2.902 Geschichte der Griechen und der griechischen Staaten in der Neuzeit


Geschichte der Griechen und der griechischen Staaten in der Neuzeit *

In Ergänzung zu meinem Post http://euro-ethnien.blogspot.de/2015/12/210-griechen-griechenland-zypern.html

habe ich die Geschichte der Griechen in der Neuzeit als separaten Post in Tabellenform zusammengestellt. Dabei wird  mit Verweisen / Links auf den jeweils anderen Post hingewiesen, so dass der Leser m. E. eine bessere Übersicht erhält.

1453

Konstantinopel, die Hauptstadt des byzantinischen Reiches wird von den Türken (Osmanen) erobert. Damit beginnt für alle Griechen eine jahrhundertelange osmanische Fremdherrschaft

1571

Nach einer langen und bewegten Geschichte gehörte die Insel Zypern im Mittelalter zum byzantinischen Reich, später zu Genua und bis 1571 zur Republik Venedig. Dann wurde sie von den Osmanen erobert und verblieb in diesem Herrschaftsbereich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

1821 

Beginn des Befreiungskampfes der Griechen gegen die osmanische Herrschaft auf dem Peleponnes

1827

Eine britisch-russisch-französische Flotte besiegt in der Seeschlacht von Navarino die osmanisch-ägyptische Flotte, dadurch konnte der Befreiungskampf erfolgreich beendet werden und Griechenland erklärt seine Unabhängigkeit.

1830

Gründung des neu-griechischen Staates. Im Londoner Protokoll vom 3. 2. 1830 wird Griechenland als unabhängiger Staat anerkannt. Dieser griechische Staat umfasst zunächst nur das südliche und zentrale Griechenland einschließlich Euböa und einiger Inseln in der Ägäis.
Siehe die Karte 2 „Griechenland – Erweiterung des Staatsgebietes ab 1832

1831

Nach der Ermordung des ersten Regenten Graf Karpodistrias am 9. 10. 1831 wird auf Druck der Großmächte (vor allem Großbritannien, Frankreich und Russland) der 17-jährige Prinz Otto von Bayern (2. Sohn des bayrischen Königs Ludwig I – ein begeisterter Philhellene) 1832 griechischer König, zunächst unter Vormundschaft

1833

König Otto kommt nach Griechenland und regiert absolutistisch. Er gewinnt keinen Rückhalt im Volk. Gegenüber dem Osmanischen Reich hatte sich der neue Staat verpflichtet, hohe Abfindungen an türkische Landbesitzer zu zahlen. Die Einrichtung eines Katasters scheitert mangels Fachleuten und das alte osmanische Steuersystem wird fortgeführt, was eine Steuerpacht auf Basis des „Zehnten“ vorsah, ein System, das aber nur den örtlichen Grundbesitzern bzw. Pächtern nutzte, der Staat aber nie Mittel fand, um Steuerschulden einzutreiben, zumal die „Bakschisch“-Praxis aus osmanischer Zeit unkontrolliert weitergeführt wurde. Dadurch wuchsen die Staatsschulden stetig an.

1843

Erste Revolte gegen König Otto, Er wird gezwungen, eine Verfassung zu akzeptieren. Innere Konflikte halten an (siehe vorstehenden Absatz), denn der Leidtragende der Interessen-Verflechtungen zwischen Staatskontrolleuren und Grundbesitzern/Pächtern war der „gemeine Mann“

1853-1856

Im sogenannten Krimkrieg ergreift König Otto Partei für Russland, in der Hoffnung auf Territorialgewinne, weshalb er bei den Briten in Ungnade fällt. Gleichzeitig wächst der innere Druck gegen seine reaktionäre Regierung

1862

Otto und die Wittelsbacher werden aus Griechenland vertrieben und das griechische Parlament wählt den (Wunschkandidaten Großbritanniens) Prinz Wilhelm aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg zum neuen König, der 1863 als Georg I den Thron besteigt.

1864 

Eine neue Verfassung tritt in Kraft, die die Volkssouveränität und ein parlamentarisches Regierungssystem festschreibt. Im gleichen Jahr tritt Großbritannien zwar die Ionischen Inseln an Griechenland ab (Karte 1), praktisch war Großbritannien aber entscheidende (Schutz-)Macht im griechischen Staat und der König war britischer Statthalter.

1875

Georg I. war vor allem ein Garant für die britischen Interessen in Griechenland. Er brach häufig die Verfassung und regierte mit Minderheitskabinetten. Politische und wirtschaftliche Skandale am Hofe des Königs führten zu Massenprotesten, die schließlich zur erneuten Anerkennung der Verfassung durch den König und zu einer konstitutionellen Monarchie führten. Fortan bestimmten zwei große politische Parteien (Konservative und Liberale) die Politik, die außenpolitisch vom Wunsch nach Wiedererrichtung des byzantinischen Reiches bestimmt war.

1878

Das Osmanische Reich „verpachtet“ Zypern an Großbritannien, das im Gegenzug der Türkei Unterstützung gegen Russland zusagt. Von nun an ist Zypern praktisch ein britisches Protektorat.

1881

Konvention von Konstantinopel. In diesem Vertrag zwischen allen wesentlichen europäischen Mächten und dem Osmanischen Reich erhielt Griechenland die Region Thessalien und das Gebiet von Arta vom Osmanischen Reich. (Karte 2)

1893

Staatsbankrott, aufgrund gescheiterter Reformen

1897

Erfolgloser Krieg gegen das Osmanische Reich. Folge Reparationszahlungen an die Osmanen und wirtschaftliches Elend. Großmächte setzen eine Kommission zur Kontrolle der griechischen Staatsfinanzen ein. Großes Elend führt zur Auswanderung von ca. 200.000 Griechen in die USA

1898

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es zahlreiche Aufstände der griechischen Bevölkerung auf Kreta gegen die osmanischen Herrscher., die z. T. blutig niedergeschlagen wurden. Aufgrund einer Intervention Großbritanniens, Frankreichs und Russlands erhielt Kreta 1898 eine weitgehende Autonomie unter osmanischer Oberhoheit. Auch im osmanisch kontrollierten Makedonien kam es immer wieder zu Aufständen der dort lebenden Griechen, die aber wegen der Rivalität mit den dortigen Slawo-Mazedoniern (Bulgaren) nicht zur Autonomie führten.

1909

Aufstand junger Offiziere in Athen gegen den König und seinen Einfluss. Der Anführer des Aufstands Eleftherios Venizelos wurde Ministerpräsident und leitete Reformen ein. Er schmiedete eine Allianz mit Serbien, Montenegro und Bulgarien gegen das Osmanische Reich, um von Griechen bewohnte Gebiete unter osmanischer Herrschaft zu befreien

1911-1912

Italienisch-Türkischer Krieg: 29. 9. 1911 Kriegserklärung Italiens an das Osmanische Reich. Der Krieg wurde vor allem in Nordafrika und im Mittelmeer ausgetragen. Im Frieden von Ouchy (18. 10. 1912) trat das Osmanische Reich die wesentlichen Gebiete des heutigen Libyen und den Dodekanes an Italien ab.

1912

Die Allianz aus Serbien, Montenegro, Bulgarien und Griechenland ging aus dem 1. Balkankrieg als Sieger gegen das Osmanische Reich hervor, das alle europäischen Gebiete bis auf einen kleinen Bereich um Konstantinopel / Istanbul verlor. Griechenland erhielt auf der Friedenskonferenz von London am 30. 5. 1913 den größten Teil von Epirus, die Insel Kreta und viele Inseln in der Ägäis. Siehe Karte 2

1913

Mit dem Ergebnis des Friedens von London (30.5.1913) waren die Sieger nicht zufrieden und es kam zum 2. Balkankrieg zwischen Bulgarien auf der einen und Serbien, Griechenland und auch der Osmanen auf der anderen Seite. Bulgarien verlor den Krieg und musste auf weite eroberte Gebiete verzichten. Griechenland erhielt im Frieden von Bukarest am 10. 8. 1913 große Teile Makedoniens mit Thessaloniki. Bulgarien behielt nur einen schmalen Landstreifen zum Mittelmeer (Westthrakien), während die Türken Ostthrakien zurück bekamen. –
siehe Karte 2

1914 -1918

Endgültige Annexion von Zypern durch Großbritannien.

Im 1. Weltkrieg blieb Griechenland zunächst neutral, da
der König Konstantin I deutschfreundlich war. Ministerpräsident Venizelos wollte jedoch einen Kriegseintritt auf Seiten der Entente. Nach Intervention von Großbritannien und Frankreich verzichtete König Konstantin 1917 zugunsten seines Sohnes Alexander auf den Thron und wurde 1918 gezwungen ins Exil zu gehen. Der Bereich von Nord-Epirus wurde von Griechenland besetzt – siehe Karte 2

1920

Im Friedensvertrag von Sèvres erhielt Griechenland Ost-Thrakien und ein Mandat über das türkische Gebiet um Smyrna (Heute Izmir).

König Alexander stirbt im Oktober 1920 und Ministerpräsident Venizelos erleidet eine Wahlniederlage. Daraufhin wird durch Volksabstimmung vom 15.12.1920 der alte König Konstantin I wieder eingesetzt.

1920 - 1922

Griechische Militäreinheiten besetzen Smyrna. Nationalisten sehen die Chance von hier aus den alten Traum der „Megali Idea“ (Wiederherstellung des Byzantinischen Reichs) zu verwirklichen und beginnen den Griechisch-Türkischer Krieg mit dem Vormarsch auf Ankara. Das osmanische Heer unter Mustafa Kemal Atatürk stoppt den Vormarsch und das griechische Heer wird vernichtend geschlagen, die sog. Kleinasiatische Katastrophe beginnt (Ende einer 3000jährigen griechischen Präsenz in Kleinasien).

In der Folge fliehen Millionen Griechen aus Kleinasien oder werden von dort unter grauenvollen Umständen vertrieben.
König Konstantin dankt erneut ab und Ministerpräsident Venizelos kehrt zurück.

1923

Die Türkei erkennt im Vertrag von Lausanne die britische Annexion Zyperns an (1925 wird Zypern britische Kronkolonie).

Im Friedensvertrag von Lausanne muss Griechenland Ostthrakien, die Inseln Imbros und Tenedos sowie das Gebiet von Smyrna/Izmir wieder an die Türkei abtreten. Es wird ein Bevölkerungsaustausch vereinbart, der die Aus- bzw. Übersiedlung von über 1,5 Millionen Griechen aus der Türkei und ca. 500.000 Türken aus Griechenland vorsieht. Basis der Aus-/Umsiedlung ist allerdings nicht die ethnische Zugehörigkeit sondern die Religion (griechisch-orthodox bzw. muslimisch). Die Aussiedlung der Griechen gestaltet sich bald zur Zwangsvertreibung mit unzähligen Opfern. Siehe Karte 2 und meinen Post http://euro-ethnien.blogspot.de/2013/11/2180-mazedonier-slawo-mazedonier.html

Weiterhin musste die Türkei die Abtretung der Inselgruppe des Dodekanes an Italien endgültig anerkennen. Die Inselgruppe mit dem Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum Rhodos wurde von Italien als „Italienische Ägäis-Inseln“ verwaltet, Italienisch wurde zur offiziellen Sprache

1924 - 1939

Unruhige Jahre geprägt von sozialen Unruhen und politischer Instabilität. Ständige Wechsel zwischen königstreuen und republikanischen Regierungen, Anwachsen der Kommunistischen Partei, Militärputschen, Absetzung des Königs und dessen Rückkehr (1935). 1936 Staatsstreich durch General Ioannis Metaxas mit Einverständnis des Königs Georg II. Einführung eines faschistisch-totalitären Systems 

1940

Einmarsch Italiens von Albanien aus nach Griechenland. Damit begann für Griechenland der 2. Weltkrieg. Die Griechen konnten jedoch die Italiener nach Albanien zurückdrängen. Da Hitler nun ein Eingreifen Großbritanniens fürchtete, befahl er 

1941

den Einmarsch der deutschen Wehrmacht (April) und die Besetzung Kretas (Mai) durch deutsche Fallschirm- und Gebirgsjäger. Griechenland wurde in 3 Besetzungszonen aufgeteilt (Bulgarien besetzte den Nordosten, Italien den größten Teil und Deutschland strategisch wichtige Punkte. 

1942 - 1944

Im Winter 1941-42 große Hungersnot der Bevölkerung, Bildung von Widerstandsgruppen, die sich jedoch auch untereinander bekämpften ( Vorzeichen des späteren Bürgerkriegs). Nach der italienischen Kapitulation 1943 übernahm die deutsche Wehrmacht die Kontrolle über das bisher italienisch besetzte Gebiet. In der Folge verstärkte Angriffe der Widerstandskämpfer auf die deutsche Besatzung und grausame Repressalien der Besatzungsmacht auch an der Zivilbevölkerung, Verfolgung und Deportation der Juden . Frühjahr 1944 Treffen aller griechischen Vertreter des politischen Spektrums im Libanon, Bildung einer Übergangsregierung unter dem probritischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou. Im Oktober schlossen die Briten (Churchill) ein Geheimabkommen mit Stalin, das den Briten freie Hand in ihrer Einflusszone Griechenland gab, darauf und nach Abzug der Wehrmacht aus Griechenland erfolgte im Dezember 1944 die britische Invasion. Die Übergangsregierung nahm ihre Arbeit in Athen auf. In innergriechische Auseinandersetzungen mischten sich die Briten zu Gunsten der rechten Parteien ein. 

1945

(Febr.) im Athener Vorort Varkiza wird ein Friedensabkommen zwischen rechtem und linkem Lager geschlossen, das Entwaffnung aller Partisanen, Amnestie und freie Wahlen vorsah. Das royalistische Lager übernahm jedoch die Macht und verfolgte linke Widerstandskämpfer 

1946 - 1949

Griechischer Bürgerkrieg – Wahlen im März 1946 wurden von den linken Gruppen boykottiert. Im September kommt König Georg II nach einer manipulierten Volksabstimmung zurück und spaltete die griechische Gesellschaft weiter. Angeführt wurde der linke Widerstand von der Kommunistischen Partei unter ihrem Generalsekretär Nikolaos Zachariadis, dessen Untergrundkämpfer vor allem aus Tito-Jugoslawien unterstützt wurden. Nach dem Bruch Titos mit Stalin und falscher Taktik der griechischen Kommunisten schloss Tito die Grenzen und die Partisanen bekamen weder Nachschub noch hatten sie Rückzugsmöglichkeiten. Im August 1949 wurden die Partisanen durch die griechische Armee vernichtend geschlagen. Über 100.000 fliehen nach Albanien und in andere kommunistische Länder. Zwischenzeitlich hatten die US-Amerikaner die Briten als Schutzmacht abgelöst und wollten das Land mit dem Marshall-Plan wieder aufbauen. Die Hilfsgelder von 2 Milliarden Dollar verschlang aber der Bürgerkrieg und versickerten bei korrupten Politikern. In kurzer Folge sterben König Georg II und sein Nachfolger Paul I. Dessen Nachfolger Konstantin II geht nach einem Militärputsch und anschließender Diktatur der Obristen unter G. Papadopulos ins Exil.

Die Inselgruppe des Dodekanes vor der türkischen Küste war nach dem Abzug deutscher Truppen von Großbritannien besetzt worden und wurde 1947 an Griechenland übergeben. (siehe Karte 2) 

1950 - 1966

Anschluss Griechenlands an den Westen, 1952 Nato-Mitgliedschaft,

Die parlamentarische Demokratie wurde durch Militär, Polizei, Justiz und Geheimdienste manipuliert (1961 Manipulation der Parlamentswahlen), Offiziell herrschte die ERE (National Radikale Union) unter dem konservativen Konstantin Karamanlis, die neu gegründete Vereinigte Griechische Linke EDA war häufig zweitstärkste politische Kraft. 1961 gründete Georgios Papandreaou eine neue Partei, die Zentrumsunion, die 1964 die Wahlen gewann.

1955 Pogrome gegen die noch in der Türkei verbliebenen Griechen und Flucht von über 100.000 orthodoxen Griechen aus der Türkei. 

1955 - 1960

Der griechisch-orthodoxe Klerus von Zypern wurde zum Vorkämpfer der sog. Enosis-Bewegung, die für eine Vereinigung der Insel mit dem Mutterland Griechenland eintrat. Erzbischof Makarios (1913-1977) war die herausragende Leitfigur. 1955 – 1959 kam es zum bewaffneten Kampf der Untergrundorganisation EOKA gegen die Briten. Aufgrund des hohen Anteils von Nicht-Griechen an der Bevölkerung Zyperns (ca 19 % Türken, dazu Armenier und andere) war ein Anschluss an Griechenland nicht durchsetzbar. So kam es 1959 zu den Verträgen von Zürich und London, die das Selbstbestimmungsrecht der Griechen nicht anerkannten. Diese Vereinbarungen waren die Grundlage zur Bildung der Republik Zypern, die am 15. 8. 1960 ausgerufen wurde und deren Bestand und Struktur von Großbritannien, Griechenland und der Türkei garantiert war. Ein Anschluss an einen anderen Staat und eine Aufteilung in 2 selbständige Staaten wurde dabei untersagt. Außerdem wurden Großbritannien 2 exterritoriale Gebiete (Militärbasen) zugestanden. Die den Inselbewohnern aufgezwungene Verfassung führte bald zu Konflikten zwischen griechischen und türkischen Zyprioten, die 1963 in eine blutige Auseinandersetzung übergingen. Daraufhin wurden 1964 UN-Friedenstruppen nach Zypern entsandt. 

1967 - 1973

21.4. 1967 Obristenputsch rechtsgerichteter Offiziere unter Georgios Papadopoulos und Errichtung einer Militärdiktatur mit allen Merkmalen eines totalitären Regimes. Der König versuchte mit Unterstützung einiger Offiziere das Regime zu stürzen, scheiterte jedoch und musste im Dezember 1967 ins Ausland fliehen. (Praktisches Ende der Monarchie) 17. 11. 1973 Aufstand Athener Studenten , der brutal niedergeschlagen wird. Papadopoulos, der auf Druck des Auslands kleinere Liberalisierungs-Maßnahmen durchführt, wird durch einen internen Putsch von Hardlinern gezwungen zurücktreten und der Chef der Militärpolizei Ioannidis wird neuer griechischer Staatschef. 

1974 - 1983

Die griechischen Obristen unter Demitrios Ioannidis sehen ihre Macht geschwächt und streben zur Festigung ihrer Position eine Vereinigung mit Zypern an. Sie stiften griechisch-zypriotische Offiziere zum Putsch (15. 7. 1974) gegen den zypriotischen Präsidenten Makarios an, um den Anschluss an Griechenland zu erzwingen. Dies gibt der Türkei den willkommenen Anlass, den vorwiegend von Türken besiedelten Norden Zyperns (ab 20. 7. 1974) zu besetzen und ca. 180.00 griechische Zyprioten in den Süden der Insel zu vertreiben, während gleichzeitig die meisten Zyperntürken des Südens in den Norden flüchten. 37% der Inselfläche wird durch türkisches Militär besetzt und Festlandstürken werden zusätzlich zur einheimischen Bevölkerung angesiedelt. So entstanden zwei ethnisch getrennte Siedlungsgebiete/Teilstaaten.

Am 13. 2. 1975 wird ein eigenständiger türkischer Föderativstaat ausgerufen und später (15.11.1983) die nur von Ankara anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Der Sicherheitsrat der UN verurteilte zwar die Abtrennung, in der Praxis wurde der Konflikt jedoch seitdem eingefroren. Die Grenze zwischen den beiden Landesteilen wird durch eine demilitarisierte Zone (Greenline) durch UN-Truppen geschützt und geht auch durch die Hauptstadt Nikosia. (siehe Karte3: Geteilte Insel Zypern). Im Norden der Insel sind seitdem türkische Truppen (ca. 36.000 Soldaten) stationiert. Maßgeblicher Vertreter der türkischen Zyprioten war Rauf Denktasch (1924-2012), der von 1973-1974 Vizepräsident Gesamtzyperns und von 1976 – 2005 Präsident der Türkischen Republik Nordzypern war. 

1974 - 1978

Das Eingreifen der Türkei auf Zypern führt zum Sturz der Militärjunta in Griechenland. Juni 1974: Der ehemalige Ministerpräsident Karamanlis kehrt aus dem Exil nach Athen zurück und seine Partei erhält bei den Parlamentswahlen im November 1974 die absolute Mehrheit. Bei einem Referendum stimmen 70% der Griechen gegen die Monarchie, die damit auch juristisch beendet ist. 

1979 - 1991

Karamanlis regiert bis 1981 und betreibt den Anschluss Griechenlands an die Europäische Gemeinschaft. Im Mai 1979 Vertrag über den Beitritt Griechenlands zur Europäischen Gemeinschaft, tritt zum 1. 1. 1981 in Kraft. Die Wahlen 1981 gewinnt jedoch sein Kontrahent von der sozialistischen Partei PASOK, Andreas Papandreou. In der Folge wechseln sich Konservative und Sozialisten in de Regierung mehrfach ab. 

1991

(17. 9. ) Nach dem Zerfall Jugoslawiens erklärt auch die Teilrepublik Mazedonien nach einem Referendum ihre Unabhängigkeit. Der Name führt jedoch zu hefigem Protesten Griechenlands, das auf seine Provinz Mazedonien und seine historischen Verbindungen zu diesem Namen verweist. Zwar haben die Großmächte USA, Russland und China die Republik Mazedonien auch unter diesem Namen anerkannt, die meisten übrigen Mitgliedsländer der NATO und der EU haben jedoch auf Grund massiven griechischen Drucks und aus Solidarität mit Griechenland eine seltsame Namensgebung kreiert, unter der dieser Staat auch in die UN aufgenommen wurde: The former Yugoslav Republic of Macedonia (dt. Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien). Als Kürzel der englischen Bezeichnung wird nun häufig der Name F.Y.R.O.M. verwendet, der bei den Mazedoniern allerdings nicht auf Gegenliebe stößt (siehe meinen Post http://euro-ethnien.blogspot.de/2013/11/2181-mazedonien.html Der Namensstreit mit Griechenland dauert an, obwohl Mazedonien beim Flaggenstreit nachgegeben hat. 

1991- 2003

Die beiden großen Parteien betreiben eine intensive Klientelpolitik. Allein die PASOK soll nach ihrer Regierungsübernahme 1981 bis zu 400.000 neue Beschäftigte in den öffentlichen Dienst eingestellt haben. Die stark zentralisierte Verwaltung arbeitet wenig effektiv und belastet erheblich den Staatshaushalt. Hinzu kommen überproportionale Militärausgaben wegen des Dauerstreits mit der Türkei – nicht nur wegen Zypern, sondern auch wegen evtl. Erdölvorkommen in der Ägäis. Zwischen 1979 und 1992 wurde die Währung (Drachme) um 86% abgewertet, wodurch Exporte verbilligt wurden. Die griechische Regierung unter Ministerpräsident Mitsotakis schloss sich 1993 dem Maastricht-Vertrag mit der Option der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung an. Das bedeutete aber eine Anpassung an europäische Standards. Das bedeutete Keine Abwertungen mehr, Rückgang der Exporte und steigende Schuldenaufnahme. Mit gefälschten Zahlen gelingt Griechenland der Beitritt zur Europäischen Währungsunion ab dem 1. 1.2001.

Mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 2004 in Athen kann ein Imagegewinn für das Land verbucht werden, besonders der Tourismus profitiert, der ohnehin wichtigster Devisenbringer ist. 

2004

Nach 1975 wurden immer wieder Versuche unternommen, eine Lösung des Zypern-Konfliktes zu finden, die jedoch stets an den unüberbrückbaren Forderungen der griechischen wie der türkischen Zyprioten scheiterten. Erst 2002 – die EU war bereit die (griechische) Republik Zypern als neues Mitglied aufzunehmen - auch ohne Lösung des Konfliktes mit dem Norden – kam es zu erneuten Verhandlungen unter Federführung von UN-Generalsekretär Annan. Der Annan-Plan zur Wiedervereinigung sah eine Föderation der Teilstaaten vor, dazu einen limitierten Ausgleich der Teilgebiete zugunsten des Südens und eine begrenzte Rückkehr beider Bevölkerungsgruppen in ihre alte Heimat, dazu die zyprische Staatsangehörigkeit für ca. 45.000 angesiedelte türkische Einwanderer. In 2 getrennten Volksabstimmungen wurde der Plan von einer deutlichen Mehrheit im Süden abgelehnt, während die türkischen Zyprioten für den Plan stimmten. Damit besteht das Problem bis zum heutigen Tage weiter, obwohl inzwischen seit 2008 auf beiden Seiten pragmatische Politiker an einer Annäherung arbeiten. 

2004 - heute

Als 2004 die konservative ND wieder an die Regierung kam wurde die Klientelpolitik weiter betrieben. Außerdem erwies sich die Mitgliedgliedschaft im Euro als Nachteil. Sie ermöglichte die Aufnahme von Schulden zu niedrigen Zinsen, wovon der Staat und die griechischen Banken in großem Umfang Gebrauch machen. Das Geld wird jedoch nicht investiert sondern geht in den Konsum und führt zunächst zu einem bisher nicht dagewesenen Wohlstand. Der Wohlstand auf Pump ist nicht zu halten. Während der Welt-Finanzkrise 2007 steigt die griechische Staatsschuldenquote von 107% In 2007 auf 129% in 2009. Die griechische Regierung muss das bisher der EU angegebene Haushaltsdefizit von 3,7 auf 12,7% des Brutto-Inlandsprodukts korrigieren. 2010 musste Griechenland erstmals ein Hilfspaket von 45 Mrd. Euro beantragen, um fällige Kredit-Rückzahlungen vornehmen zu können. In der Folge muss die Europäische Zentralbank, die Eu und de Internationale Währungsfond (die sog. Troika) weitere Kredite und Bürgschaften im Umfang von mehreren 100 Mrd. Euro vergeben, um den Staatsbankrott Griechenlands zu vermeiden. Die Kreditvergabe erfolgte jedoch unter strengen Auflagen, die zu erhöhter Arbeitslosigkeit und einer Verarmung der einfachen Bevölkerung führen. Die Folge: Ein Regierungswechsel zu der ultralinken Syriza-Partei unter Ministerpräsident Alexis Tsipras. Ein Ende der griechischen Finanzkrise ist nach wie vor nicht absehbar.




Zusammengestellt unter Verwendung vor allem folgender Unterlagen:


· Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 35–37/2012)

· http://www.laender-lexikon.de/Griechenland_(Geschichte)

· https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland

· http://griechenland.conbook.de/neuere-griechische-geschichte/

· http://www.sopos.org/aufsaetze/50dc887f5e504/1.phtml = Ossietzky - Zweiwochenschrift für
                                                                                                    Politik / Kultur / Wirtschaft

· Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 12/2009 Zypern)

· http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos
  /01-Nodes_Uebersichtsseiten/Zypern_node.html

· EU_und_Zypern (pdf) und Engin Karatas „die Europäische Union und Zypern“ (Schriften zur
   internationalen Politik, Band 26)

· https://de.wikipedia.org/wiki/Türkische_Republik_Nordzypern

· Werner Weidenfeld (Hrsg.) „Europa-Handbuch“ – Bundeszentrale für politische Bildung –
   Band 373 - 2002







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen