Vorwort -
Einleitung
„Wir haben die
Ruhrpolen verdaut, also werden wir auch die Gastarbeiter verdauen.“ So soll
sich Ende der 1970er-Jahre der ehemalige
Bundeskanzler Helmut Schmidt angesichts des wachsenden Zustroms von
Gastarbeitern zum Problem der Migration geäußert haben. Tatsächlich trifft man
in Deutschland heute mit Blick auf unsere türkischen Mitbewohner häufig auf die
Meinung, dass die zwischen 1870 und 1918 ins Ruhrgebiet eingewanderten
polnischen Zuwanderer doch ein
Musterbeispiel einer gelungenen Integration seien. Um das Ergebnis meiner Recherchen vorweg zu
nehmen muss ich leider feststellen, dass eine solche Meinung mit der geschichtlichen
Realität nichts gemein hat und man sich mit dem Thema „Ruhrpolen“ intensiver
und vor allem differenzierter befassen muss. Tatsächlich muss man beim Thema
„Polen in Deutschland“ drei völlig unterschiedliche geschichtliche Perioden
betrachten:
A - Die
Zeit zwischen 1870 und 1918 – die Zeit der Zuwanderung von
Bergbau-
und Industriearbeitern in das industriell stark wachsende
Ruhrgebiet (Kapitel
1 – 4)
B - Die Zeit zwischen den beiden
Weltkriegen 1918 - 1939 (Kapitel 5)
C - Die
Zeit nach 1945 bzw. 1950 bis heute (Kapitel 6)
Denn beim Vergleich
der Situation der „Ruhrpolen“, die vor dem 1. Weltkrieg ins Ruhrgebiet zogen,
mit den Zuwanderern aus Polen, die nach
dem 2. Weltkrieg und vor allem nach der Wendezeit des Jahres 1989 nach
Deutschland kamen, ergeben sich erhebliche Differenzen. Unterschiedlicher hinsichtlich
Integration und Assimilation kann das Verhalten einer Volksgruppe wohl kaum
sein, die – zwar zeitlich versetzt - aus dem gleichen Herkunftsland in ein
Nachbarland eingewanderte. Aber dazu später mehr.