2.21.3 Polen in Deutschland - Ruhrpolen



Vorwort - Einleitung

„Wir haben die Ruhrpolen verdaut, also werden wir auch die Gastarbeiter verdauen.“ So soll sich  Ende der 1970er-Jahre der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt angesichts des wachsenden Zustroms von Gastarbeitern zum Problem der Migration geäußert haben. Tatsächlich trifft man in Deutschland heute mit Blick auf unsere türkischen Mitbewohner häufig auf die Meinung, dass die zwischen 1870 und 1918 ins Ruhrgebiet eingewanderten polnischen Zuwanderer  doch ein Musterbeispiel einer gelungenen Integration seien.  Um das Ergebnis meiner Recherchen vorweg zu nehmen muss ich leider feststellen, dass eine solche Meinung mit der geschichtlichen Realität nichts gemein hat und man sich mit dem Thema „Ruhrpolen“ intensiver und vor allem differenzierter befassen muss. Tatsächlich muss man beim Thema „Polen in Deutschland“ drei völlig unterschiedliche geschichtliche Perioden betrachten:

A - Die Zeit zwischen 1870 und 1918 – die Zeit der Zuwanderung von  
      Bergbau- und Industriearbeitern in das industriell stark wachsende
      Ruhrgebiet (Kapitel 1 – 4)
     B - Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen 1918 -  1939 (Kapitel 5)
C - Die Zeit nach 1945 bzw. 1950 bis heute (Kapitel 6)

Denn beim Vergleich der Situation der „Ruhrpolen“, die vor dem 1. Weltkrieg ins Ruhrgebiet zogen, mit den  Zuwanderern aus Polen, die nach dem 2. Weltkrieg und vor allem nach der Wendezeit des Jahres 1989 nach Deutschland kamen, ergeben sich erhebliche Differenzen. Unterschiedlicher hinsichtlich Integration und Assimilation kann das Verhalten einer Volksgruppe wohl kaum sein, die – zwar zeitlich versetzt - aus dem gleichen Herkunftsland in ein Nachbarland eingewanderte. Aber dazu später mehr.