Mit Ergänzungen November 2021
Vorwort – Einführung – Lage und Zahlen
Luxemburg ist ein Produkt seiner bewegten Geschichte. Das
letzte Großherzogtum in Europa liegt an der Grenze des germanischen zum
romanischen Kultur- und Sprachkreis und hat im Laufe der Zeit viele Epochen mit
politischen Einflüssen aus beiden Bereichen erlebt. In Europa gibt es wohl kein
anderes Land mit vergleichbaren Widersprüchen zwischen Einheit und Vielfalt,
politisch festgelegter und individuell gelebter Identität.
Dem Besucher Luxemburgs
begegnen diese Widersprüche auf Schritt und Tritt. In Luxemburg (Stadt) sind
die Straßenschilder fast ausnahmslos französisch, im Grenzbereich zu
Deutschland sowohl französisch als auch letzeburgisch (dem moselfränkischen
Dialekt mit Luxemburger Sonderstatus) und im Grenzbereich zu Frankreich und
Belgien sowohl französich als auch deutsch und letzburgisch. Zeitungen gibt es
fast ausnahmslos in deutscher Sprache (mit gelegentlichen Einschüben in
letzeburgisch oder französisch). Aus dem Radio tönt es sowohl auf
letzeburgisch, deutsch und französisch und ebenso vielfältig ist der
Fernsehkonsum – jedoch mit einer starken Tendenz zum deutschen Fernsehen.
Offizielle Bekanntmachungen und gerichtliche Urteile erfolgen in der Regel in
französischer Sprache, zumindest ist die französiche Fassung verbindlich –
daneben gibt es aber auf den unteren Behördenebenen einsprachig deutsche und
zweisprachige Texte. Geht man in eine Kirche (Luxemburg ist überwiegend
katholisch) so wird die Messe fast ausschließlich in deutscher Sprache
gehalten, das Gebet- und Gesangbuch ist ebenfalls deutsch (das Gotteslob des
deutschen Sprachraums), gepredigt wird allerdings fast ausschließlich auf
letzeburgisch, wobei es dem außenstehenden Beobachter – soweit er nicht aus dem
Grenzraum kommt - nicht nur bei dieser Gelegenheit schwerfällt, den ständigen
Sprachwechsel zu verstehen. (aber dazu später mehr >>>2. Sprache)
Luxemburg ist mit einer
Fläche von 2586 qkm einer der kleinsten Flächenstaaten der Welt und nach Malta
der zweitkleinste der Europäischen Union. Es grenzt im Süden an Frankreich
(Lothringen) im Westen an Belgien und im Osten an Deutschland (Rheinland-Pfalz
und Saarland). Zum 1. 1. 2021 hatte Luxemburg 634730 Einwohner, davon 47,2 %
Ausländer.(=299.436[1]
Dieser hohe Ausländeranteil ist zum einen darauf zurückzuführen, dass Luxemburg
der Sitz vieler Einrichtungen der Europäischen Union und ein internationaler
Bankenplatz ist. Zum anderen gibt es einen großen Mangel an Arbeitskräften, der
durch Zuzug und Pendler aus den angrenzenden Staaten ausgeglichen wird, in der
Vergangenheit aber vor allem durch Zuzug von Potugiesen und Italienern gedeckt
wurde. Auch diese Situation wirkt sich auf den Gebrauch der Sprachen im Alltag
aus.
2. Sprache(n)
Auf den ersten Blick
könnte ein Ausländer meinen, Luxemburg sei ein französisch-sprachiges Land. Der
Eindruck wird durch die öffentlichen Aufschriften verstärkt und bei Besuchen in
Banken, Hotels, Restaurants usw. hat er keine Probleme, sich auf französich zu
verständigen. Aber auch der hochdeutsch sprechende Besucher hat keine
Verständigungsschwierigkeiten, es sei denn, er trifft auf einen der vielen
Gastarbeiter. Tatsächlich gehört Luxemburg aber nahezu vollständig zum Bereich
der moselfränkischen Mundart Letzeburgisch („Lëtzebuergesch“), die von der
deutschen Hochsprache überdacht wird.[2]
Nur an zwei Stellen ragt das französische Sprachgebiet geringfügig nach
Luxemburg hinein, und zwar im Nordwesten im Kanton Wiltz mit den wallonischen
Ortschaften Doncols, Soller (Sonlez), Ischpelt (Tarchamps) und Walter
(Watrange) und im Südwesten mit der französischen Ortschaft La Sauvage.[3]
In diesen 5 Dörfern leben insgesamt ca. 1000 Einwohner.
Die moselfränkische
Mundart wird auch im angrenzenden Rheinland-Pfalz (insbesondere im Raum um
Bitburg), im angrenzenden belgischen Arlon / Areler Land (siehe unter 2.0106),
in Lothringen um Diedenhofen (Thionville) und Sierck (siehe unter 2.0108) und – was man nicht vermutet – in
Siebenbürgen gesprochen (hierauf werde ich später unter 2.0117 eingehen).
Allerdings hat sich die letzeburgische Variante der moselfränkischen Mundart in
den letzten Jahrzehnten anders entwickelt als im angrenzenden Bereich der Eifel
um Bitburg. Auf der deutschen Seite wurde der Dialekt stärker von der deutschen
Hochsprache beeinflußt, während auf der luxemburgischen Seite viele Gallizismen
bzw. wallonische Belgizismen Eingang in die luxemburgische Alltagssprache
gefunden haben, aber auch spezifisch luxemburgische Abwandlungen der deutschen
Hochsprache.[4]
Ähnlich der Situation in
der Schweiz hat das Letzeburgische in Luxemburg einen anderen Stellenwert
gegenüber dem Hochdeutschen als in den übrigen deutschen Staaten. Die Ursachen
liegen wie schon erwähnt in der langen wechselvollen Geschichte. Besonders
negativ hinsichtlich der Nutzung der deutschen Hochsprache wirkte sich die
deutsche Besatzung im 2. Weltkrieg aus (>>> 3. Geschichte). Schon
1939, als man eine Einfiltrierung durch
Nazi-Deutsche fürchtete, hat der luxemburgische Gesetzgeber die Beherrschung
des Letzeburgischen zur Voraussetzung für eine Einbürgerung gemacht. Nach dem
2. Weltkrieg musste das Hochdeutsche dem Letzeburgischen als Sprache des
Parlaments weichen.
Bis zur neuen Verfasssung
von 1948 waren deutsch und französisch ausdrücklich als Amtssprachen anerkannt,
wobei allerdings schon seit 1815 im Bereich der höheren Behörden und
Gerichtsbarkeit das französische überwiegte. Die Verfassung von 1868 hatte
Französisch und Deutsch zu gleichberechtigten Amtssprachen erklärt, während die
neue Verfassung von 1948 die Frage der Amtssprachen offen hielt und bestimmte,
dass ein späteres Gesetz eine Lösung festlegen sollte.
Dies geschah schließlich
mit dem Sprachengesetz vom 24. 2. 1984.[5] Damit wurde zumindest ein rechtlich
deutlicher Rahmen festgelegt. Das Gesetz wertet in Artikel 1 das Letzeburgische
als Nationalsprache Luxemburgs auf und will damit vor allem eine eigenständige
luxemburgische Identität fördern. Gleichzeitig wird in den Artikeln 3 und 5 des
Sprachengesetzes das Letzeburgische formal dem Deutschen und dem Französischen
als Verwaltungssprache und bei Gericht gleichgestellt. Artikel 3 legt aber
eindeutig fest, dass alle 3 Sprachen gleichberechtigt in
Verwaltungsangelegenheiten bei Behörden und öffentlichen Einrichtunen benutzt
werden können und dass Behörden einem Anfragenden oder Antragsteller in der
Sprache antworten sollen, in der das Anschreiben erfolgte. Artikel 2 bestätigt
die Praxis, dass Französich die Sprache der Gesetzgebung einschließlich der
Durchführungsbestimmungen ist. Die übrigen Artikel bedeuten jedoch eher eine leichte
Schwächung des Französischen im Verhältnis zu Deutsch und Letzeburgisch.
Für den außenstehenden
Beobachter drängt sich der Eindruck auf, dass das Gesetz vor allem eine
Image-Aufwertung des Letzeburgischen bedeutete und die Eigenständigkeit Luxemburgs
von den beiden großen Nachbarn unterstreichen sollte. Kritisch ist allerdings
anzumerken, dass eine weitere Aufwertung des zur „Staatssprache“ gewordenen
Dialekts auch kaum im Interesse der Luxemburger liegen kann, wenn damit ein
Ausbau der Sprachnormierung und damit des Schul-Unterrichts verbunden wäre, der
auf Kosten der beiden großen Nachbarsprachen ginge, deren Kenntnis gerade für
den Luxemburger von außerordentlicher Bedeutung ist. Schließlich ist ein
sozialer Aufstieg eindeutig mit einer guten Kenntnis dieser Sprachen verbunden.
(Siehe auch nachstehende Punkte 4 – 5)
Zusammenfassend kann man
sagen, dass das Letzeburgische vor allem zur mündlichen Kommunikation benutzt
wird und Deutsch und Französisch ihre besonderen Domänen haben, die sich seit über
einem Jahrhundert herausgebildet haben.
Das Verhältnis von
Letzeburgisch zu Deutsch unterscheidet sich im Grunde nur unwesentlich von der
Situation anderer deutscher Mundarten zum Hochdeutschen. Überall wo die Mundart
auch Muttersprache ist und gleichzeitig Kommunikationsmittel im Alltag liegt
das gleiche Verhältnis vor, ganz besonders in der Deutsch-Schweiz, aber ebenso
in Bayern, Baden-Württemberg und den niederdeutschen Sprachgebieten in
Norddeutschland, ganz zu schweigen von den Friesisch-Muttersprachlern
(>>>3.050 und folgende). Dennoch versucht das offizielle Luxemburg
eine Sonderstellung des Letzeburgischen zu
reklamieren. So z. b. die Ministerin für Erziehung und Berufsausbildung,
Frau Mady Delvaux-Stehres, wenn sie in einer ansonsten lobenswerten
Handlungsanweisung für Schulen schreibt:„Trotz
seiner sprachgenealogischen Herkunft darf das Luxemburgische nicht als eine
Variante des Deutschen angesehen werden. Es handelt sich vielmehr um eine
etablierte, standardisierte und kodifizierte Ausbausprache und ist heute –
insbesondere unter funktionaler Perspektive – als neue germanische
Nationalsprache anzusehen.“[6]
Wenn man in dieser Drucksache weiter liest, findet man
dann u. a. auch folgende Hinweise, die
genau so gut in jeder Richtlinie eines anderen deutschen Staates oder
Bundeslandes stehen könnten (beispielsweise in Südtirol, wo die gleiche
Sprachsituation vorliegt: Tiroler Dialekt – Hochdeutsch – Italienisch oder
einem Schweizer Kanton). Hier heißt es:
„Dies gilt
besonders auch für das Deutsche, das
auf Grund der Sprachverwandtschaft zum Luxemburgischen keine Fremdsprache ist. Es ist jedoch auch keine Zweitsprache, da das Deutsche
in Luxemburg nicht als kommunikative Verkehrssprache gebraucht wird. Allerdings wird das Deutsche via Medien stark rezipiert. Seine besondere Bedeutung hat
das Deutsche als Alphabetisierungssprache und als
Kommunikationssprache in der Schule, besonders auch in den Sachfächern. Dem Deutschunterricht fällt bis zur
neunten Klasse die Aufgabe zu, Kompetenzen zu vermitteln, die normalerweise im Muttersprachenunterricht erworben werden. Im Deutschen werden zum einen sprachliche
Handlungskompetenzen vermittelt, zum
anderen hat das Deutsche
auch grundlegende Bedeutung
für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung der Kinder.“Hier fehlt im 1. Satz m. E. nur die Feststellung, dass der luxemburgische Dialekt von der deutschen Hochsprache überdacht wird[7], eine Feststellung die die luxemburgische Sonder-Identität keineswegs beinträchtigen würde. Inzwischen – fast siebzig Jahre nach dem 2. Weltkrieg ist auch eine spürbare Entkrampfung im Verhältnis zu Deutschland und zur deutschen Sprache eingetreten. Schon 1968 stellt Albert Verdoodt[8] eine gewisse Rückkehr zum Deutschen aus vielerlei Gründen fest. Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt und hat einem weniger verkrampften Gebrauch der deutschen Hochsprache Platz gemacht. Ein großes Verdienst bei diesem Prozess hat sicher der langjährige luxemburgische Ministerpräsident Jean Claude Juncker (jetziger Ratspräsident der EU), der anläßlich der Verleihung des Karlspreises 2006 an ihn u. a. sagte: … Und weil ich ein Freund der Deutschen bin, und weil nach all den Irrungen und Wirrungen der Zeit, die Deutschen uns noch nie so gute Nachbarn waren, wie sie es uns heute sind….[9]
3. Geschichte
Ich beschränke mich im folgenden auf einen geschichtlichen Überblick und verweise im übrigen auf andere Informationsquellen.
963 Graf Sigfried aus dem Bereich der Ardennen erwirbt
das ehemalige Römerkastell. In der Kauf bzw. Tauschurkunde wird Luxemburg
(Lucilinburhuc) erstmals erwähnt. Diese luxembujrger Grafen herrschen bis
1136 im Raum zwischen Maas und Mosel.
1137 – 1443 geht der luxemburgische Besitz wegen
Kinderlosigkeit des letzten Grafen an Heinrich von Namur über, der das Haus
Luxemburg- Namur begründet.Von ihm und seinen Nachfolgern wird der Besitz
kontinuierlich ausgeweitet. 1308 wählen die deutschen Kurfürsten Heinrich VII
von Luxemburg zum deutschen König und Kaiser. In der Folge wird Luxemburg
Herzogtum und Luxemburger sind
gleichzeitig Könige von Böhmen. 1340 wird Luxemburg aufgeteilt in ein Quartier wallon und ein Quatier allemand.
1443 – 1477
Luxemburg kommt unter burgundische Herrschaft
1477 – 1684
Luxemburg gehört zum Herrschaftsgebiet der spanischen Habsburger. 1659 gehen im
Pyrenäenfrieden lothringische Gebiete an Frankreich verloren.
1684 – 1697
gehört Luxemburg zu Frankreich
1697 – 1714
Rückgabe an die spanischen Habsburger. Im spanischen Erbfolgekrieg (1701-1704)
wechselt häufig der Besitz
1714 – 1795
Luxemburg gehört zum Hause Habsburg /Österreich
1795 – 1814
Frankreich besetzt Luxemburg
1815 Auf dem
Wiener Kongreß wird Luxemburg Großherzogtum und in Personalunion unter Wilhelm
I von Oranien Bestandteil der Vereinigten Niederlande. Luxemburg ist
Bestandteil des Deutschen Bundes.
1839 Die
Vereinigten Niederlande zerfallen in 3 Staaten, die heutigen Niederlande,
Belgien mit dem wallonischen Teil von Luxemburg (einschließlich Arel) und das
Großherzogtum Luxemburg (weiter in Personalunion mit den Niederlanden von
Wilhelm I regiert)
1842 Beitritt
zum Deutschen Zollverein
1867 Nach dem
Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 und dem Zerfall des Deutschen Bundes
wird Luxemburg nach Vereinbarung
zwischen Preußen und Frankreich zur immerwährenden Neutralität verpflichtet.
1890 Ende der
niederländisch-luxemburgischen Personalunion. Adolf von Nassau wird
luxemburgischer Großherzog.
1914 – 1918 Im
1. Weltkrieg wird Luxemburg von Deutschland besetzt, die Regierung bleibt
jedoch im Amt
1919 Austritt
aus dem Deutschen Zollverein und 1922 Zollunion mit Belgien.
1939 Große
Feier des 100jährigen Bestehens
1940 – 1944
von Nazi-Deutschland besetzt und verwaltet (Gau Moselland)
1948 Neue
Verfassung, keine Verpflichtung mehr zur Neutralität
1949 Mitglied
der NATO
1951 Neben der
Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Italien
ist Luxemburg Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und
Stahl (Auch Montan-Union genannt) Es unterstützt in der Folge den europäischen
Einigungsprozess und wird zum Vermittler zwischen Deutschland und Frankreich.
1957 Unterzeichnung
der Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
(EWG), die später (1969) zur Europäischen Gemeinschaft (EG) durch Beitritt
weiterer Mitgliedsstaaten erweitert wurde und durch den Vertrag von Maastricht (1992) zur Europäischen Union (EU) mit
teilweiser Europäischer Währungsunion. Luxemburg gehörte jeweils zu den
Befürwortern dieser Entwicklung und Luxemburg (Stadt) ist Sitz verschiedener
Institutionen der EU, u. a. des Europäischen Gerichtshofs.
Handbuch der Luxemburger Geschichte in vier Bänden für die Klassen des Sekundarunterrichts (Edition Bourg-Bourger et Paul Margue)
Verdoodt „Zweisprachige Nachbarn“ (Ethnos Nr. 6) S. 170 – der Artikel über Luxemburg (ab S. 133)
Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten (Herausgeber Hinderling/Eichiner) Abhandlung über Luxemburg ab S. 463ff
http://de.wikipedia.org/wiki/Luxemburg#Geschichte
Es ist eine ganz persönliche Entscheidung eines Luxemburgers, welchem Kulturkreis er sich mehr verbunden fühlt. So gibt es Schriftsteller die sich der deutschen, andere die sich der französischen Sprache bedienen. Dazu gibt es die Literatur in letzeburgischer Sprache, die sich allerdings mehr auf Kinder- und Jugendbücher und Heimatliteratur (Luxemburgensia) konzentriert. In den 2 Theatern von Luxemburg-Stadt gastieren deutsche, belgische und französische Ensembles und der Luxemburger muss sich auch hier entscheiden, wovon er sich besonders angesprochen fühlt. Generell kann man sagen, das bei sozial höher gestellten noch immer eine Tendenz hin zur französischen Sprache besteht, die als vornehmer gilt.
In einer Information des deutschen Auswärtigen Amtes heißt es zu den Kultur-Beziehungen zwischen Deutschland und Luxemburg u. a.:
Die
kulturellen Beziehungen zu Luxemburg sind gut und vielfältig. Auf den Gebieten
Kunst, Theater, Literatur, Musik, Hochschulen usw. gibt es regen Austausch -
wenn auch vorwiegend als Einbahnstraße von Deutschland nach Luxemburg, was in
Anbetracht der Größenverhältnisse verständlich ist. Die Medien berichten
regelmäßig über kulturelle Veranstaltungen in Deutschland. Dank des
problemlosen sprachlichen Zugangs finden das deutsche Fernsehen und die deutschen
Printmedien in Luxemburg eine sehr große Verbreitung.
Ein
Kulturabkommen zwischen Luxemburg und Deutschland wurde am
28. Oktober 1980 unterzeichnet und ist am 01. März 1982 in
Kraft getreten. Es sichert u.a. luxemburgischen Studenten den Zugang zu deutschen
Universitäten …Etwa 800 Luxemburger studieren an deutschen Hochschulen, zumeist
Germanistik, Ingenieur- und Naturwissenschaften. www.auswaertiges-amt.de
________________________________________
Ab dem Alter von 4 Jahren besuchen alle Kinder,
abgesehen von Ausnahmefällen, den öffentlichen Kindergarten, genannt Spillschoul
("Spielschule"),
In
Luxemburg ist seit 1992 die Vorschulerziehung ab dem Alter von vier
Jahren Pflicht. Für Kinder von Ausländern besteht zwar keine Verpflichtung
Letzeburgisch zu erlernen, aber die Ausdehnung der Schulpflicht auf 2
Vorschuljahre gewährleistet ausländischen Schülern doch eine bessere
sprachliche Vorbereitung..[10]
In der Schule werden die Kinder in der
deutschen Sprache alphabetisiert, der letzeburgische Dialekt gilt dabei als
Hilfssprache (s. o. unter 2. Sprache). Französich wird ab dem 2. Schuljahr
zusätzlich gelehrt. Bis zur 6. Klasse wird eine Stunde Letzeburgisch
unterrichtet. Insgesamt haben Luxemburger Schüler ein überproporzionales Pensum
an Sprachunterricht zu bewältigen, denn später kommt auch noch englisch als
Fremdsprache hinzu. In der Unterstufe des Gymnasiums bleibt Deutsch die
Hauptunterrichtssprache, während in der Oberstufe Französisch überwiegt.5. Politische Situation - Perspektiven
Wie schon an anderer Stelle ausgeführt, ist die europäische Einigung ein Glücksfall für Luxemburg. Daher stehen Luxemburger Politiker auch in vorderster Reihe bei den bisherigen Erfolgen, besonders auch der langjährige Ministerpräsident und vorherige EU-Ratspräsidnet Jean-Claude Juncker (Siehe unter 2. und Fußnote 9). Auch die wirtschaftliche Situation in Luxemburg ist über dem EU-Durchschnitt und es gibt keine gravierenden innerpolitischen Probleme. Ein offenes außenpolitisches Problem wurde 2013 ebenfalls im europäischen Geist gelöst. Am 10. 4. 2013 gab Ministerpräsident Juncker in einer Regierungserklärung bekannt, dass Luxemburg ab 2015 Zinseinkünfte von Ausländern an die zuständigen Heimat-Finanzämter mitteilen werde. Damit gab man ein eindeutiges Signal vor allem an die Nachbarn Deutschland und Frankreich, dass man auf diesem Gebiet nicht weiterhin im Abseits stehen wolle.[11]
Offen bleibt die weitere Entwicklung der "Nationalsprache" Letzeburgisch. Wenn sich die Luxemburger weiterhin auf eine europäische Identität hin entwickeln, werden sie m. E. auch unverkrampfter mit ihrem Dialekt bzw. der „National-Sprache“ umgehen und sich im übrigen selbstverständlich zum deutschen Sprach- und Kulturraum zählen.
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Luxemburg
[2] Siehe hierzu die Ausführungen von Jan Goossens in
„Deutsche Dialektologie“ (Sammlung Göschen ISBN 3-11-007203-3) u. a. S. 42
[3] Guy Héraud „Die Völker als Träger Europas“
(Ethnos-Schriftenreihe 4) S. 116
[4] Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten
(Herausgeber Hinderling/Eichiner) Abhandlung über Luxemburg ab S. 459
[5] wie vor, Gesetzestext in französich S. 469 und in
deutscher Übersetzung S. 476
[6] Bildungsstandards
Sprachen - Leitfaden für den kompetenzorientierten Sprachenunterricht
an Luxemburger Schulen - ISBN
978-2-87995-962-7 © 2008 Ministère de l'Éducation nationale et de la
Formation professionnelle, Luxemburg
[7] Siehe Jan Goossens in „Deutsche Dialektologie“ (wie
unter Fußnote1)
[8] A. Verdoodt „Zweisprachige Nachbarn“ (Ethnos Nr. 6)
S. 170 – der Artikel über Luxemburg (ab S. 133 enthält viele weitere Details über
die geschichtlichen Entwicklungen in
Luxemburg und die 1968 vorliegenden Gegebenheiten
[9]http://www.karlspreis.de/preistraeger/2006/rede_des_karlspreistraegers_2006_jean_claude_juncker_premierminister_von_luxemburg.html
Europäischen Union - Ein Problemaufriß“ – herausgegeben von der
Europäischen Kommission
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