von Grund und Boden sein. Der türkische Sultan hatte zwar Religionsfreiheit zugesichert, aber die christliche Bevölkerung wurde unterdrückt, als landlose Bauern ausgebeutet und entrechtet. Große Teile der katholischen Bevölkerung wanderten aus Bosnien aus, während die orthodoxe Bevölkerung zurückblieb, aber an ihrer Religion festhielt. Im Jahre 1580 wurden Bosnien und Herzegowina verwaltungsmäßig zusammengelegt und das Gebiet wurde eine osmanische Provinz.

Spätestens im frühen 17. Jahrhundert setzt ein Islamisierungsprozess ein, wodurch  auch viele Bauern und Handwerker - teils mit Zwang, teils aus gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen - zum Islam übertraten und die Bevölkerung mehrheitlich muslimisch werden ließ. Der Katholizismus und auch die Orthodoxie verloren zahlenmäßig an Bedeutung, so dass im Jahre 1710 nur noch etwa 25 000 Katholiken und  77. 000 Orthodoxe in Bosnien lebten. Die neue Hauptstadt Saray-Ovasi , - woraus Sarajevo entstand -, wurde das Zentrum islamischer Kultur. Außerdem war Sarajewo ein bedeutendes Handelszentrum mit einem bekannten Basar-Viertel. So entwickelte sich in Bosnien ein europäischer Islam mit bedeutenden Moscheen, islamischen Friedhöfen und einer umfangreichen Bibliothek in Sarajewo. [2]

 

3.2 Bosnien-Herzegowina bei Österreich-Ungarn

Nach über 400jähriger Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich begann die neuere Geschichte Bosnien-Herzegowinas in der zweiten Hälfte des 19, Jahrhunderts, in einer Zeit des aufkommenden Nationalismus und des Panslawismus. Der Umschwung wurde 1875 mit einem Bauernaufstand in der Herzegowina eingeleitet, der das Signal zu weiteren Aufständen in Bosnien und zur allgemeinen Erhebung vieler Balkanvölker gegen die osmanische Herrschaft gab. 1876 erfolgte die Kriegserklärung von Serbien und Montenegro an die Osmanen. Zunächst konnten die Osmanen / Türken die militärische Auseinandersetzung für sich entscheiden, worauf Russland als selbst ernannte Schutzmacht der Slawen eingriff und die Türken zurückschlug. Schon lange hatte Russland das Ziel, die Erbschaft der Osmanen auf dem Balkan anzutreten und nutzte die Schwäche der Türken und den Widerstand der Bevölkerung für seine eigenen Interessen.  In einem weiteren Feldzug drangen die Russen 1877 bis vor die Tore Istanbuls vor. Der osmanische Sultan musste im Friedensvertrag von San Stefano 1878 Bulgarien als unabhängigen Staat anerkennen, der ein weitaus größeres Territorium als das heutige Bulgarien erhalten sollte, aber weitgehend von Russland abhängig war. Das rief jedoch die übrigen europäischen Großmächte – vor allem Österreich-Ungarn auf den Plan, die eine so starke Stellung Russlands auf dem Balkan nicht akzeptieren wollten. So kam es vom 13. 6. bis 13. 7. 1878 zum Berliner Kongress unter Vorsitz des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Der Kongress zog neue Grenzen auf dem Balkan (siehe Karte 2) und ermächtigte Österreich-Ungarn gegen den Protest der Türkei die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina zu besetzen, wobei formal die  osmanische Oberherrschaft bestehen blieb. Gleichzeitig wurde Serbien unabhängig.

 

             Karte 2 Bosnien nach dem Berliner Kongress

 

Daraufhin marschierten habsburgische Truppen am 24. Juli 1878 in Bosnien ein, womit das Land als Protektorat unter österreichisch-ungarische Verwaltung kam. Die gemeinsame Verwaltung durch Österreich und Ungarn erfolgte durch ein „Büro für die Angelegenheiten Bosniens und der Herzgowina, das dem gemeinsamen K.u.K.-Finanzministerium unterstand. Ab 1.1. 1880 wurde das Gebiet – entgegen den Vereinbarungen des Berliner Vertrags – in das gemeinsame Zollgebiet von Österreich-Ungarn eingegliedert.

Eine erste Volks-Zählung in Bosnien-Herzegowina unter Österreichischer Herrschaft  von 1879 ergab 1,6 Millionen Einwohner des Landes. Dabei wurde auch nach der Religionszugehörigkeit gefragt. Als Ergebnis wurden  496.485 Orthodoxe (43%), 448.613 Muslime (39 %), 209.391  Katholiken (18 %) sowie 3.426 „Israeliten“. (0,02 Prozent) gezählt.  Bis 1910 war die Bevölkerung auf insgesamt 1,9 Millionen angewachsen, der Anteil der Orthodoxen blieb bei 43 Prozent, jener der Muslime war auf 32 Prozent gefallen, jener der Katholiken auf 23 Prozent gewachsen und jener der Juden hatte sich auf 0,62 Prozent erhöht.

Zunächst folgten auf die Annexion durch Österreich  Ausschreitungen muslimischer Bosnier und orthodoxer Serben, die gegen die neue Administration durch „Un- und Andersgläubige“ aktiven und passiven Widerstand leisteten.  Aber Österreich-Ungarn war von Anfang der Übernahme von einer Kulturmission geleitet, die religiöse Führer aller drei Glaubensrichtungen als Mittler verstand. Man wollte das rückständige Land von Grund auf und in allen Bereichen modernisieren. Damit wollte man sowohl serbischen wie kroatischen Nationalisten entgegenwirken. Der anfängliche Widerstand der Muslime beruhigte sich, weil Österreich Ungarn den Islam  als gleichberechtigte Religionsgemeinschaft anerkannte. Das muslimische Schulwesen bestand weiter, wurde aber reformiert. Der Islam wurde strukturell „verkirchlicht“ und erhielt eine moderne, von Istanbul unabhängige Organisationsform. An der Spitze stand fortan der Rais ul-Ulama ("Oberhaupt der Gelehrten"), der nach österreichischem Recht den Status eines Erzbischofs hatte. Später (1912) wurde den Muslimen sogar der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen.

Auch die Führung der orthodoxen und römisch-katholischen Kirche suchte man für sich zu gewinnen, um durch sie noch am ehesten ein Abdriften in den Nationalismus bremsen zu können. Man ging davon aus, dass die konservativen, religiösen Eliten der Monarchie loyaler gesonnen sind, als die säkular orientierte Wirtschafts- und Bildungselite.

Die Sorgen Österreich-Ungarns waren nicht unbegründet. Das serbische Streben nach einem Großserbien war bekannt, Verschwörer und Geheimbünde waren aktiv und Belgrad wurde zum Zentrum großserbischer Propaganda, die sich verstärkt auch in Bosnien und der Herzegowina ausbreitete. Insbesondere durch die Förderung südslawischer Vereine in Bosnien-Herzegowina sollte der Druck auf die Doppelmonarchie verstärkt werden. Siehe dazu meinen Post Serbien, serbisches Volk, Jugoslawien, Punkt 2.2. Die österreichische Regierung in Wien erkannte zwar die Gefahr für die Donaumonarchie, unternahm aber offiziell nichts.

Am 24. Juli 1908 erzwangen Offiziere in der „jungtürkischen Revolution“ die Wiedereinführung der Verfassung von 1876 im Osmanischen Reich. In der Folge sollten dort Parlamentswahlen  stattfinden – auch in den nach wie vor formell zum Osmanischen Reich gehörenden Provinzen Bosnien und Herzegowina. Das weckte  in Österreich Befürchtungen  nach türkischen Revisionswünschen und Österreich-Ungarn annektierte kurzerhand am 7. Oktober 1908 Bosnien-Herzegowina endgültig. Diese Annexion löste aber in Europa eine neue Krise aus, die beinahe zum Krieg geführt hätte. Erst 2009 wurde die Krise durch die diplomatische Unterstützung Deutschland bereinigt. Das  Osmanischen Reich erhielt eine Abstandszahlung von zweieinhalb Millionen türkischer Pfund und die Provinz Sandschak zurück.(siehe Karte 2).

In der Folge wurde Bosnien-Herzegowina als gemeinsames „Reichsland“ weiterhin vom gemeinsamen K-u-K-Finanzministerium der Monarchie verwaltet. Das Land erhielt eine eigene Verfassung und ab 1910 einen eigenen Landtag und eine Landesregierung. Außerdem erließ Kaiser Franz Joseph I. mehrere Gesetze und Reformen, die dem Land Bosnien und Herzegowina die gleichen Rechte gaben wie allen anderen Kronländern.

Österreich-Ungarn hat für das rückständige Land erhebliche Leistungen erbracht: ein modernes Straßen- und Eisenbahnnetz, den Beginn der Industriealisierung mit dem Abbau von Bodenschätzen und nicht zuletzt die Alphabetisierung  der nachwachsenden Bevölkerung.  In den Städten entstand ein gewisser Wohlstand der Mittelschicht und ein aufblühendes kulturelles Leben. Alle Reformen und Aufbauleistungen konnten aber letztlich den aufkommenden slawischen – vor allem serbischen – Nationalismus nicht aufhalten.

Die Spannungen auf dem – häufig als „Pulverfass Europas“ bezeichneten – Balkan entluden sich 1914 in den „Schüssen von Sarajevo“ mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand, die den Ersten Weltkrieg auslösten. Dieses Attentat wurde später zu Recht als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. [3]  Siehe auch meinen Post Post Serbien, serbisches Volk, Jugoslawien

3.3 Erster Weltkrieg und Königreich der Südslawen

Die vierzigjährige Herrschaft über Bosnien-Herzegowina endete, als sich die Südslawen Österreich-Ungarns am 29. Oktober 1918 in Agram (Zagreb) mit den Serben verbanden. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ (ab 1929 Königreich Jugoslawien) gegründet  in dem Bosnien-Herzegowina seine Eigenständigkeit verlor. Die Verwaltungseinheit Bosnien verschwand von der Landkarte und die bosnischen Muslime wurden zum Spielball zwischen Serben und Kroaten. Sie mussten sich entweder als muslimische Serben oder muslimische Kroaten betrachten und wurden als serbokroatische Muttersprachler gezählt.

Im 2. Weltkrieg standen sich in Bosnien-Herzegowina eine Vielzahl

verfeindeter Akteure gegenüber: das kroatische Ustascha-Regime mit seinem Militär- und Polizeiapparat, die deutsche und die italienische Besatzungsmacht (mit unterschiedlichen politischen und militärischen Konzepten), die 2 jugoslawischen Widerstandsbewegungen, einerseits die serbisch-nationalistischen Tschetniks  und die kommunistischen Tito-Partisanen. Und schließlich die zwischen alle Stühle geratenen bosnischen Muslime. Die Ustascha-Bewegung verlor schnell jeden Rückhalt in der Bevölkerung, selbst bei einem großen Teil der Kroaten. Da sich die Regierung in Zagreb außerstande sah, die Muslime wirksam vor den Vergeltungsmaßnahmen der serbischen Tschetniks zu schützen, strebten einflussreiche Muslime nach einer Loslösung Bosnien-Herzegowinas von Kroatien oder zumindest nach einer weitreichenden Autonomie, womit sie sich auch den Hass der Ustascha zuzogen. Die Muslime stellten daher eigene Schutzverbände auf oder unterstützten Himmlers Pläne vom Februar 1943 zur Aufstellung einer „aus Bosniaken mohammedanischer Religion“ bestehenden SS-Division, die später den Namen 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ erhalten sollte. Der Reichsführer der SS war von der Idee einer „bosnischen Muselmanendivision“ so fasziniert, dass er mit ihr nach Ende des Krieges  eine „SS-Wehrgrenze“ schaffen wollte. Ende 1943 zählte die „Muselmanendivision“ über 21 000 Soldaten und wurde zur Widerstandsbekämpfung im kroatischen Staat (der Ustascha) eingesetzt. Für Bosnische Muslime, die sich nicht für diesen Weg entscheiden wollten, blieb daher nur die transnationale „Volksbefreiungsbewegung“  als Alternative. Die von den Kommunisten propagierte Nachkriegsordnung: Anerkennung und Gleichberechtigung aller jugoslawischen Nationen, die Umgestaltung Jugoslawiens in einen Bundesstaat mit Bosnien-Herzegowina als eigenständigem Bundesland, und der Slogan „Brüderlichkeit und Einheit“ übte auf sie eine starke Anziehungskraft aus. [4]

Weitere Einzelheiten zur Geschichte Jugoslawiens nach dem 1. Weltkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs schildert mein Post Serbien, serbisches Volk, Jugoslawien 

3.4 Bosnien-Herzegowina im sozialistischen Staat Jugoslawien 1945 – 1992

Nach dem 2. Weltkrieg - im von Tito neu geprägten Jugoslawien - wurde Bosnien-Herzegowina eine der sechs Teilrepubliken. Während die übrigen Teilrepubliken jeweils eine tragende Volksgruppe als Titularnation hatten (Serben, Kroaten, Slowenen, Montenegriner, Mazedonier), fehlte dies bei Bosnien-Herzegowina. Zunächst hoffte Tito, dass sich die Muslime als Serben oder Kroaten mit anderer Religion definieren würden, denn er ging von der Hoffnung (oder Illusion) aus, dass die verschiedenen Volksgruppen unter sozialistischen Bedingungen alsbald zu einer einheitlichen jugoslawischen Nation verschmelzen würden. Diese Hoffnung erfülle sich nicht, denn für die Muslime waren Kroaten = katholische und Serben = orthodoxe Christen, was sie keineswegs sein wollten. Als Tito dieses Problem erkannte, wurde bei der Volkszählung 1961 die Kategorie Muslime im nationalen Sinne bzw. slawische Muslime (ab  1971) eingeführt. Diese konfessionell abgegrenzte Nationalität galt für alle Serbokroatisch sprechenden Anhänger des Islam in ganz  Jugoslawien, die sich der bosnisch-muslimischen Kulturtradition zugehörig fühlten. Vermieden wurden dagegen die Bezeichnungen Bosnier und Bosniake, um die in Bosnien lebenden Serben und Kroaten nicht zu verstimmen. Außerdem wurde ab 1961 die Nationalität "Jugoslawisch – als übergeordnete  Nationalität" eingeführt. Zur Nationalität „Jugoslawisch“ bekannten sich vor allem Eheleute und deren Nachkommen aus Mischehen und kommunistische Atheisten.

Schließlich wurden 1968 durch das Zentralkomitee der Kommunisten Jugoslawiens die "Muslime mit serbo-kroatischer Muttersprache" als staatstragende Nation anerkannt, was 1974 dann auch in der jugoslawischen Bundesverfassung festgeschrieben wurde. Im Unterschied zu den anderen  5 Teilrepubliken – die alle eine staatstragende Nationalität in ihrem Namen führen - wurde Bosnien-Herzegowina jedoch als gemeinsamer Staat der Muslime, der bosnischen Serben und der bosnischen Kroaten definiert. 

Auch Muslime in anderen Teilrepubliken konnten sich von da an zu dieser Nationalität "Muslim" bzw. „slawischer Muslim“ bekennen. Ausgerechnet ein atheistischer kommunistischer Staat gab so einer eigenständigen Nation bzw. Nationalität aus politischen Gründen einen religiösen Namen. Allerdings blieb diese Lösung stets umstritten - besonders bei nationalistisch denkenden  Serben und Kroaten aber auch bei Muslimen selbst, die daher - wenn nicht besonders religiös - sich weiterhin häufig als „Jugoslawen“ definierten. 
[5]
 

Parallel ging der jugoslawische Staat mit aller Härte gegen sogenannte nationalistische Um­triebe und Regimekritik vor. In Bosnien-Herze­gowina kamen die Verfasser einer „Islamischen Deklaration“, darunter der spätere bosnische Präsident Alija Izetbegović, ins Visier der Geheimpolizei.

Im Jahre 1983 fand in Bosnien ein Gerichtsprozess wegen „feindseliger und konterrevolutionärer Handlungen aus muslimisch-nationalistischen Gründen“ gegen 13 muslimische Aktivisten statt. Hauptangeklagter war Alija Izetbegović. Die Angeklagten, von denen einige am Ende des Zweiten Weltkriegs zu den „Jungen Muslimen“ gehört hatten, wurden beschuldigt, die Ziele einer „terroristischen“ Organisation wiederbelebt zu haben. Izetbegović wurde gleichzeitig vorgeworfen, die Einführung einer parlamentarischen Demokratie westlichen Stils befürwortet zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer 14-jährigen Gefängnisstrafe, die nach der Berufung auf elf Jahre reduziert wurde. Zur Beruhigung der angespannten Lage im Kosovo wurde Alija Izetbegović 1988 vorzeitig aus der Haft entlassen.   

Als Slowenien und Kroatien die Unabhängigkeit vor­bereiteten, gründeten bos­nische Serben 1991/92 ihre eigenen Staaten: die Serbische Republik Krajina in Kroatien und die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina. Sie sprachen sich für den Verbleib ihrer Gebiete in Jugoslawien a

Bei einem daraufhin anberaumten Referendum in Bosnien-Herzegowina stimmen  bei 63 % Wahlbeteiligung, 99,4 % der Wähler für eine staatliche Souveränität. Das Referendum wurde allerdings von der serbischen Volksgruppe weitgehend boykottiert, die vom serbischen Staat dabei unterstützt wurde. Dennoch erklärte sich der neue Staat nun als unabhängige Republik und gab am 3. März 1992 seinen Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawiens bekannt. Die internationale Anerkennung durch einen Großteil aller Staaten – gegen den Willen Serbiens - erfolgte im April 1992. Die Gründe für den Zerfall des Bundesstaates Jugoslawien habe ich in meinem Post Serbien, serbisches Volk, Jugoslawien ausführlich  geschildert.

3.5 Von der Unabhängigkeitserklärung bis zum Vertrag von Dayton 1992-1995 -  der Krieg in Bosnien-Herzegowina

Die internationale Anerken­nung des unabhängigen Staates Bosnien-Herzegowina im April 1992 gab den bosnisch-serbischen Streitkräften den Anlass, nun einen Krieg gegen ihre muslimischen und kroatischen Landsleute zu führen. In einer Sitzung des Parlaments der bosnischen Serben am 12. Mai 1992 in der Stadt Banja Luka legten die beiden Männer an der Spitze der "Serbischen Republik", Radovan  Karadžić und der zuvor als Oberbefehlshaber der Armee ernannte Ratko Mladić  die Kriegsziele dar. Es sollte  ein möglichst großes Stück vom Territorium des zerfallenden Staatswesens für Serbien bzw. die bosnisch serbische Republik erobert werden. Ein gemeinsamer Staat Bosnien-Herzegowina für die Bosniaken, die bosnischen Serben und die bosnischen Kroaten, war unter diesen Vorzeichen völlig ausgeschlossen. Der Präsident der bosnischen Serben Radovan Karadžić erläuterte in besagter Parlamentssitzung vom 12. Mai 1992 :"Das ersteunserer Ziele ist die Trennung von den beiden anderen Volksgruppen", Das Parlament der Republika Srpska verabschiedete das von Karadžić vorgelegte Programm.

In der folgenden bosnisch-serbischen Offensive konnten binnen Wochen rund 70 Prozent des bosnischen Territoriums durch die Truppen von Ratko Mladić  erobert werden. Hun­derttausende Muslime wurden dabei im Zuge „ethnischer Säu­berungen“ vertrieben. Ende 1992 begannen  auch Kroaten und Bosniaken, die anfangs gemeinsam gegen die Serben gekämpft hatten, einen „Krieg im Krieg“ gegeneinander. Infolge der eskalierenden Kämpfe zwischen den regulä­ren Armeen von drei Kriegsparteien und zahl­reichen paramilitärischen Gruppen begaben sich über zwei Millionen Menschen aller ethnischen Gruppen, die Hälfte der Bevölkerung Bosnien- Herzegowinas, auf die Flucht. Viele wurden plan­mäßig vertrieben. Der unrühmlicher Höhepunkt des Krieges ereignete sich schließlich im  Juli 1995.  Bos­nisch-serbische Streitkräfte ermordeten beim Sturm auf die UNO-Schutzzone Srebrenica mehr als 7.000 bos­niakische Männer (manche Quellen sprechen von über 8.000). Dieses Ereignis gilt als der ers­te Genozid auf europäischem Boden seit 1945.

Nach der erfolgreichen Operation „Sturm“ der kroatischen Armee und nach einem Abkommen von Split  zwischen der bosnischen und der kroatischen Regierung, begann  im August 1995 die gemeinsame Militäroperation Maestral (Nordwestwind) von Kroaten und bosnischen Regierungstruppen gegen die bosnischen Serben.  Durch das erfolgreiche Vorgehen der vereinten Truppen schrumpfe das  von Serben kontrollierte Territorium in Bosnien und Herzegowina von 70 % auf etwa 49 %. Die Operation Maestral wurde auf massiven Druck der internationalen Gemeinschaft nach nur wenigen Tagen gestoppt, da man eine Ausweitung des Krieges und ein Hineinziehen Serbiens befürchtete.

Die Operation Maestral wird trotz ihres vorzeitigen Stopps als sehr großer militärischer Erfolg der Bosniaken und Kroaten gewertet, da dadurch nicht nur große Teile Bosniens von der serbischen Besatzung befreit wurden, sondern in erster Linie durch die Niederlagen der serbischen Kräfte durch die Operationen Oluja und Maestral der politische Druck auf Belgrad verstärkt wurde.  

Für die Staatengemeinschaft war mit Srebre­nica ohnehin eine rote Linie überschritten. Auf massiven Druck des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton kam es zu Friedensverhandlungen in Dayton (USA). An den am 21. 11. 1995 begonnenen Verhandlungen nahmen die Präsidenten von Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina (Milošević, Tudman und Izetbegović) sowie Bill Clinton (US-Präsident),  Jaques Chirac (französischer Präsident, Helmut Kohl (deutscher Bundeskanzler), Viktor Tschernomyrdin (russischer Ministerpräsident), Warren Christopher (US-Außenminister) und der US-Sonderbeauftragte für den Balkan, Richard Holbrooke teil. Serbien sah die Gefahr der völligen Niederlage in Bosnien und war daher  zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von Dayton  bereit. Am 14. 12. 1995 wurde der Vertrag in Paris unterzeichnet,  wodurch die Kriege auf dem Gebiet des ehemaligen  Jugoslawien zunächst beendet wurden.

Das Abkommen von Dayton sah nur geringe Korrekturen an der militärisch zu diesem Zeitpunkt bereis vorgenommenen Teilung des Landes vor. Bosnien-Herzegowina wurde aufgeteilt in 2 sogenannte Entitäten, eine muslimisch-kroatische Föderation und eine von bosnischen Serben dominierte "Republika Srpska". (siehe unten Pkt. 3.6) Das  vom Krieg zerstörte Land wurde zunächst unter internationale Verwaltung gestellt. [6]

3.6 Bilanz eines grausamen Bruderkriegs

Im  Bosnienkrieg von 1992 – 1996 gab es unglaubliche Gewalt aller Ethnien gegen die jeweils anderen: Morde, Vertreibungen, Vergewaltigungen, Plünderungen. Serben und Kroaten gegen Muslime, Serben gegen Kroaten und umgekehrt und viele andere erdenkliche Konstellationen. 

Erste Schätzungen nach dem Dayton-Vertrag gingen von 200.000 bis 300.000 Todesopfern aus, weil alle Kriegsparteien während des Konfliktes zu Übertreibungen neigten. Da auch die Medien in diesem Land in ihrer Berichtserstattung stark von der politischen Einstellung beeinflusst sind, waren es vor allem  Nichtregierungs-Organisationen (wie die Gesellschaft für bedrohte Völker), Frauen-und Jugendverbände und  Opfervereinigungen, die sich bemühten, die Geschichte dieses Landes aufzubereiten. Da der Staat bis heute keine systematische Identifizierung der Opfer vorgenommen hat , wird über die Anzahl der Kriegsopfer in den unterschiedlichsten Diskussionen der Tagespolitik weiter wild spekuliert. Die Zahlen werden beliebig verändert. So entstehen neue Mythen.

Die immer noch unklaren Zahlen über die gefallenen oder vermissten Opfer (vor allem in Srebrenica) stehen der Vergangenheitsbewältigung im Wege, da viele der Angehörigen damit noch nicht abschließen können.

Ein „Zentrum für Forschung und Dokumentation“ in Sarajevo (IDC), das hauptsächlich vom norwegischen Außenministerium finanziert wurde, hat mit mehr als 150 freiwilligen Helfern und vielen ausländischen Fachleuten in jahrelanger Arbeit nach Zeugenbefragungen, Auswertungen von Massengräbern, Militärstatistiken, staatlichen Archiven, Angaben der UN, des Kriegsverbrechertribunals in den Haag, Fragebögen und auch in Zusammenarbeit mit Medien, Gemeindeverwaltungen und Flüchtlingsorganisationen versucht, die tatsächliche Zahl der Kriegstoten festzustellen.  

Nach dem 2007 veröffentlichten Bericht gab es mindestens 97.207 Kriegstote. Dies sind die unstrittig belegbaren Fälle von Ermordeten oder Vermissten. Die tatsächliche Opferzahl liegt wohl dennoch höher, wahrscheinlich bei weit über 100.000 Personen. Noch immer vergeht in Bosnien kaum ein Monat ohne Entdeckung eines Massengrabes. Überdies wurden unsicher erscheinende Fälle - etwa auf Kriegsereignisse zurückgehende Selbstmorde, Hungertote sowie Todesopfer durch mangelnde medizinische Versorgung - bei der vorliegenden Studie nicht mitgerechnet.

Dennoch ist mit der neuen Statistik die lange umlaufende, aus politischen Gründen vor allem von bosniakischer Seite in die Welt gesetzte Zahl von 250.000 Opfern endgültig als übertrieben widerlegt. [7]  Nach dieser Studie waren etwa 60% der Kriegstoten Soldaten und von den fast 40.000 zivilen Opfern etwa 80% muslimische Bosniaken. Davon allein mehr als 7.000 muslimische Männer und Jungen beim anerkannten Genozid in Srebenica. Neben den Kriegstoten sollte man die vielen Vertriebenen und Flüchtenden nicht vergessen. Ebenso nicht die andauernden Langzeitfolgen (Traumata) des Krieges aufgrund von Gewalt, Folter und Vergewaltigung. Hierauf macht u. a.  eine Studie der bekannten Organisation „medica mondiale“ aus Mai 2015 aufmerksam. Danach waren in den Kriegsjahren 1992-1995 allein zwischen 20.000 und 50.000 Frauen und Mädchen sexueller Gewaltanwendung ausgeliefert.

Kriegsverbrechen und Völkermord in diesem Krieg sollte ein Internationales Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aufarbeiten. Als bekannteste Kriegsverbrecher wurden der Ideologe und Anführer der bosnischen Serben Radovan Karadzic  und der bosnisch-serbische General Mladic wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Der Massenmord von Srebenica wurde eindeutig als Völkermord festgestellt. Darüber hinaus wurden weitere Kriegsverbrecher aus allen Lagern zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Letzte Urteile wurden 2017 gefällt. [8]

Vertreibung, Verfolgung und Mord sowie ethnische Homogenisierung zwan­gen die Bürgerinnen und Bürger des einst geradezu als Musterschüler des „Multikulturalismus“ gel­tenden Bosniens zur Identifikation mit „ihrer“ je­weiligen ethnischen Gruppe. Die Bosnier haben nach dem Krieg aufgehört, Bosnier zu sein, und sind nur noch muslimische Bosniaken, nur noch Kroaten, nur noch Serben. Das Klima zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen in Bosnien-Herzegowina nach wie vor vergiftet und jede Seite  sieht eine Hauptschuld für die Opfer auf der Seite der anderen. Befördert wurde die­ser Prozess durch die Bevölkerungsverschiebungen durch Vertreibung, Flucht und Umsiedlung, die mit dem Vertrag von Dayton auch institu­tionell verankert wurden.

Auch der Prozess in Den Haag hat bisher nicht zu einer Überbrückung der ethnischen Gegensätze in Bosnien-Herzegowina geführt. Im Gegenteil fühlen sich alle Seiten ungerecht behandelt und die Kriegsverbrecher Karadzic und Mladic werden von vielen Serben nach wie vor als Helden verehrt. [9]

 

3.7 Bosnien-Herzegowina heute – politische Gliederung

 Wie unter Pkt. 5 schon berichtet, wurde Bosnien-Herzegowina durch den Vertrag von Dayton in 2 Entitäten aufgeteilt: Die muslimisch-kroatische Föderation und die Republika Srpska. Von den rund 2,2 Millionen Fluchtlingen kehrte laut Uno-Flüchtlingskommissariat zwar eine Million zurück. Doch verschweigen die Statistiken, dass rund 80 Prozent der an ihre ehemaligen Eigentümer zurückgegebenen Wohnungen von diesen sofort wieder verkauft wurden. Die Menschen ließen sich anschließend in einer Entität bzw. einem Kanton nieder, wo die eigene Nationalität die Mehrheit stellt. [10]

 

Die muslimisch-kroatische Föderation ist unterteilt in 10 Kantone. Die Föderation hat laut Volkszählung von 2013 insgesamt 2.371.603 Einwohner, davon 1.636.603 (69,01 %) Bosniaken, 495.000 (20,87 %) Kroaten, 95.000 (4,01 %) Serben und etwa 145.000 (6,11 %) Sonstige (u. a. bosnische Roma). Bosniaken stellen in 5 und Kroaten in 3 Kantonen die eindeutige Mehrheit, in 2 Kantonen wechseln die Mehrheitsverhältnisse von Gemeinde zu Gemeinde und im Westen Bosniens gibt es auch einige Gemeinden mit serbischer Bevölkerungsmehrheit


Die Republika Srpska hat 1.326.000 Einwohner, die in 63 Gemeinden wohnen, davon sind ca. 80-85% serbischer Nationalität. Die Republika Srpska kennt keine Aufteilung in Kantone.

Außerdem gibt es den Brcko-Distrikt, der offiziell ein Kondominium beider Entitäten darstellt, de facto aber sich selbst verwaltet und dem Gesamtstaat untersteht. Der Sonderdistrikt wurde vor allem geschaffen, um eine Verbindung zwischen den beiden Teilgebieten der Republika Srpska zu gewährleisten.   Siehe folgende Karte:

 

 


Karte 3 Die politische Gliederung Bosnien-Herzegowinas
           nach dem Abkommen von Dayton

Nach Dayton herrscht zwar Frieden im Lande, aber seine Probleme sind weiterhin ungelöst. Der bosnische Staat ist nach dem Krieg nach strengen ethnischen Proporzregeln aufgebaut worden. Diese Regeln sollten den Frieden zwischen den drei großen Volksgruppen festigen. Alle wichtigen Ämter sind dreifach besetzt, so besteht z. B. das Staatspräsidium aus je einem Serben, Kroaten und Bosniaken, die  nach wenigen Monaten abwechselnd das Amt des Präsidenten übernehmen. Ähnlich ist es in den beiden Entitäten und auch in den Kantonen der Föderation, so dass tausende von Posten zu besetzen und zu bezahlen sind, sich aber nichts bewegt. Damit werden allerdings alle diejenigen von wichtigen Staatsämtern ausgeschlossen, die sich weder zu den Kroaten, Serben oder Bosniaken zählen, etwa jene die sich noch immer als "Jugoslawen" bezeichnen oder einer anderen Minderheit angehören (siehe unter 4.3 ) Praktisch ist das Land geteilt, denn obwohl die Republika Srpska offiziell kein Staat ist, funktioniert er wie ein eigener Staat mit eigener Polizei, Armee und eigenen Steuern. [11]

4. Volksgruppen, Identitäten und Minderheiten in Bosnien-Herzegowina

Auf dem Balkan und besonders in Bosnien-Herzegowina ist die nationale Identität sehr eng mit der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft verbunden. Wie sehr die religiöse Zugehörigkeit ausschlaggebend ist, haben auch die letzten Volkszählungen illustriert.(s.o. Punkt 2). Sie zeigen, dass die ethnischen Identitäten immer stärker mit religiösen verbunden werden: So bezeichneten sich praktisch alle Bosniaken auch als muslimisch(50,1% Bosniaken – 50,7% Muslime), fast alle Serben als Orthodox (30,8% Serben – 30,7% Orthodoxe) und fast alle Kroaten als katholisch (15.4% Kroaten – 15,2% Katholiken). Darin manifestiert sich eine Verhärtung der Identitäten – etwas, das es im traditionell relativ areligiösen Bosnien vor dem Bosnienkrieg kaum gab.  Deshalb ist Bosnien eigentlich kein "Vielvölkerstaat", sondern ein "Mehr-Religionen-Staat", da er sich nicht über die eigentlich gemeinsame Sprache der südslawischen Einwohner, sondern über deren drei Glaubensrichtungen definiert. Über die weiteren Abgrenzungen finden auch bei der bisher gemeinsamen Sprache serbokroatisch statt (siehe Pkt. 5 – Sprachpolitik) [12]

 


 Karte 04 Verteilung der Ethnien (nur Bosniaken, Serben und Kroaten) Stand 2011

4.1 Bosnische Muslime - Bosniaken

In den 1990er Jahren mit dem Auseinanderfallen des jugoslawischen Bundesstaates spitzte sich der Streit um die Benennung der muslimisch-bosnischen Nationalität zu. Zunächst hielt  der Präsident der bosnischen Muslime,  Izetbegowic,  an der religiösen Nationalitätsbezeichnung fest, aber am 27. September 1993 - mitten im Bosnienkrieg  rief er eine Versammlung ein, bei der er eine Kehrtwende vollzog. Diese Versammlung der  politischen Elite Bosniens fasste den Beschluss, die Nationalität „Muslim“ in Anlehnung an den Landesnamen durch „Bosniak“ zu ersetzen. Für diesen Wechsel der Nationalitäts-Bezeichnung gab es verschiedene Gründe. Ein wichtiger Grund war das Ziel führender Vertreter der bosnischen Muslime einen eigenen muslimischen Nationalstaat zu gründen, weil man mit dem Zerfall von Bosnien-Herzegowina  rechnete. Man befürchtete, dass ein Staat mit muslimischem Namen in Europa und Amerika Befürchtungen ausgelöst hätte. Der weitere Kriegsverlauf und die Friedensverhandlungen machte diese Option zwar ungeschehen, aber der Schritt in eine neue Nationalitätsbezeichnung „Bosniaken“ wurde von der überwiegenden Bevölkerung in und außerhalb von Bosnien-Herzegowina schnell akzeptiert. Als muslimische Bosniaken bezeichnen sich außerhalb Bosniens auch Muslime  in Montenegro, im Kosovo, in Mazedonien, in der Vojvodina und in Serbien. Im Sandzak - im Süden Serbiens – sind Bosniaken in 3 an Bosnien-Herzegowina angrenzenden Gemeinden die Mehrheitsbevölkerung. Eine große bosniakische Diaspora lebt in der Türkei, die dort allerdings inzwischen weitgehend assimiliert ist. Sie resultiert aus Fluchtbewegungen nach der Besetzung durch Österreich-Ungarn, im 2. Weltkrieg und im Bosnienkrieg der 1990er-Jahre und wird je nach Quelle auf 5 bis 12 Millionen einschließlich der Nachfahren geschätzt. In den Jahren ab 1960 kamen auch viele Bosniaken als Gastarbeiter nach Westeuropa und nach Deutschland. Hinzu kamen Flüchtlinge während des Bosnienkriegs. Seit 1994 bzw. 2007 gibt es den Dachverband „Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V.“ mit  76 bosniakischen Moscheegemeinden.  

Der Islam hat in Bosnien-Herzegowina traditionell eine europäische Ausprägung. Im kommunistischen Jugoslawien der1970er Jahre wurden muslimische Organisationen zeitweise neu belebt aber Bosnien entwickelte sich zum am meisten säkularisierten Teilstaat Jugoslawiens. Das änderte sich mit dem Bosnien-Krieg 1992–1995. Durch die Präsenz von ausländischen Dschihad-Kämpfern während des Krieges, die Aktivitäten von Organisationen aus dem islamischen Ausland,  die humanitäre und kulturelle Hilfe stets mit missionarischer Arbeit verbanden und  Publikationen und Übersetzungen islamischer Autoren ins Land brachten, veränderte sich das Gesicht des Islam.  Nicht zuletzt auch durch die hohe Anzahl bosniakischer Absolventen an islamischen Bildungseinrichtungen im Ausland. Vor dem Krieg sah man in Sarajewo selten eine Kopftuch tragende Frau, heute sind es viele, wenn auch nicht sehr viele. Dennoch würden viele strenggläubige Muslime aus dem nahen Osten sagen, der in Bosnien praktizierte Islam hat nichts mit dem originären Islam zu tun.  Hier wird z. B. auch Alkohol getrunken,  im Islam eindeutig untersagt. Viele  Muslime in Bosnien-Herzegowina fasten während der Fastenzeit und verzichten auf Alkohol, aber dann feiern sie Bajram mit Alkohol. Das ist auch bosnische Realität. Nach wie vor sagt das Bekenntnis zur muslimischen Nation/Nationalität nichts über den praktizierten Glauben aus. Auch ist heute in Bosnien-Herzegowina das gesamte Spektrum islamischer Glaubensrichtungen zu finden. [13]

4.2 Serben und Kroaten in Bosnien-Herzegowina

Die Serben in Bosnien-Herzegowina identifizieren sich am wenigsten mit dem bosnischen Gesamtstaat. Ihre wichtigsten Parteien, die rechtsgerichtete SNSD („Bund der unabhängigen Sozialdemokraten“) und die SDS („Serbische Demokratische Partei“) sind sich einig in dem Bestreben,  die Republika Srpska auf keinen Fall infrage zu stellen. Mit ihrer Haltung blockieren und lähmen sie alle Initiativen, die den Gesamtstaat stärken könnten. Stattdessen bauen sie ihre Entität weiter zu einem praktisch selbständigen Staatengebilde aus.

Auch die wichtigsten kroatischen Parteien, die HDZ („Kroatische Demokratische Gemeinschaft“) und die davon abgespaltene HDZ 1990 („Kroatische Demokratische Gemeinschaft 1990“) sind mit der Situation der Kroaten im Gesamtstaat wie in der Föderation unzufrieden. Als kleinste ethnische Gruppe in Bosnien- Herzegowina sind die Kroaten in der Republika Srpska praktisch unsichtbar, während sie in der Föderation von einer klaren bosniakischen Mehrheit dominiert werden. Deswegen fordern sie eine territoriale Autonomie – eine eigene Entität.(siehe unten Pkt. …)

Beide Volksgruppen – Serben und Kroaten – sind weitgehend abhängig von ihren Staatsnationen Serbien und Kroatien, sowohl politisch, wie auch kulturell.

Über das serbische und kroatische Volk sowie deren Geschichte, augenblickliche Situation und Entwicklung berichte ich in separaten Posts. Über die Entwicklung der Sprachen siehe nachstehend unter Pkt. 5 und im Post Serbien, serbisches Volk, Jugoslawien und dort Pkt 5.

4.3 Minderheiten in Bosnien-Herzegowina

Wie die Tabelle 1 unter Pkt. 2 (rechte Spalte) zeigt, stellen die drei sogenannten „konstitutiven“ Völker Bosnien-Herzegowinas ca. 96,5% der Gesamtbevölkerung. Dagegen bekennen sich seit der letzten Volkszählung noch ca. 3,5% der Bevölkerung zu anderen Volksgruppen / Minderheiten, während es 1991 noch 7,7% waren. Insbesondere das Bekenntnis als Jugoslawe 1991 = 5,5%) ist stark zurückgegangen. Alle unter „Sonstige“ (Ostali) summierten Gruppen kommen laut dieser Volkszählung nicht auf 1% der Bevölkerung. Laut Verfassung zählen alle Einwohner zu einer nationalen Minderheit, die keinem der drei „konstitutiven“ Völker – Serben, Kroaten, Bosniaken - angehören und sich aus Personen gleicher oder ähnlicher Abstammung, gleicher oder ähnlicher Tradition, Sitte, Glauben, Sprache, Kultur und naher oder verwandter geschichtlicher Vergangenheit und anderer Charakteristika zusammensetzt. Das Gesetz nennt namentlich 17 nationale Minderheiten, nämlich Albaner, Montenegriner, Tschechen, Italiener, Juden, Ungarn, Mazedonier, Deutsche, Polen, Roma, Rumänen, Russen, Rusinen, Slowaken, Slowenen, Türken und Ukrainer.**

Juden, Roma und andere Minderheiten – auch bekennende Jugoslawen – bemängeln seit Jahren, dass sie sich gegenüber den 3 „konstitutiven“ Völkern diskriminiert fühlen, da sie keine leitenden Funktionen im Gesamtstaat oder den Entitäten ausüben können und auch bei der Wahl zur Völkerkammer (2.Kammer) nicht kandidieren dürfen. Juden und Roma, vertreten durch Jakob Finci, einem bosnischen Juden, und Dervo Sejdic, einem bosnischen Rom. riefen deshalb den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg an. Der hat im Dezember 2009 entschieden, dass die entsprechenden Bestimmungen der Verfassung im Widerspruch zur Europäischen Menschenrechtskonvention stehen. Seitdem wird in Bosnien-Herzegowina über eine Verfassungsreform diskutiert, passiert ist aber bis heute nichts. Daran hat auch die Warnung Brüssels nichts geändert, dass Fortschritte bei der EU-Integration von der Umsetzung des Urteils abhängig gemacht werden. Dabei wäre eine Reform der Verfassung nicht nur aus diesem Grund dringend erforderlich. [14] (siehe Pkt. 6 Perspektiven)

Einige der vorstehend erwähnten Minderheiten möchte ich nachstehend besonders erwähnen:

4.31 Juden

Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Juden aus Spanien vertrieben und fanden Zuflucht in den Ländern des Osmanischen Reiches. Nach Zwischenaufenthalten in Istanbul, Saloniki und anderen Städten des heutigen Mazedonien, Bulgarien und Albanien kamen sie auch nach Bosnien und bildeten 1565 eine Gemeinde in Sarajewo. Die Stellung der Juden entsprach ihrer Situation im gesamten Osmanischen Reich mit Sonderrechten und –Pflichten. Im multikulturellen und multireligiösen Bosnien wurden die Juden bis zum 2. Weltkrieg von den übrigen ethnischen und religiösen Gemeinschaften akzeptiert und es herrschte ein tolerantes Zusammenleben.

Im Bosnienkrieg  sind ca. 1400 der ca. 2000 Juden nach Israel geflüchtet, haben aber immer noch die bosnische Staatsbürgerschaft. Inzwischen sind einige von ihnen wieder nach Sarajevo zurückgekehrt.

Im Jahr 2008 lebten rund 1000 Juden in Bosnien-Herzegowina. Die größte Gemeinde ist die von Sarajevo mit etwa 750 Mitgliedern.  Laut einer Befragung sehen die Juden Bosnien und Herzegowina nach Israel als für sie zweitsichersten Staat der Welt an und bewerten die Sicherheitslage mit einer Schulnote von 1,3. [15]

4.32 Roma

Bei der Volkszählung 2013 haben sich 12.835 Bewohner Bosnien-Herzegowinas als Roma deklariert. Bei den voraufgegangen  Volkszählungen  von 1981 bzw. 1991 wurden   7.251 =  0,2%  bzw. 8.864 = 0,2% Roma gezählt. Tatsächlich gibt es keine verlässlichen Angaben über die tatsächlich in Bosnien-Herzegowina lebenden Roma. Vertreter der Roma-Volksgruppe und unabhängige Organisationen schwanken bei ihren Schätzungen zwischen 40.000 und 80.000. Damit wären sie die zahlenmäßig größte ethnische Minderheit in Bosnien und Herzegowina.  Wo liegen die Gründe für derartige Differenzen? Zum einen gilt für BiH, was für alle Nachfolgestaaten Jugoslawiens feststeht: Die Angaben – insbesondere bei Minderheiten – sind mehr falsch als richtig. Roma haben sich auch in der Vergangenheit meist als Muslime, Jugoslawen oder „Andere“ deklariert, um in ihrem Umfeld Diskriminierungen zu entgehen. Wer sich bilden konnte und eine berufliche oder gesellschaftliche Karriere anstrebte, hat sich nicht als Rom identifiziert. Viele Roma tragen muslimische Namen. Die Zahlen sprechen auch für die Fähigkeit der Roma, sich an ihr  Umfeld anzupassen und dessen Bräuche, Glaubensrichtungen, Sprachen und die nationale Identifikation zu übernehmen. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich viele Roma zunächst als Muslime und heute als Bosniaken deklariert haben. 

Im Jugoslawien der Tito-Zeit wurden die Minderheitenreche der Roma weitgehend geachtet und der Staat sorgte auch für Beschäftigungen der Roma. Deshalb bezeichnen viele Roma diese Zeit auch als ihr „goldenes Zeitalter“. Durch den Krieg in Bosnien und Herzegowina hat sich ihre Situation jedoch deutlich verschlechtert.  Während und nach dem Krieg kam es in Bosnien und Herzegowina zu großen Bevölkerungsverschiebungen.

Im Zuge des Krieges wurden viele Roma von den Serben vertrieben oder sind vor ihnen geflüchtet – Zehntausende nach Westeuropa, auch nach Deutschland. Wer sich im Krieg nicht zur serbischen Armee meldete und mit seiner Familie nicht flüchten konnte, wurde in Konzentrationslager interniert, zur Zwangsarbeit gezwungen oder gar umgebracht. Rückkehrer aus dem Ausland konnten in ihre Heimatorte in der Republika Srpska nicht zurückkehren und leben nun in häufig in primitiven Unterkünften in der Föderation.

Soweit sie nicht flüchteten oder vertrieben wurden, sehen sie sich nun einem neu entfachten Antiziganismus ausgesetzt, der ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt, auf dem Wohnungsmarkt, im Schulwesen oder im alltäglichen Leben  verweigert. So leben seitdem viele Roma am Rande der Gesellschaft  in der bosniakisch-kroatischen Föderation. Sie sind überwiegend arbeitslos, leben in erbärmlichen Hütten und sammeln auf den Deponien verwertbare Stoffe, um von deren Verkauf zu leben.

Viele wählen daher erneut die Flucht nach Norden, nach Deutschland oder in andere EU-Länder. Skrupellose Menschenhändler machen sich diese Situation zu Nutze, indem sie Roma mit Versprechen auf lukrative Arbeitsplätze in der EU locken, tatsächlich werden  sie dann oft als Bettler oder  Prostituierte ausgebeutet. Nachdem Bosnien-Herzegowina, ebenso wie Serbien und Mazedonien zu sicheren Herkunftsländern erklärt wurden, erlangen nur wenige Flüchtlinge den begehrten Asylstatus und die übrigen werden wieder abgeschoben – in eine ungewisse Zukunft im Elend.

Es gibt aber auch positive Nachrichten. Im Rahmen des EU-Projekts "Roma Action II" wurden/werden in neun Gemeinden in Bosnien-Herzegowina Häuser mit insgesamt 140 Wohnungen gebaut werden. 2,5 Millionen Euro kommen dafür insgesamt von der EU, 327.000 Euro von den jeweiligen Gemeinden. Außerdem geplant sind Kulturzentren und Stipendien für Roma-Kinder. Unterstützt wird die Aktion u. a. vom Arbeiter-Samariter-Bund Deutschlands (ASB). Insgesamt konnte der ASB durch Spenden und mit Mitteln der Europäischen Union in den vergangenen Jahren (Stand 2016) 152 Roma-Familien eine neue Lebensgrundlage schaffen. Sie haben endlich eine sichere Wohnung und konnten an Maßnahmen zur Unternehmensgründung und berufsbildenden Kursen teilnehmen. U.a. spendete der ASB ein Fahrzeug an die Roma-Selbsthilfeorganisation „ADA", mit dem werden vor allem Schulkinder in ihre jeweiligen Schulen gebracht. [16]

4.33 Deutsche, Polen, Ukrainer u. a. Minderheiten

Nach der Besetzung von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn 1878 wurden zwar deutsche Beamte ins Land gesandt und Deutsch wurde offizielle Amtssprache. Eine staatlich organisierte Ansiedlung gab es jedoch nicht.

Allerdings gab es verschiedene private Initiativen. Besonders erfolgreich  erwies sich die Gründung des Klosters Maria Stern bei Banja Luka durch Trappisten aus Düren (Niederrhein). Der Gründer und erste Prior war der Vorarlberger Franz Pfanner.  Bereits unmittelbar nach der Okkupation veröffentlichte er in den Weckstimmen für das katholische Volk (Wien) den Beitrag „Bosnien, ein Land für Ansiedlung“; der Artikel erschien auch in anderen katholischen Zeitschriften und wurde vom Borromäus-Verein als Broschüre gedruckt. Der Schrift Pfanners folgten 1879 Arbeiterfamilien aus Essen, dem Ruhrgebiet und Katholiken aus dem Rheinland, dem Emsland, dem Oldenburger Münsterland und Schlesien; auch einige Niederländer schlossen sich an. Die Auswanderung nach Bosnien erschien als billige Alternative zur Überseemigration. Die größte deutsche Siedlung Windhorst, benannt nach dem Zentrumspolitiker und prominentesten Gegner des Bismarcks in  der Kulturkampf-Zeit  blieb bis zur Flucht 1944 das größte deutsche Dorf in Bosnien-Herzegowina. Darüber hinaus wurden nach 1878 ca. 20 mehrheitlich deutsch besiedelte Dörfer oder Industriesiedlungen im Norden Bosniens angelegt z. B. Königsfeld/ Dubrava, Hohenberg/ Jelići und Senitza/ Zenica und Rudolfstal.

Von diesen ländlichen Siedlern zu unterscheiden ist die Zuwanderung in die Städte, wo sich vor allem Beamte, Kaufleute und Handwerker niederließen,  insbesondere in der Landeshauptstadt Sarajevo. Da von den Beamten die Kenntnis einer slawischen Sprache erwartet wurde kam es auch zur Zuwanderung aus anderen Bereichen der K.u.K-Monarchie, vor allem Tschechen und Slowenen, besonders aber Kroaten aus Nord-Kroatien sowie Deutsche mit kroatischem Hintergrund oder Kroaten mit deutscher Abstammung oder aus Mischehen. 

Ein später einsetzendes staatliches „Kolonisations“-Programm war vor allem gegen die „antiloyalen Bewegung“ mit serbischem Hintergrund) gerichtet.  Diese unterschied sich aber von der bis dahin vor allem deutsch und privat dominierten Siedlermigration. Die Landesregierung warb dafür gezielt in Zeitungen Galiziens, mit der Folge dass bis 1905, dem Ende dieses Programmes,  830 polnische, 365 ukrainische, 331 deutsche, 107 tschechische, 87 italienische und 86 ungarische Familien angesiedelt  wurden.  Eigene Grundschulen und Kirchen gehörten dabei zur Ausstattung deutscher wie auch nichtdeutscher Dörfer.  Weitere Siedler waren evangelische Schwaben aus den geburtenstarken Orten Franzfeld im Banat und aus Syrmien.  Das vielleicht eindrucksvollste Denkmal der Einwanderung nach Bosnien zur k.u.k.-Zeit. stellt die am 19. November 1899 eingeweihte ehemalige evangelische Kirche in Sarajevo dar. Nach Ergänzung der Seitenflügel 1911 war eines der größten Gebäude der Stadt und ist heute Kunstakademie.

1910 wurden in Bosnien 22.968 Menschen mit deutscher Muttersprache gezählt, von denen 8000 in etwa 20 mehrheitlich evangelisch geprägten Dörfern lebten. 5246 Personen mit deutscher Muttersprache hatten sich bis 1910 in Sarajevo niedergelassen, was etwa 10 Prozent der Bevölkerung der Stadt entsprach. In Sarajewo erschienen bis 1918 zwei deutsche Tageszeitungen, die „Bosnische Post“ und das „Sarajewoer Tagblatt“.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs und dem Aufgehen Bosniens in das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen verließ ein großer Teil der deutschen Beamten, Militärangehörigen und städtischen Eliten das Land. Nur wenige dörfliche deutsche Gemeinschaften blieben erhalten und behielten ihre deutschen Schulen. Besonders Protestanten wanderten ab und manche Katholiken „kroatisierten“ sich. Bei der jugoslawischen Volkszählung 1921 bekannten sich noch 16.500 Personen als Deutsche.

Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrnacht in Jugoslawien 1941 und der Ausrufung des mit Deutschland verbündeten „Unabhängigen Staates Kroatien“ stand die deutsche Minderheit  der Kooperation Nazi-Deutschlands und Ustascha-Kroatiens im Wege, so dass ab 1941/42 immer größeren Gruppen evakuiert bzw. umgesiedelt wurden. Im Oktober 1944 traten die Deutschen die  organisierte Flucht nach Deutschland an. Von den neuen kommunistischen Machthabern wurden die meisten Personen deutscher Abstammung am 23.11.1945  kollektiv enteignet. Ab ca. Jahresende ließen diese die deutsche Zivilbevölkerung in Lagern internieren, offenbar mit dem Ziel der Vertreibung. Im Gegensatz zu Polen und der ČSR. beschloss die Potsdamer Konferenz jedoch keine „Umsiedlung“ aus Jugoslawien. Tatsächlich schickten die Alliierten eintreffende Deportationszüge aus ihren Besatzungszonen zurück. Nachdem aber das Vermögen der Deutschen in einer „Agrarreform“ bereits verteilt wurde, verblieben viele unter unmenschlichen Bedingungen in den Lagern oder starben dort an Hunger und Krankheiten.1946/47 wurden die Lager in Kroatien und Bosnien und Herzegowina aufgelöst. Die Entlassenen assimilierten sich, gaben sich meist als Kroaten aus, denn unter Androhung von Strafen durfte im Tito-Jugoslawien die deutsche Sprache nicht benutzt werden.  Weitere Deutsche  wanderten in den 1950er Jahren nach Deutschland oder Österreich aus. 1948 gaben noch 1263 Personen in Bosnien Deutsch als Nationalität  an. 

Bei den letzten Volkszählungen nannten  jeweils ca. 500 Personen (= 0,01%) Deutsch als Nationalität. Ähnlich groß ist die verbliebene Gruppe der Polen, während Ukrainer und Albaner mit jeweils ca. 4.000 Personen (= je 0,1%) noch vergleichsweise stärker vertreten sind.

Heute versuchen einzelne Initiativen vor allem von Deutschland aus, Zeugnisse des deutschen Kulturerbes in Bosnien zu bewahren, wie etwa die katholische Kirche in Windthorst (heute: Nova Topola). [17] 

5. Sprachpolitik in Bosnien-Herzegowina

Vor dem Bosnien-Krieg übte der Sprachgebrauch in Bosnien-Herzegowina eine Vermittlerrolle zwischen der serbischen und der kroatischen Sprachvariante aus. Noch 1993 wurde in der Verfassung der Republik Bosnien-Herzegowina, welche am 14. Marz 1993 im Amtsblatt der Republik Bosnien-Herzegowina veröffentlicht wurde, in Artikel 4 die serbokroatische bzw. kroatoserbische Sprache in ihrer jekavischen Aussprache als Amtssprache festgelegt. Durch den fortschreitenden Krieg wurde noch im selben Jahr ein neues Gesetz erlassen, das Bosnisch, Serbisch und Kroatisch als Amtssprachen festlegte. Als eines der traurigen Ergebnisse des Krieges zerbrach das serbokroatische Sprachgebilde, denn eine sprachliche Trennung gibt es innerhalb Bosniens eigentlich nicht, da alle Volksgruppen ijekavisch-neuštokavische Dialekte des Serbokroatischen sprechen. Inzwischen bezeichnet jede Volksgruppe ihre Sprache jedoch in analog zur ethnischen Zugehörigkeit als Bosniakisch, Serbisch oder Kroatisch und  verwendet den entsprechenden schriftsprachlichen Standard.  Politisch von den konstitutiven Volksgruppen gewollt,  gibt es deshalb heute in Bosnien-Herzegowina drei Amtssprachen: Bosniakisch/Bosnisch, Kroatisch und Serbisch.

In den kroatischen Kantonen und den kroatisch dominierten Gemeinden der gemischten Kantone der Föderation Bosnien-Herzegowina wird nun Zagreber Kroatisch in Verwaltung und Bildungseinrichtungen/Schulen verwendet.  Dieser Umstand verdeutlicht die paradoxe Situation in Bosnien-Herzegowina: Während sich Kroaten mit Serben und Bosniaken eigentlich problemlos verständigen können, müssen sie im öffentlichen Raum eine andere kroatische Sprachvariante verwenden.

In der Republika Srpska lehnt man sich an Serbien an und forciert die kyrillische Schrift, obwohl im Bosnien vor dem Krieg häufig die lateinische Schrift benutzt wurde und hinsichtlich der Aussprache herrscht nach wie vor Verwirrung, weil die örtliche Praxis nicht mit der Belgrader Vorgabe übereinstimmt. 

In den Kantonen der Föderation mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung wird eine bosnische oder besser bosniakische Sprache forciert, die viele Lehnwörter aus dem Türkischen, Arabischen und sogar Persischen aufweist. Die Unterschiede gehen sogar so weit, dass in den verschiedenen Kantonen der Föderation unterschiedliche Regelungen und Bezeichnungen existieren. In der Verfassung des Gesamtstaates Bosnien-Herzegowina ist die Sprachenfrage nicht geregelt. Das hatte zur Folge, dass in jedem Kanton der bosniakisch-kroatischen Föderation eine andere Regelung getroffen wurde. Gesamtstaatliche Veröffentlichungen erscheinen nun in drei oder vier Sprachen. Da die Vereinbarungen von Dayton in englischer Sprache abgefasst wurden, erfolgte daraus eine Übersetzung in die serbische, kroatische und bosniakische Sprache. Darunter zu leiden haben Schülerinnen und Schüler, die trotz gleicher Muttersprache nach ihrer Nationalität = Religion in verschiedene Klassen aufgeteilt werden. [18] 

Nachstehend wird in Tabelle 2 der Versuch unternommen, eine Übersicht über diese "chaotische" Sprachen-Lage zu geben.:

Tabelle 1: Offizielle Sprachen und Schriften in Bosnien-Herzegowina

Staat + Entität

offizielle Sprache

Schrift

Artikel





Bosnien und

Herzegowina

Keine Angaben

Keine Angaben

   -





Entität

offizielle Sprache

Schrift

Artikel

Föderation B/H

Bosniakisch und Kroatisch*l Serbisch**

Lateinisch / Kyrillisch**

Art6

Serbische Republik

Serbisch (Ijekawisch und Ekawisch) / Bosniakisch / Kroatisch***

Kyrillisch / Lateinisch***

 

 

Art 7

*1994

 

**Ergänzung 2002 (Arnendment XXIX)

***  Ergänzung 2002 (Amendment LXXI)






Kanton der Föderation B/H

offizielle Sprache

Schrift

Artikel

Tuzlanski

Bosnisch und Kroatisch*

Lateinisch*

Art 6

Zenicko-dobojski

Bosnisch und Kroatisch**

Lateinisch**

Art 9

Bosansko-podrinjski

Bosnisch und Kroatisch***

Lateinisch***

Art 8

Srednjebosanski

Bosniakisch und Kroatisch***

Lateinisch***

Art 8

Hercegovačko-neretvanski

Bosnisch und Kroatisch***

Lateinisch***

Art 8

Posavski

Kroatisch und Bosnisch***

Lateinisch***

Art 10

Zapadno-hercegovački

Kroatisch und Bosniakisch***

Lateinisch***

Art 10

Hercegbosanski

Kroatisch und Bosniakisch***

Lateinisch***

Art 10

Unsko sanski

keine Angaben

keine Angaben


Sarajewo

keine Angaben

keine Angaben



*und Serbisch/Kyrillisch 2002 (Amandman XIV)

**und Serbisch/Kyrillisch 2004 (Amandman X)

***und Serbisch/Kyrillisch (Ergänzungen seit 2002)


 

6. Heutige Lage und Perspektiven für die Zukunft

Bosnien-Herzegowina ist ein mehrfach gespaltenes Land. Die Folgen des Krieges sind noch all gegenwärtig und eine Aufarbeitung hat nicht oder nur einseitig stattgefunden. So wurde in diesem Jahr 2020 der 25. Jahrestag des Massakers von Srebrenica begangen. Während die muslimische Bevölkerung ihrer Opfer gedachte, spricht die serbische Seite kaum darüber, und wenn, wird das an Serben begangene Unrecht hervorgehoben. Es gibt sogar die Meinung, dass ein solches Massaker in Srebrenica gar nicht stattgefunden habe und das Ganze sei eine internationale gegen die Serben gerichtete Verschwörung. In einer Studie der Vereinten Nationen aus dem Jahre 2013 erklären drei Viertel der Befragten, sie seien unzufrieden mit der Regelung des Dayton-Vertrags. Über zwei Drittel der Serben und über die Hälfte der Kroaten wollen in einem eigenen Staat bzw. in Serbien oder Kroatien leben und selbst bei den Bosniaken ist nur ein gutes Drittel mit den derzeitigen Grenzen einverstanden. [19]

Die Wahlergebnisse vom 7. 10. 2018 legten die Probleme des Staates und seine Strukturen wieder einmal offen. Es stellten sich 68 politische Parteien und 36 Koalitionen, sowie 34 unabhängige Kandidaten zur Wahl. Das Wahlsystem wird in Medien gern als das komplizierteste in ganz Europa bezeichnet.  Insgesamt 14 Parteien bzw. Bündnisse erlangten Sitze im Abgeordnetenhaus. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,02 Prozent.  Bei der Wahl des dreiköpfigen Staatspräsidiums gewann als bosniakischer Kandidat Šefik Džaferović, als kroatischer Kandidat Željko Komšić, der das Amt nach 2006 und 2010 zum dritten Mal antrat, und als serbischer Kandidat Milorad Dodik.

Mit Dodik – bisher Präsident der Republik Srpska - gewann ein extrem völkisch orientierter Politiker, der den Staat Bosnien-Herzegowina zerstören will und aus seinem Wunsch nach Unabhängigkeit der Republika Srpska vom Gesamtstaat oder einen Anschluss an Serbien keinen Hehl macht. Im vergangenen Jahr stellte er die im Dayton-Vertrag  festgelegte gemeinsame Armee für Bosnien-Herzegowina in Frage und möchte eine eigene Armee in der Republik Srpska gründen. Die Reformagenda der EU ist ihm egal. Gestützt wird diese Politik durch Russland, das mit Militärberatern in der Republika Srpska und in Serbien selbst aktiv ist. Russen bilden seit mehr als drei Jahren in Banja Luka sogenannte Antiterroreinheiten aus. Nach Ansicht westlicher Militärexperten sind das keine Polizei­einheiten mehr, sondern der Kern einer serbisch-bosnischen Armee. [20]

Dass Milorad Dodik mit seiner destruktiven Einstellung gegenüber dem bosnischen Gesamtstaat in die Präsidentschaft gewählt wurde, ist zweifellos ein schwerer Rückschlag auf dem Weg zur Befriedung und Einigung des Landes und auf dem Weg in Richtung EU- Mitgliedschaft. Dauerblockaden sind zu erwarten.

Demgegenüber wurde als Vertreter der Kroaten der Chef der Demokratischen Front, Željko Komšić, gewählt. Der sieht sich als Vertreter aller Bosnier, er denkt nicht völkisch, sondern ist so etwas wie ein Sozialdemokrat. Er wurde wohl auch mit vielen Stimmen aus dem Lager der Bosniaken gewählt, was zur Niederlage des bisherigen kroatisch-völkisch orientierten Dragan Covic führte. Für Covic und seine kroatisch-nationale Partei HDZ stellt  sich die grundsätzliche Frage, ob Komšić "die Kroaten" vertreten kann. Weil der linksliberale Komsic sich jeder nationalistischen Rhetorik verschließt, zudem sich offen als Atheist bekennt und mit einer Muslimin verheiratet ist, gilt er bei vielen Kroaten nicht als echter Vertreter ihrer Volksgruppe. Dieser Streit ist uralt. Komšić wurde bereits 2006 und 2010 als kroatischer Vertreter ins Staatspräsidium gewählt. Schon damals gab es scharfe Kritik von der HDZ, die sich als Alleinvertreter kroatischer Interessen sieht. Čović drohte daher mit Konsequenzen. Covic und seine Unterstützer erhalten dabei Rückendeckung von der kroatischen Regierung in Zagreb. Kroatien zeigt sich besorgt über die Lage der kroatischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina. Die Kroatische Regierung unterstützt – auch mit diplomatischen Initiativen auf EU-Ebene die Forderung nach einer eigenen kroatischen Einheit in Bosnien, also nach einer Aufspaltung der Föderation in einen kroatischen und einen muslimischen Landesteil. Die bosnischen Kroaten fordern dies seit langem. Das stößt allerdings auf erheblichen Widerstand der Bosniaken.

Als Vertreter der Bosniaken gewann der Jurist Šefik Džaferović von der größten bosniakischen Partei, der ebenfalls völkisch orientierten SDA. Ob er aus dem Schatten Izetbegovics - der oftmals keine gute Rolle gespielt hat - heraustreten kann, bleibt abzuwarten. [21]

Dementsprechend schwierig gestaltete sich die Regierungsbildung. Die drei großen Parteien, die bosniakische SDA, die kroatische HDZ und die serbische SNSD, alle drei nationalistisch  ausgerichtet,  sind im gesamtstaatlichen Parlament weiterhin die dominierenden politischen Kräfte. Erst 14 Monate nach der Wahl wurde am 23. Dezember 2019 eine neue Regierung vom Parlament bestätigt. Ihr gehören SDA, SNSD, SBB, HDZ und DF an. In einem Kommentar zur Wahl kommt Dr. Karsten Dümmel (Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Saarland) für die Konrad Adenauer Stiftung zu dem leider pessimistischen Ergebnis: Die Hoffnung auf Veränderung in Bosnien-Herzegowina geht nach dieser Wahl, in der Tendenz gegen Null.

Auch in der Sprachpolitik setzen alle drei konstitutiven Völker weiter auf Unterschiedlichkeit der Sprachen und Verneinung der  grundlegenden Einheit des Serbokroatischen.(siehe Punkt 5) So stellt auch die Sprachenfrage ein großes Hindernis für die Reintegration und Versöhnung der drei Nationen in Bosnien-Herzegowina dar.

Und nicht zuletzt ist Bosnien-Herzegowina eines  der ärmsten Länder Europas. Mit 25 % hat es eine der höchsten Arbeitslosenraten Europas. Auch das ist ein Grund für die sinkende Bevölkerungszahl, denn  jährlich verlassen etwa 40.000 Menschen das Land in Richtung Europa, besonders Deutschland und Österreich.

Angesichts solcher Entwicklungen sieht der CDU-Politiker Christian Schwarz-Schilling, der vor einem Jahrzehnt als Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina arbeitete, sogar den Fortbestand des bosnischen Staates gefährdet. Sollte sich an den augenblicklichen politischen Konstellationen in absehbarer Zeit nichts ändern, sollte man m.E, tatsächlich über eine Aufteilung des Staates Bosnien-Herzegowina nachdenken. [22] (Siehe meinen Kommentar dazu im Post Serbien,Punkt )

Gibt es Hoffnung auf eine Wende? Der schon zitierte Christian Schwarz-Schilling ist der Meinung, dass ein Umschwung nur durch Druck von außen kommen kann. Damit meint er sicherlich die EU, deren Mitgliedschaft Bosnien-Herzegowina 2016 beantragt hat. Der Druck von außen müsste dann aber schon sehr gewichtig sein und danach sieht es im Moment auch nicht aus. 

Auch eine Verfassungsreform ist nicht in Sicht. Einerseits wollen sowohl Serben als auch Kroaten keine Stärkung der gesamtstaatlichen Ebene, andererseits ist die Republika Srpska zentralistisch aufgebaut, die muslimisch-kroatische Föderation hingegen so kompliziert föderal gestaltet, dass hier eine effektive Arbeit kaum möglich ist. Jeder der Kantone hat eine eigene Gesetzgebung (Kantonalversammlung), vollziehende Gewalt (Kantonalregierung) und eigene Gerichte (Kantonal- und Gemeindegerichte). Nach der Verfassung der Föderation Bosnien und Herzegowinas (FBiH) unterliegt der Großteil der Zuständigkeiten nicht der föderalen Ebene, sondern den Kantonen. Hinzu kommt noch der Distrikt Brčko, eine weitere selbständige lokale Gebietskörperschaft. Damit gibt es insgesamt 14 Regierungen und 14 Parlamente in diesem relativ kleinen Staat. [23] 

Bosnien-Herzegowina muss  also dringend reformiert werden. Eine Reform muss aber von den bestehenden Voraussetzungen ausgehen. Das bedeutet, die serbischen Parteien werden es nie zulassen, dass die Republika Srpska aufgelöst wird. Ihr Bestehen ist eine Bedingung für das weitere Bestehen Bosnien und Herzegowinas. Auf der Seite der Föderation regiert eine  klare bosniakische Mehrheit die Entität, was bei den kroatischen Parteien zu Unzufriedenheit geführt hat. Selbst innerhalb der Kantone gibt es noch eine weitere Aufsplitterung in den Gemeinden. So     z. B. in der geteilten Stadt Mostar. Dort gibt es fast alles doppelt. Die ethnische Segregation der schätzungsweise 100 000 Einwohner zählenden Stadt bringt es mit sich, dass der kroatische und der muslimische (bosnjakische) Teil je ihre eigenen Stromversorger, Telefongesellschaften, Postdienste, Versorgungsbetriebe, Gesundheitssysteme und  Tourismusbüros haben. [24]

Eine territoriale Autonomie der Kroaten in Form einer eigenen Entität in den Gebieten, wo sie die Mehrheit haben, könnte die politische Instabilität im Land verringern, den Gesamtstaat aber weiter schwächen.

Deshalb gibt es m. E. realistischer weise bei der heutigen politischen Lage nur 2 Alternativen:

a)     a)Die bosniakisch-kroatische Föderation teilt sich in einen bosniakischen und einen kroatischen Teilstaat (bzw. Entität) und diese beiden Teilstaaten bilden zusammen mit der Republika Srpska einen lockeren Staatenbund. Damit würde man zumindest für die EU den Schein der Einheit wahren. Oder

      b)Die Republika Srpska und ein kroatischer Teilstaat werden unabhängig bzw. schließen sich ihren Mutterstaaten an und die Bosniaken bilden den neuen Staat Bosnien(-Herzegowina). Eine solche Entwicklung müsste natürlich international anerkannt werden, wozu besonders in Westeuropa ein politisches Umdenken erforderlich wäre.

Sowohl bei Lösung a) als auch bei Lösung b) wäre eine Mitgliedschaft in der EU möglich, wenn die jeweiligen neuen Gebilde ihre Hausaufgaben zur Erlangung der Mitgliedschaft machen. Aber das wäre leichter zu kontrollieren, als bei einem Fortbestand der jetzigen Situation. Langfristig könnte dies zu normalen friedlichen Beziehungen zwischen den neuen Körperschaften oder Staaten führen. Auf jeden Fall wird uns die Entwicklung in Bosnien-Herzegowina noch viele Jahre Kopfzerbrechen bereiten.

Quellen und Anmerkungen

[1] https://www.nzz.ch/international/europa/bosniens-muslime-sind-in-der-mehrheit-eine-volkszaehlung-mit-sprengkraft-ld.103781 und https://de.wikipedia.org/wiki/Volkszählung_in_Bosnien_und_Herzegowina_2013)  https://www.derstandard.at/story/2000040139359/ergebnisse-bosnischer-volkszaehlung-von-2013-veroeffentlicht    und       https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/opinion/volkszaehlung-in-bosnien-herzegowina-politische-zahlenspiele/ 

[2] Gabriele Yonan:“ Flüchtlinge vom Balkan - Zerfall, Krieg und Frieden im ehemaligen Jugoslawien“,

Göttingen, Institut für Berufliche Bildung und Weiterbildung, 1998  +   Wegweiser zur Geschichte – Bosnien-Herzegowina – Verlag Ferdinand Schöning Paderborn, München, Wien, Zürich 2007, S. 112ff

 [3] Wegweiser zur Geschichte - Bosnien-Herzegowina - Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes herausgegeben von Agilolf Keßelring – Verlag Ferdinand SCHöningh, Paderborn • München • Wien • Zürich, 2. Auflage 2007 

Peter Mulacz:“Die Schüsse von Sarajewo“ in Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ) 3/2015 – Heiner Grunert: Glauben im Hinterland, die Serbisch-Orthodoxen in der habsburgischen Herzegowina 1878-1918 - https://www.owep.de/artikel/884-traditionell-vielvoelker-reich-bosnien-und-herzegowina-und-seine-bewohner  -   https://de.wikipedia.org/wiki/österreichischUngarische_Verwaltung_Bosniens_und_der_Herzegowina https://austria-forum.org/af/AEIOU/Bosnien-Herzegowina + Hansjörg Schmid: „Brücke zur islamischen Welt - Was die bosnischen Muslime modellhaft macht“ in  Herder Korrespondenz, Monatshefte für Gesellschaft und Religion 2/2008                        

[4] Wegweiser zur Geschichte - Bosnien-Herzegowina, wie vor unter 3.

[5] bpb-Band 10292, Cyrill Stieger: „Wir wissen nicht mehr, wer wir sind“, darin: „Wir schliefen als Muslime ein, und erwachten als Bosniaken“ 31ffS.

[6]APuZ 40–41/2017 16 Marie-Janine Calic: KLEINE GESCHICHTE JUGOSLAWIENS

[7] FAZ v. 22.6.2007). http://www.kas.de/wf/doc/kas_9323-544-1-30.pdf?090729102302 (25.04.2016).

[8] http://www.zeit.de/2015/28/massaker-von-srebrenica-serbien-1995-vorhersehen-verhinderung/komplettansicht - Spiegel Online v. 24.3.2016, -  https://de.wikipedia.org/wiki/Ratko_Mladić´ - https://www.berliner-zeitung.de/der-prozess-gegen-karadzic-und-der-nationalistische-wahn-14850908 -Gabriele Yonan:“ Flüchtlinge vom Balkan - Zerfall, Krieg und Frieden im ehemaligen Jugoslawien“, Göttingen, Institut für Berufliche Bildung und Weiterbildung, 1998 - https://www.gfbv.de/de/news/urteil-im-karadzic-berufungsverfahren-9634 - http://www.kas.de/wf/doc/kas_9323-544-1-30.pdf?090729102302 (25.04.2016). 

[9] z. B. pogrom 3/2016 und 6/2017. - APuZ 40–41/2017 26 

[10] Der Spiegel Nr. 45/2006      

[11] z. B. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/440935/

[12] https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/opinion/volkszaehlung-in-bosnien-herzegowina-politische-zahlenspiele/

[13] https://www.deutschlandfunk.de/muslime-in-bosnien-die-verkannten-europaeer.2540.de.html?dram:article_id=466720  - https://de.wikipedia.org/wiki/Bosniaken +          Hansjörg Schmid: „Brücke zur islamischen Welt - Was die bosnischen Muslime modellhaft macht“ in  Herder Korrespondenz, Monatshefte für Gesellschaft und Religion 2/2008

[14] https://iorr.uni-koeln.de/sites/ostrecht/forschung/Minderheitenschutz_im_oestlichen_Europa/BiH_Marko_Railic.pdf + https://www.owep.de/artikel/885-warum-bosnien-und-herzegowina-eine-verfassungsreform-braucht https://www.derstandard.at/story/1259282531246/urteil-bosnien-diskriminiert-minderheiten + http://www.nzz.ch/aktuell/international/uebersicht/das-leben-der-anderen-1.18088316  

[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Bosnien_und_Herzegowina     -  pogrom Ausgabe 5-6/2009 http://www.nzz.ch/aktuell/international/uebersicht/das-leben-der-anderen-1.18088316 - https://02elf.net/allgemein/israel-juden-kehren-nach-bosnien-zurueck-920998/amp

[16] http://www.burgenland-roma.at/index.php/roma-in-europa/ehemaliges-jugoslawien/bosnien-und-herzegowina -  pogrom 199, März/April 1998: „Ein Neuanfang mit Hindernissen – In der Nachkriegsgesellschaft haben die Roma keinen leichten Stand“
https://asb.de/unsere-angebote/auslandshilfe/bosnien-und-herzegowina/integration-von-roma-familien-bosnien-und-herzegowina   - https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/europa/745071-Die-Suche-nach-einem-besseren-Leben.html   - https://www.dw.com/de/bosnische-roma-neue-h%C3%A4user-gemischte-gef%C3%BChle/g-38038446 - Zentralrat Deutscher Sinti & Roma: Roma in den Ländern des Westlichen Balkan, Briefing Paper von Juni 2017

[17] Carl Bethke (Tübingen): Einwanderung und Kolonisten im k.u.k. Bosnien-Herzegowina - Überblick mit ‘bosniakischen’ Perspektiven

Carl Bethke • Enes S. Omerović: DIE DEUTSCHEN IN BOSNIEN UND HERZEGOWINA UND KROATIEN - NEUE FORSCHUNGEN UND PERSPEKTIVEN                                                                                                   Dr. Joseph Marko/Mag. Danica Raili : „Minderheitenschutz im östlichen Europa - Bosnien und Herzegowina“ -  Kompetenzzentrum Südosteuropa Karl-Franzens-Universität Graz http://www.kfunigraz.ac.at/suedosteuropa  + https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/heimat-integration/nationale-minderheiten/deutsche-minderheiten-stellen-sich-vor.pdf?__blob=publicationFile&v=7 + https://de.wikipedia.org/wiki/Bosniendeutsche

[18]Jan Innerhofer: „Nationale Serlvstbilder und die Diskussion um die Sprachbezeichnung in Bosnien-Herzegowina nach dem Zerfall Jugoslawiens“ + www.kas.de: Sprache und Sprachpolitik auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens  +  Gordana lIit Markovit: „Bosnisch/Kroatisch/Serbisch: Die Auswirkung der Koexistenz mehrerer Standardsprachen auf den Sprachunterricht“ in Theorie und Praxis, Österreichische Beiträge zu Deutsch als Fremdsprache 13/2009  +  Katharina Holst: „Vier gewinnt? Die Zukunft des BKMS als Amtssprache(n) in der Europäischen Union

[19] https://www.neues-deutschland.de/artikel/914474.unglueckliches-bosnien-herzegowina.html

[20] https://taz.de/Krise-in-Bosnien-und-Herzegowina/!5593005/  + http://www.newropeans-magazine.org/de/2016/10/04/europa-steckt-in-einer-krise-die-auflosung-bosniens-ist-unvermeidbar/

[21]  https://www.ard-wien.de/2018/10/08/wahl-in-bosnien-und-herzegowina  + https://www.neues-deutschland.de/artikel/1138968.jahre-srebrenica-es-gibt-keine-gemeinsame-wahrheit.html + https://www.neues-deutschland.de/artikel/914474.unglueckliches-bosnien-herzegowina.html + https://apps.derstandard.de/privacywall/story/2000088876331/bosnien-wahl-fuehrung-von-dzaferovic-komsic-und-dodik-bestaetigt +  https://www.dw.com/de/michael-brand-nationalisten-blockieren-den-staat/a-45825102 +  https://www.nzz.ch/international/bosnien-kommt-von-innen-und-von-aussen-unter-druck-ld.1439695

[22] https://de.wikipedia.org/wiki/Bosnien_und_Herzegowina#Wahlen_2018_und_Regierungsbildung_2019 + https://www.kas.de/de/laenderberichte/detail/-/content/bosnien-nach-den-wahlen - https://www.nzz.ch/international/bosnien-kommt-von-innen-und-von-aussen-unter-druck-ld.1439695

[23] https://www.owep.de/artikel/885-warum-bosnien-und-herzegowina-eine-verfassungsreform-braucht

[24] https://www.nzz.ch/fast-alles-in-zweifacher-ausfuehrung-1.18053506

 

 



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