2.21 Polen - polnisches Volk - Geschichte deutsch-polnischer Beziehungen bis 1918

 

1. Vorwort – Einleitung

Sowohl das deutsche, als auch das polnische Volk leben seit 1000 Jahren als Nachbarvölker in einer europäischen Mittellage ohne natürliche Grenzen.  In der langen Geschichte gab es Zeiten des Miteinander und  Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen. Insbesondere die Lage zwischen den beiden großen Nachbarvölkern, den Deutschen und Russen, hat auf die polnische Geschichte entscheidenden Einfluss gehabt. Daher verwundert es nicht, dass die gemeinsame Geschichte mit ihren vielen unterschiedlichen Facetten bis heute von beiden Seiten – oft mit viel Emotionen - sehr unterschiedlich interpretiert wird. Als im Jahre 1990 die deutsche Wiedervereinigung gelang und in Polen die kommunistische von der Sowjet-Union gesteuerte Herrschaft endete, ergab sich die geschichtliche Chance, die beiderseitigen Beziehungen auf eine neue freundschaftliche Basis zu stellen.

 

Am 17. Juni 1991 unterzeichneten der polnische Ministerpräsident Jan Krzysztof Bielecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl mit den  Außenministern Krzysztof Skubiszewski und Hans-Dietrich Genscher den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit.

Seitdem hat sich vieles zum guten gewendet, aber nachdem die national-konservativ-rechtspopulistische Partei PIS (= Prawo i Sprawiedliwość = Recht und Gerechtigkeit) unter ihrem Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski bei den Parlamentswahlen 2015 die Mehrheit errang, ist das gut begonnene Werk der Aussöhnung leider wieder ins Stocken geraten. Dies liegt sicher auch an den langen Schatten einer gemeinsamen Vergangenheit mit Tiefen und Höhen in den Beziehungen und viel Misstrauen und Vorurteilen auf beiden Seiten.

 

Über die polnische Geschichte und die deutsch-polnischen Beziehungen in der Vergangenheit gibt es eine Fülle von Veröffentlichungen. Wer sich weitergehend informieren möchte, dem kann ich vedrschiedene  Veröffentlichungen und Medien empfehlen.[1]

Mein Anliegen ist es,  mit diesem Post zunächst die besonderen deutsch-polnischen Beziehungen in der Vergangenheit zu beleuchten. Als Nachbarvölker mit fließenden Grenzen haben Deutsche und Polen auf vielfältige Weise miteinander gearbeitet und zum Wohle beider Völker Fortschritte erzielt, aber auch in großer Feindschaft und Abgrenzung zu einander den Frieden Mitteleuropas und das Wohl beider Völker empfindlich gestört.

Dabei erhebe ich nicht den Anspruch auf neutrale Objektivität. Natürlich betrachte ich die polnische Geschichte und das deutsch-polnische Verhältnis durch eine deutsche Brille, versuche aber auch,  deutschen Lesern polnische Empfindlichkeiten, polnische Sichtweisen und polnische Geschichtsbetrachtungen zu vermitteln.

Über die wechselvolle Geschichte polnischer Einwanderer nach Deutschland habe ich bereits einen eigenständigen Post „Polen inDeutschland – Ruhrpolen“ verfasst. Er beschreibt  insbesondere die schlecht gelungene Integration der sogenannten Ruhrpolen, die vor dem 1. Weltkrieg als Arbeitsmigranten ins Ruhrgebiet kamen. Ein weiteres umfangreiches Kapitel  analysiert in diesem Post  die Situation von Migranten, die nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland gekommenen sind. Ihre Wurzeln sind sehr unterschiedlich: Vertriebene und Spätaussiedler,  ethnische Polen, Polnisch-Stämmige, Deutsch-Stämmige und Menschen mit deutschen und polnischen Wurzeln und/oder kulturellen Bindungen, die sich insgesamt gesehen sehr gut in die heutige deutsche Gesellschaft integriert haben.

Das besonders schwierige Kapitel der deutsch-polnischen Beziehungen in der Zeit vom ersten Weltkrieg bis zur politischen Wende 1990 und die Entwicklung danach und wünschenswerte Perspektiven werde ich wegen der vielfältigen Aspekte in einem weiteren Post behandeln, der später erscheint.

1.1 Übersichstabelle

1.
Vorwort - Einführung                                                                                             
1.1
Übersichtstabelle -Gliederung zu diesem Post
2.
Polens Geschichte von der Staatsbildung bis zu den Teilungen im 18. Jahrhundert

2.1
Die slawische Vorgeschichte der Polen - germanische und slawische Wanderungsbewegungen bis ca. 800 n. Chr.

 
2.2
Staatsbildung Polens im Mittelalter - die Kirche als Fundament -  

2.3
Deutsche Ostkolonisation
2.31
Die Hanse als Motor deutscher Wirtschaft und Kultur
2.32
Pommern
2.33
Schlesien
2.34
Ostpreußen, Westpreußen und der Deutsche Orden
2.35
Blütezeit des polnischen Staates im 16. und 17. Jahrhundert
2.36
Deutsche / Sachsen auf dem polnischen Thron
2.37
Niedergang des polnisch-litauischen Staates
3.
Die polnischen Teilungen
3.1
Vorgeschichte der Teilungen im 18. Jahrhundert
3.2
Die drei polnischen Teilungen von 1772, 1793 und 1795
3.3
Die Zeit Napoleons und das Herzogtum Warschau
4.
Das polnische Volk ohne Staat
4.1
Der Wiener Kongress und die Zeit bis 1830
4.2
Das polnische Trauma - ein Volk ohne Staat
4.3
Polen unter russischer Herrschaft - Kongress-Polen
4.31
Kongress-Polen 1815 - 1830
4.32
Die Revolution von 1830-31 und die Folgen
4.33
Die Revollution von 1862/64 und die Folgezeit bis zum 1. Weltkrieg
4.4
Polen / Galizien unter Österreichischer/Habsburger Herrschaft
4.41
Galizien - Name,  Lage, Bevölkerung, Sprachen
4.42
Entwicklung von 1772 bis 1867
4.43
Galizien nach 1867 bis zum 1. Weltkrieg
4.5
Polen in Preußen / Deutschland
4.51
Die Situation nach dem Wiener Kongress
4.52
Polenbegeisterung in Deutschland 1830 bis 1848
4.53
1848 und die Wende in Preußen
4.54
Preußische Germanisierungspolitik nach 1848
4.55
Preußisch/Deutsche Germanisierungspolitik nach 1871
4.56
Der Kulturkampft Bismarcks
4.57
Die Zeit nach dem Kulturkampf bis zum 1. Weltkrieg
4.58
Gescheiterte deutsch-polnische Beziehungen - Zwischenbilanz

2. Polens Geschichte von der Staatsbildung bis zu den polnischen Teilungen 

2.1 Die slawische Vorgeschichte der Polen – germanische und slawische Wanderungsbewegungen bis ca. 800 n. Chr.

Die Vorgeschichte aller slawischen Völker und somit auch der Polen liegt weitgehend im Dunkel der Geschichte. Die Ur-Slawen bewohnten wohl ein Gebiet zwischen Dnjeper und dem Nordosten der Karpathen.(Siehe Karte 1). Der römische Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus bezeichnete um 75 n. Chr. die Weichsel als Ostgrenze des germanischen Siedlungsgebietes. Ab dem 3. Jahrhundert nach Christi Geburt begann die große germanische Völkerwanderung. Goten, Burgunder, Rugier, Vandalen durchquerten  auf dem Weg nach Süden auch das slawische Gebiet und beherrschten die slawischen Stämme. Aber die Germanen zogen bis auf kleinere Restgruppen weiter. Auch Hunnen und Awaren durchzogen slawisches Land, die Slawen selbst aber waren mit ihrer Scholle verbunden und hatten  zunächst keinen Drang nach Westen und  Süden. Sie waren Bauern und Jäger und erduldeten die verschiedenen Eroberer. Als die großen Wanderungs- und Eroberungszüge vorüber waren, zeigte es sich, dass riesige Wald-, Steppen- und Sumpfgebiete im heutigen Ost-Europa entvölkert und herrenlos waren. Nun zog es auch die slawischen Bauern und Jäger nach und nach, Jahrzehnt für Jahrzehnt, in diese herrenlose Weite, die bessere Umwelt- und Lebensbedingungen versprach. Ein Teil von ihnen wanderte nach Süden auf den Balkan und aus ihnen wurden die Vorfahren der heutigen Serben, Kroaten, Slowenen und Bulgaren.

 

Karte 01 Wanderung von Germanen und Slawen bis ca. 800 n.Chr.

 

Andere slawische Stämme zogen nach  Westen, zum Teil bis an die Elbe, weil bis ca. 600 n. Chr. die früher hier sesshaften Germanen im Zuge der Völkerwanderung das Land weitgehend verlassen hatten. Verschiedene slawische Stämme siedelten sich zwischen Elbe und Oder, Erzgebirge und Ostsee an. Sie sind als Elbslawen, Polaben, Lusitzer oder  Milzener bekannt. Bis zum 9. Jahrhundert lebten diese slawischen Stämme in weitgehend friedvoller Unabhängigkeit. In der Folgezeit wurden sie jedoch  durch die römisch-deutschen Kaiser/Könige unterworfen und verloren diese Unabhängigkeit (963 die Lusitzer und 990 die  Milzener). Parallel dazu verlief  die erste große deutsche Ostkolonisation, durch die zunächst im Raum  zwischen Elbe und Oder Städte nach deutschem Recht gegründet und  hunderttausende deutscher Bauern in das Land östlich der Elbe kamen. Aufgrund der Herkunft der Siedler aus unterschiedlichen deutschen Gebieten und einer Vermischung mit einheimischen Slawen entstanden neue deutsche Stämme und deutsche Mundarten. Die slawische Sprache wurde verdrängt.  Eine Restgruppe der Elbslawen / Lusitzer und Milzener  konnte bis heute als kleines Volk der Sorben in der Lausitz überleben, während die slawische/wendische Sprache im heutigen Wendland etwa um 1750 endgültig ausgestorben ist.[2]

 

2.2 Staatsbildung Polens im Mittelalter – die Kirche als Fundament –deutsche und polnische Geschichtsbilder des Anfangs

Einer der slawischer Stämme nannte sich Polani oder Poleni, das heißt Feldbewohner. Anzumerken ist, dass die damaligen Polani nicht mit den heutigen Polen identisch sind, ebenso wenig wie die heutigen Deutschen mit den damaligen germanischen Stämmen im römisch-deutschen Kaiserreich. Die Polani siedelten vor allem im Warthe-Netze-Raum und an der mittleren Weichsel. Dieser Stamm entwickelte schon früh eine vorstaatliches Gemeinschaft, die durch diesen Zusammenhalt eine zivilisatorische Überlegenheit gegenüber anderen Stämmen östlich der Oder gewann und die übrigen slawischen Stämme in diesem Raum mit der Zeit in ihren Machtbereich einbeziehen konnten.[3]

In Raum zwischen Weichsel und Oder hatte sich nach der um 967 entstandenen Sachsengeschichte des Widukind von Corvey ein Herrschergeschlecht der Piasten etabliert und ab etwa 960 wird ein Herzog Mieszko I. (lateinisch Misaka, auch Mysko, Mesco, Miseco) geb. um 945, gest. am 25. Mai 992 als fähiger Herrscher erwähnt.

965 veründete sich Mieszko mit dem christlichen Herzogtum Böhmen, heiratete die böhmische Herzogstochter Dobrawa aus dem Geschlecht der Przemysliden und ließ sich 966 nach lateinischem Ritus taufen. Daraufhin wurde bereits 968 in Posen ein Missionsbistum gegründet. Der britische Historiker Norman Davies bezeichnete die Annahme des Christentums als „das bedeutendste Ereignis der polnischen Geschichte.“ Dem kann man nur zustimmen, denn in der Folgezeit bis auf den heutigen Tag ist die christliche – besser gesagt die römisch-katholische – Kirche der Grundpfeiler des polnischen Volkes, der ein Überleben auch in schwierigen Zeiten gewährleistet hat, andererseits auch für eine besondere Prägung des polnischen Volkes steht. 

Der Bund mit dem böhmischen Herrschergeschlecht zahlte sich bald aus, indem Mieszko gemeinsam mit diesem 967 einen Krieg gegen den slawischen Wolinerbund  für sich siegreich entscheiden konnte und dadurch ganz Hinterpommern und Pomerellen in seinen Einflussbereich einbeziehen konnte.[4]

Der römisch-deutsche Kaiser Otto I war Herzog Mieszko wohlgesonnen und schlichtete dessen Kontroverse mit dem Markgrafen Hodo I aus der Lausitz.  Darauf leistete Mieszko 968 dem Kaiser den Treueeid und begründete ein Lehnsverhältnis zum ostfränkisch-deutschen Herrscher. Dies war der Beginn der wechselvollen Beziehung zwischen den deutschen und polnischen Herrschern und damit nicht zuletzt auch zwischen den beiden Völkern. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Mieszko Oda von Haldensleben, eine Tochter des sächsischen Markgrafen, was auf eine weiteren Vertiefung der Beziehungen hindeutete. Gleichzeitig  kam es zum Bruch mit den Böhmen und zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, in deren Folge Polen unter Mieszko  die Slowakei, Mähren, Schlesien und Kleinpolen für sich erobern konnte. Mieszko huldigte 986 dem minderjährigen römisch-deutschen Kaiser Otto III. in Quedlinburg und führte in dessen Namen als „Markgraf des Reiches“ einen Heidenfeldzug gegen die Elbslawen an. Damit beteiligte sich Mieszko aktiv an der weiteren Christianisierung slawischer Völker. Im Gegenzug unterstützte ihn das Reich militärisch gegen Böhmen.

Dem entspricht allerdings nicht die polnische Gechichts- Darstellung. Danach   unterstellte Herzog Mieszko I. sein Land nicht dem römisch-deutschen Kaiser, sondern dem  direkten Schutz des Papstes. Tatsächlich entwickelte sich die polnische Kirche in den folgenden Jahrhunderten  in direkter Verbindung zur Römischen Kurie und unabhängig von der Reichskirche. Dies führte dazu, dass die polnische Kirche in der Folge stets einen entscheidenden Anteil an der politischen Entwicklung und Meinungsbildung in Polen hatte.

Bei deutschen und polnischen Historikern ist umstritten, ob Mieszko versuchte, sich und sein Land einer Ein- oder Unterordnung unter den römisch-deutschen Kaiser bzw. in das Heilige Römische Reich zu entziehen. Tatsächlich förderten auch die Nachfolger von Otto I die staatliche Entwicklung Polens, da sie die Einbeziehung bisher heidnischer Gebiete in das christliche Abendland gewährleistete und der römisch-deutsche Kaiser sich als weltlicher  Schutzherr des Abendlandes betrachtete. Kaiser Otto III, 996 in Rom von Papst Sylvester II zum Kaiser gekrönt, hatte zu diesem Papst ein besonders freundschaftliches Verhältnis. Beide hatten die Idee von der Erneuerung des römischen Reiches (Renovatio imperii Romanorum), das aus einer geordneten Familie christlicher Völker bestehen sollte, die dem Kaiser als Lehnsherrn in Freundschaft und Bundesgenossenschaft verbunden sind. Otto III und Sylvester II waren von dem Gedanken getragen, die slawische Welt in  diese Einheit einzubeziehen. 

Mit dieser Gesinnung  besuchte Otto III im Jahre 1000 das Grab desheiligen Adalbert in Gnesen. Kaiser und Papst hatten erkannt, dass von der Missionszentrale des Magdeburger Erzbistums aus die slawischen Völker nicht  erfolgreich zu gewinnen seien und auch das schon existierende Missionsbistum Posen dieser Aufgabe nicht gewachsen war. Deshalb sollte ein neuer kirchlicher Mittelpunkt in Gnesen geschaffen werden.  Gnesen wurde dazu ausersehen, weil hier die Reliquien des heiligen Adalbert verehrt wurden. Adalbert wurde in Magdeburg ausgebildet, war Bischof von Prag und  wurde Missionar im Preußenlande, wo er 997 bei den heidnischen Pruzzen (Preußen im heutigen Ostpreußen) den Märtyrertod erlitt. Bei der Krönung Otto III 999 in Rom wurde der Bruder Adalberts, Gaudentius, zum ersten Erzbischof von Gnesen geweiht. Die formelle Errichtung  des Erzbistums wurde dann durch Otto III im Jahre 1000 „mit Erlaubnis des römischen Pontifex“ feierlich vollzogen. Dem neuen Erzbistum Gnesen wurden die Bistümer Krakau, Breslau und Kolberg zugeordnet,  später (1075) auch das zuvor schon gegründete  Missionsbistum Posen. Gleichzeitig ernannte der Kaiser den Nachfolger von Mieszko I,  Herzog Boleslaw I Chrobry (deutsch: Boleslaus I der Tapfere) zum Bruder und Mitarbeiter des Reiches. Hatte Otto III bei der Proklamation und Errichtung des Gnesener Erzbistums  in päpstlichem Auftrag gehandelt, so wurde er aus eigener kaiserlichr Hoheitsgewalt tätig, als er Herzog Boleslaw I zum Patrizius (Bruder) des römischen Reiches ernannte.  Zwischen deutschen und polnischen Geschichtsschreibern bleibt umstritten, ob damit ein Lehnsverhältnis zum deutschen Kaiser begründet wurde. Auf polnischer Seite wurde sogar die Auffassung vertreten, dass Boleslaw I von Otto III bei diesem „Akt von Gnesen“ zum König gekrönt wurde und damit zu einem gleichberechtigten souveränen Fürsten eines neuen Nationalstaates. Dabei beruft man sich allerdings auf eine erst 100 Jahre später erstellte „Chronik der Polen“ eines Gallus Anonymus.[5]

Die bis dahin guten Beziehungen zwischen deutschen und polnischen Herrschern bekamen schon Anfang des neuen Jahrtausends einen ersten Riss. Der frühe Tod Ottos III. im Jahr 1002 und die darauf folgende Thronbesteigung Heinrichs II., der im Gegensatz zu Otto III in Bolesław einen slawischen Vasallen und nicht einen Mitarbeiter sah, veränderte die Beziehungen Polens zum Kaiserreich grundlegend. Bolesław trat in Opposition zum Reich, entwickelte eigene Ideen eines christlichen Universalreiches, verfolgte persönliche Expansionsziele und verweigerte jede Huldigung gegenüber Heinrich. Dies führte zu mehrjährigen Kriegen zwischen Polen und dem Reich, bei denen es insbesondere um den Einfluss in der Mark Meißen und der Lausitz ging. Im Frieden von Bautzen 1018 wurde festgelegt, dass die Mark Meißen endgültig dem Reich eingegliedert wurde und die Lausitz als deutsches Reichslehen bei Polen blieb. Während in Deutschland kaum jemand dieses geschichtliche Ereignis kennt, lernen Schulkinder noch heute  den Friedensschluss von Bautzen 1018 als wichtiges historisches Datum. Denn für die Polen spielte dieser Vertrag insofern eine wichtige Rolle, weil es Boleslaw gelungen war, seine Herrschaft erfolgreich gegenüber dem römisch-deutschen Kaiser zu behaupten. Aus polnischer Sicht hatte Boleslaw dem mächtigen deutschen Kaiser die Stirn geboten und sich als gleichwertiger Herrscher in der damaligen europäischen Szene etabliert. Deshalb wird Boleslaw noch heute in Polen verehrt, durch Straßen, die seinen Namen tragen und Monumente wie das Grabmal im Posener Dom.  So wurden die beiden Lausitzer Länder vorübergehend Teil des polnischen Reiches.[6] 

Doch auch der deutsche Kaiser konnte mit dem Friedensvertrag von  Bautzen gut leben, denn Heinrich II.  hatte damit den Rücken frei für die Festigung seiner Macht  in Italien. So  unterstützte der römisch-deutsche Kaiser nun auch einen Feldzug Boleslaws  nach Osten, wodurch 1018 die bedeutenden tscherwenischen Burgen für Polen zurück gewonnen wurden.  

Boleslaw I nutzte den Tod Heinrichs II (1024) aus und erwarb 1025 kurz vor seinem Tod mit päpstlicher Zustimmung die Königswürde, eine eindeutige Abgrenzung zum römisch-deutschen Kaiserreich. Nach seinem erfolgreichen Feldzug gegen Kiew im Osten war Boleslaw ein einflussreicher Herrscher in Mittel- und Osteuropa. Das ursprüngliche Stammesgebiet der Polanen an der mittleren Warthe und Weichsel (das sogenannte Großpolen um die Orte Gnesen, Posen und Kalisch sowie Masowien) hatte er ständig erweitert. Hinzu  kam Kleinpolen (um Krakau),  Pommern, Schlesien einschließlich der Lausitz, Mähren, die Westslowakei  und im Osten Gebiete bis an die Grenze der Kiewer Rus. Kurzzeitig konnte von Schlesien aus sogar Böhmen in den Einflussbereich des jungen polnischen Staates einbezogen werden.

 

Karte 02: Größte Ausbreitung Polens unter Mieszko I und Boleslaw I Chrobry (um 1000)

 

Man muss aber bedenken, dass die Herrschaftsbereiche und Grenzen nicht in unserem heutigen Verständnis von Staatsgrenzen zu verstehen sind. Weite Bereiche auch im heutigen Pommern und Schlesien waren nur sehr dünn besiedelt und bei den Zugehörigkeiten handelte es sich oft um sehr lose Bindungen.

 

Diese erste Blütezeit eines polnischen Staatswesens hatte aber nur kurzen Bestand. Die langen Kriege führten bald zu einer Schwächung Polens im Inneren. Nach dem Tod Boleslaw I kam es wegen unklarer Nachfolge-Regelungen unter seinen Söhnen zu Zwistigkeiten, zu Auseinandersetzungen mit dem Adel und zu Aufständen von noch heidnischen Stämmen.  Viele der eroberten Gebiete gingen wieder verloren. Insbesondere die Lausitz (bereits 1031), Pommern und Schlesien wurden – wie nachstehend geschildert – Bestandteile des römisch-deutschen Reichs. Auch die polnische Königwürde ging für lange Zeit – mit einer kurzen Unterbrechung unter Bolesław II. Śmiały -der Kühne - (1058-79) verloren. Erst im Jahre 1295 konnte der Seniorherzog Przemysl II die Königswürde zurückgewinnen. Trotz der zeitweiligen Rückeroberung Pommerns (1102-22) und des erneuten Versuchs, die Schwäche der Kiewer Rus zu Gebietsgewinnen im Osten zu nutzen, gehörten im frühen und hohen Mittelalter nur Groß- und Kleinpolen, Masowien und Schlesien zum polnischen Staatsgebiet. Pommern ging 1181 endgültig für Polen verloren. Allerdings verzichteten die römisch-deutschen Könige/Kaiser in der Folge auf eine Lehnsabhängigkeit der polnischen Herrscher.

Bolesław III (Schiefmund – 1102-1138) versuchte Erbstreitigkeiten durch die Einführung des sogenannten Seniorats (1131) zu vermeiden. Der jeweils Älteste des Piastengeschlechts sollte ein Primat über alle polnischen Herzogtümer erhalten und Kleinpolen mit Krakau als Hauptstadt wurde zur Seniorratsprovinz bestimmt. Dies hatte allerdings zur Folge, dass in den nächsten 150 Jahren dauerhafte Kämpfe um die Kontrolle des Herrschersitzes Krakaus und das Herrscherrecht über das gesamte Land entbrannten.

Unter dem Piastenfürsten  Władysław II Wygnaniec entstand 1138 das polnische Herzogtum Schlesien. Sein Stiefbruder Bolesław IV Kędzierzawy vertrieb ihn ins Exil nach Altenburg in Thüringen, wo er im Jahre 1159 verstarb. Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ setzte jedoch die Rückgabe Schlesien an die rechtmäßigen Erben Władysławs durch. Ein Urenkel Władysławs - Herzog Heinrich II (Henryk II Pobożny – der Fromme) - wollte am 9. April 1241 an der Spitze einer Allianz aus polnischen und deutschen Rittern die nach Europa vordringenden  Mongolen zurückschlagen. In der Schlacht bei Liegnitz (später: Wahlstatt) erlitt er jedoch eine vernichtende Niederlage und fiel in der Schlacht. Die Mongolen zogen dennoch nicht weiter nach Westen, sondern vereinigten sich mit einem weiteren mongolischen Heer in Ungarn. Trotz eines weiteren Sieges der Mongolen in Ungarn zogen sich die Mongolen Ende 1241 wieder nach Osten zurück, wahrscheinlich weil ihr Großkhan Ögedei im Sterben lag und die Erbfolge nicht geregelt war.

Nach Heinrich II (Henryk II Pobożny – der Fromme) Tod zerfiel Schlesien in mehrere Teilherzogtümer, die sich nach und nach dem Königreich Böhmen unterstellten  Auch das übrige polnische Königreich zerbrach in mehrere Herzogtümer, die sich um Macht, Territorien und Einfluss gegenseitig bekämpften. Bis auf die kirchlichen Strukturen des Erzbistums Gnesen, gab es kein überregionales polnisches Landesrecht mehr oder sonstige überregionale Landesinstitutionen. Diese verstärkte Zersplitterung polnischer Länder erleichterte den deutschen und böhmischen Fürsten ab Mitte des 13. Jahrhunderts ihre Expansion in  polnische Gebiete. Erst Ende des 13. Jahrhunderts und seit Beginn des 14. Jahrhunderts begann eine gegenläufige Bewegung, wodurch die kulturell-wirtschaftliche Dominanz und der Einfluss des Deutschtums in den Kernprovinzen Polens (Klein- und Großpolen) zurückgedrängt wurde, was zur Repolonisierung weiter Landstriche und vieler Städte führte.[7]

2.3 Deutsche Ostkolonisation

Unter deutscher Ostkolonisation in dieser Abhandlung verstehe ich ausschließlich die Ausbreitung der deutschen Sprache und Kultur in Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen und angrenzenden polnischen Gebieten. Die deutschen Siedlungen in anderen osteuropäischen Bereichen habe ich in meinen Posts „Die deutsche Volksgruppe in Ungarn“, „Die deutsche Volksgruppe in der Slowakei“, „Deutsche Volksgruppe(n) in Rumänien“ und „Russlanddeutsche – Deutsche Volksgruppen in der Russischen Föderation, in der Ukraine und in den übrigen GUS-Staaten“ behandelt.

                                                           

In die Zeit der inneren Zerrissenheit Polens nach Boleslaw I bis etwa 1250 fiel eine verstärkte Kolonisation polnischer Gebiete durch Auswanderer aus dem Heiligen Römischen Reich. In allen Fällen ging die Initiative jedoch von den slawischen Fürsten  der jeweiligen Bereiche aus. Sie versprachen sich durch die neuen Siedler in erster Linie eine Angleichung an die landwirtschaftlichen und städtischen Standards Westeuropas und ein besseres Steueraufkommen. Schließlich verfügten die Neubürger über viele Spezialkenntnisse, um Öd-, Moor-, Heide- und Sumpfland zu kultivieren, zu entwässern und einzudeichen und sie kannten die damals modernere Bewirtschaftung von Ackerflächen (3-Felder-Wirtschaft, bessere Feldgeräte, Pferdebespannung). Den Siedlern wurden besondere Rechte, insbesondere eine günstigere Besteuerung eingeräumt. Mit den Siedlern kam aber nicht nur die fortschrittlichere Technik nach Osten, sondern auch die deutsche Sprache, Kultur  und  das deutsche Rechtssystem. Wie alle Rechtsordnungen des frühen Mittelalters war auch das deutsche Recht nicht an bestimmte Territorien gebunden, sondern an die Menschen. Wenn diese wanderten, dann wanderte das Recht mit ihnen in die neue Heimat. Dieses Recht gab ihnen Freiheiten, die sie von den slawischen Untertanen (z. T. Leibeigenen) unterschied. Zu unterscheiden war auch zwischen Land- und Stadtrecht. Für das Landrecht war der sogenannte „Sachsenspiegel“ die Grundlage, der im gesamten deutschen Osten und darüberhinaus bis nach Krakau und Ungarn Grundlage der Rechtsprechung wurde. Dem für die deutschen Bauern bestimmten Landrecht stand das Stadtrecht der deutschen Bürger gegenüber. In den Städten genossen die Neubürger – insbesondere die Kaufmannschaft - besondere städtische Freiheitsrechte. Für die Kaufleute war wichtig, dass sie auch über weite Räume dem selben Recht unterlagen. So bildeten sich zwei Rechtssysteme heraus, denen sich die neuen Städte des Ostens anschlossen: Das Lübecker- und das Magdeburger Stadtrecht.[8] 

2.31 Hanse als Motor deutscher Wirtschaft und Kultur 

Einen wichtigen Beitrag bei der deutschen Besiedlung des Osten spielte die Hanse, ein Zusammenschluss von Händlern und Städten aus dem gesamten niederdeutschen Raum. Grund war zunächst ein gegenseitiger Beistandspakt zur Verringerung der Gefahren (Wegelagerer und Piraten)  beim Warentransport über weite Entfernungen und über das Meer aufgrund der verworrenen politischen Verhältnisse nach dem Ende der Staufer. Daraus erwuchs eine wirtschaftliche Macht, die  Fürsten und Herrscher zu Zugeständnissen bei Zöllen, Wege- und Brückengeldern zwingen konnte. Zur Hanse gehörten sowohl westfälische und niederdeutsche Fernkaufleute (auch aus  den heutigen Niederlanden und aus Flandern), als auch etwa 70 große und bis zu 130 kleinere Städte, in denen diese Kaufleute das Bürgerrecht besaßen. Die Aufnahme eines Kaufmannes in die Hanse war an die Bedingungen geknüpft, dass er deutsche Eltern hatte, nach deutschem Recht lebte und den Kaufmannsberuf erlernt hatte. Von entscheidender Bedeutung wurde das Vordringen rheinisch-westfälischer Kaufleute  in den Ostseeraum durch die Entstehung einer Kette deutsch besiedelter Städte entlang der südlichen Ostseeküste bis nach Riga, Reval (Tallin) , Dorpat und Nowgorod.  Wichtigste Hansestadt für die Erschließung des Handels mit dem Osten war Lübeck, 1226 von Kaiser Friedrich II zur reichsfreien Stadt erhoben. Nach dem Niedergang Gotlands als wichtigem Umschlagplatz des Ostseehandels wurde Danzig im 15. Jahrhundert die bedeutendste Hansestadt im deutschen Osten. Aber auch Kulm, Thorn und Elbing wurden zu wichtigen deutschen Handelsplätzen. Die südöstlichen Pfeiler waren Breslau und Krakau.[9]  Mit den Hansekaufleuten wurde die deutsche Sprache und Kultur fester Bestandteil der Hansestädte – auch über die Grenzen des römisch-deutschen Reiches hinaus.

Bis 1250 wurden große Teile Pommerns und Schlesiens mit Deutschen und Flamen besiedelt, einerseits durch die Einflüsse der Hanse, andererseits durch die Initiative einheimischer Fürsten, wie der Greifen in Pommern und der schlesischen Piasten. Durch die große Anzahl der Neusiedler wurden weite Teile des mittelalterlichen Polens im Laufe der Jahrhunderte ein Teil des deutschen Sprachraums und sie verloren dauerhaft ihren slawisch-polnischen Charakter.[10]  Wichtig erscheint mir aber die Feststellung, dass aufgrund der dünnen Besiedlung Pommerns, Schlesiens, West- und Ostpreußens die Neusiedler von den wenigen slawischen Einwohnern in aller Regel nicht als Feinde oder Störenfriede betrachtet wurden. Vielmehr profitierten sie von den Kenntnissen der Zuwanderer und es entwickelte sich ein friedlicher kultureller Austausch, an dessen Ende oft ein Assimilierungsprozess stattfand.[11]

Nachstehend noch einige zusätzliche Aspekte über die  unterschiedliche Entwicklung der deutschen Ostsiedlung in den verschiedenen Regionen:

2.32 Pommern

Das heutige Pommern hat eine bewegte Vorgeschichte. Sowohl deutsche, als auch dänische und polnische Herrscher versuchten Pommern in ihren Macht- oder zumindest Einflussbereich zu bringen. Anfang des 12. Jahrhunderts konnte der polnische Herzog Bolesław III. (Schiefmund) das Gebiet um die Odermündung und Hinterpommern mit den Hauptburgen Cammin und Stettin in drei Feldzügen der Jahre 1116, 1119, 1121 unterwerfen. Der erste bekannte Pommernherzog aus der Dynastie der Greifen, Herzog Wartislaw I. von Pommern leistete fortan Tributzahlungen an Polen und versprach die Christianisierung. Die Dynastie der Greifen regierte  bis zu ihrem Aussterben 1637 in unterschiedlichen Abhängigkeiten und Teilgebieten das heutige Vor- und Hinterpommern.

Die Christianisierung des Gebiets durch Polen blieb zunächst erfolglos. Auf Veranlassung Bolesławs unternahm dann 1124/1125 Bischof Otto von Bamberg seine erste Missionsreise nach Pommern, die bereits sehr erfolgreich war. 1128 unternahm Otto von Bamberg, diesmal vom Kaiser und deutschen Fürsten unterstützt, seine zweite erfolgreiche Missionsreise. In der Folge kam Pommern immer mehr in den Einflussbereich des Heiligen römisch-deutschen Reichs und ging 1181 endgültig für Polen verloren. Der Bereich der Fürsten von Rügen kam unter die Lehnsherrschaft  der dänischen Könige.

Im 12. und 13. Jahrhundert wurde Pommern, dessen Bevölkerung durch die zahlreichen polnischen, dänischen und deutschen Feldzüge sowie auch durch Epidemien beträchtlich dezimiert worden war, verstärkt von angeworbenen deutschen Kolonisten besiedelt. Förderer der Einwanderung waren die Fürsten von Rügen und die pommerschen Herzöge aus der Greifendynastie, die die Einwohnerzahl und Steuerkraft ihres Lehens steigern wollten. Diese Dynastien assimilierten sich schnell durch Heirat in den europäischen Hochadel und umgaben sich mit deutschem Gefolge, allein die Namenswahl erinnerte noch an ihre slawischen Wurzeln. Die bäuerlichen Siedler kamen hauptsächlich aus Flandern, Niedersachsen, Westfalen, Holland und Dänemark, im südlichen Raum um Stettin auch aus dem Harzer Umland. Dementsprechend erhielten die küstennahen Städte das Lübische und die Städte des Stettiner Raums das Magdeburger Recht (in einer Stettiner Abwandlung). Die Küsten- und Handelsstädte schlossen sich bald nach ihrer Gründung dem Handelsverbund der Hanse an, und bekamen dadurch bis zum Niedergang der Hanse einen anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung, mit dem weitere Privilegien und eine weitgehende Unabhängigkeit vom Adel einhergingen.

Diese vorteilhaftere „deutsche“ Stellung und die hohe Zahl der deutschen Zuwanderung führte in der Folgezeit zu einer Assimilation der Einheimischen durch die Zugewanderten statt umgekehrt, das Ergebnis dieses Prozesses war ein neuer deutscher  Stamm der Pommern (im Gegensatz zu den slawischen Pomoranen oder Kaschuben).[12]

2.33 Schlesien

Zur Zeit des römisch-deutschen Kaisers Friedrich I Barbarossa (1122-1190, ab 1155 röm. Kaiser) war Schlesien unter den Piasten-Herzögen  Boleslaus und Mesko aufgeteilt. Mesko der Jüngere erhielt mit Ratibor und Teschen einen oberschlesischen Anteil, den er in den Folgejahren ständig erweiterte. 1202 trennte sich Oberschlesien als Herzogtum Oppeln bis ins 15. Jahrhundert von Niederschlesien und ging einen eigenen Weg. Nach der Schlacht bei Liegnitz 1241 (s.o.) holten die Piastenherrscher verstärkt deutsche Siedler nach Schlesien, die dort mehr als 100 neue Städte und über 1200 Dörfer nach deutschem Recht gründeten. Die ursprünglich slawischen Siedlungen passten sich zum großen Teil rechtlich, sozial und sprachlich den deutschen Siedlungen an.

 Im Vertrag von Trentschin1335 verzichtete der polnische König feierlich auf jeden Anspruch auf beide Teile Schlesiens. Kurz darauf in den Jahren 1339 bzw. 1353 schied Schlesien endgültig aus dem polnischen Staatsverbund aus und schloss sich als ein Teil Böhmens an das römisch-deutsche Reich an. 1420 wurde in Breslau ein Reichstag abgehalten. Nach dem 1. Weltkrieg kam nach einer Volksabstimmung ein Teil Oberschlesiens zum neu erstandenen Staat Polen. Im übrigen gehörte Schlesien bis 1945  keinem polnischen Staat mehr an.[13]

 


                       Karte 03  Heiliges Römisches Reich um 1400


Mit den bäuerlichen Siedlern kamen Mönche, Ritter und Handwerker nach Schlesien. Zisterzienser aus Pforta wurden in das neu gegründete Kloster Leubus gerufen. Albrecht Herrnleben gibt in seiner pdf-Datei[14] einen umfassenden Überblick über die geschichtliche Leistung der Zisterzienser in Schlesien und ihre Bedeutung für die deutsche Besiedlung Schlesiens.

Der deutsche Charakter Schlesiens wurde weiterhin dadurch verstärkt, dass Regenten  aus den verschiedenen Fürstenhäusern der schlesischen Piasten freiwillig hohe Ämter im Staat und in kirchlichen Strukturen mit Deutschen besetzten und Ehen mit Prinzessinnen aus deutschen Adelshäusern schlossen, woraus sich Verwandtschaftsbeziehungen zum deutschen Hochadel ergaben.[15] 

2.34 Ostpreußen, Westpreußen und der deutsche Orden

Der von Konrad I. von Masowien zur Pruzzenabwehr in das Kulmer Land gerufene Deutsche Orden nahm 1230 von Thorn aus seine Missions- und Kolonisationstätigkeit wahr. Die vertragswidrige Besetzung Pommerellens mit Danzig durch den Orden (1308) war bis 1525 ständiger Anlass für Abwehrkämpfe der polnischen Krone gegen die Ordensritter. Das eroberte Land sicherte der Orden sogleich durch Burgen und gründete dann in deren Umfeld Dörfer und Städte zumeist mit deutschen Siedlern. Die größte Ausdehnung des Deutschen Ordensstaates  um 1400 zeigt das folgende Bild


                        Karte 04  Staat des Deutschen Ordens um 1400

Parallel dazu entstand im Bereich Litauens die Mindaugas-Dynastie, die nach den Mongoleneinfällen zwischen 1240 und 1250 die Schwäche der Kiewer Rus ausnutzte und ihren Einflussbereich bis an die obere Düna ausdehnte. Nach einer kurzen Schwächeperiode  und dem Aussterben der Mindaugas-Dynastie wurde der Machtbereich der Litauer  auch in die südwestlichen und östlichen Teile der Kiewer Rus (zeitweise) bis vor die Tore Moskaus und bis ans Schwarze Meer ausgedehnt. Auch gegen das Vordringen des Deutschen Ordens wehrten sich die Litauer erfolgreich.  Ab 1385 gingen die Litauer unter Führung des Jagiellonen-Geschlechts eine Personalunion mit dem Königreich Polen ein,  die 1569 in der Realunion zu Lublin festgeschrieben wurde.

Das vereinte Polen- Litauen konnte im 14. Und 15. Jahrhundert große Erfolge erringen. So konnte das vereinte litauisch-polnische Heer  1410 in der bekannten Schlacht bei Grunwald (Tannenberg) 1410 das Heer des Deutschen Ordens entscheidend besiegen.  Die im sogenannten Preußischen Bund zusammengeschlossenen Städte (vor allem Danzig, Thorn und Elbing) hatten sich allerdings schon 1440 aus Unzufriedenheit vor allem mit der Steuerpolitik des Deutschen Ordens von diesem abgewandt und ließen sich 1452 vom römisch-deutschen Kaiser Friedrich II weitgehende Privilegien bestätigen. Daraufhin  sagte sich der Bund Anfang 1454 vom Deutschen Orden los und stellte sich unter den Schutz des polnischen Königs. Auch in weiteren Kriegen (1419-22, 1431-35, 1454-66) unterlag der Deutsche Orden,  der militärisch und finanziell erschöpft war. So musste der Deutsche Orden im 2. Thorner Frieden (1466)  auf Pommerellen mit Danzig, das Kulmer und Michelauer Land, auf Elbing und die Marienburg verzichten.  Nur das östliche Preußen mit Königsberg (das spätere Ostpreußen ohne Ermland) verblieb dem Deutschen Orden, jedoch als polnisches Lehen.

Der wesentliche Teil des späteren Westpreußen war dagegen als autonomer deutscher Ständestaat unmittelbar in einer Union mit der polnischen Krone verbunden und hieß daher „Preußen königlichen Anteils“. Dieses war aufgeteilt in die Wojewodschaften Kulm, Marienburg und Pomerellen.  Innerhalb Pomerellens  gab es noch die Stadtrepubliken Danzig, Thorn und Elbing, die eine ähnliche Stellung einnahmen wie die freien Reichstädte im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.  Eine besondere Rolle spielte zudem des Fürstbistum Ermland im Bereich des späteren Ostpreußen, das ebenfalls der polnischen Krone unterstand und formell zu Preußen königlichen Anteils gehörte, wo der Fürstbischof aber noch besondere Privilegien besaß. 

                       Karte 05 Preußen Königlich (polnischen) Anteils

Kartenerklärung: Hellgrau: „Deutschordensstaat in Preußen“ als Lehen des polnischen Königs, ab 1525 Herzogliches Preußen genannt; Farbig: „Preußen königlichen Anteils“ eingeteilt in drei Wojewodschaften Kulm, Marienburg und Pommerellen sowie das Fürstbistum Ermland, verbunden in einer Union mit der polnischen Krone; Khaki: Lande Lauenburg und Bütow als Pfandbesitz der Herzöge von Pommern (Politischer Stand des Jahres 1466). Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2837675

Das Preußen königlich-(polnischen) Anteils hatte einen eigenen Landtag mit Deutsch als Verhandlungssprache, eine eigenen Landesregierung, eigenes Münzrecht, Wehrhoheit und das Recht, eigene diplomatische Verbindungen mit dem Ausland zu unterhalten. Besonders Danzig widersetzte sich allen vom polnischen König / Staat ergangenen Gesetzen und dem Willen des polnischen Königs, in Danzig eine polnische Kriegsflotte aufzubauen. Dem 1577 gewählten polnischen König Stephan Bathory verweigerten die Danziger solange die Huldigung, bis dieser alle Privilegien, vor allem das Recht auf deutsche Amtssprache und deutsches Recht, lutherisches Bekenntnis, eigene Außenpolitik und unabhängige Kriegsführung, anerkannte. Nach einem kurzen Krieg lenkte der König schließlich ein und bestätigte alle Danziger Privilegien. Die 1569 geschlossene Lubliner Union wird oft fälschlich nur als Verbindung der polnischen und litauischen Herrscher gesehen, tatsächlich war es ein Dreierbund dem außer Polen und Litauen auch das Preußen königlichen Anteils als eigenständige Größe angehörte.

In der Reformationszeit trat  das dem Deutschen Orden verbliebene (Ost-) Preußen zum lutherischen Glauben über und der  Ordenshochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach übernahm 1525 als Herzog von Preußen das nun säkularisierte  Ordensland als Lehen. Daher wurde ab 1525 der Bereich von Ostpreußen (ohne Ermland) Herzogliches Preußen genannt. Durch die 1568 erfolgte Mitbelehnung der kurfürstlich-brandenburgischen Linie fiel das Herzogtum Preußen 1618 an Brandenburg und musste schließlich 1657 im Vertrag von Wehlau von Polen auch als Lehen ganz aufgegeben werden.[16]

Als in der Reformationszeit der Ordensstaat in ein säkularisiertes Herzogtum Preußen umgewandelt wurde und die Bevölkerung zum lutherischen Bekenntnis übertrat, folgten die meisten Städte im Preußen königlich-polnischen Anteils diesem Beispiel und wurden ebenfalls protestantisch. Lediglich das Fürstbistum Ermland blieb katholisch und sein Fürstbischof Kardinal Stanislaus Hosius war sogar eine treibende Kraft bei der Gegenreformation in Polen.[17]

2.35 Blütezeit des polnischen Staates

Wie geschildert  war Polen – richtigerweise die Lubliner Union –  bis ins 17. Jahrhundert ein  mächtiges europäisches Königreich . Es erstreckte sich damals von Westpreußen und Posen bis weit in die heutige Ukraine und das heutige Weißrussland hinein, zeitweise sogar bis ans Schwarze Meer.

               Karte 06 : Polen - Ende des 17., Anfang 18.Jahrjunderts

 

Polen war seit 1572 ein Wahlkönigtum. Das bedeutete: Polen-Litauen wurde von einem aristokratischen Ständeparlament beherrscht. Der König wurde vom mächtigen Adel - auch Vertretern der Landtage Preußen königlichen Anteils - auf Lebenszeit gewählt. Letztlich verteidigte der Adel aber vor allem seine Rechte und Privilegien in den verschieden Bereichen. Dabei war er häufig zerstritten und zum Teil mit anderen europäischen Mächten verbunden.  So mischten sich diese europäische Mächte  – Frankreich, Schweden, Russland, Preußen und Österreich - bei den Königswahlen immer kräftig ein.

Unter ihrem Feldherrn und späteren König Johann III Sobieski (1674-1696) führten die Polen erfolgreiche Kämpfe gegen das Osmanische Reich.

Johann III Sobieski (polnisch Jan III, litauisch Jonas) wurde 1629 in Olesko (heute Region Lemberg / Lwiw in der Ukraine) geboren und stammte aus dem einflussreichen Adelsgeschlecht der Sobieski.  Zur Königskrone verhalfen ihm besonders seine guten Beziehungen nach Frankreich, die seine französische Frau erfolgreich in die Wege geleitet hatte 

Nach seiner Wahl zum König von Polen und Großfürsten von Litauen wurde er vor allem als Retter Wiens nach der 2. Türkischen Belagerung Wiens bekannt, da er als Oberbefehlshaber der Katholischen Liga (27.000 königlich-polnische, 19.000-österreichische, 10.500 bayrischen, 9.000 sächsische und 9.500 südwestdeutsche Soldaten) in der Schlacht am Kahlenberg 1683 den entscheidenden Sieg gegen die Türken erkämpfte.

In seiner Regierungszeit versuchte er, das Herzogtum Preußen, das bis zu den Verträgen von Wehlau (1657)  und von Oliva (1660) ein polnisches Lehen war, für Polen gänzlich zu gewinnen und strebte zu diesem Zweck eine Allianz mit Frankreich an. Der Plan gelang jedoch nicht, weil Frankreich in einem Krieg in den Niederlanden gebunden war. Das Herzogtum Preußen wurde so zum dauerhaften Bestand Brandenburgs und späteren Namensgeber des Königreichs Preußen.

n Wilanów bei Warschau – ein besonders gelungenes Beispiel eines Barockschlosses -, er war literarisch und sprachlich sehr begabt und seine „Briefe an die Königin“ gingen in die polnische Literaturgeschichte ein. Als einer der bedeutendsten Könige Polens wurde er im Wawelschloss in Krakau begraben und seine Verehrung dauert bis heute an. So ziert sein Portrait seit 2017 die Vorderseite der neu eingeführten 500-Zloty-Banknote.[18]

2.36 Deutsche / Sachsen auf dem polnischen Thron 

König Jan III Sobieski war vielseitig begabt und interessiert. Er veranlasste den Bau des Königspalastes iron

 

Als seinen Nachfolger hatte Jan III Sobieski seinen Sohn Jakob Louis Heinrich vorgesehen, der sich bei der folgenden Königswahl nicht durchsetzen konnte. Stattdessen wurde 1697 der Kurfürst von Sachsen, August II – der Starke – gewählt, der sein Kurfürstentum nun in Personalunion mit dem polnisch-litauischen Staat führte.

 


                                         Bild 07  August der Starke

Friedrich August I. von Sachsen, genannt August der Starke (* 12. Mai 1670 in Dresden; † 1. Februar 1733 in Warschau), König August II. von Polen, gemalt von seinem Hofmaler de Silvestre; zu seiner Linken die polnischen Kronjuwelen und der sächsische Kurhut (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister) – Quelle Wikipedia

 

August der Starke war eine begabte, aber schillernde Persönlichkeit. In den Besitz der Königswürde kam er einerseits durch erhebliche Bestechungsgelder und andererseits durch den Übertritt zum katholischen Glauben. Nach einer Niederlage gegen die Schweden im Großen Nordischen Krieg musste August II im Frieden von Altranstädt 1706 auf die polnische Königswürde verzichten. Mit der Unterstützung von König Karl XII von Schweden wurde bereits 1704 ein Gegenkönig durch einen Teil des polnischen Adels gewählt: Stanislaus I Leszczyński, aber August der Starke konnte durch vielerlei Ränkespiele bereits 1709 die Königswürde zurückgewinnen. Obwohl einer seiner Rivalen, der Fürst Franz Ludwig von Bourbon-Conti  sogar eine größere Stimmenzahl auf sich vereinen konnte, wurde er durch sächsische Truppen  zur Aufgabe und Rückkehr in seine Heimat gezwungen.

 

Für Sachsen waren die Abenteuer ihres Kurfürsten nicht ohne Folgen. Die Königswahlen verschlangen große Bestechungsgelder aus der sächsischen Staatskasse (39 Mio. Reichstaler), hinzu kamen große Summen für die verschiedenen Kriege, eine aufwendige Lebensführung (mindestens 11 verschiedene Mätressen), prunkvolle Schlossbauten (u. a. das Taschenbergpalais Dresden als Wohn- und Repräsentationssitz für seine Mätresse, die Gräfin Cosel). Diese Gelder konnte  August nur aufbringen, indem er Teile seines deutschen Herrschaftsgebietes gegen Abstandszahlungen aufgab, u. a. an Brandenburg-Preußen, dass nach der Konversion August des Starken nun auch die Führungsrolle unter den evangelischen Reichsständen übernahm.

Nach dem Tod August des Starken kam es zum Polnischen Thronfolgekrieg. (1733–1735/1738). Dabei unterstützten König Ludwig XV. und der schwedische König die Bestrebungen von Stanislaus Leszczyński die polnische Krone zurückzugewinnen. Zunächst wurde Stanislaus am 11. September 1733 ein zweites Mal zum König und Großfürsten gewählt. Dagegen formierte sich eine militärische Koalition aus Österreich, Russland und Kursachsen sowie eines Teils des polnischen Adels.  die die Wahl August III – Sohn August des Starken -  unterstützten.  August III wurde am 17. Januar 1734 in Krakau zum König von Polen gekrönt – und Stanislaus Leszczyński musste fliehen. Im Frieden von Wien 1735 erkannte Frankreich den sächsischen Kurfürsten als König von Polen an, der Friedensvertrag wurde 1738 endgültig bestätigt. (Teil des Vertrags war der Austausch der Herzogtümer Bar und Lothringen (an Frankreich) gegen die Toskana (an Österreich). Dank der Heirat seiner Tochter Maria mit dem französischen König Ludwig XV wurde Stanislaus Leszczyński zum Herrscher von Bar und Lothringen auf Lebenszeit – danach sollten die Herzogtümer an Frankreich fallen.

August III wollte zwar einige innere Reformen durchsetzen, scheiterte damit aber stets am vom Hochadel beherrschten Reichstag. Lediglich in der Architektur setzte er einige Akzente, wie das nach dem Vorbild von Versailles großzügig umgebaute Königsschloss in Warschau. Insgesamt aber stand die Regentschaft August III unter keinem guten Stern. Er verdankte sie vor allem der russischen Zarin Elisabeth, deren Truppen während seiner gesamten Regierungszeit im Osten des Landes stationiert blieben.[19]  August III starb 1763 und hatte indirekt seinen Nachfolger „aufgebaut“. Er schickte den polnischen Landadeligen Stanislaw Poniatowski als Gesandten an den Zarenhof nach Petersburg, wo er die spätere Kaiserin Katharina kennen lernte, deren Liebhaber er für mehrere Jahre wurde. „Zum Dank“ wurde er mit massiver russischer Unterstützung  am 7. 9. 1764 zum polnischen König gewählt. [20]

2.37 Niedergang des polnisch-litauischen Staates

Das System des polnischen Wahlkönigtums führte schließlich zum Untergang des bedeutenden polnisch-litauischen Reiches. Zu den verfassungsmäßigen Grundlagen des Staates gehörte das sogenannte „Liberum Veto“, das Recht jedes Adligen, Mehrheitsentscheidungen mit seiner Gegenstimme zu Fall zu bringen. Ursprünglich als Schutzbestimmung des Einzelnen gegen eine Majorisierung gedacht, verhinderte das Veto bald alle Reformen.

Der Adel machte in diesem Reich ca. 8 – 10% der Bevölkerung aus, viel mehr als in anderen europäischen Staaten. Aufgrund der heterogenen ethnischen, sozialen und konfessionellen Strukturen des Staates hatte der  Adel sehr unterschiedliche Einzelinteressen und war miteinander zerstritten. Dadurch wurde der Einfluss ausländischer Mächte immer größer (s. o. Schmiergeldzahlungen bei der Königswahl) und die polnische Zentralgewalt wurde gleichzeitig immer schwächer.[21]

Bereits im Frieden von Nystad 1721, der den großen Nordischen Krieg (1699-1721) beendete, hatte sich Zar Peter I neben Gebietsgewinnen im Baltikum auch das Rechts einräumen lassen, im Falle von verfassungsändernden Reformen in Polen, dort militärisch zu intervenieren. Damit war Russland zum entscheidenden Machtfaktor in Polen aufgestiegen.

In einer sehr treffende Beschreibung des polnischen Staates im 18. Jahrhundert liest man:

Armes Polen…Zwar groß nach Fläche und bedeutend nach Volkszahl, war durch seine Verfassung zu einem der unglücklichsten Staaten der Erde geworden. Das (polnische) Reich nannte sich Republik, es war in Wirklichkeit eine chaotische Oligarchie. Es nannte sich Wahlkönigtum, doch seine Könige wurden weniger gewählt als durch Bestechung und Terror au den Thron gehievt. …Polen wurde zum Durchmarsch-,  zum Aufmarschgebiet der russischen Heere. Unter solchem Druck zerbröckelten die Überbleibsel nationaler Selbstorganisation. Russen und Preußen verfügten ungeniert über Land und Leute, Münzgerechtigkeit und Wirtschaft. Österreich…versuchte den Schein zu wahren.[22]

 

Die polnischen Teilungen

Vorgeschichte der Teilungen im 18. Jahrhundert

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763)[23] hatte sich die Lage durch den Tod der Zarin Elisabeth zugunsten Preußens geändert, das vorher in einer sehr ungünstigen  Situation war. Der Frieden von Hubertusburg stellte dann den Zustand vor Kriegsbeginn wieder her, aber Preußen war nun fünfte Großmacht in Europa, nahm dadurch die vorher mächtige Stelle Schwedens im Norden ein und wurde gleichzeitig die Vormacht im protestantisch dominierten Norden Deutschlands.  In seinem Testament von 1768 soll Friedrich der Große festgelegt haben, dass wichtigstes Staatsziel die Herstellung der Landverbindung zwischen Pommern/Brandenburg und Ostpreußen sei, also die Angliederung Preußen königlichen Anteils. Die Gelegenheit sollte sich bald bieten.

Der 1764 auf massiven Druck Russlands gewählte ehemalige Günstling Katharinas, der polnische König Stanislaus II August Poniatowski (polnisch Stanislaw Antoni) leitete – entgegen den Vorstellungen Russlands – erste Reformen in den maroden Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen ein. Dagegen bildete ein Großteil des polnischen Adels die Konföderation von Bar, die von Russland und Preußen unterstützt wurde. Es kam zum Bürgerkrieg. Truppen der Bar-Konföderation hatten sich in der Zips (heute Slowakei) festgesetzt und König Stanislaus II hatte Österreich gebeten, ihm zu Hilfe zu kommen. Österreichische Truppen benutzten die Gelegenheit jedoch, um diesen Landstrich zu annektieren. Die Zips war zwar vor langer Zeit an Polen verpfändet worden, aber selbst Maria Theresia hielt ihrem mitregierenden Sohn Joseph vor, dass sie diese Ansprüche für äußerst fragwürdig halte.[24]

Bei dieser Gemengelage war Prinz Heinrich, der Bruder Friedrich des Großen, im Januar 1771  zu Gast bei der russischen Zarin Katharina II („die Große“). In kleiner Gesellschaft sprach die Zarin die österreichische Annektion der Zips an und fragte hintergründig, warum sich Preußen nicht auch vom polnischen Kuchen ein Stück abschneiden wolle. Ihr Vertrauter, Graf Tschernischew wurde konkreter und meinte „Warum nehmen Sie sich nicht das Ermland?“

Die drei polnischen Teilungen von 1772, 1793 und 1795

Als Prinz Heinrich seinem Bruder – dem Preußenkönig -  hiervon berichtete, meinte dieser, wenn man schon Entrüstungen provoziere, müsse es sich lohnen. Ermland allein sei ein zu kleiner Bissen. Wenn schon Entrüstungen, dann wenigstens um eine beträchtliche Sache. Und alsbald beauftragte er seinen Staatsminister Karl Wilhelm von Finckenstein, die nötigen rechtlichen Ansprüche Preußens auf Pomerellen mit Danzig, Kulm und Thorn zu beschaffen, das Bindeglied zwischen Brandenburg und Ostpreußen.

 

Die Zarin ließ sich leicht überreden, denn sie wollte ja mit ihrem Hinweis an Prinz Heinrich nur bezwecken, im östlichen Polen freie Hand zur Erweiterung ihres Territoriums zu bekommen .Der oben erwähnte Bürgerkrieg zwischen König Stanisławs II. August Poniatowski und der Konföderation von Bar bot den gegebenen Anlass für Russland und Preußen, in Polen einzugreifen. Die erste Konvention wurde am 17. 2. 1772 zwischen Russland und Preußen in St. Petersburg unterzeichnet. Schwieriger war es, auch Österreich in den Coup einzubeziehen, um von dort keine Schwierigkeiten zu bekommen. Es dauert mehr als 6 Monate bis Maria Theresia einwilligte und sich damit tröstete, dass sie den volkreichsten Anteil erhalten sollte, nämlich Galizien und Lodomerien mit rund 2,13 Millionen Einwohnern. Russland bekam den flächenmäßig größten Anteil bis zur Düna und zum Dnjepr mit 1,31 Mio. Einwohnern und Preußen den 1466 vom Deutschen Orden abgetretenen Bereich Westpreußens mit Marienburg, Elbing, Kulmerland, Pommerellen, Ermland und dem Netzedistrikt mit Ausnahme von Danzig und Thorn und ca. 580.000 Einwohnern. Am 30. September 1773 wurden die entsprechenden Verträge vom polnischen Reichstag ratifiziert, der von den drei Monarchien mit Druckmitteln und Bestechungsgeldern gefügig gemacht wurde. Diese erste Teilung Polens erregte in Europa tatsächlich keine Entrüstung, zumal es sich beim russischen und preußischen Anteil um Regionen mit überwiegend nicht-polnischer Bevölkerung handelte.[25]

Im verbliebenen Polen bemühte sich König Stanislaus II August Poniatowski weiterhin die dringend notwendigen Reformen des Staates durchzuführen. Schon 1773 erhielt Polen beispielhafte Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen. Ein „Vierjähriger Sejm (1788-1792) verabschiedete am 3. Mai 1791 – noch vor der französischen Revolution – die erste geschriebene Verfassung Europas, die mit der Abschaffung des Liberum veto dem Adel und den Städten politischen Mitwirkung übertrug. Ein Teil des polnischen Adels war jedoch mit dieser Einschränkung seiner bisherigen Machtposition nicht einverstanden, bildete die Konföderation von Targowica und fand Unterstützung bei Zarin Katharina II. Mit russischer und preußischer Waffenhilfe wurde die Reformpartei zur Rücknahme der Mai-Verfassung gezwungen, Diese Unterstützung ließen sich Russland und Preußen mit weiteren  Gebietsgewinnen honorieren, der zweiten polnischen Teilung (1793). Ein folgender Volksaufstand unter Tadeusz Kościuszko  brach im Oktober 1794 zusammen und führte dazu, dass sich Russland, Preußen und Österreich das restliche Polen 1795 unter einander aufteilten (3. Polnische Teilung). Damit verschwand Polen als Staat von der europäischen Landkarte.

                    Karte 08 Polnische Teilungen (Quelle: Wikipedia)

Die Zeit Napoleons und das Herzogtum Warschau

In einer Zwischenphase – der Herrschaftszeit  Napoleons – keimte in Polen nochmals Hoffnung auf, den polnischen Staat neu zu begründen. Versuche, Preußen oder Russland dafür zu gewinnen, wurden schnell aufgegeben, so dass die wesentlichen Hoffnungen auf Napoleon gesetzt wurden. Eine polnische Legion kämpfte bereits 1797 an der Seite der Franzosen in Italien. Napoleon dachte aber zunächst nicht daran, die Polen in ihrem Wunsch nach Eigenstaatlichkeit zu unterstützen. Erst im Krieg gegen Preußen setzte er 1806 auf polnische Aufständische im 1795 von Preußen annektierten Teil Polens. Im Frieden von Tilsit 1807 wurde Preußen gezwungen, die 1793 und 1795 von Polen annektierten Gebiete  abzutreten. Im Laufe des Jahres 1807 kamen noch Teile Westpreußens dazu und Danzig wurde erstmals ein Freistaat. Österreich musste im Frieden von Schönbrunn 1809 das 1795 annektierte Westgalizien mit Krakau abtreten. Daraus schuf Napoleon das von ihm abhängige Herzogtum Warschau und setzte  den ihm treu ergebenen König Friedrich August I von Sachsen als Herzog ein. Napoleon erließ auch eine neue Verfassung nach französischem Vorbild für diesen ihm wichtigen Pufferstaat.[26]

                      Karte 09 Das Herzogtum-Warschau (Quelle Wikipedia)

Das polnische Volk ohne Staat – 1815 bis 1918

Der Wiener Kongress und die Zeit bis 1830

Nach der endgültigen Niederlage Napoleons einschließlich der bis zuletzt für ihn kämpfenden polnischen Legionen, wurde im Wiener Frieden 1815 die Dreiteilung Polens endgültig beschlossen, Danzig wurde wieder ein Teil Preußens und Krakau wurde vorübergehend (bis 1846) freie Republik. Manche Historiker sprechen von dieser neuen Aufteilung Polens im Jahre 1815 auch von der 4. Polnischen Teilung.

Auch Sachsen und seinem König kam die Nibelungentreue zu Napoleon teuer zu stehen. Schon im Mai 1815 musste Friedrich August I  auf das Herzogtum Warschau verzichten und im Wiener Kongress wesentliche Teile Sachsens an Preußen abtreten.  Ein aus dem Herzogtum Warschau bzw. den polnischen Zentralgebieten gebildetes "Königreich Polen" (Kongresspolen) wurde in Personalunion Russland unterstellt, wurde aber nach dem polnischen Aufstand 1831 vollkommen in den russischen Staat eingegliedert.. [27] 

Das polnische Trauma – ein Volk ohne Staat

Die Ohnmacht des polnischen Volkes durch den völligen Verlust einer eigenen Staatlichkeit hat sich bis in unsere Zeit als ein  „polnisches Trauma“ erwiesen. Im letzten Jahrhundert wurde das Misstrauen gegenüber seinen westlichen und östlichen Nachbarn  durch den Hitler-Stalin-Pakt erneut befeuert (davon später). Polen fühlt sich auf Grund seiner Geschichte einer ewigen Bedrohung durch seine Nachbarn ausgesetzt. Über die Jahrhunderte hinweg war einzig die katholische Kirche ein grenzüberschreitendes Bindeglied, das die nationale Identität der Polen bewahrte. Dieses polnische Trauma erklärt die oft irrationalen Verhältnisse, Zustände und Entscheidungen auch im heutigen Polen. Seit die nationalkonservative Partei PIS (Recht und Gerechtigkeit) seit 2015 an der Macht ist, wird Stimmung gegen den „Erzfeind“ Russland gemacht, von Deutschland werden ohne rechtliche Basis Reparationszahlungen gefordert und auch mit der Ukraine ist ein Geschichtskonflikt ausgebrochen, obwohl sich Polen in der EU für die Ukraine bisher als Fürsprecher sah. All dies ist nur zu verstehen, wenn man die leidvolle Geschichte Polens in den Jahren ohne eigenen Staat kennt.[28]

Polen unter russischer Herrschaft – Kongresspolen

Kongresspolen 1815-1830

Wie schon erwähnt hat der Wiener Kongress formal die Wiederherstellung eines Königreichs Polen beschlossen, das sogenannte Kongresspolen – jedoch in einer Personalunion mit dem Russischen Reich. Ursprünglich strebte der russische Zar eine Vereinigung aller Polen unter seiner Herrschaft an. Aber dieser Plan scheiterte nicht nur am Wiederstand Preußens und Österreichs, sondern auch an England und Frankreich, die das ohnehin labile Gleichgewicht in Europa in Gefahr sahen. Auch ein zunächst vorgesehener einheitlicher Wirtschafts- und Kommunikationsraum für alle Polen kam in der Realität nie zustande.

Aber Preußen und Österreich mussten auf ihre bei der 3. Polnischen Teilung erworbenen Gebiete verzichten, so dass von dem ehemals polnisch-litauischen Staatsgebiet nach dem Wiener Kongress 82% an Russland fielen und nur 8% an Preußen und 10% an Österreich.[29] Bei diesen Zahlen ist aber zu berücksichtigen, dass die bei den Teilungen von 1772 und 1793 an Russland gelangten Gebiete nun nicht zu Kongresspolen gehörten, sondern bereits in den russischen Staatsverband integriert waren. Es handelt sich im wesentlichen um Gebiete, die heute zu Litauen, Weißrussland und zur Ukraine gehören. Der wesentliche Teil der dortigen Bevölkerung bestand aus Litauern, Weißrussen und Ukrainern, aber es gab dort auch eine bedeutende polnische Minderheit, insbesondere in den Städten Vilnius, Grodno und Minsk, aber auch auf dem Lande. 


                          Karte 10 : Polen nach 1815 – Kongresspolen

Zunächst erhielt das neue Königreich Polen (Kongresspolen) unter Zar Alexander I eine durchaus liberale Verfassung. Der polnische Reichstag – Sejm – hatte auch gesetzgeberische Gewalt, die allerdings von Anfang an begrenzt war. Auch setzte Zar Alexander einen Vizekönig ein, seinen Bruder Großfürst Konstantin, der mit einer Polen verheiratet war. Als  Warschauer Statthalter Russlands hat er Kongress-Polen als selbständige Einheit relativ „gemäßigt“ regiert.

Als 1825 Zar Nikolaus I als Nachfolger Alexanders an die Macht kam, wurden die liberalen Elemente jedoch schrittweise zurückgenommen, zumal am Zarenhof in St. Petersburg ohnehin großes Misstrauen gegenüber den Polen herrschte, die sich in vielen Geheimgesellschaften organisiert hatten.[30]

Insbesondere waren alle gebildeten Polen nicht bereit, den Status Polens nach dem Wiener Kongress zu akzeptieren. Dabei war in der langen Zeit bis zur Neugewinnung der staatlichen Unabhängigkeit insbesondere die katholische Kirche das verbindende Element zur Bewahrung der polnischen Identität, Kultur und Tradition. Dies erklärt die besondere Stellung und den Einfluss der Kirche auch in der heutigen Zeit.

Die Revolution von 1830/31 und die Folgen 

Als im Juli 1830 in Frankreich die Revolution ausbrach und der König gestürzt wurde,  zog dies kleinere und größere Aufstände in ganz Europa nach sich. Auch viele junge Polen, vom damaligen Geist der Romantik geprägt, waren bereit für ein unabhängiges Polen zu kämpfen. Auslöser waren vom neuen Zar Nikolaus I eingeführte Beschränkungen der konstitutionellen Rechte und Freiheiten in Kongress-Polen.  Am 28. 11. 1830 brach der Aufstand in Warschau  aus und hatte zunächst auch einige Anfangserfolge. Die Residenz des Vizekönigs in Warschau wurde  von den Rebellen gestürmt und eingenommen, doch Großfürst Konstantin konnte entkommen. Das veranlasste den polnischen Sejm, die russische Dynastie der Ramanows als Könige von (Kongress-)Polen für abgesetzt zu erklären. Eine polnische Nationalregierung mit Fürst Adam Jerzy Czartoryski wurde gebildet . Zunächst konnten sich die Aufständischen – verstärkt mit Freiwilligen aus Preußen und Litauen - gegen eingesetzte russische Truppen behaupten, aber auf Dauer waren sie der übermächtigen russischen Armee nicht gewachsen. Im Laufe des Jahres 1831 konnten die Russen mit massivem Militäreinsatz den Aufstand niederschlagen, am 8. 9. 1831 eroberte die russische Armee Warschau und Ende Oktober 1831 brach der Aufstand endgültig zusammen.

Die Vergeltungsmaßnahmen der Russen waren hart. Viele polnische Grundbesitzer wurden enteignet und einige von ihnen nach Sibirien verbannt, wo sie z.B. in Bergwerken Zwangsarbeit leisten mussten. Die erst 1816 gegründete Universität in Warschau wurde geschlossen, die Verfassung abgeschafft, die vorher eigenständige polnische Armee aufgelöst, der Sejm aufgehoben und die Autonomie, die Polen innerhalb des russischen Staatsverbandes besessen hatte, gänzlich beseitigt. In der Verwaltung wurde mit der Russifizierung begonnen und das polnischsprachige Bildungssystem wurde eingeschränkt. (Kongress-)Polen wurde eine normale  russische Provinz , die von der zaristischen Zentrale in St. Petersburg aus regiert wurde.[31]

Viele Offiziere der Revolutionsarmee flohen über Deutschland nach Frankreich, wo Fürst Czartoryski eine Exilregierung bildete, die auf diplomatischem Weg eine Wiedergründung des polnischen Staates erreichen wollte. Andere Intellektuelle, wie der Historiker Joachim Lelewel hingegen setzten weiter auf einen revolutionären Umsturz. 

Nach der russischen Niederlage im Krimkrieg 1855 trat eine vorübergehende Verbesserung der Lage in Kongress-Polen ein. Der neue russische Zar Alexander II strebte eine russisch-polnische Zusammenarbeit an und begann die strengen Maßnahmen in Polen zu lockern. Die Leibeigenschaft der Bauern wurde aufgehoben, Politische Gefangene wurden entlassen, neue polnische Hochschulen gegründet und weitere Reformen wie in ganz Russland eingeleitet.  Er  ernannte seien als liberal geltenden Bruder Konstantin zum Vizekönig von Polen, der die Rest-Autonomie von 1815 weitgehend wieder herstellte und bei Polizei und Gericht die polnische Sprache erlaubte.Er beauftragte den gemäßigten Adligen Aleksander Wielopolski mit der Zivilregierung in Warschau. Wielopolski  wollte ein enges Zusammengehen der beiden großen slawischen Völker und einen Ausgleich zwischen Polen und Russen erreichen. Doch der Versuch misslang, denn weder der polnische Adel noch die aufbegehrende Jugend Polens konnten für dieses „Versöhnungspaket“ gewonnen werden.

Die Revolution von 1862/64 und die Folgezeit 

Schon im Sommer 1862 kam es zu Anschlägen auf Konstantin und Wielopolski, den man als Kollaborateur ansah. Beide überlebten. Als aber Wielopolski zur Jahreswende 1862/63 eine langjährige Wehrpflicht für alle Polen einführen will, kommt es im Januar 1863 zum letzten großen Aufstand der Polen gegen das Russische Kaiserreich. Zerstrittene Aufständische, die keine schlagkräftige militärische Voraussetzung hatten wurden nach einigen Anfangserfolgen von der weit überlegenen russischen Armee geschlagen. Auch eine Unterstützung aus dem westlichen Ausland, auf die man in Polen hoffte, blieb aus. Tausende polnische Kämpfer sind gefallen und Ende Mai 1864 sind auch restliche Gruppen von Aufständischen geschlagen.

Die Vergeltung der russischen Regierung ist grausam. Hunderte Polen werden hingerichtet, und mehr als 20.000 zur Zwangsarbeit nach Sibirien verurteilt. Jede Eigenständigkeit Polens wird nun rigoros beendet, Kongress-Polen wird zur russischen Weichselprovinz, an die Stelle des Vizekönigs tritt ein russischer Gouverneur. Eine Russifizierung in der Verwaltung, bei Gericht und der Kultur folgt, die Universität Warschau wird rein russisch.

Dennoch war rückblickend der Aufstand von 1863/64 für das polnische Nationalbewusstsein ein Erfolg, der Mythos von heldenhaften Freiheitskämpfern wurde geboren.  Er einte die Polen im Widerstand gegen die russische Besatzung,[32]

Das Scheitern dieses letzten Aufstands vor dem 1, Weltkrieg führte jedoch bei allen Polen in allen Teilungsgebieten zu einem Umdenken. Angehörige der polnischen Eliten, die nun immer mehr dem Bürgertum angehörten, setzten nun auf passiven Widerstand. Man setzte nun darauf, die polnische Identität durch Stärkung eigener Kräfte in allen Bereichen der Wirtschaft, Bildung und Kultur zu erhalten und zu fördern. Schriftsteller und Journalisten entwickelten das Konzept der „organischen Arbeit“ und gründeten „fliegende Universitäten“ des Untergrunds, um der drohenden Russifizierung zu entgehen. In den Schulen durfte außer in den Fächern Polnisch und Religion nur auf Russisch unterrichtet werden. Dagegen richteten sich viele Aktionen polnischer Eltern und 1901 kam es zu einem Streik der Schulkinder im gesamten russischen Teil Polens.

n der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es auch in Kongresspolen zu wesentlichen Umwälzungen im Bereich der Wirtschaft. Die Landbevölkerung war bitterarm und litt unter geringem Ertrag auf ihren kleinen Parzellen, Großgrundbesitzer waren der starken Konkurrenz der landwirtschaftlichen Regionen Südrußlands ausgesetzt. Dies führte zu einer erheblichen Abwanderung zunächst von Saisonarbeitern und dann auch zur dauerhaften Auswanderung nach Amerika, Deutschland, Frankreich und Belgien. Auch gab es in Kongresspolen eine – wenn auch im Vergleich zu Westeuropa geringe – industrielle Entwicklung. [33]

Dies begünstigte die Entstehung sozialistischer Bewegungen. 1892 wurde in Paris die Polnische Sozialistische Partei gegründet. Ihr Anführer Jozef Pilsudski vertrat einen gemäßigten Sozialismus, der auf eine Unabhängigkeit Polens durch die fortschreitende ökonomische Entwicklung und einen dadurch bedingten Zerfall des russischen Zarenreichs setzte.

Demgegenüber gab es radikalere sozialistische Kräfte unter Julian Balthasar Marchlewski und Rosa Luxemburg, die eine Zusammenarbeit mit russischen Sozialisten suchten und vom Untergang der bestehenden Staatssysteme ausgingen.

Auf der konservativen Seite der polnischen Parteien kam es zur Gründung der „Liga Narodowa“ , die bei panslawistischer und antisemitischer Haltung eine polnische Autonomie unter russischer Oberherrschaft anstrebte. Ihr Anführer Roman Dmowski trat für eine Ausdehnung Polens nach Westen ein und akzeptierte dafür die ethnische Ostgrenze zu Russland. Er wurde der wichtigste Gegenspieler Pilsudskis, der eine Ausdehnung Polens nach Osten favorisierte.[34]  Eine Grundsatzdiskussion, die nach dem Ende des 1. und des 2. Weltkriegs eine entscheidende Rolle spielen sollte. 

Anfang des 20. Jahrhunderts  nach dem Russisch-Japanischen Krieg spitzte sich die Lage zu und es keimten Hoffnung auf einen Zerfall des Zarenreichs auf. 1905 beteiligten sich viele polnische Arbeiter an der ersten russischen Revolution. Ein Zentrum des Aufstands war die Stadt Lodz, das industrielle Zentrum des Weichsellands. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und der russischen Polizei und Armee.

Auch Mitglieder der Partei Pilsudskis spielten eine entscheidende Rolle. Mit ihren gut organisierten Kampfverbänden versetzten sie der russischen Verwaltung gezielte Nadelstiche. Im Februar 1905 organisierten sie Schulstreiks, die nach dem Ende der Aufstände einen wichtigen Teilerfolg brachten, nämlich der Wiederzulassung der polnischen Sprache im Schulunterricht.

Zur Beruhigung  kündigte Zar Nikolaus II mit seinem Oktobermanifest am 30. 10. 1905 Reformen an, die aber in der Folge kaum verwirklicht wurden. Zudem riefen konservativ-klerikale Kreise um Papst  Pius X zur Zurückhaltung auf und die Nationaldemokraten Roman Dmowski unterstützten die neue russische Regierung von  Pjotr Stolvpin .                  

In den folgenden Jahren bis zum 1. Weltkrieg ging die russische Führung jedoch erneut auf Konfrontationskurs in allen Nationalitätenfragen, also auch gegenüber den Polen.

Polen unter Österreichisch-Habsburger Herrschaft – Galizien 

Name – Lage – Bevölkerung - Sprachen 

Nach den polnischen Teilungen und dem Wiener Kongress (siehe oben unter 2.52 und 3.1)  wurde der habsburgisch-österreichische Teil Polens als österreichisches Kronland unter der offiziellen Bezeichnung „Königreich Galizien und Lodomerien“ in den Habsburger Staat eingegliedert.  Heute gehört diese historische Landschaft im Westen zu Polen und im Osten zur Ukraine. 1774 eroberte Österreich die Bukowina vom Osmanischen Reich und gliederte sie zunächst (1786 bis 1846) in das neue Kronland Galizien ein. Bei der 3. Polnischen Teilung 1795 kamen vorübergehend auch weitere polnische Gebiete mit den wichtigen Städten Krakau und Lublin zum Habsburger Reich. Der Großteil um Lublin – ohne Krakau – musste aber bereits 1809 wieder an das Herzogtum Warschau und beim Wiener Kongress an Russland abgetreten werden. Krakau wurde durch den Wiener Kongress zur unabhängigen Freien Stadt erklärt – und wurde damit praktisch ein Statthalter für den nicht mehr existierenden polnischen Staat.

 


                              Karte 11: Galizien mit heutigen Grenzen

 

Galizien war ein multi-ethnisches Land. Bei den Volkszählungen wurde nach der Umgangssprache gefragt. Das ergab im Jahre 1851 einen Anteil von 41% Polnisch (überwiegend im Westen = ca. 1,8 Mio.) und von ca. 2,3 Mio. = 50%  Ukrainisch bzw. Ruthenisch-sprachigen (vorwiegend im Osten) . Darüber hinaus lebte in Galizien ein hoher Prozentsatz Juden. 1851 wurden sie noch als Jiddisch-sprachig gesondert ausgewiesen und stellten mit 312 Tausend 6,9% der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der Deutschsprachigen lag 1851 bei 93Tausend = 2%. Er resultierte zum einen aus den österreichischen Verwaltungsbeamten und Siedlern, die nach der Übernahme Galiziens vom damaligen Kaiser Josef II ins Land gerufen wurden. Die Siedler kamen vorwiegend aus der Pfalz und aus Baden und waren überwiegend Protestanten, die aufgrund des  Toleranzedikts Josef II ihre katholische Heimat verließen und zudem von der kostenlosen Zuteilung des Landes und langjähriger Steuerfreiheit profitierten.[35]  Bei der folgenden Zählung 1880 und später wurden jiddisch-sprachige Juden zu den Deutschsprachigen gerechnet. Dadurch stieg der Anteil der Deutschsprachigen von 2 % im Jahre 1851 auf 5,5% im Jahre 1880 an. Bis 1910 hat sich das Verhältnis allerdings erheblich zu Gunsten der Polnischsprachigen verschoben. Diese stellten 1910 über 58% der Bevölkerung im Kronland, 40% waren Ukrainer/Ruthenen und nur noch etwas mehr als 1% waren Deutschsprachig. Über die Gründe für diese Entwicklung später mehr.[36]

Entwicklung von 1772 bis 1867 

Nach 1772 wurde zunächst österreichisches  Militär im neu übernommenen Kronland stationiert, das auch die Verwaltung übernahm. Nach und nach wurden immer mehr Beamte aus  deutschsprachigen Gebieten der Habsburg-Monarchie nach Galizien entsandt.  An der Spitze stand der Landesgouverneur (später Statthalter) mit Sitz in der Hauptstadt Lemberg. Bis 1848 wurden alle höheren Verwaltungsstellen mit Deutschen oder Tschechen besetzt. 

Zunächst stellte die polnische Nationalbewegung in Galizien die Zugehörigkeit zum Habsburger Reich nicht infrage. Sie hatte eher konservativen Charakter und war durch ein adliges Milieu geprägt. Sie hatte größere Artikulationsmöglichkeiten als die polnischen Nationalisten in den polnischen Gebieten Preußens und Russlands. Wie in den anderen Teilungsgebieten blieb aber auch in Galizien der Wille zu Wiederherstellung des polnischen Staates lebendig. Nationale Organisationen planten im Frühjahr 1845 einen Aufstand gegen die in Posen und Galizien stationierten preußischen beziehungsweise österreichischen Einheiten. Diese Aktionen sollten  in einen allgemeinen Krieg übergehen. Das Ziel war es, den polnischen Staat in den Grenzen vor den polnischen Teilungen wieder zu errichten. Im Januar 1846 wurde in Krakau die Bildung einer nationalen Regierung mit Karol Libelt an der Spitze beschlossen.. Parallel dazu brach in Galizien ein Bauernaufstand aus, der sich vor allem gegen die polnischen Landadligen richtete. Der Bürgerkrieg führte in zwei Monaten zu über 1000 Toten. Krakau gelangte vorübergehend in polnische Hand, wurde aber daraufhin von österreichischen Truppen besetzt und 1846 als Großherzogtum Krakau in das Königreich Galizien und damit in die Habsburg-Monarchie eingegliedert. Auch eine Revolution 1848  in Lemberg durch einen polnischen und ruthenischen Nationalrat scheiterte.

Als Konsequenz  aus den Aufständen wurden nun aber viele Verwaltungsaufgaben an Polen übertragen und 1849 wird erstmals ein Pole Gouverneur von Galizien. Manche polnische Verwaltungsbeamte bekleideten später sogar Ministerposten in der Wiener Regierung, wie etwa der galizische Statthalter Agenor Graf Gołuchowski, der 1859 zum Innenminister ernannt wurde.[37]

Galizien nach 1867 bis zum 1. Weltkrieg

Nachdem Österreich in den 1850er Jahren in Italien große Verluste hinnehmen musste und 1866 nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen aus dem deutschen Bund ausschied, musste es 1867 den Ungarn im sogenannten „Ausgleich“ erhebliche Zugeständnisse machen (siehe meinen Post Ungarn).  In diesem Zusammenhang änderten Kaiser Franz Josef I und seine Regierung auch ihre Politik gegenüber dem Kronland Galizien, den polnischen Politikern wurden umfangreiche Zugeständnisse gemacht und Galizien faktisch eine Autonomie eingeräumt. Viele Bereiche der Verwaltung wurden  nun an Polen übertragen. 1867 wurde die polnische Sprache als Unterrichts- und Amtssprache eingeführt, 1870/1871 auch an den Universitäten und Hochschulen. So wurde auch die Lemberger Universität 1871 ohne Rücksicht auf den hohen ukrainischen Bevölkerungsanteil polonisiert.  Zwar blieben politische Entscheidungen abhängig von Wien, aber die polnische Verwaltungselite, die nun in Galizien Schlüsselpositionen einnahm, erhielt nun großen Einfluss auf die landespolitischen Entscheidungen. Dadurch befand sich die polnische Bevölkerung des österreichischen Teilungsgebiets im Gegensatz zu der des preußischen und des russischen Teilungsgebiets in einer äußerst vorteilhaften Lage. Von 1895 bis 1898 war sogar der galizischer Adelige Kasimir von Badeni österreichischer Ministerpräsident.

Bei den anderen nationalen Gruppen, insbesondere der fast gleich großen  Bevölkerungsgruppe der Ruthenen/Ukrainer, stieß  die Bevorzugung der Polen auf erhebliche Kritik, da sie  in keiner Weise ihrem Anteil entsprechend in den galizischen Behörden repräsentiert waren. Die Gegnerschaft zwischen Polen und Ruthenen wurde auch durch die wirtschaftliche Unterdrückung der Ruthenen durch den polnischen Adel verursacht, aber auch durch unterschiedliche religiöse Auffassungen. Die Polen waren römisch-katholisch, die Ukrainer/Ruthenen hingegen waren entweder orthodoxe Christen oder sie gehörten zur Ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche , die zwar den Papst als Oberhaupt anerkennt aber den byzantinischen Ritus beibehalten hat. Eine Besonderheit der Stadt Lemberg war, dass sie seit 1808 drei Erzbistümer hatte: das römisch-katholische, das armenisch-katholische sowie das griechisch-katholische Erzbistum (Metropolie).

Die zunehmende Auseinandersetzung zwischen Polen und Ukrainern nahm Anfang des 20. Jahrhunderts sogar gewalttätige Züge an, als der galizischen Statthalter Andrzej Graf Potocki (1861–1908) bei einem Attentat ermordet wurde.

Die jüdische Bevölkerung Galiziens lebte fast ausschließlich in eigenen Stadtvierteln oder in einigen Kleinstädten Ostgaliziens fast ausschließlich unter sich. Ihre Muttersprache war jiddisch, in der auch Zeitungen und Bücher erschienen. Nach 1840 stieg der jüdische Bevölkerungsanteil in Galizien an, weil viele Juden aus Russland und dem polnischen Teil Russlands zuwanderten, weil sie dort diskriminiert wurden.  Gebildete Juden sprachen deutsch und/oder Polnisch. Nach 1867 verschob sich der Anteil hin zum Polnischen. Juden nahmen als Händler und Handwerker in Galizien eine Mittlerrolle zwischen Adel und Großgrundbesitzern und den armen Bauern ein. Der polnische Adel gründete aber Genossenschaften und Syndikate (kółka rolnicze) und unterstützte Polen bei der Gründung eigener Unternehmen, um den jüdischen Einfluss  zurückzudrängen.

Viele bekannte jüdische Persönlichkeiten stammen aus dem Galizien dieser Zeitepoche, wie der Religionsphilosoph Martin Buber oder die Literaten Joseph Roth und Mascha Kaleko. Die bevorzugte Lage der Juden in Galizien änderte sich allerdings gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich die  jüdische Bevölkerung mit zunehmenden antisemitischen Kampagnen konfrontiert sah.[38]

Eine völlige Veränderung der Lage brachte schließlich der               1. Weltkrieg mit seinen Folgen. Darüber später mehr in einem gesonderten Post.

Polen in Preußen / Deutschland 

Die Situation nach dem Wiener Kongress 

Bei der endgültigen Teilung Polens auf dem Wiener Kongress 1815 fielen die späteren preußischen Provinzen Westpreußen und Posen  an  Preußen. 

Seit dieser Zeit und somit auch nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 sah die Landkarte im Osten Deutschlands wie folgt aus:


                                  Karte 12: Preußische Ostprovinzen

In der Provinz Posen lebte eine polnische Bevölkerungsmehrheit und in  Westpreußen ein polnische Minderheit. Zudem lebten in der Provinz Schlesien  (insbesondere in Oberschlesien) ethnische Polen und im Süden Ostpreußen der slawische Stamm der Masuren. Ein weiterer slawischer Stamm der Kaschuben lebte in Westpreußen. Einen Überblick über die ethnische Situation in den preußischen Ostprovinzen habe ich in meinem Post 2.21.3  Polen in Deutschland - Ruhrpolen gegeben.

Mit dem preußischen Besitzergreifungspatent  von 1815 waren  der überwiegend von Polen bewohnten Provinz Posen gewisse Sonderrechte eingeräumt worden. Zunächst wurde die Provinz noch Großherzogtum genannt und der mit den Hohenzollern verwandte deutsch-polnische Fürst Anton Radziwill wurde Statthalter in Posen, der sich sehr für die Belange der polnischen Bevölkerung einsetzte. Im Sinne der Ideen von Herder wurde den Polen 1822 vollkommene Sprach- und Kulturautonomie zugesagt und die  Förderung und Pflege der polnischen Sprache und Kultur  als ein Interesse des preußischen Staates bezeichnet. Wörtlich hieß es: „Religion und Muttersprache sind die höchsten Heiligtümer einer Nation…Eine Obrigkeit, die diese anerkennt, achtet und schützt, darf sicher sein, die Herzen der Untertanen zu gewinnen, wenn sie sich aber gleichgültig dagegen zeigt oder gar Angriffe darauf erlaubt, erbittert und entwürdigt sie  die Nation und erschafft sich ungetreue und schlechte Untertanen.“[39]  Welch eine Mahnung und Ahnung hinsichtlich des weiteren Verlaufs der deutsch-polnischen Geschichte!

Bei der Übernahme  der polnischen Provinzen 1815 konnte nur jeder fünfte Pole lesen und schreiben. Es war ein Verdienst Preußens, sofort 1815 die Volksschulpflicht  einzuführen, wodurch wurde der Analphabethismus schnell überwunden wurde. Da der Unterricht in polnischer Sprache stattfand förderte dies  indirekt die besondere Identität der polnischen Bürger.

Polenbegeisterung in Deutschland 1830 bis 1848

Die ca.27 000 auf preußisches Gebiet übergelaufenen gescheiterten polnischen Soldaten werden trotz russischer Forderung auf Auslieferung lediglich entwaffnet. Soldaten, Revolutionäre und viele Intellektuelle ziehen nun durch die deutschen Lande und emigrierten, vorzugsweise nach Frankreich, wo in Paris ein Zentrum des polnischen Widerstands entstand. In ganz Europa wurde der polnische Aufstand mit  großer Sympathie verfolgt und nach dem Scheitern gab es vor allem in Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft für die Emigranten. Die spontane, meistens nicht organisierte Hilfeleistung begann im Deutschen Bund schon im März und April 1831. Sie bestand während der Kämpfe vor allem in der Bereitstellung von Verbandsmaterial. Überall in den deutschen Bundesstaaten wurden Vereine der Polenfreunde  gegründet. Diese unterstützten Verwundete und Kranke in den polnischen Spitälern, sammelten vor allem Geld und medizinische Ausstattung. In der Folge finanzierten die Vereine auch die Reisen freiwilliger deutschen Ärzte nach Polen und unterstützten die Emigranten auf ihrem Weg nach und durch  Deutschland und weiter nach Frankreich. Die Geldsummen, die aufgebracht wurden, waren beträchtlich. 

Liberale Politiker forderten die Wiederherstellung eines polnischen Staates – auch als Wiedergutmachung für die Beteiligung Deutschlands (Preußen und Österreichs) an der Zerschlagung Polens im 18. Jahrhundert. Zum Sinnbild des gemeinsamen Kampfes für Demokratie wurde das Hambacher Fest 1832. Die 20.000 bis 30.000 Teilnehmer – auch viele Frauen - kamen aus allen deutschen Bevölkerungsschichten und aus zahlreichen europäischen Ländern, davon  viele Emigranten aus Polen, die auf dem Weg nach Frankreich waren. Sie wurden gegeistert begrüßt. Nach Ankunft des Demonstrationszuges auf dem Gelände des Hambacher Schlosses hisste das Festkomitee auf einem erhöhten Punkt der Schlossruine die polnische und auf den höchsten Zinnen die deutsche Fahne mit der Inschrift „Deutschlands Wiedergeburt.[40]

Ludwig Uhland schreibt ein Gedicht zur Unterstützung des polnischen Freiheitskampfes mit dem Titel „Mickiewicz“, Adam Bernard Mickiewicz war bereits zuvor nach Frankreich emigriert. Er wurde zum bedeutendsten Dichter der polnischen Romantik und der Zeit ohne polnischen Staat.  In Paris setzte er sich weiter für die polnische Unabhängigkeit ein. Er wurde und wird von den Polen als Nationaldichter verehrt.

Nach dem Novemberaufstand 1830  in Polen entstanden in Deutschland viele Polenlieder, die einerseits die Verbundenheit mit Polen zeigen sollten, aber auch gleichzeitig den Wunsch nach demokratischen Freiheiten und nationaler Einigung in Deutschland zum Ausdruck brachten. Insbesondere in den studentischen Burschenschaften wurden die Lieder begeistert gesungen. U. a. wurde auch die heutige polnische Nationalhymne mit einem deutschen Text gesungen, dessen Anfang lautet:

„Noch ist Polen nicht verloren – Deutschland ist erwacht!  Zu der Polen Hilf erkoren eint sich deutsche Macht!“ und endet mit den Zeilen: „Deutsche auf, zum Kampf erkoren scheut nicht schnöden Spott, noch ist Polen nicht verloren, das verbürget Gott.“[41] 

Der polnische Novemberaufstand von 1830 gegen Russland griff nicht auf die überwiegend von Polen bewohnte preußische Provinz Posen über. Obwohl Preußen – wie oben geschildert – polnische Rebellen auf der Flucht nur entwaffnete und nicht verurteilte,  stellte  es sich außenpolitisch demonstrativ auf die Seite Russlands und schickte auch Truppen nach Posen, um ein evtl. Übergreifen der Aufstände im Keim zu ersticken. Der polenfreundliche Statthalter Radziwill wurde abgelöst und sein Nachfolger, Oberpräsident Eduard von Flottwell verfolgte nach dem Aufstand von nun an gemeinsam mit seinem Kollegen Schön in Westpreußen einen härteren Kurs und erste Germanisierungstendenzen kamen auf.

National gesinnte polnische Intellektuelle wurden in ihrer Arbeit behindert und einige Zusagen hinsichtlich des polnischen Schulunterrichts zurückgenommen.  Erst 1842 unter dem neuen und liberalerem König Friedrich Wilhelm IV wurde wieder eine Politik der inneren Befriedung eingeleitet und die polnische Muttersprache in den Volksschulen der überwiegend polnischen Bereiche erneut festgelegt.[42]

 

1848 und die Wende in Preußen

Noch im März 1848 hielten deutsche und polnische Revolutionäre die Errichtung eines deutschen Nationalstaates vereinbar mit der Wiederherstellung eines polnischen Nationalstaats. Vorparlament und Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt bekannten sich zu beiden Zielen, der Schaffung sowohl eines deutschen, als auch eines polnischen Nationalstaates. Auf Antrag von Gustav Struve aus Mannheim beschloss das Vorparlament in Frankfurt am 31. März 1848 fast einhellig, dass es die heilige Pflicht des deutschen Volkes sei, Polen wiederherzustellen, indem die Teilung Polens als ein schreiendes Unrecht erklärt wurde. Ebenfalls im März 1848 versammelt sich eine Menschenmenge vor dem Berliner Schloss und fordert die Freilassung polnischer Freiheitskämpfer. König Friedrich Wilhelm IV gewährt ihnen daraufhin Amnestie und die befreiten Polen werden in einem Triumphzug durch die Stadt geleitet. Auch verspricht der König einer polnischen Abordnung aus Posen eine „nationale Reorganisation“. Darauf bildet sich in Posen ein “Nationalkomitee“.

In den Folgemonaten vermehrte sich dann aber zunehmend der Einfluss skeptischer und ablehnender Stimmen. Zunächst stößt das Projekt einer „nationale Reorganisation“. auf den erbitterten Widerstand des Befehlshabers der preußischen Truppen in Posen, General Colomb.  Der mit der Reorganisation Posens beauftragte Generalmajor von Willisen  wird bereits im April nach Berlin zurück beordert. Daraufhin kommt es im April zu Zusammenstößen und Gefechten zwischen polnischen Freischärlern und preußischen Truppen, bei denen aufständische Polen  unter Mieroslawski fast nur mit Sensen bewaffnet waren und von der preußischen Übermacht militärisch niedergeschlagen wurden. Am 10. Mai 1848 mussten die polnischen Freischärler aufgeben , ihr Anführer Mieroslawski wurde in Gefangenschaft genommen und die „nationale Reorganisation“ zurückgenommen.

Nun kippte die Stimmung in Preußen, zumal die deutsche Minderheit in der Provinz Posen ihre weitere Zugehörigkeit zu Preußen/Deutschland gefordert hatte. Es entwickelt sich eine feindselige Stimmung zwischen deutscher und polnischer Bevölkerung in den Ostprovinzen, vor allem in Posen.[43]

Auch bei den liberalen deutschen Politikern ändert sich die Stimmung und die Mehrheit der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche stimmt nun für die Einverleibung Posens in einen deutschen Nationalstaat (bis auf einen kleinen für polnische Autonomie vorgesehenen Bezirk im Raum Gnesen).  Danach  war die „Polenbegeisterung“ Vergangenheit  und das Projekt einer Autonomie für Posen gescheitert.[44] 

In Preußen war in der Folge von Integration und Akzeptanz polnischen Nationalgefühls, wie 1815 noch von König Friedrich Wilhelm III. und 1848 von Friedrich Wilhelm IV versprochen, nicht mehr die Rede.

Die Politik Preußens wurde ab 1862 entscheidend durch Otto von Bismarck geprägt und gestaltet. Väterlicherseits entstammte er einem alten  Landadelsgeschlecht der Altmark und vertrat von daher natürlich eine konservative Politik zugunsten der ostelbischen Juncker und Feudalherren. Nach Studium und Militärdienst  war er im diplomatischen Dienst für Preußen tätig, zunächst beim Bundestag in Frankfurt, später in St. Petersburg und Paris.  Im preußischen Verfassungskonflikt zwischen König und Parlament berief König Wilhelm I Bismarck als preußischem Ministerpräsidenten. Mit dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung sah Bismarck die Chance,  einen kleindeutschen Nationalstaat unter preußischer Führung und unter Ausschluss Österreichs zu schaffen .  

Im Deutschen Bund konnten noch problemlos nichtdeutsche Elemente (Polen, Tschechen, Italiener u. a.) integriert werden, weil er kein Nationalstaat war und ein Garant für eine  mitteleuropäische Friedenslösung. Wenn Bismarck noch 1863 anders gewollt hätte, wäre eine alle Ethnien umfassende mitteleuropäische Bundeslösung auf der Basis eines Dualismus der deutschen Führungsstaaten Preußen und Österreich möglich gewesen. Die von Bismarck durchgesetzte kleindeutsche Lösung durch den deutschen Bruderkrieg von 1866 war dann nicht nur für den Zusammenhalt der deutschen Kultur(-Nation) verheerend. Mehr als ein Viertel deutschen Gebietes  mit ca, 12 Millionen Deutschen wurde nach 1866 völkerrechtlich Ausland.  Nach dem Krieg  gegen Frankreich von 1870/71 hatte Bismarck sein Ziel erreicht, die Gründung des (Klein-) Deutschen Reichs unter preußischer Führung. Negativer Begleiteffekt der Zerstörung des Deutschen Bundes war eine nun verstärkte Germanisierungspolitik in Preußen, aber auch in Österreich-Ungarn erstarkten die nationalistischen Kräfte gegenüber den Vertretern eines übernationalen Bundes, eine für den gesamten mitteleuropäischen Raum verheerende Entwicklung, da es natürliche  Grenzen zwischen den verschiedenen Völkern und Ethnien nicht gab.

Preußische Germanisierungs-Politik nach 1848 – Bismarcks Polen-Politik

Während der preußische Staat wie geschildert zunächst einen sehr liberalen Kurs hinsichtlich seiner fremdsprachigen Minderheiten verfolgte (s.o.), schwankte seine Politik gegenüber seinen polnischen Bürgern bis 1848 zwischen Toleranz und Repression. Nach den 1848er Aufständen änderte sich diese Politik zunehmend in eine antipolnische Richtung. Eugen von Puttkammer, Oberpräsident von Posen in den 1850er Jahren, betrieb wie sein Vorgänger von Flottwell eine Germanisierungspolitik, allerdings mit realistischer Einschätzung. Dem „Polonismus“ gegenüber müsse man eine feste Haltung einnehmen, ihn zu versöhnen sei unmöglich, ihn auszurotten inhuman und auch unmöglich, also bleibe nichts anderes übrig, als ihn energisch in der ihm zukommenden Stellung zu halten. Carl von Horn, sein Nachfolger als Oberpräsident von 1862 bis 1869 erklärte zunächst, dass Preußen Sprache, Religion und Sitten der Polen achten würde und Preußen lediglich darauf bestehe, das als zweite Sprache Deutsch unterrichtet wird. Nach dem Aufstand in Russisch-Polen 1863 änderte sich diese pragmatische Einstellung.

In einem Geheimabkommen vom 8. 2. 1863 (der sogenannten Alvenslebenschen Konvention) zwischen Preußen und Russland  verpflichteten sich beide Staaten zur militärischen Unterstützung und Bekämpfung nationalpolnischer Erhebungen. Zar Alexander II lässt den Aufstand blutig niederschlagen. Und Preußen – vertreten durch Carl von Horn -  ließ nun verlauten, dass es sein Ziel sei, die Provinz Posen so zu wandeln, dass sie überwiegend deutsch wird.

Nach dem deutsch-deutschen Krieg 1866  wurde das Großherzogtum Posen und die übrigen polnisch-preußischen Gebiete als Teil Preußens in den neu geschaffenen Norddeutschen Bund mit eingegliedert. Vor allem was Posen betrifft, bedeutete dies einen offenen Bruch der 1815 auf dem Wiener Kongress zugesicherten Sonderstellung. Danach steuerteBismarck Ende der 1860er Jahre konsequent auf die Schaffung eines kleindeutschen neuen Deutschen Reichs zu. Vorübergehend wollte er in dieser Phase die katholischen deutschen Bundesstaaten im Süden nicht mit einer antikatholischen Politik verärgern. So bremste er 1869 die Politik von Horn und hat ihn schließlich  abberufen. Dies war aber bei Bismarck kein Sinneswandel, sondern Taktik, denn  gleichzeitig beschwerte er sich beim König, dass die polnische Sprache in den Ostprovinzen im Vordringen sei und der Unterricht in deutscher Sprache boykottiert werde.[45]  

Bismarck war kein Nationalist im heutigen Sinne. Er war eher ein preußisch denkender Machtmensch, der mit großer Intelligenz und taktischer Raffinesse ausgestattet war. Er nutzte den damals  herrschenden  Zeitgeist, um einen kleindeutschen Nationalstaat unter preußischer Führung zu verwirklichen.  Diese Entwicklung führte fast zwangsläufig zu einer nationalistischen Politik der Unterdrückung von Minderheiten. Seine Haltung gegenüber Polen drückt  sich plastisch in drei überlieferten Zitaten aus:

●„Haut doch die Polen, dass sie am Leben verzagen; ich habe alles Mitgefühl für ihre Lage, aber wir können, wenn wir bestehen wollen, nichts andres tun, als sie ausrotten; der Wolf kann auch nichts dafür, dass er von Gott geschaffen ist, wie er ist, und man schießt ihn doch dafür tot, wenn man kann." (Bismack in einem Brief an seine Schwester Malwine aus dem Jahr 1861- Bismarck-Briefe, 1955, S. 276.

Und seine Meinung hinsichtlich des Verhaltens eines geduldeten neuen souveränen Staates Polen:

Befriedigen können wir die Ansprüche, welche dieser neue Nachbar Polen auf unsere Kosten erheben würde, niemals. Sie würden außer Posen und Danzig sich demnächst auf Schlesien und Ostpreußen richten. und die Landkarten, in welchen die Träume der polnischen Insurrektion ihren Ausdruck finden, bezeichnen Pommern bis an die Oder als polnische Provinz.

(an den Londoner Gesandten Graf Bernstorff, 7. 2. 1863)

Und an anderer Stelle:

„Man kann Polen in seinen Grenzen von 1772 herstellen wollen, ihm ganz Posen, Westpreußen und das Ermland wiedergeben; dann würden Preußens beste Sehnen durchschnitten. Andererseits kann eine Wiederherstellung Polens in einem geringeren Umfange beabsichtigt werden, etwa so, dass Preußen nur den entschieden polnischen Teil des Großherzogtums Posen hergäbe. In diesem Fall kann nur der, welcher die Polen gar nicht kennt, daran zweifeln, dass sie unsere geschworenen Feinde bleiben würden, solange sie nicht die Weichselmündung und außerdem jedes polnisch redende Dorf in West- und Ostpreußen, Pommern und Schlesien von uns erobert haben würden.“[46]

Auch wenn man Bismarck keinen persönlichen Hass gegenüber den Polen unterstellen kann, so hat er aber auch kein objektives Gefühl für ihre Lage gezeigt. Diese fatale Sichtweise ermöglichte es ihm, fortan - wenn taktisch notwendig - erbarmungslos gegen sie vorzugehen.

Indirekt trug dies aber auch zur Festigung eines polnischen Nationalbewusstseins bei. Galt bis 1848 „ich bin Katholik und spreche polnisch“ galt nun für viele Polen in Preußen: „ich kämpfe für das Anderssein, ich bin Pole, also bin ich Katholik“.

Alle Hoffnungen auf eine Autonomie polnischer Gebiete oder gar gleichberechtigte Beziehungen zwischen Polen und Deutschen mussten daher nach 1871 begraben werden.[47]

Preußisch-deutsche Germanisierungs-Politik nach 1871

Die franzosenfreundliche Haltung der polnischen Bevölkerung während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 und die 1871 erfolgreiche Gründung des (Klein-) Deutschen Reichs bewirkte beim nunmehrigen Reichskanzler Bismarck einen endgültigen Sinneswandel. Hatte er vor 1866  einen dynastisch preußischen Nationalismus gepredigt, der durchaus nicht Deutsch als Muttersprache voraussetzte, so war nun nach der Reichsgründung eine andere Zielrichtung angesagt, nämlich ein deutscher Nationalstaat. Demgegenüber war für patriotische Polen die Eingliederung in einen deutschen Nationalstaat ein niemals akzeptierter Akt.

Ein Vertreter der polnischen Fraktion im neuen Deutschen Reichstag brachte es auf den Punkt, in dem er darauf hinwies, dass sich die Polen in einem deutschen Nationalstaat ausgeschlossen fühlten. Er erinnerte Bismarck an dessen eigene Worte, dass eine Nation das Recht habe zu existieren, zu atmen und sich zu vereinigen. Dieses göttliche  und unabdingbare Recht, das die Deutschen für sich selbst forderten, sollten sie nun auch anderen – nämlich den Polen – gewähren.[48]

Bereits im Preußischen Landtag gab es seit 1849 trotz des eingeschränkten Wahlrechts eine polnische Fraktion (Kolo Polskie). Ebenso im Parlament des Norddeutschen Bundes nach 1867 und seit 1871 im Deutschen Reichstag. Wahlberechtigt zum Reichstag waren im Gegensatz zum preußischen Landtag alle männlichen Staatsbürger über 25 Jahren und gewählt wurde nach dem reinen Mehrheitswahlrecht (wie heute noch in Großbritannien). Allerdings galten bis zum Ende des 1. Weltkriegs die Wahlkreisgrenzen aus der Zeit des Norddeutschen Bundes.  Auch bei diesem Wahlsystem konnten bis 1918  stets zwischen 13 (1887) und 20 (1907) Reichstagsmandate durch Polen gewonnen werden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dominierten adelige Großgrundbesitzer undGeistliche in der polnischen Fraktion. Ihre Politik beschränkte sich häufig auf Appellationen gegen die Benachteiligung von Polen, die Zurückdrängung der polnischen Sprache und Germanisierungsmaßnahmen aller Art. Später wurden sie mehr und mehr von einer neuen Generation bürgerlicher Politiker mit nationaldemokratischer Gesinnung abgelöst.(s.u.)

Bismarck hingegen sprach fortan mit gespaltener Zunge, um Deutsche und Polen für seine Politik zu gewinnen. Während er einerseits an den deutschen Nationalismus appellierte, forderte er von den Polen preußischen Patriotismus. Er kam zu  der Auffassung, dass die bestehenden Gesetze einer Ausbreitung der deutschen Sprache in den polnischen Landesteilen zwar nicht entgegenstehen, aber der Einfluss der Lokalgeistlichen verhindere ihre Anwendung. Daher veranlasste er in den folgenden Jahren eine Vielzahl von Gesetzen und Anordnungen, um den deutschen Charakter der Ostprovinzen zu verbessern und den polnischen Anteil zurückzudrängen.

So wurde in den Jahren 1872-73 durch königliche Erlasse die Germanisierung der Schulen in den Ostprovinzen eingeleitet. Als erste Maßnahme entwarf der preußische Kulturminister Mühler das am  11. 3. 1872 verabschiedete Schulinspektionsgesetz, das die Ernennung und Entlassung von Schulinspektoren der Regierung vorbehielt. Daraufhin wurde 86 Erzpriestern polnischer Nationalität ihre bisherige Befugnis entzogen, die bis dahin  für die Schulaufsicht über 2481 katholische Schulen in Posen, Westpreußen und Oberschlesien zuständig waren. Damit begann der sogenannte Kulturkampf, von dem nachstehend noch zu berichten ist.

In einem Erlass von 1873 wurde die Abschaffung der polnischen Muttersprache im Unterricht (außer im Religionsunterricht und Polnisch als Unterrichtsfach) angeordnet.[49] 1876 wurde Deutsch Amtssprache aller Behörden. Die Ansiedlung von Deutschen in den polnischsprachigen Gebieten wurde massiv gefördert. Ein Fond von 100 Millionen Reichsmark wurde zur Stärkung des deutschen Elements in den Provinzen Westpreußen und Posen geschaffen, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. All das trug auf der polnischer Seite dazu bei, dass vermehrt polnische Vereinigungen gegründet wurden, die sich für den Erhalt polnischer Sprache und Kultur einsetzten und langfristig die Wiederherstellung des polnischen Staates forderten. Aufgrund der preußischen Schulpolitik mussten patriotische Polen dem Verlust der Muttersprache  entgegen wirken und  bildeten polnische bürgerliche Bildungsvereine, die den Mangel auszugleichen versuchten.

Der Zentralverein polnischer Grundbesitzer, gegründet von Maximilian Jackowski, beschließt unter seiner Führung im Februar 1873 die Gründung polnischer Bauernorganisationen in den preußischen Teilen Polens. Bis 1877 werden 105 polnische Bauernvereine gegründet, wodurch die Landwirtschaft organisatorisch unabhängiger von deutschen Stellen wurde.

Ebenfalls 1873 gründete der Geistliche Szamarzewski 14 polnische Genossenschaften, deren Vorsitz er führte. Damit wurden polnische Gewerbebetriebe unabhängiger von deutschen Banken. 

Der Kulturkampf Bismarcks

Der von Bismarck veranlasste Kulturkampf hatte viele Wurzeln. Sicher war ihm der Einfluss polnischer Geistlicher auf das Schulwesen in den Ostprovinzen ein Dorn im Auge. Aber es gab auch noch andere Auslöser. Wir erinnern uns: Papst Pius IX. verfolgte einen streng konservativen Kurs. 1864 veröffentlichte er den Syllabus errorum (das „Verzeichnis der Irrtümer“), eine Auflistung von 80 angeblichen Irrtümern der Moderne in Politik, Kultur und Wissenschaft. Darin verurteilte er Rede- und Religionsfreiheit sowie die Trennung von Staat und Kirche. 1870 wurde der Vatikanstaat aufgelöst und in das neue Italien eingegliedert. Den Verlust an weltlicher Macht versuchte Papst Pius IX durch mehr Macht in der katholischen Kirche zu kompensieren. Auf dem Konzil im gleichen Jahr wurde das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit in Glaubensfragen erlassen. Gleichzeitig wurde im Vatikan die kirchliche Machtzentrale verstärkt und das Einsetzen von Bischöfen in den weltweiten Diözesen wurde päpstliches Recht. Außerdem war die katholische Kirche seit dem Mittelalter Trägerin vieler Einrichtungen z. B. im Schulbereich und im Sozialbereich und beanspruchte für sich das Recht der Eheschließung statt der Zivilehe. Diese Auseinandersetzung war ein gesamteuropäisches Problem und es gab in vielen europäischen Ländern, aber auch in Mexiko und Brasilien Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Staat um die Zuständigkeitsbereiche. 

In Deutschland kam aber ein weiterer Aspekt hinzu. Nach der Gründung des deutschen Reiches 1871 fürchtete Reichskanzler Fürst Bismarck, dass die neue deutsche Einheit besonders in Gebieten mit katholischer Bevölkerung - und in den Ostprovinzen mit zudem anderer Muttersprache - durch Fremdeinflüsse aus dem Vatikan gefährdet würde. Deshalb versuchte man den Einfluss der Kirche einzudämmen. Als Folge wurde das oben erwähnte neue Schulaufsichtsgesetz geschaffen, das die Schulen staatlicher Aufsicht unterstellte und damit dem kirchlichen, d. h. katholischen Einfluss entzog. 1873 wurde durch die Maigesetze die Kontrolle kirchlichen Vermögens durch gewählte Gemeindevertreter eingeführt. 1874 wurde Gesetz, dass nur die Zivilehe gültig war und wer kirchlich heiraten wollte konnte dies erst nach der standesamtlichen Trauung.

Der „Kulturkampf" im preußischen Teilgebiet mit seiner starken antipolnischen Tendenz führt zu erheblichem Widerstand. Polnische Geistliche, die sich weigerten, der Sprachregelung Folge zu leisten, wu rden entlassen oder verhaftet. 1874 wurde Erzbischof Ledochowski von Gnesen-Posen gewaltsam aus seinem Amt entfernt und in Haft genommen, weil er sich gegen die Kulturkampfpolitik Preußens aussprach. In Reaktion darauf solidarisiert sich die katholische Zentrumspartei im Reichstag mit der polnischen Fraktion.

Bis  zur Beendigung des Konflikts wurden 1800 katholische Pfarrer - darunter viele Polen - wegen Widerstands gegen die neuen Gesetze ins Gefängnis gebracht. Die katholische Zentrumspartei erhielt durch die Auseinandersetzung erheblichen Zulauf und in den Ostgebieten wurde der Widerstandswille der Polen erheblich gestärkt. Als Pius IX. 1878 starb, folgte ihm Leo XIII. im Amt. In direkten Verhandlungen mit der Kurie wurden harte Gesetze abgemildert. Im Sommer 1882 nahm Preußen wieder diplomatische Beziehungen zum Vatikan auf. Die 1886 und 1887 erlassenen Friedensgesetze führten schließlich zur Beilegung des Konflikts. Leo XIII. erklärte am 23. Mai 1887 öffentlich den „Kampf, welcher die Kirche schädigte und dem Staat nichts nützte“, für beendet. Nicht beendet wurde jedoch der Einfluss des preußischen Staates auf die Schulen in den Ostprovinzen mit polnischer Bevölkerung.

Die Zeit nach dem Kulturkampf bis zum 1. Weltkrieg

Bismarck verschärfte ab 1885/86 schubweise seine  Anti-Polenpolitik. Ungefähr 35.000 Polen ohne deutsche Staatsangehörigkeit wurden nach Russland und zum geringeren Teil nach Galizien ausgewiesen. Das Vorgehen preußischer Polizisten bei dieser Maßnahme erzeugte bei vielen Polen neuen Hass gegen die Deutschen.

1886  folgt das Gesetz zur deutschen Ansiedlung in den Provinzen Posen und Westpreußen. Es sieht den Aufkauf polnischer Güter mit Staatsmitteln durch die Ansiedlungskommission, eine günstige Kreditpolitik für deutsche Siedler und eine rigide Kreditpolitik gegen Polen vor. 100 Millionen Reichsmark stellt die preußische Regierung zur Verfügung. Die Summe wächst bis 1914 auf 550 Millionen. Doch die Polen verstehen es, sich zu wehren. Sie gründen mit Geldern des polnischen Adels eine eigene Kreditbank, die Verbandsbank, Bank Zwiazku, und die Landbank, Bank Ziemski. Beide Banken arbeiten erfolgreicher und gewinnträchtiger als die deutsche Konkurrenz. Der Konkurrenzkampf treibt die Bodenpreise in die Höhe. Das führt letztlich dazu, dass deutsche Gutsbesitzer lieber verkaufen als polnische und diese verkaufen ohnehin nur an Polen.

Nach der Entlassung Bismarcks kamen zwar einige Jahre der Entspannung unter Kanzler Caprivi (1890-94). Jozef von Koscielski – damals Vorsitzender der polnischen Reichstagsfraktion - versuchte, die polnische Fraktion zur Stütze der Regierung zu machen, und für das Votum zugunsten der Caprivischen Handelsverträge Milderungen der Anti-Polenpolitik zu erreichen. Hinzu kamen bei polnischen Großgrundbesitzern – wie Fürst Ferdynand Radziwill - die Furcht vor Sozialismus und russischem Panslavismus, was sie in ihrer loyalistischen Haltung bestärkt hatte.  Dies blieb aber nur eine kurze Episode, denn ab 1896/97 stellte die Berliner Regierung die Weichen klar auf Konfrontation. 1904 wird ein Feuerstättengesetz erlassen, das polnischen Siedlern verbietet, auf neu erworbenem Boden ein Haus zu errichten und 1908 erlaubt ein Enteignungsgesetzt die Konfiszierung polnischen Grundbesitzes. Das geschieht zwar nur in 4 Fällen, hat aber eine provokative Wirkung. Diese Maßnahmen stießen auf erheblichen Widerstand der immer mächtiger gewordenen Nationaldemokraten.[50]  

Lange Zeit gab es im Deutschen Reichstag eine Kooperation von Polen-Fraktion und katholischer Zentrumspartei als Folge  des gemeinsamen Widerstandes im sogenannten  Kulturkampf. Seit Mitte der 1890er Jahre, vor allem aber seit 1903 wegen der Konkurrenzsituation bei Wahlen in Oberschlesien, lockerte sich diese Kooperation und polnische Abgeordnete aus Oberschlesien traten nun der polnischen Fraktion anstelle der Zentrumsfraktion bei. Auf der anderen Seite verstärkte das "deutsche Lager" in national umkämpften Gebieten die Zusammenarbeit. Beim Mehrheitswahlrecht war im 1. Wahlgang die absolute Mehrheit erforderlich. Danach fand eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den höchsten Stimmanteilen aus der Vorwahl statt. Hier schloss sich nun häufig das "deutsche Lager" zusammen, um das Wahlkreis-Mandat für eine deutsche Partei gewinnen zu können.

Wie schon erwähnt, wurden in mehrheitlich polnischen Gebieten zunächst überwiegend polnische Großgrundbesitzer und Geistlich in den Reichstag gewählt,  die ein konservatives Weltbild und ihre Besitzinteressen vertraten. Sie waren  der Meinung, dass es den Polen in Preußen insgesamt besser ergehe als im russischen Teilungsgebiet. Die Vertreter dieser staatsloyalen Haltung  wurden Ende des 19. und  Anfang des 20. Jahrhunderts vielfach von einer neuen Generation des polnischen Bildungsbürgertums mit einer ausgeprägt nationaldemokratischen Gesinnung abgelöst.[51]

Von 1889 bis 1918 war Ferdinand von Radziwill Vorsitzender der polnischen Reichstagsfraktion. Er vertrat den Wahlkreis Posen seit der Reichsgründung und war gleichzeitig auch Abgeordneter im preußischen Landtag. Abgesehen von der Zeit des Kulturkampfs vertrat er stets eine staatsloyale Haltung, selbst noch im 1. Weltkrieg. Sein Einfluss ging aber im Laufe der Zeit immer mehr zu Gunsten einer nationalpolnischen Haltung verloren. Diese wurde vor allem durch die 1903 gegründete Polnische Nationaldemokratische Partei vertreten.  Einer ihrer führenden Köpfe war Wojciech (geboren als Adalbert) Korfanty. Er war von 1903 bis 1912 der erste Abgeordnete mit einem Mandat der Polnischen Nationaldemokraten – gewählt im Wahlkreis Kattowitz /Oberschlesien, 1918 kam er über eine Nachwahl erneut in den Reichstag und war von 1904 bis 1918 zugleich Abgeordneter des Preußischen Landtags. Zum Ende des 1. Weltkriegs setzte er sich – unter Berufung auf den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und dessen 14 Punkte -  für ein unabhängiges Polen ein und war Organisator der Aufstände und der Volksabstimmung in Oberschlesien. Im neuen polnischen Staat nach 1918 spielte er anfangs eine wichtige Rolle (davon mehr in einem späteren Post).[52]

Gescheiterte deutsch-polnische Beziehung in Preußen / Deutschland

Betrachtet man die konkreten Ergebnisse der preußischen  Germanisierungspolitik,, bleibt deren Erfolg weit hinter dem Schaden zurück, den sie für ein funktionierendes deutsch-polnisches Miteinander angerichtet haben. Im Gegenteil trugen sie zu einer viel stärkeren Bildung eines Nationalbewusstseins der Polen bei. Das Bekenntnis zum römisch-katholischen Glauben wurde durch den Kulturkampf Bismarcks noch gestärkt. Polnische Identität war gleichbedeutend mit dem Bekenntnis zur katholischen Kirche und zur polnischen Nation. In meinem Post „Polen in Deutschland – Ruhrpolen“ kann man nachlesen, wie sehr dieser Glaube die Polen geprägt hat und welche Opfer sie auch in der Fremde bereit waren, dafür auf sich zu nehmen.

Aber auch die tatsächlichen ethnischen Verhältnisse in den preußischen Ostprovinzen haben sich in der Zeit nach der Reichsgründung bis 1918 nicht zu Gunsten der deutschen Bevölkerung entwickelt, obwohl mit viel Geld und staatlicher Einflussnahme versucht wurde eine Änderung der Bevölkerungsstruktur herbeizuführen. Es scheiterte sowohl der Versuch, wesentliche  polnische Ländereien aufzukaufen,  als auch das  Bemühen, deutsche Siedler in die östlichen Provinzen zu holen. Auch die staatlichen Bemühungen, über einen deutschsprachigen Schulunterricht eine Wende herbeizuführen sind rückblickend gescheitert. Immer wieder gab es Schulstreiks wie 1901 in Wreschen, die  für internationales Aufsehen sorgten und die öffentliche Meinung gegenüber der preußischen/deutschen Regierung negativ beeinflussten. Da die Polen in den preußischen Ostprovinzen aber auch am wirtschaftlichen Aufschwung des deutschen Kaiserreichs teilnahmen, entwickelte sich bei ihnen wie im übrigen Reich ein bescheidener Wohlstand. Eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung spielten das Ruhrgebiet, in das viele Polen aus den Ostprovinzen abwanderten (siehe meinen Post „Polen in Deutschland – Ruhrpolen“), aber in ähnlicher Weise das oberschlesische Industriegebiet. Auch nach dort wanderten Polen aus Westpreußen und Posen ab und verstärkten damit das polnische Element in Oberschlesien.

Der wirtschaftliche Aufschwung und die Bildung eines polnischen Mittelstands ermöglichte es polnischen Eltern,  Vereine und Organisationen zu gründen, in denen polnische Kinder unter sich waren und wo die polnische Sprache und Kultur gefestigt wurde. Auch hierzu verweise ich auf meinen Post Polen in Deutschland – Ruhrpolen und auf die dortigen Abschnitte 3.2 bis 3.9 über die Gründung polnischer Turnvereine, Gewerkschaften, Mittelstands-Organisationen,  Frauen und Jugendvereinigungen.  Diese Aktivitäten gingen zum Teil vom Ruhrgebiet, zum Teil von den Ostprovinzen aus und haben sich gegenseitig beeinflusst und gestärkt. Die größere Rechtsstaatlichkeit in Deutschland gegenüber Russisch-Polen gewährleistete diese Strukturen. Trotz Abwanderung ging im Ergebnis der Anteil der Deutschen bzw. Deutschsprachigen in der Provinz Posen von 1871 bis 1910 von 44 auf 38 Prozent zurück, der Anteil der Polen stieg dementsprechend von 56 auf 62 Prozent.[53]  Eine grobe Übersicht ´über die Verteilung der Ethnien in Ostdeutschland  im Jahre 1910 gibt nachfolgendes Bild.

                            Karte 13  Ethnien_Ostdeutschland 1910

Eine detailliertere Beschreibung der ethnischen Verhältnisse in den östlichen preußischen Provinzen ist ebenfalls in meinem vorerwähnten Post „Polen in Deutschland – Ruhrpolen“ nachzulesen.

Zwischenbilanz deutsch-polnischer Geschichte 1914

Mit dem ersten Weltkrieg und seinen Folgen, insbesondere dem Vertrag von Versailles, beginnt eine neue – besonders schwierige -Zeit in den deutsch-polnischen Beziehungen, wofür ich einen eignen Post plane. Im Rückblick auf 1000 Jahre deutsch-polnischer Geschichte muss man objektiv gestehen, dass diese aus vielen verpassten Chancen besteht. Dies muss man nicht nur aus polnischer, sondern auch aus deutscher Sicht mit Bedauern feststellen.

Der Wiener Kongress hat die Chance vertan, einen eigenständigen polnischen Staat wieder herzustellen. Gleichzeitig wurden die restaurativen Kräfte in Russland, Preußen und Österreich gestärkt. So war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Wunsch der Polen nach Freiheit in einem eigenen Staat fest verbunden mit dem Wunsch vieler deutscher Demokraten nach einem geeinten, freien und liberalen deutschen Staat. Diese gemeinsame Sehnsucht – verbunden mit dem Wunsch nach einem friedlichen und demokratischen Europa wurde durch die Kräfte der Restauration und des stärker werdenden Nationalismus zerschlagen. In der liberalen deutschen Presse der 1830er Jahre konnte man lesen: „Die Wiederherstellung Polens kann nur durch Deutschland geschehen. Unsere Nation ist hierzu moralisch und rechtlich verpflichtet, um die schwere Sünde der Vernichtung Polens zu sühnen.“[54]

Der 1. Weltkrieg und die darauf folgenden Friedensverträge waren geprägt von der Ideologie des Nationalismus. Es wurden die föderalen Strukturen der Habsburg-Monarchie zerschlagen und damit die Idee einer übernationalen Lösung für die Völker in Mittel-Ost-Europa. Die deutsche Reichsregierung nach 1871 und vor allem der deutsche Kaiser Wilhelm II waren zu verblendet in ihrer auf Machterhalt und Machterweiterung konzentrierten Politik, dass sie auf eine Germanisierungspolitik setzten und jede föderale Autonomielösung der polnischen Frage im Keim erstickten. So musste man sich nicht wundern, dass dies auf der anderen Seite ebenfalls die nationalistischen und kompromiss-unfähigen Kräfte der Polen stärkte. Die Folge war ein zweiter noch grausamerer Krieg, der für Deutschland bedeutete, dass es auf seine Grenzen von vor 1000 Jahren zurückgedrängt wurde.

 


Anmerkungen

[1] Ich verweise beispielhaft auf: “Länderbericht Polen“ von Dieter Bingen/Krzysztof Ruchniewicz – Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung 2009 – ISBN 3-8933-906-0 http://www.bpb.de/internationales/europa/polen/  -  http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutsch-polnische-beziehungen/39751/geschichte-polens-bis-1918?p=1 - https://www.deutscheundpolen.de/info/projekt_jsp.html https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Polens

[2] Peter Kunze: „Kurze Geschichte der Sorben“, S. 9ff – dtv-Atlas zur deutschen Sprache, S. 74f – Neben der Lausitz wurde im Wendland (Kreis Lüchow-Dannenberg) noch bis etwa 1750 ein drawänopolabischer Dialekt gesprochen, der dem sorbischen sehr ähnlich war (Elbe-Jeetzel-Zeitung v. 21. 8. 1991) - siehe auch meinen Post 3.13 Sorben / Wenden

[3] Informationen zur politischen Bildung „Deutsche und Polen 1“ 142/1970, http://www.bpb.de/internationales/europa/polen/40652/von-den-anfaengen-bis-1918?p=1,    Paul Sethe: „Kleine Geschichte Russlands“, Verlag Heinrich Scheffler Frankfurt a. M. 1953, S. 7ff –

[5] Emil Broska „Oberschlesien im politischen Kraftfeld der Geschichte“, Bonn 1962

[6] https://www.lr-online.de/lausitzer-geschichte-als-die-lausitz-polnisch-wurde-38053024.html

[8] Müller-Sternberg: Deutsche Ostsiedlung – eine Bilanz für Europa“ Bielefeld 1969

[9] https://www.g-geschichte.de/plus/von-der-haendlergemeinschaft-zum-staedtebund/  - http://geschichte-wissen.de/blog/koggen-und-kontore-die-hanse/  - Geschichte der deutschen Länder Band 1, die Hanse von den Anfängen bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert (1495)

[11] Informationen zur politischen Bildung „Deutsche und Polen 1“ 142/1970

[13] Informationen zur politischen Bildung Nr. 142 „Deutsche und Polen 1“ – Nov. 1970 –             Dr. F. Hollunder: „Oberschlesien – was ist das?“ – herausgegeben von  der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen, 4. Auflage Januar 1981 https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Polens https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_polnischen_Herrscher - http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutsch-polnische-beziehungen/39751/geschichte-polens-bis-1918?p=all

[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Polens -  Emil Broska „Oberschlesien im politischen Kraftfeld der Geschichte“, Bonn 1962 und http://www.timediver.de/Suedwest-Polen_Indexseite.html

[16] http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Litauens

[17] http://de.wikipedia.org/wiki/Preußen_Königlich
 

[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaus_I._Leszczyński und   https://de.wikipedia.org/wiki/August_III._(Polen)

[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaus_II._August_Poniatowsk

[21] https://www.welt.de/geschichte/article172119395/Polnische-Teilungen-Als-Polen-zum-ersten-Mal-von-der-Landkarte-verschwand.html

[22] Gertrud Fussenegger: „Maria Theresia“ dtv Biographie1994, S. 277ff

(23) Wie vor

[24] Pierre Gaxotte „Friedrich der Große“ Ullstein Buch Nr. 3372, ISBN 3548 03372 5, 1977, S. 426ff und Schoeps „Preußen – Geschichte eines Staates“Propyläen-Verlag Berlin 1968, 8.Auflage, S. 81

[25] https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Warschau

[26] https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Kongress und https://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Teilung_Polens

[28] http://www.deutschlandundeuropa.de/37_98/due37k.htm und https://de.wikipedia.org/wiki/Teilungen_Polens

[32] https://www.grin.com/document/162421 - Magister Niels Gatzke

[33]https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Polens#Lage_in_Kongresspolen_(„Weichselland“)

[35] https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/galizien und https://de.wikipedia.org/wiki/Galizien und  „Von den inneren zu äußeren Grenzen: Die Auflösung von Habsburgermonarchie und Osmanischem Reich im Vergleich, in: Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im Historischen Vergleich“, eds. Becker, Joachim / Komlosy, Andrea; ProMediaVerlag. Wiien 2004:

[38] Hans-Joachim Schoeps: „Preußen – Geschichte eines Staates“ PropyläenVerlag Berlin1968, S. 185

[39] https://de.wikipedia.org/wiki/Hambacher_Fest und https://de.wikipedia.org/wiki/Polenschwärmerei

[41] Hans-Joachim Schoeps: „Preußen – Geschichte eines Staates“ PropyläenVerlag Berlin1968, S. 184ff

[43] www.preussenchronik.de/begriff_jsp/key=begriff_polenbegeisterung.html

[44] Otto Pflanze: „Bismarck – Der Reichsgründer“ Verlag C,H.Beck, München1997, S. 619

[46] https://www.deutscheundpolen.de und Hans Joachim Schoeps: „Preußen – Geschichte eines Staates“, Propyläen-Verlag Berlin1968, S. 248ff

 

[47] Otto Pflanze: „Bismarck – Der Reichsgründer“ Verlag C,H.Beck, München1997, S. 623

[48] Otto Pflanze: „Bismarck – Der Reichsgründer“ Verlag C,H.Beck, München1997, S. 618ff

[49] Hartwin Spenkuch: Rezension von: Albert S. Kotowski: Zwischen Staatsräson und Vaterlandsliebe. Die Polnische Fraktion im Deutschen Reichstag 1871-1918, Düsseldorf: Droste 2007, in: sehepunkte 8 (2008), Nr. 2 [15.02.2008], URL: http://www.sehepunkte.de
/2008/02/13616.html

[50] Albert S. Kotowski: Zwischen Staatsräson und Vaterlandsliebe. Die Polnische Fraktion im Deutschen Reichstag 1871-1918 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; Bd. 150), Düsseldorf: Droste 2007

[51] https://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Nationaldemokratische_Partei

[52] https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte

[53] siehe http://ieg-ego.eu/en/threads/european-media/european-media-events/revolution-of-1830/gabriela-brudzynska-nemec-polenbegeisterung-in-deutschland-nach-1830#InsertNoteID_10

 


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